
Alle wichtigen Informationen sieht man in Aktivitäts-Anzeige in einer Liste, die nach Programmen sortiert ist – entsprechend dem Unix-Fach-Jargon heißen sie allerdings „Prozesse“. Mit einem Klick auf die Spalte „CPU“ sortiert man sie nach ihrer CPU-Last und hat den Übeltäter schnell vor sich. Häufig handelt es sich um einen der Internet-Browser Safari oder Firefox, die im Hintergrund eine Seite mit aufwendigen Flash-Dateien laden und dabei die CPU stark belasten.
Mit der Funktion „Prozess beenden“ beendet man einen blockierten Hintergrundprozess. Dafür stehen zwei Modi zur Wahl: „Beenden“ und „Sofort beenden“. Letztere Funktion entspricht dem „Sofort beenden“, das man über die Tastenkombination „Befehl-Wahlt-Esc“ aufruft, wobei keine Sicherung der noch mit diesem Programm geöffneten Dateien möglich ist. Aber Achtung! Man sollte nur Prozesse beenden, die man einem bekannten Programm oder Dienst zuordnen kann – das setzt einiges Vorwissen voraus.
Unbekannte Prozesse identifizieren
In vielen Fällen findet man einen verdächtigen Prozess in der Aktivitäts-Anzeige aber kann ihm nicht sofort eine Funktion zuordnen. Der schnellste Weg ist hier oft die Suche per Google. Häufig hatte schon ein anderer Mac-Anwender das gleiche Problem und berichtet auf einer Internet-seite von einer Lösung. Unter Besitzern eines HP-Druckers ist etwa der Prozess „HP Communications“ bekannt. Erwacht ein Mac aus dem Ruhezustand, bleibt dieses Drucker-Hilfsprogramm manchmal hängen und lastet die CPU eines Mac so weit aus, dass Arbeiten schwierig wird.
Beim Identifizieren eines Prozesses hilft manchmal ein Klick auf die Menüfunktion „Informationen“. Fragt man sich etwa nach dem Sinn des Prozesses pm Tool, liefert das Infofenster die Antwort – das pmTool ist ein Unterprozess des Programms Aktivitäts-Anzeige. Auf diese hierarchische Anzeige der Prozesse kann man sich aber nicht immer verlassen: Es ist auch möglich, dass nach der Installation eines Programms zwei voneinander unabhängige Prozesse laufen; nach der Installation der Videosoftware Eye TV zum Beispiel läuft das Hilfsprogramm Eye TV Helper permanent im Hintergrund.
Übersichtlichere Darstellung
Öffnet man die Aktivitäts-Anzeige, sieht man über fünfzig Prozesse und Programme: Das ist auch für Profis zu unübersichtlich. Alltagstauglicher wird die Prozessliste, wenn man über das Ausklappmenü neben dem Suchfenster die Option „Aktive Prozesse“ wählt. Nun zeigt das Fenster nur noch die Prozesse an, die gerade aktiv sind und auch CPU-Leistung fordern. Problematische Programme hat man so schnell im Blick. Sinnvoll ist auch die Anzeigeoption „Prozesse mit Fenstern“. Hier sieht man alle Programme, die eine Bedienoberfläche besitzen. Neben Programmen wie Safari und Mail sind dies das Anmeldefenster, hier „loginwindow“ genannt, das Dock und der Finder. Achten sollte man auch auf den Benutzernamen eines Prozesses. Prozesse des eigenen Benutzers tragen den Anmeldenamen und können über die Anzeige „Meine Prozesse“ ausgewählt werden. Steht in der Spalte „Benutzer“ aber „root“, handelt es sich um einen Prozess des Systems, zum Beispiel um das Hintergrundprogramm für Bonjour (früher: Rendezvous), Apples Methode zur direkten Kommunikation von Computern untereinander. Ein Sonderfall sind Programme wie „WindowServer“ oder der Webserver Apache, die unter einem eigenen Benutzer laufen.
Hat man ein neues Programm installiert, macht eine kurze Überwachung mit der Aktivitäts-Anzeige Sinn. So sind etwa Widgets schick und oft sehr nützlich, einige davon können aber einen älteren Mac stark ausbremsen. Das gleiche gilt auch für Bildschirmschoner. Durch eine permanente hohe Systemlast können sich zudem einige Mac-Modelle stark aufheizen, was ihre Lebenserwartung verringern kann. Ein negatives Beispiel ist der Bildschirmschoner Snö, der zwar sehr hübsche animierte Schneeflocken auf den Bildschirm zaubert, aber dabei einen Rechner zu 70 Prozent auslastet.
Die Aktivitäts-Anzeige als Benchmark-Tool
Auch unter Mac-OS X 10.4 gilt der Spruch: „Nichts hilft mehr als mehr Arbeitsspeicher“. Ob mehr Speicher aber auch wirklich mehr Leistung bringen könnte, erfährt man über die Anzeige „Speicher“ im Dienstprogramm Aktivitäts-Anzeige. Dort listet das Programm den Speicherverbrauch des Mac auf und unterscheidet zwischen den Zuständen „Reserviert“, „Aktiv“, „Inaktiv“ und „Frei“. Der Begriff „Frei“ wird oft missverstanden. Anders als unter Mac-OS 9 ist der freie Speicher der nicht genutzte Speicher. Mac-OS X versucht nämlich immer so viel Speicher wie möglich zu benutzen. Selbst bei sehr hoher Speicherausstattung ist deshalb oft nur wenig „freier“ Speicher verfügbar. Problematischer ist dagegen ein hoher Wert bei der Zahl der so genannten Seitenauslagerungen, etwa wenn die Zahl der Seitenauslagerungen höher ist als die Zahl der Seiteneinlagerungen. Seiten auslagern heißt, dass der Mac aus Platzmangel im Arbeitsspeicher Programmteile auf die Festplatte schreiben muss. Da es wesentlich länger dauert, diese Teile von der Festplatte statt aus dem Arbeitsspeicher zurückzuholen, sollte auf einem normalen Mac die Zahl der Seitenauslagerungen idealerweise 0 sein; steigt sie bei normaler Nutzung drastisch und dauerhaft an, sollte man dem Mac bald mehr Arbeitsspeicher gönnen.
Fast schon ein eigenes Benchmark-Tool ist die Anzeige der Festplatten-Aktivität. Wahlweise einzelne Zugriffe oder das aktuell übertragene Datenvolumen visualisiert eine kleine Grafik. Will man etwa wissen, wie schnell man seine Daten auf eine externe Festplatte überträgt, zeigt das Grafikfenster eine recht genaue Transferrate in MB/s an. Leider kann man sich auf die Anzeige nicht vollkommen verlassen. Die interne Speicherverwaltung von Mac-OS X nutzt bei der Übertragung von Daten nämlich auch den Arbeitsspeicher des Rechners, was die Anzeige verfälscht: Brennt man auf einem Rechner mit 1,5 GB Arbeitsspeicher mit Toast eine Audio-CD, zeigt die Aktivitäts-Anzeige beim Brennvorgang manchmal keinerlei Aktivität – alle gebrannten Daten liegen dann komplett im Arbeitsspeicher vor.
Praktisch ist auch die Anzeige Festplattenauslastung, die den Füllzustand einer Festplatte anzeigt. Externe Festplatten und Wechselspeicher zeigt die Anzeige ebenfalls an.
Alle Aktivitäten im Netz sind unter dem Registerpunkt „Netzwerk“ zu sehen. Das empfangene und gesendete Datenvolumen seit dem Rechnerstart erfasst das Apple-Tool ebenso wie die Anzahl gesendeter und empfangener Datenpakete. Über die Transfergrafik kann man bequem seine DSL-Verbindung überprüfen.
In der Standardeinstellung aktualisiert die Aktivitäts-Anzeige den Status der Prozesse nur alle zwei Sekunden. Das liefert im Normalfall auch genug Daten. Über „Darstellung > Darstellung aktualisieren“ beschleunigt man diese Aktualisierungsrate in mehreren Stufen. Das macht etwa Sinn, wenn man das Verhalten eines Programms genau verfolgen will. Nur bei hoher Aktualisierungsrate werden nämlich kurze Spitzenauslastungen der CPU sichtbar, die ständige Aktualisierung erhöht allerdings auch die CPU-Last durch die Aktivität-Anzeige selbst. Besser ist deshalb, man greift auf das Fenster „Verlauf der CPU-Auslastung“ zurück, das übersichtlich zeigt, wie stark die Programmaktivitäten den Prozessor belasten.
Grenzen und Alternativen
Mit Hilfe der Aktivitäts-Anzeige sieht auch ein unerfahrener Mac-Anwender, was sich unter der Oberfläche seines schicken Betriebssystems tut. Die gleichen Informationen liefert im Prinzip auch das Kommandozeilenprogramm top, das man mit dem Terminalbefehl „top“ startet. Das Tool top ist sehr funktionsreich, aber unkomfortabler als Apples Dienstprogramm und bietet kaum Vorteile. Interessant ist aber die Möglichkeit der Fernwartung. Über eine SSH-Verbindung ist es möglich, sich auf einem anderen Rechner anzumelden und den Prozess top zu starten. Man sieht dann alle Systemprozesse des Rechners im eigenen Terminalfenster. Allerdings funktioniert dies nur, wenn auf dem entfernten Rechner in den Systemeinstellungen die Sharing-Funktion „Entfernte Anmeldung“ aktiviert ist. Hat man Apples Developer-Tools installiert, steht mit dem Tool Bigtop eine Art Profiversion der Aktivitäts-Anzeige zur Verfügung. Bigtop basiert auf den gleichen Monitoring-Funktionen wie die Aktivitäts-Anzeige, kann CPU, Speicher oder Festplatte aber über einen größeren Zeitraum beobachten und als Grafik exportieren. Die Bedienung ähnelt der Festplatten-Anzeige ist jedoch etwas komplizierter. Interessant ist Bigtop, wenn man einen Prozess über einen längeren Zeitraum oder den Brennvorgang eines Mediums überwachen will.
Bei einigen Problemen ist die Aktivitäts-Anzeige leider machtlos. Keine Hilfe ist das Programm etwa bei Problemen mit dem Kern des Unix-Betriebssystems, dem Kernel. Tritt eine der gefürchteten Kernel-Panics auf, muss man versuchen, die Ursache über eine Logdatei zu finden. Eine Logdatei, die man mit dem Programm Konsole öffnet, listet unter anderem auch Probleme mit Treibern auf. Eine Liste der vom System geladenen Kernel-Extensions erhält man mit dem Terminalbefehl „kextstat“. Erfahrene Benutzer können überflüssige oder schadhafte Erweiterungen mit dem Befehl „kextunload [name]“ aus dem Arbeitsspeicher entfernen.
Ein weiteres Problem tritt bei Netzzugriffen auf, etwa wenn man einen Alias zu einer Datei aufruft, das Original aber auf einem nicht oder schwer erreichbaren Server liegt. Im schlimmsten Fall friert der Finder ein, der Cursor wird zum regenbogenfarbigen Kreis und man kann einige Zeit auf kein Programm mehr zugreifen.
Möglich ist dieser Effekt auch beim Aufruf einer ungewöhnlich programmierten Webseite. Eine Aktion des Kernels blockiert dann alle anderen Programme. Auch hier kann die Aktivitäts-Anzeige keinerlei Hinweise für die Ursache liefern. Apple empfiehlt bei einem solchen Netz-problem, kurzzeitig das Ethernet-Kabel zu lösen – keine sehr elegante Lösung, aber es funktioniert.
Fazit
Die Aktivitäts-Anzeige ist ein mächtiges Tool, das auch für Einsteiger interessant ist. Auch ohne Terminal-Kenntnisse hat man damit ein funktionsreiches Werkzeug zur Verfügung, mit dem man festgefahrene Prozesse beenden und Systemfunktionen überwachen kann. Für erfahrene Anwender lohnt sich aber auch ein Blick auf das Tool Bigtop.
Info: Prozesse, Programme und Dämonen
Jedes Programm ist nach Apples Terminologie ein Prozess respektive ein „Task“. Bei jedem Rechnerstart werden einige Dutzend unsichtbare Prozesse gestartet. Im Jargon des Unix-Systems BSD nennt man diese Prozesse „Daemons“ oder „Dämonen“. Unter Windows heißen derartige Hintergrundprogramme „Dienste“ oder „Services“. Oft erkennt man diese Prozesse an dem letzten Buchstaben des Namens:
Coreaudiod Das „d“ am Ende des Prozesses coreaudiod leitet sich von dieser Bezeichnung her. Coreaudiod zum Beispiel ist ein Prozess, der sich um die Audiokomponenten des Systems kümmert. Viele Prozesse sind nicht aktiv und wachen erst auf, wenn sie gebraucht werden. Der Dämon coreaudiod wird etwa aktiv, wenn man die Systemlautstärke des Mac ändert. Mehr Informationen über Hintergrundprozesse des Systems liefert oft das Terminal. So sieht man nach der Eingabe „man coreaudiod“ einige, wenn auch englischsprachige, Erklärungen.
Launchd Für den Start von Prozessen ist unter Mac-OS X 10.4 der Prozess launchd zuständig. Nach dem Unix-Kern ist launchd der erste gestartete Prozess, der folgerichtig die ID 1 erhält und aus Konfigurationsdateien die zu startenden Prozesse ausliest und startet. Je höher eine ID-Nummer ist, desto später wurde der Prozess gestartet. Für die Konfiguration von launchd ist das Hilfsprogramm launchctl zuständig. Wir empfehlen dessen Einsatz nicht, da man leicht die Stabilität von Mac-OS X gefährdet.