
Normalerweise unterliegt die Verwendung von pixelbasierenden Bildern in Xpress einem festen Ritual. Zuerst muss man Bildauflösung, Tonwertkorrektur, Kontrast, Sättigung und andere spezielle Bildbearbeitungen in Photoshop oder einem anderen Bildbearbeitungsprogramm ausführen. Anschließend speichert man das Bild auf der Festplatte und importiert es von dort aus in einen Bildrahmen im Xpress-Layout. Im Bildrahmen kann man höchstens noch Skalierung und Bildwinkel eines Bildes manipulieren. Für alle weitergehenden Bearbeitungen heißt es, zurück ins Bildbearbeitungsprogramm. Nach Abschluss der Korrekturen muss man das bearbeitete Bild im Layout wieder aktualisieren. Ein umständlicher und zeitraubender Arbeitsablauf, der mit den Bildeffekten nach Meinung der Quark-Entwickler der Vergangenheit angehören soll. Da Xpress Layout-Typen für Printmedien, Webseiten und interaktive Flash-Anwendungen anbietet, sind die Bildeffekte für die Verwendung mit unterschiedlichen Farbmodellen platzierter Bilder ausgelegt.
Filter zur Bildmanipulation
Um Bilder mit künstlerischen Effekten ungewöhnlich zu verändern, kommen die Filter zum Einsatz. Die von Xpress angebotenen Filter sind Bereinigen, Gaußscher Weichzeichner, Unscharfe Maske, Kantenerkennung, Solarisieren, Diffundieren, Relief, Reliefeffekte, Kantendetektion, Konturen nachzeichnen, Bildrauschen hinzufügen und Median, ein Effekt, der Fotos wie gemalt erscheinen lässt.
Um Bildstörungen oder Ungenauigkeiten auszubügeln, gibt es den Filter “Bereinigen “. Dabei sollen durch Kantenerkennung Details erhalten bleiben.
Der “Gaußsche Weichzeichner” wendet eine Weichzeichnung auf das Bild an, je nach Höhe des Pixelradius stärker oder schwächer. Die Auswahl zwischen “Bild Trüben” oder “Maske Trüben”, gibt dem Layouter die Möglichkeit, neben dem Bild auch einen vorhandenen Alpha-Maskenkanal weichzuzeichnen.
Der Filter “Unscharfe Maske” entspricht der Funktion “Unscharf Maskieren” aus Photoshop und ist sicherlich in der Druckproduktion einer der am häufigsten genutzten Filter. Drei Einstellungen steuern die Scharfzeichnung: Wert, Radius und Schwellenwert. Mit Wert und Radius legt man Intensität und Wirkbereich fest, der Schwellenwert unterdrückt die Scharfzeichnung in flächigen Bereichen. Betont man die Körnigkeit eines Bildes zu stark, kann man dies durch Anheben des Schwellenwertes unterbinden. “Invertieren” kehrt positive und negative Werte eines Bildes um. Dabei dient der Schwellenwert als Grenze, an der die Negativ- und Positivwerte der Umkehrung wirksam werden. Um die Bildschärfe abzumildern, greift man zum Filter “Diffundieren” . Dieser Filter eignet sich auch zum Abmildern von Alpha-Maskenkanälen, wenn diese zu abrupt abgegrenzt sind. Die Filter “Relief” und “Reliefeffekte” arbeiten Hand in Hand. Mit dem Relieffilter lassen sich Bildbereiche reliefartig anheben. Die Parameter Radius, Winkel und Wert definieren das Erscheinungsbild. Der Filter Reliefeffekte gibt die Richtung an, aus der der Reliefeffekt auf das Bild angewendet werden soll. Mit der Winkeleinstellung des Relieffilters nicht zu verwechseln.
Um Kanten im Bild anzuzeigen, nimmt man den Filter “Kantendetektion” . Zwei Einstelloptionen, Sobel und Prewitt, definieren die Art der Kantendetektion. Sie sind Operatoren, die die mathematischen Eigenheiten der Erkennung bezeichen. Bildbearbeiter sollten bei Einsatz des Filters Intuition spielen lassen.
Um die Umrisse von Bildern hervorzuheben, verwendet man den Filter “Konturen nachzeichnen” , der aber das Bild in ein Schwarz-Weiß-Bild umwandelt. Der Effekt lässt sich auch umkehren. Mit dem Filter “Bildrauschen hinzufügen” kann auf Bilder farbiges oder monochromes Rauschen angewendet werden. Die Art der Verteilung sowie die Intensität lässt sich einstellen. Mit dem Filter “Median” gelingt eine Interpolation gleicher Helligkeitsbereiche, um unerwünschte Körnigkeit oder Rauschen zu unterdrücken.
TIPP Bei platzierten EPS-Dateien sollte man vor Einsatz der Bearbeitungsfunktionen die hochauflösende Bildvorschau für das zu bearbeitende Motiv einschalten, sonst schaltet der Dialog beim Aufrufen die Ansicht selbstständig um.
Dreh- und Angelpunkt: die Palette “Bildeffekte”

Über den Menübefehl “Fenster > Bildeffekte” ruft der Anwender eine unscheinbare Palette auf, die aber eine ganze Menge grundlegender Bildbearbeitungsfunktionen und Filter verwaltet. Die in der Palette enthaltenen Symbole sind zunächst inaktiv. Darunter befindet sich ein freier Fensterbereich, in dem sich angewählte Effekte oder Filter in Listenansicht stapeln lassen. Ganz unten befindet sich ein aufklappbarer Informationsbereich, der bei verwendeten Bildeffekten ausgewählte RGB- und CMYK-Werte anzeigt.

Aktiviert man mit einem Mausklick einen Bildrahmen, der ein platziertes Bild enthält, werden die Symbole aktiv. Die beiden Symbole links in der Palette ” Bildeffekte” stehen für die Bereiche “Farbabstimmung” und “Filter”. Rechts sitzen Symbole, um vorhandene Kombinationen aus Farbabstimmungen und Filtern als Voreinstellungen zu speichern und jederzeit wieder aufzurufen. Eine Kombination der Bildeffekte mit Objektstilen ist übrigens nicht möglich. Möchte man einen Effekt nachträglich bearbeiten, genügt ein Mausklick auf das “Effekt-Bearbeiten-Symbol” oder ein Doppelklick auf den Listeneintrag des betreffenden Effekts. Mit einem Mausklick auf das Mülleimersymbol lassen sich ausgewählte Effekte dauerhaft aus der Liste entfernen.
Anwendung im Layout

Um eine Farbabstimmung auf ein im Layout aktiviertes Bild anzuwenden, klappt man per Mausklick auf das Symbol “Farbabstimmung” ein Menü mit den zur Verfügung stehenden Abstimmungen auf. Dort wählt man die gewünschte Abstimmung und der dazugehörige Einstelldialog öffnet sich. Jeder Einstelldialog hat eine Option zur Voransicht, die man unbedingt einschalten sollte, um die Auswirkung der Einstellungen interaktiv beobachten zu können. Ist man mit seinen Einstellungen zufrieden, schließt man den Dialog und die Abstimmung wird auf das Bild im aktiven Rahmen angewendet. In der Listenansicht im mittleren Fensterbereich der Palette “Bildeffekte” erscheint der Eintrag des angewendeten Bildeffektes. Mehrere angewendete Bildeffekte stapelt Xpress. Ein kleines Symbol links neben dem Namen zeigt an, ob es sich um einen Effekt oder einen Filter handelt. Zusätzlich erscheint ein Dreieck neben dem Symbol, mit dem man die Einstellwerte des Bildeffektes in der Listenansicht aufklappen und anzeigen kann. Nicht alle Bildeffekte verfügen über in der Liste anzuzeigende Werte.

Der Einstelldialog lässt sich jederzeit über einen Doppelklick auf den Listeneintrag oder mit einem Mausklick auf das Symbol “Effekt bearbeiten” aufrufen. Im Layout zeigt ein Symbol in der rechten oberen Ecke des Bildrahmens an, ob ein oder mehrere Bildeffekte auf das enthaltene Bild angewendet sind. In gewisser Weise erinnert die Listenansicht der Bildeffekte entfernt an die Palette der Photoshop-Aktionen. Xpress wendet Bildeffekte in der Reihenfolge ihrer Anordnung in der Liste nacheinander auf ein Bild an. Per Drag-and-drop kann der Anwender jederzeit die Reihenfolge der Bildeffekte verändern, was mitunter zu ganz unterschiedlichen Auswirkungen führt. Zusätzlich ist es möglich, Bildeffekte in der Liste vorübergehend ein- und wieder auszuschalten, in dem man den Haken im blauen Kästchen mit einem Mausklick entfernt.
TIPP Möchte man rasch einen einzelnen Bildeffekt auf ein anderes Bild im Layout anwenden, genügt es, das in der Listenansicht ganz links sitzende Symbol auf das gewünschte Bild zu ziehen. Eine kleine Einschränkung gibt es: Manche Effekte die auf ein Bild im CMYK-Farbmodell angewendet wurden, lassen sich nicht auf ein als RGB vorliegendes Bild ziehen und umgekehrt.
Bildeffekte ausgeben

Einzelne oder mehrere Farbabstimmungen oder Filter sowie deren beliebige Kombinationen, lassen sich über den Befehl “Voreinstellungen sichern” speichern und über den Befehl “Voreinstellungen laden” auf ein neues Bild anwenden.
Mit dem Befehl “Ablage > Bild sichern” kann man Bilder, die sich in einem Bildrahmen befinden, als neue Datei auf der Festplatte speichern. Das ist nützlich, um große Bilder ohne lästigen Programmwechsel ins richtige Format zu bringen und die Datenmenge zu verringern. Besonders raffiniert an dieser Funktion ist jedoch, dass alle zuvor auf das im Bildrahmen platzierte Bild angewendeten Bildeffekte in den Bildexport-Optionen auftauchen und bei der Ausgabe auf das Bild angewendet werden. Weitere Einstellparameter der Bildexport-Optionen sind die Möglichkeit, das ursprüngliche Bild zu überschreiben und das Layout anschließend mit dem neuen Bild zu verknüpfen. Dabei erkennt Xpress beim neuen Verknüpfen, dass Bildeffekte angewendet wurden und entfernt die zuvor auf den Rahmen angewendeten Effekte.
Fazit
Genau genommen sind die in Xpress implementierten Bildeffekte für Bildbearbeiter keine Neuerung. Das Neue ist, dass eine Reihe ganz wichtiger Bildbearbeitungsfunktionen ohne Zuhilfenahme von Drittanbietersoftware direkt im Layout zur Verfügung steht. Der direkte Zugriff und die Erreichbarkeit der Funktionen sprechen für den Einsatz. Um die Effekte darzustellen, müssen sie schnell berechnet werden, was eine gewisse Prozessorleistung für angenehmes Arbeiten voraussetzt. Eine komplexe Bildbearbeitung und Retusche können die Bildeffekte nicht ersetzen. Sie sind aber hervorragend dafür geeignet, um kleinere Korrekturen an Bildern durchzuführen, beispielsweise, um die Lesbarkeit von darüber liegendem Text zu verbessern oder die Abstimmung zwischen Bild und Grafikelementen angenehm unkompliziert nachzujustieren. Auf Wunsch können die angewendeten Effekte jederzeit als Bild exportiert und anderen Anwendungen zur Verfügung gestellt werden.
Große Auswahl an Farbabstimmungen
Bei der Bezeichnung der Bildeffekte bedient sich Quark einer Namenskonvention, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint. Das liegt schlicht an der eigenwilligen deutschen Übersetzung. Bildbearbeiter, die in Photoshop zu Hause sind, erkennen aber rasch ähnliche Konzepte. Die der Bildmanipulation zu Grunde liegende Mathematik ist eben programmübergreifend.
Unter dem Oberbegriff “Farbabstimmungen” laufen alle Bearbeitungsfunktionen, die Einfluss auf die Farbigkeit eines Bildes haben. Dazu gehören das Bearbeiten der Farbabstufungen, die Tonwertkurven, Helligkeit und Kontrast, Farbausgleich, Farbton und Sättigung, selektive Farbkorrektur, Gammakorrektur, Entsättigen, Invertieren, Schwellenwert, Postereffekt und das Einstellen eines Bildes als Negativ.
Die “stufen” bearbeiten die Tonwertspreizung. Diese kann entweder kanalweise oder für alle Kanäle kombiniert eingestellt werden. Zusätzlich lassen sich nummerisch Schatten, Mitten und Lichter neu setzen. Der Tonwertumfang lässt sich ebenfalls einstellen. Über den Dialog “Kurven” stellt der Anwender die Gradationskurven ein, um ein Bild aufzuhellen oder abzudunkeln. Die Kurven sind ebenfalls auch kanalweise einstellbar. Mit Auswahlknöpfen kann man die Art des Kurvenverlaufs definieren. Zur Auswahl stehen kurvenförmige, gerade und stufenförmige Segmente. Die Werte für jeden Punkt, der der Kurve hinzugefügt wird, kann man auch nummerisch eingeben.
Die Farbabstimmung für “Helligkeit / Kontrast” sind nützlich, um hinterlegte Bilder aufzuhellen oder abzudunkeln. Mit dem “Farbausgleich” stellt der Bildbearbeiter die Farbbalance eines Bildes ein. Getrennt für Schatten, Mitten und Lichter lassen sich die Balance für Cyan-Rot, Magenta-Grün und Gelb-Blau einstellen. Mit dieser Farbabstimmung entfernt man Farbstiche. In dem Dialog für “Farbton/Sättigung” kann man auf einfachem Weg die Grundfarbe, die Farbsättigung und die Helligkeit bearbeiten. Die ” Selektive Farbkorrektur” modifiziert die Farbkanäle. Dabei wird der Farbaufbau durch die im Vierfarbprozess verwendeten Kanäle Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz gesteuert.
Um den Gamma-Wert, also den Mittelwert aus Schwarz und Weiß neu abzugleichen, kann man die “Gamma-Korrektur” einsetzen. Diese Farbabstimmung hilft die Bildschirmdarstellung von Bildern in Xpress-Web-Layouts zu verbessern. Die Farbabstimmung “Entsättigen” entfernt die Farbe aus dem Bild. Dabei ordnet Xpress bei der Umwandlung jedem Bildpunkt gleiche RGB-Werte zu. Es entsteht also kein Graustufenbild, sondern ein entfärbtes RGB-Bild. “Invertieren” kehrt die Grauwerte aller Kanäle um und ist nur für Graustufen- oder RGB-Bilder geeignet. Mittels der Farbabstimmung “Schwellenwert” gelingen kontrastreiche Schwarz-Weiß-Umsetzungen von Farbbildern, da sie die Abstufungen entfernt. Der “Postereffekt” wandelt Farbbilder in eine definierbare Anzahl von Farbstufen. Die Farbabstimmung “Negativ” kehrt Farbton und Helligkeit um, was nicht mit der Farbabstimmung “Invertieren” zu verwechseln ist. Diese Farbabstimmung ist für CMYK-Bilder geeignet.
TIPP Um einen Farbton in einem importierten Bild herauszufinden, gibt es eine simple Methode. Bei aktiviertem Bildrahmen wählt man einen beliebigen Bildeffekt, ohne die Einstellparameter zu verändern und bestätigt den Dialog mit einem Klick auf “OK”. Im Anschluss kann man beim Herüberfahren über das Bild mit dem Mauszeiger die gesuchten RGB- und CMYK-Werte im unteren Info-Bereich der Palette ablesen.