
Der Videoplayer des iPad ist wählerisch. Er akzeptiert nur MPEG-4- oder H.264-kodierte Filme. Wer Videodateien von Freunden bekommt, die keine iPad-Nutzer sind, steht daher oft vor dem Problem, dass diese sich nicht so ohne Weiteres am iPad abspielen lassen. Im Folgenden beschäftigen wir uns damit, welche Möglichkeiten es gibt, dieses Problem zu lösen.
Grenzen von iTunes
Der Standardweg über iTunes hat einige Nachteile. Damit Filme über die Synchronisierung mit dem Rechner auf das iPad gelangen können, ist die erste Hürde der Import in iTunes , das nur Quicktime-kompatible Formate unterstützt. Einige außerhalb des Apple-Universums sehr gebräuchliche Formate wie Divx oder Xvid lassen sich deshalb gar nicht erst importieren. Aber selbst wenn man die Dateien in iTunes bekommt, muss man sie meist noch für das iPad umwandeln. Die H.264-Kodierung ist jedoch ein aufwendiger Prozess, mit dem selbst aktuelle Rechner noch einige Zeit beschäftigt sind.
Player vs. Umwandlung
Um einen Film nur einmal zu sehen, lohnt sich der Aufwand für die Konvertierung kaum. Da installiert man auf dem iPad besser eine Video-App, die auch Fremdformate wiedergeben kann.
Neben der lästigen Wartezeit gibt es noch ein weiteres wichtiges Argument gegen die Konvertierung. Da im Videobereich verlustbehaftete Formate genutzt werden, kommt es bei jeder Umwandlung und der damit verbundenen erneuten Kompression zu einer Verschlechterung der Qualität. Man kann die Verluste zwar begrenzen, indem man ein etwas zu hochwertiges Zielformat wählt, doch das kostet dann wieder mehr Platz auf der Festplatte
Alternative Player nutzen
Die alternativen Player können nicht auf die normale Filmsammlung zugreifen, dafür muss man weiterhin die mitgelieferte App Videos nutzen, sondern erhalten ihr Futter über die Dateifreigabe in iTunes. Um Filme auf das iPad zu übertragen, wählen Sie es in iTunes in der Medienspalte aus. Dann klicken Sie auf den Reiter “Apps”. Unten im Fenster finden Sie dort den Bereich “Dateifreigabe”. In der linken Liste sehen Sie die Apps, die einen öffentlichen Ordner anbieten. Drei der im Folgenden vorgestellten Player tauchen hier auf. Wählen Sie das Programm aus, erscheint rechts daneben der Inhalt seines Datenordners. Ziehen Sie Filme in diesen Bereich, werden sie sofort auf das iPad kopiert und stehen der App dort zur Verfügung.
VLC Media Player
Der kostenlose VLC Media Player basiert auf dem gleichen Open-Source-Projekt wie die erfolgreiche Desktop-Software. Als Universal App läuft sie auch auf dem iPhone und iPod Touch. Nach dem Start zeigt VLC eine Liste der unterstützten Videos im Freigabeordner. Antippen eines Films reicht, um die Wiedergabe zu starten. Die aktuelle Version macht noch einen etwas eingeschränkten Eindruck. Es werden viele Formate unterstützt, aber Streams (RTSP und MMS) lassen sich noch nicht direkt angeben, sondern nur von Safari aus starten. Je nach Codec kommt es bei höheren Auflösungen zu Rucklern, da die Dekodierung ohne spezielle Hardware-Unterstützung durch die Software erfolgen muss. Mit diesem Problem haben alle Apps zu kämpfen. Hier wird es sicher im Laufe der Zeit weitere Optimierungen geben.
Der VLC Media Player hat noch kleine Schwächen, ist aber trotzdem eine prima Ergänzung zu Apples Player und dazu kostenlos. Angeblich sollen die Entwickler die Löschung der App aus dem Store beantragt haben, da sie einen Lizenzkonflikt sehen. Es wäre zu wünschen, dass dies nur als Kritik an den App-Store-Bedingungen gedacht war.
Cinexplayer
Vor kurzem hatten wir den Cinexplayer noch als Tipp in den kostenlosen Apps, inzwischen kostet er in der Ausführung für das iPad 2,99 Euro. Da es sich nicht um eine Universal App handelt, kostet die iPhone-Version, falls man sie benötigt, 1,59 Euro extra.
Auch der Cinexplayer erkennt viele Formate, hatte aber deutlich mehr Probleme als der VLC. Bei MPEG-2- und DV-Videos musste er zum Beispiel passen, die hier wichtigeren Xvid- und Divx-Dateien schaffte er jedoch. Eine allgemein gültige Liste lässt sich nur schwer erstellen, da es zum Teil auf die beim Kodieren der Filme gewählten Einstellungen ankommt. Außerdem können die Container-Formate, wie AVI, MKV und MOV, mit verschiedenen Codecs erstellte Filme enthalten. So läuft ein AVI-Movie, ein anderes nicht.
Klare Pluspunkte sammelt die App durch die Möglichkeit, das Videosignal mithilfe der von Apple angebotenen Adapter auf Fernseher oder VGA-Monitor auszugeben. Außerdem kann der Player schwarze Balken wegzoomen. Ein weiteres nettes Feature ist die Unterstützung von Untertiteln. Leider gibt es keine kostenlose Lite-Version zum Ausprobieren.
Oplayer HD
Als dritte Alternative stellen wir den Oplayer HD vor, der noch wieder etwas mehr kann. Er ist ebenfalls ein sehr vielseitiger Player, inklusive TV-Ausgabe, bietet aber noch dazu besondere Stärken bei der Filmübertragung zum iPad. Zusätzlich zur iTunes-Freigabe bietet er einen Wi-Fi-Server, über den man vom Rechner Filme über den Webbrowser auf das iPad laden kann. Außerdem beherrscht Oplayer den Zugriff auf FTP-Server und Windows-Freigaben und besitzt einen eigenen Browser, um auf Webseiten zuzugreifen. Wer den Player viel benutzt, wird diese Möglichkeiten schnell zu schätzen lernen, zumal sich die Serverdienste unter Windows und Mac-OS X sehr einfach aktivieren lassen. So kann man sich einfach mal einen Film nachladen. Außerdem unterstützt die App Video-Streaming über HTTP/RSTP.
Oplayer macht von den hier vorgestellten Apps den besten Eindruck, ist mit 3,99 Euro aber auch die teuerste. Immerhin gibt es eine Lite-Version zum Testen. Die Filmgröße wird aus Performancegründen auf 800 x 600 begrenzt, mit dem nächsten Update sollen sogar 720p-Xvids unterstützt werden. Die iPhone-App kostet 1,59 Euro.
Air Video
Der Streaming-Client Air Video geht einen anderen Weg zum Betrachten von Videos auf dem iPad. Statt die Filme auf das iPad zu kopieren und dort abzuspielen, überlässt Air Video die Hauptlast der Dekodierung dem Rechner. Dort wird nämlich eine Serversoftware installiert, die den Film abspielt und als Videostream überträgt, den dann Air Video auf dem iPad empfängt und anzeigt. Der Flaschenhals ist damit nicht mehr die CPU des iPad, sondern die Geschwindigkeit der Netzwerkverbindung. Die Serversoftware ist kostenlos für Windows und Mac-OS X beim Hersteller erhältlich.
Das Video-Streaming kann im lokalen Netz oder über Internet erfolgen, wenn Ihr Router beziehungsweise dessen Firewall UPnP oder NAT-PMP erlaubt. Das iPad kann den Stream über WLAN, aber auch über UMTS empfangen. Die Qualität der Verbindung entscheidet dann über die Auflösung, die übertragen werden kann.
Air Video kostet 2,39 Euro, optimiert für iPad und iPhone. Sie können die App mit der Lite-Version kostenlos ausprobieren. Diese zeigt im Gegensatz zur Vollversion einfach nur eine zufällige Auswahl der auf dem Server vorhandenen Filme an.
iTunes nutzen – Fremdformate konvertieren
Es ist zwar etwas umständlicher, Filme für die Nutzung in iTunes oder mit dem Standardplayer des iPad zu konvertieren, aber manchmal lohnt sich der Aufwand eben doch. Haben Sie zum Beispiel Videos im Urlaub aufgenommen, so wandelt man diese am besten in H.264 um und verwaltet sie über iTunes. Von dort aus lassen sie sich bequem auf Apple TV, iPad oder iPhone übertragen.
Ein anderes Beispiel sind Filme, die Sie mit einem DVB-T-Empfänger am Rechner aufgenommen haben. Um eine Sammlung aufzubauen, empfiehlt sich die Umwandlung der MPEG-2-Files in ein besser komprimiertes Format. Wenn man sich die Arbeit schon macht, ist das sehr effektive H.264 für iTunes- und iPad-Nutzer einfach die beste Wahl.
Es gibt bereits eine große Auswahl an Konvertern zur Umwandlung diverser Filmformate, unter anderem auch in H.264. Liegt ein Film bereits in einem Quicktime-kompatiblen Format vor, können Sie ihn direkt in iTunes importieren und dort eine H.264-Version erzeugen. Dafür wählen Sie die Datei in der Mediathek unter “Filme” aus und benutzen den Befehl “Erweitert > Version für iPad oder Apple TV erstellen”.
Der Apple-Player
Ein Vorteil der Filmverwaltung mit iTunes ist der einfache Abgleich mit dem iPad. Um die Filme zu übertragen, schließen Sie das iPad an und wählen es in der Medienspalte aus. Im rechten Teil des Fensters klicken Sie dann auf den Reiter “Filme”. Hier aktivieren Sie die Synchronisierung von Filmen und deaktivieren das automatische Einbeziehen bestimmter Filme. Darunter zeigt iTunes dann in einem Kasten alle in der Mediathek liegenden Filme. Diese lassen sich einzeln über Checkboxen neben dem Cover für den Abgleich mit dem iPad auswählen.
Mit einem Klick auf “Anwenden” starten Sie die Synchronisierung. Ist ein Film nicht mit dem iPad kompatibel, weist iTunes darauf hin, dass er nicht kopiert wurde. Sind es mehrere, können Sie sich mit “Details” eine Liste der Problemfälle zeigen lassen. Diese Filme können Sie wie eben beschrieben mit iTunes in H.264 umwandeln.
Auch für Videos mit hoher Auflösung ist die Umwandlung in H.264 ratsam, da die iPad-Hardware nur dessen Dekodierung beschleunigt und Apple die Funktion nicht für Entwickler freigibt. Wer 720p ausgeben will, kommt derzeit nicht um H.264 und Apples Player herum.