Statt der standard-basierten Java Mikro Edition (JME) zum Ausführen von Java benutzt Google in Android eine eigenes dafür entwickelte virtuelle Maschine namens Dalvik. Laut den Entwicklern kommt Dalvik mit einigen Vor- und Nachteilen, aber Technologie mag für diese Entwicklungs-Entscheidung für Google nicht ausschlaggebend gewesen sein.
Wahrscheinlich wird Google dank Dalvik Lizenzgebühren an Sun vermeiden, die bei Verwendung von JME fällig wären, mutmaßt Stefano Mazzocchi, selbst ein Entwickler und Vorstandsmitglied bei Apache Labs. Sobald ein Hersteller JME in seinem Telefon verwendet, muss er für diese Technologie an Sun Lizenzgebühren zahlen, um Anpassungen vornehmen zu können. JME kann unter der Open-Source-Vereinbarung frei benutzt werden, wenn alle Anpassungen auch für alle freigegeben werden, aber die meisten Hersteller scheuen davon zurück. Laut Mazzocchi hat nun Google stattdessen Dalvik entwickelt und diese virtuelle Maschine übersetzt Java-Kode nach Dalvik-Kode.
„Damit kann Google behaupten, dass Dalvik keine Java-Plattform ist“, verlautet Hari Gottipati, ein Entwickler, der den gleichen Sachverhalt untersuchte.
Google verweigerte bisher jeden Kommentar zu Dalvik.
Google könnte aber dennoch auf Probleme treffen, wenn für die Entwicklung von Dalvik irgendwelche Quellkodes von Sun verwendet wurden. Laut Mazzocchi ist das aber eher unwahrscheinlich, das Sun ein großer Vorreiter im Bereich Open-Source Software ist und eine Klage gegen Google die ganze Open-Source-Gemeide verunsichern könnte.
Mazzocchi weist darauf hin, dass Googles Neuentwicklung dennoch nicht in die Geschäftsstrategie von Sun passt: Die Chancen auf Lizenzgebühren für Smartphones sind deutlich vermindert.
Statt direkt zu diesem Thema zu kommentieren verweist Sun auf einige allgemeine Aussagen seines Geschäftsführers und Präsidenten Jonathan Schwartz. Dieser gratulierte in einem Blog Google zum Launch von Android und beschreibt Android als “Java/Linux” Plattform. Im Strengen Gegensatz dazu vermeidet Google sorgfältig diese Bezeichnung. Laut Google ist das Android-Software-Entwicklungskit eine Zusammenstellung von Werkzeugen, die zum Entwickeln von Programmen dient, welche Java verwenden.
Sun verbreitet auch die Aussagen bezüglich von Rich Green, seines Vize-Präsidenten, auf der Oracle Open World Konferenz letzte Woche. “Wir stehen für Verhandlungen mit Google offen und erwarten im Gegenzug das Gleiche, um sicherzustellen, dass Software und API kompatibel sind. Nur dann wird eine Entwicklung auf einer ganzen Reihe von Plattformen möglich sein. Green wünscht ausdrücklich eine Zusammenarbeit mit Google, damit die Entwicklungsumgebung für Smartphones nicht in viele verschiedene Ansätze zerfällt.
Auch für andere Smartphone-Entwickler wie Gottipati ist das von Belang. Die Entwicklungsumgebungen unterscheiden sich bereits. Trotz JME muss er somit seine Programme individuell an verschiedene Geräte anpassen. Gemäß Gottipati ist das gegenwärtige Stadium allerdings noch einfach. Eine Basis-Entwicklung mit leichten Anpassungen genügt. Das wird allerdings anders aussehen, sobald zwei JME und Android inkompatible Ansätze bieten. Solange Android noch nicht einmal Hardware vorweisen kann und nicht in starker Konkurrenz zu JME steht, wird Gottipati keinen neuen Entwicklungsstandard dafür planen.
Gottipati glaubt, dass Bedarf an neuer Technologie – und nicht Lizenzgebühren – hinter der Dalvik-Entwicklung steckt. Die Gebühren sind so gering, dass Sun JME auch kostenlos in Android eingebaut hätte, wenn Google nur gefragt hätte. Jetzt allerdings werden alle Entwickler – und Sun – diesen Nicht-Standard Dalvik genau unter die Lupe nehmen.
Info: Macworld