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Das US-Unternehmen Lytro will mit einer neuartigen Kamera – der Lichtfeldkamera – die Fotografie revolutionieren. Denn die Lichtfeldkamera verzichtet aufs Fokussieren. Sie nimmt das Motiv inklusive aller Schärfeebenen auf – was scharf und was unscharf ist, bestimmen Sie erst nach dem Fotografieren. Die Vorteile liegen auf der Hand: Schnelle Fotos ohne Warten auf den Autofokus oder gar manuelles Scharfstellen. Außerdem dürfen Sie sich nach dem Fotografieren noch umentscheiden, auf was die Kamera scharf gestellt sein soll – und das beliebig oft.
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So ist die Lichtfeldkamera aufgebaut

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- ObjektivIn der Lytro-Kamera sitzt ein Objektiv mit 8x optischem Zoom und einer Blende von f/2. Durch die große Blende gelangt viel Licht auf den Sensor (2).
- SensorDer Sensor ist das Herz der Lichtfeldkamera. Er besteht nicht nur aus einer Linse, sondern aus einem Gitter von vielen Mikro-Linsen, die insgesamt 11 Millionen Lichtstrahlen abbilden. Anders als bei gewöhnlichen Kameras nehmen die Mikro-Linsen neben Farbe und Intensität des Lichtstrahls auch die Richtung des Strahls auf. Weil die zusätzlichen Daten Tiefeninformationen enthalten, sind Lichtfeldkameras sogar 3D-tauglich.
- Light Field Engine 1.0Das Gehirn der Kamera. Hier werden die vom Sensor (2) aufgenommenen Daten verarbeitet und an jedes Bild als eine Art Metadatei die dazugehörigen Schärfeebenen angehängt. Dadurch lassen sich Lytro-Bilder beispielsweise auf Facebook und Twitter teilen und auch andere können den Fokuspunkt im Nachhinein und ohne die Kamera verändern.

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Lytro speichert die Bilder im Format „.lfp“ (Light field picture). Mittels kostenloser Software importieren und bearbeiten Sie die Aufnahmen. Momentan gibt es diese Software nur für Mac-Rechner ab Mac OS X 10.6, eine Windows-Variante ist aber in Arbeit. Wer mag, kann seine Lichtfeld-Aufnahmen kostenfrei auf Lytro.com hochladen, verspricht der Hersteller. Wie Nicht-Lichtfeldkamera-Besitzer diese Bilder betrachten können, sagt Lytro zwar nicht. Auf der Hersteller-Seite sind die Demo-Bilder aber via Flash eingefügt. So können Sie im Browser den Schärfefokus der Bilder per Mausklick verändern. Eine Konvertierung ins übliche JPG-Format ist natürlich denkbar – die Schärfeebenen gehen beim Konvertieren jedoch verloren und Sie erhalten ein Bild, das zunächst nicht vom Bild einer gewöhnlichen Kamera zu unterscheiden ist.
Lichtfeldkamera – Lytro lässt vieles weg
Bedienelemente entfallen dank 1,46 Zoll kleinem Multi-Touch-Bildschirm weitgehend. Auf dem Touchscreen regeln Sie beispielsweise die Belichtungszeit. Wir können uns auch die typische Wisch-Geste zum Blättern durch bereits gemachte Aufnahmen gut vorstellen. Der Hersteller hält sich mit Details noch relativ bedeckt. Neben dem Touchscreen soll es jeweils einen Power- und Auslöse-Button, sowie einen Zoom-Regler geben. Durch die überschaubare Zahl von Knöpfen ist die Lichtfeldkamera auch für Foto-Einsteiger interessant.
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Noch etwas macht die plenoptische Kamera, wie die Lytro-Kamera noch heißt, ganz anders als herkömmliche Kameras: Es gibt keinen Blitz. Der großen Blende wegen fällt laut Hersteller genug Licht auf den Sensor, dass die Lichtfeldkamera auch in dunklen Umgebungen Fotos schießen könne. Der fehlende Blitz wirkt sich bestimmt positiv auf die Laufzeit des Akkus aus – ein Lithium-Ionen-Modell mit bislang unbekannter Kapazität. Ob die Bilder im Halbdunkel auch knackig-scharf werden, bleibt abzuwarten.

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So viel kostet die Lichtfeldkamera
Die Lytro-Lichtfeldkamera steht derzeit als Vorbestellung in drei Ausführungen zur Verfügung. „Graphite“ und „Electric Blue“ unterscheiden sich nur in der Farbe voneinander. Beide kosten 399 Dollar und enthalten 8 GB internen Speicher, der für 350 Bilder reichen soll. Die 499 Dollar teure „Red Hot“-Variante soll dank 16 GB internem Speicher 750 Bilder speichern. Von einer Speichererweiterung via SD-Karte ist keine Rede. Die Bilder wandern allesamt über ein USB-Kabel auf den Rechner. Allen Lichtfeld-Kameras gemein sind außerdem das geringe Gewicht von 214 g und die Ausmaße von 4,1 x 4,1 x 11,2 cm. Start der Fotorevolution laut Hersteller: Anfang 2012.