
Version 3 des Programms Mail (Teil von Mac-OS X 10.5 Leopard) bringt relativ ansprechende Vorlagen mit. Einziger Schönheitsfehler: Die mitgelieferten E-Mail-Vorlagen lassen sich nicht ändern. Wer die Vorlagen aber privat oder gar beruflich nutzen will, sollte selbst Hand anlegen. Dazu braucht man jenseits von elementaren Photoshop- und HTML-Kenntnissen nur einen kleinen Hauch von XML, um ans gewünschte Ziel zu gelangen. Grundkenntnisse der englischen Sprache sind hilfreich.
Tief in der Ordnerhierarchie

Die E-Mail-Vorlagen zählen zu jenen Teilen des Betriebssystem, der allen Benutzer zur Verfügung steht. Deshalb befinden sich die Vorlagen im Ordner „Library“ auf der obersten Ebene der Ordnerhierarchie, genauer im Ordner „Library/Application Support/Apple/Mail/Stationery“. In unserem Beispiel bleiben wir in diesem Ordner.
TIPP Wer eigene Unterordner anlegen will, sollte sich peinlich genau an die Datei- und Ordnerstruktur halten, die Apple in diesem Ordner „Stationery“ geschaffen hat, andernfalls werden die Vorlagen in Mail nicht angezeigt.
Kategorien der Vorlagen von Apple Mail

Im Ordner „Stationery“ (auf Deutsch „Vorlagen“) gibt es einen einzigen Unterordner „Apple“. In diesem stecken – entsprechend der Grundstruktur eines „ Packages “ in dem Unterordner „Contents/Resources“ ein Inhaltsverzeichnis und weitere Unterordner. Jeder dieser Unterordner entspricht einer Kategorie von Mail-Vorlagen. Deshalb findet man den Namen jedes Unterordners in der Datei „TableOfContents.plist“. Solange man keine neuen Mail-Kategorien einführen und keine der bestehenden Kategorien ändern oder löschen will, muss man diese Datei nicht modifizieren. Das eigene elektronische Briefpapier weist man für den Anfang am besten einer der bestehenden Kategorien zu. Dazu legt man die nötigen Ordner und Dateien im passenden Ordner ab – in unserem Beispiel erstellen wir eine neue Mail-Vorlage im Ordner „Library/Application Support/Apple/Mail/Stationery/Apple/ Contents/Resources/Stationery/Contents/Resources“. Bereits dort gespeichert sind mehrere der von Apple gelieferten Vorlagen, die in Mail in der Kategorie „Vorlage“ sichtbar sind, unter anderem „Freizeit“ oder Notizzettel. Diese Vorlagen sind allerdings nur mit ihren englischen Namen sichtbar („Fun“ respektive „Sticky“); den deutschen Namen der Vorlagen enthält eine Datei im Inneren der jeweiligen Packages.

Eine Mail-Vorlage ist ein Ordner mit Namensendung „.mailstationery“. Diese Namensendung macht den Ordner zu einem „Package“ Ein Package öffnet man im Finder nicht mit einem Doppelklick, sondern nur über das Kontextmenü; sprich: entweder einen Klick mit der rechten Maustaste oder einen Klick mit der linken Maustaste, wenn man zusätzlich die Control-Taste gedrückt hält. In diesem Kontextmenü steht der Befehl „Paketinhalt zeigen“. Er öffnet im Finder ein neues Fenster, das den Inhalt des Ordners zeigt. Im Inneren des Ordners findet man die gewohnte Struktur eines Package; im Ordner „Resources“ stehen allerdings mehrere Dateien, die man erstellen oder anpassen muss, um eine eigene Vorlage zu erzeugen.
Die Bestandteile einer Vorlage
Im Ordner „Resources“ einer Mail-Vorlage müssen die folgenden Bestandteile vorhanden sein:
– der Ordner „German.lproj“
– die Datei „Description.plist“
und die eigentliche Vorlagendatei „content.html“.
Der Ordner „German.lproj“ enthält nur die Datei „DisplayName.strings“, die den Namen der Vorlage festlegt (daraus folgt, dass der sichtbare Name in Mail und der Name des Package unterschiedlich sein können).
„Description.plist“ ist eine XML-Datei, die den Aufbau der Mail-Vorlage beschreibt. Die eigentliche Vorlage ist ein sehr simples HTML-Dokument mit dem Namen „content.html“, die Querverweise zu Bilder und den Mustertext der Vorlage enthält. Diese Datei kann man mit einem Texteditor wie Smultron oder BB-Edit bearbeiten (oder einem speziellen HTML-Editor wie Dreamweaver). Zum Anpassen der Bilddateien arbeitet man mit einem beliebigen Bildbearbeitungsprogramm – es sollte die Bilder aber im Format JPEG und PNG exportieren können.
Erstellen einer Mail-Vorlage
Um eine neue Vorlage anzulegen, wechselt man im Finder in den Ordner „Library/Application Support/Apple/Mail/Stationery/Apple/Contents/ Resources/Stationery/Contents/Resources“. Dort legt man einen neuen Ordner (Befehl „Neuer Ordner“ aus dem Menü „Ablage“) und wählt zum Beispiel den Namen „Macwelt.mailstationery“. Der Finder erkennt die Namensendung „.mailstationery“ (= Vorlage für Mail) blendet eine Rückfrage ein, ob diese Umbenennung wirklich geplant ist. Denn danach scheint der Ordner im Finder eine einzelne Datei zu sein. In den nächsten Schritt füllen wir dieses Packet mit Inhalten. Zuerst öffnet man das Paket über das Kontextmenü und legt zuerst den Unterordner „Contents“ an und darin wieder den Ordner „Resources“. Das Paket weist dann die folgende Struktur auf: „Macwelt.mailstationery/Contents/Resources“.
Namen der Vorlage festlegen
Im Ordner „Resources“ erzeugt man den Unterordner „German.lproj“, öffnet einen Texteditor (zum Beispiel Textedit, Smultron oder BB-Edit) und erstellt eine Textdatei mit dem Namen „DisplayName.strings“. Der Inhalt besteht aus einer einzigen Zeile (Die Anführungszeichen sind wichtig):
“Display Name” = “Macwelt-Mail”;
Wer Textedit verwendet, sollte unbedingt darauf achten, vor dem Speichern der Datei, den Befehl „Format > In reinen Text umwandeln“ auszuführen. Zusätzlich muss man kontrollieren, dass diese Zeile vier Anführungszeichen und am Ende einen Strichpunkt enthält (keine deutschen Anführungszeichen am oberen und unteren Rand der Zeile verwenden!). Wenn die Zeile stimmt, zeigt Mail später unsere Vorlage unter dem Namen „Macwelt-Mail“ an.
Der Inhalt kommt in die HTML-Datei
Den Inhalt der HTML-Datei („content.html“) erstellen wir mit einem einfachen HTML-Editor wie Smultron oder BB-Edit. Wer mit grafischen HTML-Editoren arbeiten will, sollte die Überprüfung des HTML-Codes abschalten, da Apple in den Mail-Vorlagen einige zusätzliche Codes verwendet, die bei der Überprüfung gelöscht oder bemängelt würden.
TIPP Vor allem am Anfang empfehlen wir einen Blick in die Vorlagen, die Apple anbietet. Wer unsicher ist, sollte den HTML-Code von dort kopieren.
Eine Mail-Vorlage besteht aus verschiedenen Elementen, unter anderm Texte, die man beim Erstellen der E-Mail editiert. Zum Kennzeichnen der Textbereichen, die man später bearbeiten kann, dient das Attribut „contenteditable“, zum Beispiel:
Das ist editierbarer Text
Das Attribut „apple-content-name“ hilft dem E-Mail-Programm beim Wechseln von Vorlagen, zum Beispiel um den Titel der E-Mail festzulegen:
Macwelt-Newsletter
Die Datei „Description.plist“ beschreibt unter anderem die Bestandteile der Vorlage. Wir empfehlen, eine der Dateien von Apple zu kopieren und den Inhalt anzupassen. Das heisst, man wechselt aus dem Inhalt des Pakets zurück zu einer der mitgelieferten Vorlagen, öffnet diese über das Kontextmenü und kopiert von dort die Datei „Description.plist“ in die eigene Vorlage. Die Endung „.plist“ weist die Datei als „Property List“ (Deutsch: Werteliste) aus. Sie lässt sich ebenfalls mit einem Texteditor editieren (notfalls auch mit Textedit). Wer häufiger damit arbeiten will, sollte sich aber nach einem XML-tauglichen Editor umsehen oder von der Original-DVD von Mac-OS X die Entwicklerwerkzeuge installieren. Sie enthalten unter anderem das Hilfsprogramm „Property List Editor“, das allerdings eine ziemlich gewöhnungsbedürftige Oberfläche hat und nur in Englisch erhältlich ist.

Alle Hintergrundbilder, die in der Vorlage verwendet werden, muss man in der Datei „Description.plist“ im Abschnitt „Background Images“ nennen. Im folgenden Beispiel nutzen wir zwei solcher Bilder, eines für den Hintergrund des E-Mail-Textes („content_bg.png“) und eines für die Überschrift in der E-Mail („header_bg.png“):
Platzhalter für Bilder einsetzen
„Drop Zone“ nennt Apple jene Bereiche in einer HTML-Datei, in denen man die Bilder der Vorlage durch eigene ersetzen kann. Leider sind in den vorgefertigten Mail-Vorlagen aber nicht alle grafischen Elemente konsequent als „drop zone“ definiert. Eigene Bereiche anzulegen, erfordert einen etwas höheren Aufwand.

Eine „drop zone“ besteht aus drei Elementen: einem Hintergrundbild, einer oder mehrerer Masken und einer Vordergrundebene. Die Maske ist der einfachste Teil: Sie ist schwarz in dem Bereich, durch den die Bilder sichtbar sein sollen und an allen anderen Stellen transparent.
In der HTML-Datei fügt man dazu zum Beispiel folgenden Code ein:
Der Wert des Attributs „src“ bezeichnet in der HTML-Datei einen Parameter in der „Description.plist“ – im folgenden Beispiel sieht man das von uns gewählte Wort „Bilder“ nach dem Schlüsselwort „Composite Name“.
„Base Image“ ist der Hintergrund des auswechselbaren Bildes, der nur sichtbar ist, wenn die „drop zone“ leer ist (das heisst, es wurde noch kein Bild eingefügt).
Im Abschnitt „Masks“ definiert man die Bildmasken. Der optionale Wert „Drop Zone Angle“ erlaubt das Drehen des Inhalts der „drop zone“. Negative Werte drehen das Bild gegen den Uhrzeigersinn, positive Werte im Uhrzeigersinn; die Einheit ist Grad. Danach folgen die Werte für das Offset (sprich den Versatz des Bildes gegenüber dem linken oberen Punkt der Maske) und den sichtbaren Bereich innerhalb der Maske in Pixel. Der Name der Bilddatei, die als Maske eingesetzt wird, steht nach „File Name“, während „Placeholder Image“ der Platzhalter ist, der beim Erstellen einer E-Mail sichtbar ist. Mit „Overlay Image“ kann man ein anderes Bild über der „drop zone“ platzieren (zum Beispiel, um einen Schatten zu simulieren).
Platzhalter, die automatisch ersetzt werden
Neben Text und Bildern kann man in die HTML-Datei Vorlage weitere Platzhalter einfügen, die das Mail-Programm automatisch füllt, wenn man die Vorlage verwendet. Mail kann zum Beispiel Vor- oder Nachnamen des Benutzers eintragen (die Daten holt sich die Software von der Visitenkarte des Benutzers im Adressbuch) oder die aktuell verwendete E-Mail-Adresse eintragen. Ein dynamisches Element wird im HTML-Code der Vorlage durch die Markierung „“ gekennzeicht, zum Beispiel für den Vornamen:
Wenn man in diese Markierung Text oder andere HTML-Befehle einfügt, wird dieser übersprungen. Sollte sich die gewünschte Information nicht laden lassen, wird der Text innerhalb der Markierung angezeigt. Andere mögliche Werte beim Parameter „apple-content-type“ sind „full-name“ (der Vorname aus dem Adressbuch), „email” oder „date“.
Weitere Informationen in der Property List
Am Ende der Datei „Description.plist“ stehen noch einmal beschreibende Elemente und die Namen der nicht veränderbaren Bilder, die nicht auf der Hintergrundebene stehen. Diese Bilder werden in der HTML-Datei ebenfalls mit dem Befehl „“ platziert; ihr Inhalt aber wird über den Hintergrundbildern („Background Images“) angezeigt.
“Folder Name” ist der Name des Ordners, in dem die Vorlage steht (inklusive der Namensendung „.mailstationery“); “HTML File” ist der Name der HTML-Datei.

Bei „Stationery ID“ muss man eine interne Nummer eintragen, die diese Vorlage eindeutig identifiziert. Diese Nummer erzeugt man im Dienstprogramm Terminal mit dem Befehl „uuidgen“. Tippt man diesen Befehl ein und drückt auf die Eingabetaste, erzeugt das Dienstprogramm eine lange Folge von Buchstaben und Ziffern, die man dann mit der Maus auswählt, kopiert und in die Beschreibung übernimmt.
Letzter Parameter ist das Vorschaubild. Es wird in Mail angezeigt, wenn man den Befehl „Vorlagen einblenden“ aufruft. Das Bild ist winzig, nur 69 Bildpunkte breit und 90 hoch. Um diese Vorschau zu erzeugen, erstellt man am besten direkt in Mail ein Bildschirmfoto der Vorlage mit der Tastenkombination „Befehl-Hochstelltaste-4“. Dieses Foto verkleinert man dann auf die Maße 69 x 90 und speichert es mit dem Dateinamen „thumbnail.png“ im Vorlagenordner.
Eine Vorlage in sechs Schritten
Schritt 1 Man dupliziert eine der vorinstallierten E-Mail-Vorlagen im Ordner „/Library/Application Support/Apple/Mail/Stationery/Apple/Contents/ Resources/Stationery/Contents/Resources“.
Schritt 2 Diese Kopie benennt man um (in unserem Beispiel “Macwelt.mailstationery”).
Schritt 3 Anschließend öffnet man diese Kopie im Finder (Befehl „Paketinhalt anzeigen“) und wechselt zum Unterordner „Contents > Resources“. Dort löscht man alle Ordner mit der Endung “.lproj” außer „German.lproj“ (für die deutsche Sprache) und „English.lproj“ (für Englisch). In diesen beiden Ordnern befindet sich jeweils die Datei „DisplayName.strings“. Diese Datei enthält den Namen der Vorlage und muss entsprechend angepasst werden. Den Namen der Vorlage trägt man außerdem noch in der Datei „content.html“ ein.
Schritt 4 In der Datei „Description.plist“ trägt man eine eindeutige „Stationery ID“ ein, die man im Dienstprogramm Terminal mit dem Befehl „uuidgen“ erhält.
Schritt 5 Danach beginnt die eigentliche Arbeit am Design. Man öffnet die Dateien “Description.plist” und “content.html” in einem Texteditor. Bei Bilder und dynamische Elementen in der HTML-Datei muss man die dazugehörigen Dateinamen in der Beschreibung („Description.plist“) eintragen.
Schritt 6 Hat man die Bilder der Vorlage nach eigenen Wünschen geändert, sollte man sie – zumindest am Anfang – unter demselben Namen abspeichern. Das erspart das aufwendige Umbenennen der Einträge in der HTML- und der XML-Datei. Wer die Farben der Dateien ändert, sollte kontrollieren, ob die Bilder in der Vorlage korrekt nebeneinander stehen können – andernfalls sieht man horizontale Linien in der Vorlage.
Fazit
Die Entwicklung eigener E-Mail-Vorlagen ist eher etwas für Softwareentwickler. Das erklärt, weshalb Namensgebung und Dokumentation durchweg in Englisch ist. Wenn man sich aber über diese Hürde hinweg setzt und Grundkenntnisse von HTML hat, kann man die mitgelieferten Vorlagen zumindest etwas an die eigenen Wünsche anpassen.