Max ist eine grafische Entwicklungsumgebung, die schon seit mehr als 20 Jahren von Komponisten, Performance-Künstlern und Programmierern eingesetzt wird, um “interaktive Software selbst zu erstellen – unabhängig von den ästhetischen Vorgaben kommerzieller Produkte” (Wikipedia). Das Programm ist in etwa vergleichbar mit Reaktor von Native Instruments. Allerdings greift Max wesentlich tiefer ins System ein, als der Synthesizer-Baukasten, der vor allem über Instrumente und Makros verdrahtet wird.
Der Hersteller Cycling ’74 charakterisiert seine Programmierumgebung so: “In Max everything can be connected to everything”. Man kann in Max alles zur Steuerung einsetzen, was numerische Werte erzeugt und in der Lage ist, diese an einen Computer zu übermitteln: Videokameras, WII-Controller, Joysticks, Audiosignale und mehr. Mit dieser Fähigkeit, Echtzeitdaten zu verarbeiten, präsentiert sich Max als kongenialer Partner von Ableton Live .
Die Patches von Max for Live – ein Überblick

Einen Überblick über die Fähigkeiten von Max for live bekommt man über die mitgelieferten Patches. Dazu zählen einige wenige Instrumente, darunter welche aus der inzwischen eingestellten Pluggo-Sammlung von Cycling ’74, ein Step-Sequencer sowie mehr als 40 MIDI- und Audio-Effekte, die zum Großteil ebenfalls aus Pluggo stammen.
Die Instrumente sind nicht spektakulär, aber interessant: Der Loop-Shifter zum Beispiel zerhackt Samples, Flying Waves ist eine Art Theremin für die Maus und die Shepard Tones spielen mit dem physikalischen Phänomen immerwährend ansteigender Sinustöne, die dennoch nicht die obere Hörschwelle überschreiten. Man merkt schon: Max ist auch in Live nichts für Synthesizerfreaks, sondern eher etwas für experimentelle Geister. Auch die Audio-Effekte taugen weniger für das gefällige Abwandeln hitverdächtiger Riffs und Licks, als für das ergebnisoffene Experimentieren mit vorhandenem Soundmaterial.
Eins der spannendsten Live-Instrumente muss man länger suchen: Das Video-Theremin versteckt sich bescheiden in den Lessons, zeigt aber hervorragend, welche Controller-Möglichkeiten das Plugin bietet. Hier lassen sich per Videokamera einzelne Parameter von Klangwerkzeugen live steuern. Wer sich bisher noch nicht so richtig vorstellen konnte, was Max for Live kann, der ahnt es jetzt.
Das Programmieren von Max for live

“Keiner kann behaupten, dass das Programmieren mit Max einfach sei”, heißt es bei Ableton über Max for Live. Wie wahr! Zwar arbeitet Max objektorientiert, so dass man auf die mühsame Eingabe von Programmcode verzichten kann. Dazu bietet Max einige Building Blocks für den Einbau in eigene Entwicklungen. Schließlich ist auch die Anzahl von Tutorials direkt in Live sowie auf der Internetseite von Cycling ’74 beeindruckend groß. Aber Max bleibt sperrig: Gerade weil es nahezu unbegrenzte Freiheiten bietet, verweigert sich die Programmierumgebung konsequent schnellen Ergebnissen. Im Vergleich dazu präsentiert sich Reaktor wesentlich zugänglicher.
Zudem vermisst man im großen Ozean der vielen Anleitungen zweierlei: Ein gedrucktes (deutsches) Handbuch und eine Objektreferenz auf Papier. Schließlich fehlt Max (noch), was man bei Reaktor schon lange kennt: eine Community von Anwendern, die für Max Programme und Lösungen entwickelt. Zwar gibt es die auf der Webseite von Cycling ’74. Die Unterseite “Share Pages” allerdings “comes soon”. Wir warten schon ungeduldig!
Empfehlung
Mit Max for Live lassen sich die Möglichkeiten von Ableton Live maßgeschneidert auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Die Flexibilität ist enorm, das macht die Anwendung allerdings kompliziert und sperrig.