
Amazons Ansatz stößt indes noch auf Skepsis: “Es ist nicht sicher, dass das die Massen überzeugt”, schreibt die BusinessWeek und wirft einen genauen Blick auf das Angebot.
Mindestens ein Jahr soll Amazon an seiner virtuellen Videothek gearbeitet haben. Filme sollen sich in DVD-Qualität herunterladen lassen, in in drei mal besserer Auflösung als bei den führenden Mitbewerbern – eine abgespeckte Version für tragbare Player gibt es aber ebenfalls. Je nach Internetverbindung kann man bereits fünf Minuten nach dem Kauf damit beginnen, Filme anzuschauen, während der Download im Hintergrund weiterläuft. Im Angebot findet man mehrere tausend Filme der großen Studios. Während Warner Bros. und Universal vertreten sind, fehlt bezeichnenderweise Disney. Gerüchten zufolge soll Apple zuerst mit Disney-Filmen an den Start gehen, CEO Steve Jobs ist zudem Disneys größter Aktieninhaber. Wie Apple im iTMS bietet auch Amazons Unbox Serien und TV-Shows an – darunter sollen auch Serien wie Star Trek sein, die noch bei keinem anderen Download-Dienst zu finden sind. Der Preis der Downloads liegt zwischen 7,99 und 14,99 US-Dollar für den Kauf von Filmen, mieten kann man sie für 3,99 Dollar. Gemietete Filme muss man allerdings innerhalb von 30 Tagen anschauen; und hat man einen Film einmal gestartet, verfällt er bereits in den nächsten 24 Stunden. Bei den Serien und Fernsehshows folgt Amazon dem Beispiel Apples: 1,99 Dollar muss man für jede Folge hinlegen. Man kann von allen gekauften Filmen zwar Backups anlegen, aber keine DVDs brennen, die sich in DVD-Playern lesen lassen. Amazons Videodienst zeigt, wohin es mit Apples Angebot gehen könnte. Einen Einheitspreis wie Apple bislang im iTMS konnte Amazon bei den Filmstudios nicht durchsetzen. Ob das Apple gelungen sein mag, wird sich vielleicht bald herausstellen. Es fällt aber auch auf, dass Amazons Angebot bislang nur in den USA verfügbar ist – man mag zwar hoffen, dass Apple ein ähnliches Angebot von Anfang an auch in Europa auf den Markt bringt, die Erfahrung mit dem iTMS spricht aber eher dagegen. Analysten und erste Tester stehen Unbox kritisch gegenüber: Die Filmindustrie habe dem Online-Anbieter zu viele Grenzen gesteckt. Phil Leigh vom Dienstleister Inside Digital Media meint gegenüber der BusinessWeek: “Das wird nur einen kleinen Sektor des Marktes ansprechen.” Und Thomas McInerney, CEO des amerikanischen Onlinedienstes GUBA, fügt hinzu: “Das letzte Stück des Puzzles ist die Verbindung zum Fernsher”. Eine virtuelle Videothek, so die Einschätzung, muss ein Nischenprodukt zu bleiben, wenn nicht eine neue Idee die Verbindung zum Fernseher herstellt. Apple müsste, um die Masse zu überzeugen, am 12. September zwei Dinge vorstellen. Einen Video Store. Und “one more thing”.