Time Machine als einfache und benutzerfreundliche Backuplösung verlangt nach einer Auseinandersetzung mit den passenden Speichermöglichkeiten. Herkömmliche Lösungen wie der Anschluss einer externen Festplatte haben bei mobilen Rechnern wie Macbook und Macbook Pro einen großen Nachteil: Man muss sie auch anschließen. Sehr viel einfacher lassen sich drahtlose Lösungen handhaben, wie das speziell auf Time Machine abgestimmte Time Capsule von Apple. Neben der Möglichkeit, die in Time Capsule integrierte Festplatte via Airport zu verwenden, kann diese auch über die Gigabit-Ethernet-Schnittstelle angesprochen werden.

Daneben lässt sie sich direkt für Time Machine benutzen. Time Machine verwendet für das Backup nur den Speicherplatz, der nicht von anderen Daten belegt ist. Anders als bei der Airport-Extreme-Station erkennt Time Machine auch eine per USB an Time Capsule angeschlossene Festplatte als gültiges Backup-Laufwerk.
Einrichtung
Hat man schon eine andere Airport-Station, kann man bei der Einrichtung von Time Capsule mit dem Assistenten des Airport-Dienstprogramms die Einstellungen von dieser Station übertragen. Die alte Station muss dazu eingeschaltet sein. Time Capsule übernimmt den Namen des Netzwerks, die Netzeinstellungen und den Account für den Internet-Zugang. Nur die Passwörter muss man neu eintippen.

Damit Time Machine und der Finder auf die Festplatte von Time Capsule zugreifen können, aktiviert man Filesharing im Airport-Dienstprogramm und legt ein Passwort fest. Das kann entweder das Kennwort der Station sein oder ein separates Passwort nur für den Zugriff auf die Festplatte. Alternativ richtet man Accounts mit Benutzernamen, Passwort und Zugriffsrechten ein, die man dann beim Zugriff über den Finder benutzt. Dann hat jeder Benutzer einen eigenen Bereich auf der Festplatte und sieht nach der Anmeldung nur seine eigenen Daten. Der Gastzugriff lässt sich deaktivieren.
Da es sich bei Time Capsule um ein Netzlaufwerk handelt, kann das Festplatten-Dienstprogramm nicht auf die Festplatte zugreifen, um diese zu löschen. Diese Aufgabe übernimmt deshalb das Airport-Dienstprogramm. Im Test bleibt Time Capsule allerdings beim Löschversuch hängen und muss vom Stromnetz getrennt werden, um die Station neu zu starten.
Backup
Time Capsule erscheint automatisch nach dem Einrichten der Station in der Systemeinstellung Time Machine. Die erste Sicherung der Festplatte eines Macbook mit rund 45 Gigabyte Daten lassen wir über eine Ethernet-Verbindung laufen und benötigen dazu weniger als drei Stunden. Gesichert werden die Daten in einem mit wachsenden Disk Image auf der Festplatte von Time Capsule. Beim Backup-Vorgang aktiviert Time Machine das Image im Finder, kopiert die Daten und deaktiviert anschließend das Image wieder. Um anschließend an die erste Sicherung per Kabelverbindung alle weiteren Sicherungsdurchgänge drahtlos vorzunehmen, müssen wir nur das Ethernet-Kabel abstecken und Airport einschalten. Time Machine erkennt das Laufwerk mit dem darauf angelegten Backup automatisch über die drahtlose Verbindung.

Das Wiederherstellen von Daten aus dem Backup funktioniert wie bei einer lokal angeschlossenen Festplatte. Im Hintergrund aktiviert Time Machine das Disk Image und man kann wie gewohnt auf alle Sicherungskopien zugreifen. Das Programm vergisst anschließend jedoch, das Disk Image zu deaktivieren. Nach dem nächsten Backup verschwindet es dann aber wieder vom Schreibtisch.
Filesharing
Per Filesharing greift man unter Mac-OS X 10.5 über die Seitenleiste auf Time Capsule zu. Standardmäßig wird man zuerst als Gast verbunden und klickt dann auf „Verbinden als“ im Finder-Fenster, um sich mit dem Passwort oder als Benutzer eines Accounts mit Benutzernamen und Passwort anzumelden. Unter Mac-OS X 10.4 erscheint Time Capsule im Finder unter „Netzwerk“. Alternativ nimmt man „Mit Server verbinden“ im Menü „Gehe zu“ und tippt dann „Time-Capsule.local“ ein, sofern man den Namen der Station im Airport-Dienstprogramm nicht geändert hat. Time Capsule kann also auch für Anwender interessant sein, die noch mit Tiger arbeiten und ein Netzlaufwerk benötigen. Man bekommt zusätzlich ein schnelles Airport-Netz.
Den Speicherbedarf eines Backups mit Time Machine darf man nicht unterschätzen. Für einen Hobbyfotografen mit rund 100 Gigabyte an Bildern und einer gut gefüllten Start-Festplatte mit rund 40 Gigabyte, kann der Platz auf der Time Capsule mit ihrer 500-Gigabyte-Festplatte nach einiger Zeit eng werden. Da Time Capsule als Netzwerklösung ideal für mehrere Personen ist, beispielsweise für eine Familie mit zwei bis drei Rechnern, sollte auf den Platzbedarf beim Kauf geachtet werden. Im Gegensatz zur Airport-Basisstation kann man eine am USB-Anschluss der Time Capsule angeschlossene Festplatte auch für ein Backup verwenden. Ideal also, um den Speicher an einen erweiterten Bedarf anzupassen.
Nicht nur die begrenzte Speicherkapazität, sondern auch die Tatsache, dass es sich hierbei um kein professionelles, also auf Sicherheit ausgerichtetes RAID-System handelt, deuten auf einen Einsatzzweck hin – den Heimbereich.
Datentransfer im Test
Wir testen, wie sich Time Capsule in ihrem idealen Revier schlägt. Wir bauen das System dazu in einem Einfamilienhaus mit zwei Stockwerken und drei Rechnern auf. Da ohne Stahlbeton gebaut wurde, ist überall im Haus ein Empfang möglich ist.
Unsere Testperson ist gerne mobil und wechselt oft mit einem Macbook Pro zwischen den Stockwerken hin und her. Im gleichen Raum mit Time Capsule erreicht das Macbook Pro drahtlos eine Schreibrate von 6,6 Megabyte pro Sekunde. Beim Lesen sind es sogar sieben Megabyte pro Sekunde. Angeschlossen über Gigabit-Ethernet steigt die Geschwindigkeit auf 13,7 Megabyte pro Sekunde beim Schreiben und 25,7 Megabyte pro Sekunde beim Lesen. Zum Vergleich schließen wir eine Linkstation Live an und messen fürs Schreiben einen etwas geringeren Wert von 12,5 Megabyte pro Sekunde und beim Lesen einen deutlich schlechteren von 15,6 Megabyte pro Sekunde.

Im Büro, ein Stockwerk unterhalb Time Capsule, lässt die Datenrate nur leicht nach. Bei einer Empfangsqualität von 100 Prozent messen wir für das Schreiben 4,7 Megabyte pro Sekunde und für das Lesen 4,2 Megabyte pro Sekunde. Einen deutlichen Einbruch messen wir allerdings im Wohnzimmer, das zwei Stockwerke unterhalb der Time Capsule entfernt liegt. Beim Schreiben bleiben jetzt nur noch magere 1,5 Megabyte pro Sekunde und beim Lesen noch schlechtere 0,9 Megabyte pro Sekunde übrig. Die angezeigte Empfangsstärke schwankt hierbei zwischen 25 und 75 Prozent. Bei etwa 12 Metern Luftlinie durch zwei Stockwerke stellen wir Verbindungsabbrüche fest.
Eine extern an Time Capsule angeschlossene USB-Festplatte erreicht ähnlich hohe Werte wie die interne Platte. Während der Lesewert bei WLAN nahezu identisch ist, liegt er bei Gigabit-Ethernet mit 20,3 MB/s etwas niedriger. Zum Vergleich: Direkt über USB an den Mac angeschlossen, erreicht die Festplatte zwischen 24 und 30 Megabyte pro Sekunde.
Eine Lösung wie die Time Capsule bietet ja nicht nur Platz für eine Person. Auch die anderen Familienmitglieder möchten ihre Daten speichern. Wenn zwei Personen via Ethernet gleichzeitig Daten auf oder von der Time Capsule übertragen, spürt man das sofort. Die Werte sinken jeweils um 20 bis 50 Prozent. Wenn gleichzeitig drei Familienmitglieder zugreifen, wird es noch deutlicher. Dann messen wir nur noch knapp sechs Megabyte pro Sekunde. Beim drahtlosen Zugriff ist der Rückgang nicht ganz so stark.
Fazit
Mit Time Capsule bringt Apple eine praktikable Lösung für das tägliche Backup einer ganzen Familie. Da nicht alle gleichzeitig mehrere Gigabyte an Daten transferieren werden, fallen die Leistungseinbußen beim Time-Machine-Backup in der Praxis kaum ins Gewicht.