
Apples Genius-Funktion erstellt Playlisten, die sich am Musikgeschmack der iTunes-Nutzer orientieren. Es gibt jedoch noch eine ganz andere Herangehensweise: Das Plug-in Mufin analysiert Musik auf technischer Basis und wertet die Stücke aus. Tempo, Rhythmus und andere Merkmale eines Liedes überprüft Mufin anhand eines Algorithmus. Insgesamt sollen es 40 Merkmale sein. Die Technik unter der Haube stammt ursprünglich vom Fraunhofer-Institut.

Damit der Dienst funktioniert, muss Mufin zunächst die Musikbibliothek analysieren. Der Nutzer kann in den Einstellungen festlegen, ob das Plug-in nur jeweils 30 Sekunden der Songs oder gleich alles überprüfen soll. Letzteres dauert länger, bringt aber bessere Ergebnisse. Wenn Mufin die Lieder in iTunes überprüft hat, kann man von nun an neue Playlisten anhand von Referenzliedern erstellen – ganz wie mit Genius.
Zusätzlich nach Länge und Umfang sortiert
Erfreulicher Weise kann man bei Mufin nicht nur die Anzahl der Lieder für die neue Playlist festlegen, sondern alternativ auch die gewünschte Spieldauer oder Größe in Megabyte. Dies kann sehr praktisch sein, wenn man beispielsweise einen iPod Shuffle mit Musik fürs Joggen befüllen will. Generell hat die technische Herangehensweise des Plug-ins Vor- und Nachteile gegenüber Genius. Zum Laufen oder für eine Party kann es sehr nützlich sein, wenn die Musik nach Tempo oder Rhythmus ausgewählt ist.
Bei Genius verhindert der Geschmack von vielen, dass grobe Ausreißer zu finden sind. Mufin geht nach akustischen Gesichtspunkten vor, nicht nach geschmacklichen. Genius-Playlisten sind im Schnitt also abwechslungsreicher, weil hier auch Titel aus anderen Musikrichtungen vorkommen, die beispielsweise im Tempo vom Referenzlied abweichen. Findet Mufin nicht genügend Lieder, die dem Referenzlied entsprechen, kann eine Playliste unter Umständen auch nur zwei Lieder kurz sein.
Bei bekannten Liedern zeigt Mufin in der Seitenleiste ähnliche Titel als “Empfehlungen” aus der Mufin-Online-Datenbank. Hier sieht man auch Titel, die der Nutzer nicht in seiner Bibliothek hat. Dazu überträgt das Plug-in den Titel des Liedes an den Webdienst des Unternehmens. Sprecher Martin Schmittberger verspricht gegenüber Macwelt, dass dies anonym geschieht. Besonders hier zeigt sich der Nachteil der technischen Arbeitsweise. Ob Fans britischer Rockmusik tatsächlich auch “Pur” hören würden, wie die Mufin-Empfehlungen vorschlagen, ist sehr fraglich.

Mufin hat seine Stärken bei Anwendungen oder Nutzern, die möglichst ähnlich klingende Musik brauchen. Beim Joggen hilft ein gleichmäßiger Rhythmus, Rock nach Reggae stört hier. Gleichzeitig hilft die Herangehensweise von Genius dabei, versteckte Perlen in der eigenen Musiksammlung zu finden, die man lange nicht mehr gehört hat. Genius weiß schließlich, was anderen Hörern mit dem gleichen Geschmack gefällt.
Eines ist beiden Diensten gemeinsam: Sie sind nur so gut wie die Musiksammlung es erlaubt. Kleine Musikbibliotheken machen es den intelligenten Playlist-Generatoren äußerst schwer, passende Musiklisten zu erstellen. Mufin leidet zudem besonders, wenn der Nutzer eine Liste aus einem Referenzstück haben möchte, von dessen Art es nur wenige gibt. Gibt es beispielsweise nur wenige Jazz-Stücke auf der Festplatte eines Metal-Fans, dann werden beinahe alle Stücke der fertigen Playlist von diesem Album stammen – zudem wird die Playliste sehr kurz.
Anwender können die Empfindlichkeit des Algorithmus mit dem Regler “Konfidenz” bestimmen. Je höher der Wert, desto genauer sind die Resultate. Zu hohe Einstellungen führen dazu, dass die Ergebisse nur noch aus sehr wenigen Liedern bestehen. pw