
Viele Anwendungen, vor allem aus dem kaufmännischen Bereich, werden ausschließlich für Windows angeboten. Seit über zehn Jahren sind Lösungen auf dem Markt, die den Mac in die Lage versetzen, Windows-Programme zu nutzen. Und seit Apple Intel-Prozessoren in seine Rechner baut, ist die Performance solcher Lösungen so hoch wie noch nie. Es gibt im Wesentlichen zwei Ansätze, um Windows auf den Mac zu bekommen.
Wege zu Windows
Da wären zunächst Virtualisierungslösungen wie Parallels Desktop und VMware Fusion, die einen Windows-PC emulieren, das heißt, ihn per Software nachbilden. Apples Boot Camp macht den Mac dagegen komplett zum Windows-PC, ohne Mac-OS X im Hintergrund.
































Mit Boot Camp erlaubt Apple die Installation von Windows XP (ab Servicepack 2) und Vista auf einer separaten Partition. Wenn Sie Windows als Startsystem auswählen, übernimmt es die Kontrolle über den Mac, der sich dann wie ein normaler PC verhält. Die von Apple mitgelieferten Treiber erlauben die Nutzung vieler Mac-eigener Komponenten.
Parallels Desktop und VMware Fusion erzeugen einen virtuellen PC (die Virtual Machine, kurz VM), auf dem Windows als Betriebssystem gestartet wird. Es lassen sich sogar mehrere virtuelle PCs gleichzeitig starten. Außerdem sind beide Produkte in der Lage, ihre VMs jederzeit anzuhalten und fortzufahren oder sie zu sichern und zu klonen. So können Sie zu einem früheren Stand zurückkehren, falls mal etwas schiefgegangen ist.
Bei der Verbindung von Mac-OS X und Windows haben beide Produkte ein hohes Niveau erreicht. Windows kann nicht nur im Fenster oder Fullscreen, sondern auch unsichtbar im Hintergrund arbeiten. In diesem Fall blendet die VM den Windows-Desktop aus und zeigt die Programmfenster direkt im Finder an, sodass Mac- und Windows-Applikationen einträchtig nebeneinander arbeiten.
Umstieg von Leopard auf Snow Leopard
Während beim Umstieg von Mac-OS X 10.5 auf Snow Leopard die Sicherung und Neuinstallation der beiden Virtualisierungslösungen recht einfach ist, müssen Nutzer von Boot Camp ein paar Schritte mehr gehen. Die VM-Lösungen legen das komplette Windows-System in einer Datei ab, die sich vor dem Systemupdate per Finder-Kopie sichern lässt. Nach der Neuinstallation von Mac-OS X 10.6 muss man die aktuelle Version von VMware Fusion beziehungsweise Parallels Desktop installieren und die jeweils zugehörigen Dateien öffnen. Ein eventuelles Update der Windows-Treiber der VM-Lösungen erfolgt bei beiden Programmen dann automatisch.
Für Boot-Camp-Nutzer bieten sich zwei Wege. Wer ein Update von Leopard vornimmt, findet nach dessen Durchführung die Boot-Camp-Partition unangetastet vor. Hier ist nur die Snow-Leopard-Installations-CD einzulegen, die Treiber der neuen Boot-Camp-Version 3.0 werden automatisch geladen. Wer Snow Leopard neu installiert, startet Boot Camp und legt die Partition neu an. Dann wird Windows entweder neu aufgesetzt oder aus dem Winclone-Backup wieder eingespielt.
Boot Camp aktualisieren: Zielvolume für Mac-OS X 10.6
Mac-OS-X-Partition auswählen.

Wer bereits unter Mac-OS x 10.5 mit Boot Camp gearbeitet hat und sich die Neuinstallation der Windows-Partition samt Konfigurationsaufwand sparen will, kann das einfach tun. Snow Leopard lässt sich installieren, dabei bleibt die Boot-Camp-Partition unangetastet. Mit Snow Leopard kommt Boot Camp 3.0 zum Einsatz, unter Leopard lautete die Versionsnummer 2.1. Nach dem Update sind nur die Boot-Camp-Tools neu zu installieren (Schritt 3 und 4). Starten Sie das Update von der Snow-Leopard-Installations-DVD.
Snow Leopard installieren
Mac-OS X 10.6 installieren, Boot Camp bleibt unangetastet.

Snow Leopards Installer zeigt die beiden vorhandenen Partitionen Ihrer Festplatte. Im Beispiel ist die interne Mac-OS-X-Leopard-Version auf der Partition mit dem Namen “Macintosh HD” installiert, die Boot-Camp-Partition ist rechts im Bild zu sehen. Falls an Ihrem Mac weitere Festplatten angeschlossen sind, werden auch diese dargestellt. Achten Sie darauf, dass Snow Leopard auf der Leopard-Partition installiert wird. Falls Sie nicht von der Installations-DVD gebootet haben, werden alle Programme beendet.
Erster Start von Windows unter Snow Leopard

Nachdem die Installation von Mac-OS X 10.6 beendet ist, bootet das System neu, vergewissern Sie sich zunächst, dass die Mac-Installation geklappt hat, die Mac-Seite richtig funktioniert. Führen Sie dann am Mac einen Neustart durch, und halten Sie dabei die Optionstaste gedrückt. Während des Boot-Vorgangs können Sie jetzt die Partition wählen, von der gestartet werden soll. Klicken Sie mit der Maus auf “Windows”, Ihr Mac startet dann das Windows- und nicht das Mac-System.
Treiber aktualisieren
Neue Treiber von Boot Camp 3.0 laden.

Damit die Peripherie Ihres Macs unter Windows optimal zum Einsatz kommen kann, werden entsprechende Treiber benötigt. Die benötigten Daten liegen auf der Mac-OS-X-Installations-DVD vor.

Wenn Sie die DVD unter Windows einlegen, sollte der Installer automatisch starten. Ist die Option für den automatischen Programmstart unter Windows deaktiviert, wählen Sie “setup.exe”. Im “Installations-Assistenten” (links) wählen Sie “Boot Camp Treiber” und klicken “Weiter”. Die Installation erfolgt automatisch.
Komplette Neuinstallation
Boot Camp starten
Einrichtung, Löschen oder Windows-Installation.

Unter Snow Leopard liegt Boot Camp-Assistent Version 3.0 im Verzeichnis “Programme > Dienstprogramme”. Nach dem Start per Doppelklick bietet Boot Camp zwei Optionen: die Erstellung oder das Löschen einer bestehenden Partition beziehungsweise die Installation von Windows. Wählen Sie die erste Option.
Partition einrichten
Größe der Windows-Partition festlegen.

Boot Camp erkennt, ob schon eine Windows-Partition angelegt ist, und würde in diesem Fall deren Löschung anbieten. Ist – wie in unserem Beispiel – keine Partition vorhanden, folgt im Dialogfenster die Auswahl der Größe. Eine Windows-Partition muss mindestens 5 Gigabyte groß sein, allerdings empfiehlt sich ein Wert von 30 bis 50 Gigabyte. Zwischen den Darstellungen der beiden Partitionen ist ein kleiner Punkt, verschieben Sie ihn mit der Maus, um die Partitionsgröße zu verändern. Wählen Sie dann “Partitionieren”.
Windows erstmals installieren
Windows-Installations-CD nutzen, Dateisystem wählen.

Nach der Partitionierung legen Sie die Windows-CD ein und klicken “Installieren”. Boot Camp akzeptiert Windows XP Home Edition und Professional (ab Servicepack 2), Vista Home Basic, Home Premium, Business oder Ultimate. Bei Vista muss man die 32-Bit-Version nutzen. Mac-Pro- oder Macbook-Pro-Modelle (ab Anfang 2008) können dank Snow Leopard mit der 64-Bit-Version von Windows Vista arbeiten. Vista setzt das Dateisystem NTFS voraus, XP arbeitet bei Volumegrößen bis 32 Gigabyte auch mit dem veralteten FAT32. Sie sollten auch für Windows XP die Option NTFS wählen. Diese Auswahl geschieht während der Windows-Installation, das Ziel-Volume heißt “BOOTCAMP”, wählen Sie nur dieses an und dann als Dateisystem NTFS. Unter Vista wählen Sie “Laufwerkoptionen (erweitert)”, im Folgefenster “Formatieren”. Der Windows-Installer übernimmt die Formatierung.
Windows einsetzen/löschen
Arbeit mit Windows am Mac, Löschen der Boot-Camp-Partition.

Nach der erfolgreichen Installation von Windows starten Sie den Mac neu und fahren ihn in Windows hoch, indem Sie beim Startvorgang die Optionstaste halten und Windows auswählen. Werfen Sie nach dem Booten in Windows die Installations-CD aus: Öffnen Sie das Symbol “Arbeitsplatz”, und wählen Sie das optische Laufwerk (“D:”) aus. Klicken Sie in der Liste der Systemaufgaben auf “Datenträger auswerfen”. Legen Sie die Mac-OS-X-Installations-CD ein, um die Treiber zu installieren. Nach einem weiteren Neustart lassen sich dann auch DVDs/CDs, wie vom Mac gewohnt, auswerfen. Wollen Sie Windows löschen, starten Sie einfach Boot Camp erneut.
Winclone-Backup installieren
Ein Volume für das Windows-Backup vorbereiten.

Wenn Sie ein Backup der Windows-Installation mit Winclone erstellt haben, gehen Sie zum Anlegen der Windows-Partition wie beschrieben vor, wählen jedoch im folgenden Dialogfenster die Option “Beenden und später installieren”. Boot Camp erstellt eine leere Partition. Starten Sie dann das Programm Winclone, und wählen Sie den Reiter “Restore”. Klicken Sie “Select Image”, und wählen Sie die Winclone-Datei.
Windows wiederherstellen
Backup über Winclone installieren.

Unter “Destination” klappen Sie das Menü aus und wählen das Volume, das im Namen “BOOTCAMP” führt. “Restore” startet das (zeitaufwendige) Wiederherstellen. Danach installieren Sie die Boot-Camp-Treiber. Die bei Redaktionsschluss aktuelle Version 2.2 von Winclone machte bei unseren Tests keine Probleme. Bei Erscheinen dieser Ausgabe sollten Sie über die Auto-Update-Funktion nach einer neuen Version Ausschau halten.
Parallels und VMware
Einfacher Umzug in das neue System.

Bei den Virtualisierungslösungen von Parallels und VMware liegen die Windows-Daten als Datei auf der Mac-Partition vor. Bei beiden liegen die VMs im Dokumenten-Ordner in Unterordnern, “Parallels” beziehungsweise “Virtual Machines”. Kopieren Sie das Verzeichnis aus Ihrem Backup in das entsprechende unter Snow Leopard, laden Sie die aktuelle Version von VMware Fusion beziehungsweise Parallels, und starten Sie das Programm.
Updates und Virenschutz
Windows schützen durch Updates und Virenscanner.

Ob Boot Camp oder Virtualisierung: Unter Windows ist es extrem wichtig, regelmäßig die Systemupdates durchzuführen. Wie Mac-OS X sucht auch Windows automatisch nach Updates und Bugfixes. Neben den Updates darf unter Windows ein Virenschutz nicht fehlen. Mit Aviras Antivir finden Sie ein ausgezeichnetes und zudem kostenloses Programm.