
Programme, die mit diesen Fortran-Versionen geschrieben wurden, können leicht von einem zum anderen Compiler übertragen werden. Und darin liegt der Sinn, heute noch solch einen Compiler zu pflegen. Im Laufe der Jahrzehnte haben unzählige Firmen Software in Fortran entwickelt. Diese Software muss alle paar Jahre auf aktuelle Rechner übertragen werden und dafür ist Pro Fortran von Absoft ein passendes Produkt.
Nehmen wir ein Beispiel. Eine Versicherung hat ein Programm für eine Diebstahlversicherung entwickelt. Das Programm berechnet nach Eingabe auf einem alten PC den Beitrag zu den gewünschten Konditionen. Wenn jetzt dieses Programm auf einen aktuellen iMac übertragen werden soll, dann hilft ein Compiler wie der von Absoft. Man kompiliert die Programmteile neu, die die Berechnung machen und schreibt dann eine neue Oberfläche. Fenster und Menüs kann man mit der Bibliothek machen, die bei Fortran bereits im Gepäck ist oder man schreibt mit einer C/C++ Bibliothek etwas neues. Bei Mac-OS X bietet es sich an, mit Cocoa in Objective-C die Oberfläche zu gestalten. Der Fortran Compiler erzeugt Objektdateien, die zu den C, C++ und Objective-C Dateien kompatibel sind. So kann man in einem Programm Code von den verschiedenen Sprachen zusammenfügen. Kapitel fünf im englischen Handbuch beschäftigt sich im Detail mit dem Problem der Portierung von altem Fortran Code.
Plattformunabhängig
Wir testen die Version v10 für Intel-Macs, für Power-PC-Macs kann man die ältere Version 9.2 verwenden. Der Code vom Mac lässt sich mit den Linux- und Windows-Compilern von Absoft neu kompilieren. Plattformspezifische Teile müssen neu geschrieben werden, aber der Quellcode an sich ist plattformunabhängig. Die jeweiligen Compiler müssen für jede Plattform separat lizenziert werden. Man sollte dann aber nach Rabatten fragen. Absoft Pro Fortran ist kein Cross Compiler. Der Compiler läuft also nur auf der Plattform, für die er auch Code erzeugt.
Leider integriert sich Absoft nicht in Xcode. Allerdings sind die Compiler über die Kommandozeile aufrufbar, so dass man sich mit Make Scripts behelfen kann, die sich auch in Xcode aufrufen lassen. Die IDE zu dem Fortran Compiler ist zwar recht neu und mit Cocoa geschrieben, aber nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Es fehlen einige Editiermöglichkeiten, erweiterte Suchfunktionen und eine Integration des Debuggers in den Editor. So findet sich keine einfache Möglichkeit, im Editor Zeile für Zeile den Code auszuführen. Der Debugger ist sehr mächtig, arbeitet aber auf Assembler Ebene und nicht am Fortran Code. Hier wäre es wünschenswert, wenn sich die Projekte in Xcode integrieren ließen, denn dort sind viele Funktionen schon vorhanden.
Gut automatisch optimiert
Beeindruckend an den Fortran Projekten ist die Geschwindigkeit in der sie ablaufen. Im Vergleich zu dem Open Source Gfortran Compiler rechnen die Benchmarks schneller mit dem Absoft Compiler. Bei 64 Bit sind die Benchmarks dabei schneller als bei 32 Bit. Mit auf der CD sind auch fertig konfigurierte Bibliotheken für lineare Algebra wie BLAS, eine Bibliothek für 2D/3D Grafik und ein Programm namens VAST-F. Dieses Programm ist ein Präprozessor, der vorhandenen Fortran-Code einliest und ihn derart modifiziert, dass ein Programm von mehreren Prozessorkernen profitiert. Wenn beispielsweise in einer Schleife die Summe von einer großen Anzahl von Zahlen berechnet werden soll, dann kann diese Aufgabe aufgeteilt werden. Zwei Unterprogramme arbeiten parallel daran auf zwei Prozessorkernen und zählen jeweils die Hälfte der Zahlen zusammen. Wenn beide fertig sind, werden die Ergebnisse addiert und idealerweise ist die gesamte Rechnung in halber Zeit erledigt.
Ein typisches Fortran Programm besteht aus dem Einlesen von Werten, einer Berechnung und einer Ausgabe der Ergebnisse. Jahrzehntelang sahen alle Computerprogramme so aus, aber Mac-Benutzer wünschen sich grafische Oberflächen. Daher liegt die MWRE (Macintosh Runtime Windows Environment) Bibliothek bei. Sie erlaubt es, ein Fortran Programm per Doppelklick vom Finder zu starten und öffnet ein Fenster mit einer Konsole, ähnlich dem Terminal. In dem Fenster stehen die Ausgaben des Fortran-Programms und auch Eingaben können in dem Fenster per Tastatur eingeben werden. Die Bibliothek kümmert sich im Hintergrund um die Menüleiste und die Darstellung vom Fenster. Man kann aus Fortran heraus optional diese Umgebung kontrollieren und zum Beispiel auch weitere Menüs einfügen oder Grafiken in das Fenster zeichnen. Das MWRE basiert auf den Carbon-Programmierschnittstellen und unterstützt einige Apple-Technologien wie etwa Apple Events.
Fazit
Wir können allen Fortran-Benutzern empfehlen, sich diesen Compiler anzusehen, ein paar Projekte damit zu kompilieren und zu vergleichen, ob der erzeugte Code damit schneller läuft. Eine 30-Tage-Demo von der Webseite des Herstellers macht dies möglich. Die automatischen Optimierungen sind hier deutlich besser ausgereift als bei der Open-Source-Konkurrenz. Vor allem eine automatische Parallelisierung kann hier manchem Programm deutlich auf die Sprünge helfen. Idealerweise läuft es dann auf einem Mac Pro 4 oder 8 mal so schnell, je nach Anzahl der Prozessorkernen. cs
Wertung
Note: 2,2 gut
Vorzüge schneller Compiler, 32/64 Bit, auch für Linux, Windows und PPC-Macs erhältlich. Quellcode austauschbar
Nachteile Oberfläche nicht Apple-like
Alternative Open Source GNU Fortran Compiler
Preis US-$ 699; US-$ 299 für Forschung und Lehre
Technische Angaben
Systemanforderungen: Intel-Mac, ab Mac-OS X 10.4.8, Xcode 2.4
Info Absoft