
Das Spiel setzt drei Jahre nach Leonardos Tod im Jahr 1522 ein. Der junge Italiener Valdo besucht das Manoir du Cloux, das heute Château Clos Lucé heißt. Dort lebte Leonardo auf Einladung von Franz I. die letzten drei Jahre seines Lebens, hier verstarb er 1519. Informationen zu dem Chateau gibt es zum Beispiel hier . Unser Held Valdo ist auf der Suche nach einem Manuskript, das Leonardo da Vinci dort versteckt haben soll. Valdo ist der ehemalige Lehrling von Francesco Melzi, seines Zeichens Schüler von Leonardo. Valdo hat gerade seine Stellung verloren, als ihn der Brief eines unbekannten Mannes erreicht, in dem er gebeten wird, dieses geheimnisvolle Manuskript von Leonardo zu finden Bewohnt wird die Residenz von der schönen Babou de la Bourdaisière, einer Geliebten von König Francois I. In einer animierten Szene sehen wir, wie Valdo des Nachts in dem Chateau eintrifft und sich sogleich auf die Suche nach dem geheimen Arbeitszimmer des verstorbenen Universal-Genies macht.
Klassische Steuerung, interaktives Inventar
Die Steuerung erfolgt genretypisch in der 1. Person per Mausklick, wobei der Cursor sich entsprechend den aktuellen Optionen oder Aufgaben (Interaktion mit einem Objekt oder dessen Aufnahme, Gesprächsmöglichkeit, Lesen eines Dokumentes etc.) verändert. Mit dem Rechtsklick greift man unter anderem auf das Inventar zu, das neben den üblichen aufgesammelten Objekten zum Einsatz an passender Stelle viele wichtige Informationen und sogar für das Spielgeschehen entscheidende interaktive Elemente in Buch- und Dokumentenform bietet. Das Inventar verfügt über insgesamt fünf Register mit jeweils 3 x 7 Aufnahmeplätzen, die bei uns aber nie vollständig belegt waren. Diese Objekte sind wie gewohnt an der passenden Stelle im Spiel einzusetzen oder zu kombinieren, innerhalb des Inventars sind Kombinationen zum Glück nicht erforderlich, was dem Überblick nur gut tut. Um Objekte ins Inventar zurückzulegen, reicht ebenfalls ein Rechtsklick. Gelegentlich finden sich Items, die man Valdo direkt im Inventar anlegt, wie Handschuhe oder ein rotes Wams.
Das Spiel zieht sich über vier Tage und Nächte hin, in denen Valdo immer tiefer in die Geheimnisse Leonardos eindringt und die Hintergründe einer mittleren Verschwörung rund um das verschwundene Manuskript aufdeckt. Dazu bewegt er sich im Chateau durch sein Gastzimmer, Küche und Wertstatt, Keller und die Räume Leonardos sowie von Mademoiselle de la Bourdaisière. Nicht alle Räume sind von Anfang an zugänglich, in einigen durchaus anspruchsvollen Knobeleien muss man sich den Zutritt erst verdienen, beziehungsweise die nötigen Schlüssel finden sich erst im Spielverlauf, etwa zur wunderschön gestalteten Kapelle im Chateau. Dazu kommen die Außenanlagen mit Garten, Teich, Brücke, Schiede, Mühle und Taubenschlag.
Zahlreiche und oft anspruchsvolle Rätsel
Doch hier gilt es nicht absichtsfrei zu lustwandeln, sondern den Abenteurer erwarten überall beanspruchende Rätselaufgaben auf den Spuren des Renaissance-Genies. Dessen Werken begegnet man vor allem in den Räumlichkeiten innerhalb des Chateaus, so einigen seiner Gemälden sowie Konstruktionen, etwa einem Fernrohr oder Flugapparat. Nicht immer ist klar, was denn nun “wirklich historisch” ist, eine Kommentierung dazu durch den Entwickler hätte hier nicht geschadet, und sei es online auf der eigenen Webseite zum Spiel.
Valdo betätigt sich mit der Reparatur diverser Anlagen wie dem Springbrunnen im Garten, er führt Gespräche mit dem schwer einschätzbaren Wachmann der Anlage, Saturnin, und natürlich der schönen Mademoiselle, bei der er schließlich auch seine Verführungskünste unter Beweis stellen darf. Selbstverständlich fehlen weder Schalter- noch Kombinationsrätsel, deren Niveau für erfahrene Adventurer von einfach bis mittelschwer reicht. Gelegentlich sind auch zeitabhängige Rätsel zu bestehen. Hinweise auf die Lösungen finden sich in diversen Briefen, Dialogen, Dokumenten oder schlicht in der eigenen Beobachtungsgabe beim Streifen durch die Lokalitäten des Spiels. Dabei lassen sich viele Rätsel in beliebiger Reihenfolge lösen, das heißt das Adventure ist in Grenzen nicht-linear. Gegen Ende leider präsentieren die Spielentwickler ein Rätsel rund um das berühmteste Werk Leonardos, das, obwohl man die Lösung grundsätzlich kennt, nervig und unfair daher kommt und den Spieler schier verzweifeln lassen könnte. Eine Umgehung dieses Stolpersteins wie unter Windows durch einen raschen Wechsel auf den Desktop und zurück geht auf dem Mac zudem nicht.
Sound, Grafik, Fortbewegung
Die Geräuschkulisse und Musikuntermalung ist dabei angenehm dezent, schwillt aber in bedeutenden und spannenden Momenten passend an.






















Die Grafik des in der Windows-Version von 2006 stammenden Kheops-Spiels mit einer festen Auflösung von 1024 x 768 Pixeln ist trotz ihres Alters recht ansehnlich und bringt die Szenerie aus dem 16. Jahrhundert auch in der Mac-Adaption durch Coladia überzeugend genug auf den Bildschirm, obwohl nur selten Bewegung in den einzelnen Abschnitten geboten wird. 360-Grad-Rundumsicht ist heutzutage Standard, dass man sich von Bild zu Bild durchklickt, leider auch. Freie Bewegung über die Pfeiltasten sollte eigentlich auch in einem Adventure kein Fremdwort mehr sein. Die animierten Zwischensequenzen, bei denen immer wieder Leonardo im Rückblick auftaucht, wirken demgegenüber optisch schwächer, manchmal wird der Spielverlauf durch comicartige Standbilde fortgeführt, was aber dramaturgisch nicht schlecht wirkt, vergleichbar dem von uns ebenfalls besprochenen Adventure ” Die Rückkehr zur geheimnisvollen Insel “. Einstellungsoptionen gibt es bei “The Secrets of Da Vinci” übrigens so gut wie keine. Es lassen sich verschiedene Nutzer mit eigenen Speicherständen anlegen, das Spiel jederzeit speichern und laden, Untertitel an/aus, die Geschwindigkeit der In-Game-Kamera kann gewählt werden sowie die Lautstärke – schon bei der Helligkeit (Gammawert) ist Sense.
Wertung und Empfehlung
Die Lokalisierung des Spiels ist zweifellos gut gelungen, unserer Download-Version 1.0.2 lag allerdings nur eine englischsprachige PDF-Anleitung bei, was aber nicht weiter schlimm ist, da sich fast alle Details rasch von allein erschließen und, wie gesagt, viel einzustellen gibt es ohnehin nicht. Als Systemanforderungen gibt Coladia einfach nur Mac-OS X (Universal Binary) an. Wir haben The Secrets of Da Vinci auf einem 15 Zoll-Macbook Pro mit 2,16 GHz und 3 GB RAM Arbeitsspeicher sowie zur Spielzeit noch Mac-OS X 10.6.1 getestet und keinerlei Ruckeln bemerkt. Allerdings kam es nach manchen Dialogen oder Interaktionen zu ärgerlichen und unerklärlichen Verzögerungen, wenn sekundenlang gar nichts mehr ging. Das PC-Spiel ist in Deutschland ohne Alterseinschränkung freigegeben.
Angesichts der neuen Flut von 3D-Adventures auf dem PC-Markt ist man über jede Mac-Adaption froh. The Secrets of Da Vinci ist nicht allererste Wahl, aber dennoch ein gelungenes Rätselspiel für 30 Euro, das insbesondere Fans des großen Leonardo da Vinci und seiner Zeit begeistern wird. Wer wissen will, ob das Spiel sich wirklich lohnt, kann vorher die Demoversion von der Spielseite ausprobieren.
Info: Coladia