Am 20. Juli 2009 stellte Microsoft – nach verschwörerischer Geheimhaltung – um 19:00 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit das zweite Service Pack der aktuellen Bürosuite Mac Office 2008 zum Download zur Verfügung – kostenlos. Knapp 320 Megabyte muss man auf den Mac schaufeln. Das eigentliche Update ist dann allerdings in weniger als vier Minuten ohne weiteres Zutun über die Bühne gebracht. Sicherheit, Stabilität und Geschwindigkeit sind die drei Bereiche, auf denen der Fokus liegen soll.
Flotter Start
Ein großer Kritikpunkt, insbesondere bei der Textverarbeitung Word, ist unter Mac-OS X stets die Performance gewesen. Mit dem zweiten Service Pack legt Microsoft nun deutlich an Geschwindigkeit zu. Zwar dauerte der erste Start von Word nur unwesentlich kürzer als vor dem Update, bei jedem weiteren Mal braucht es jedoch durch geschicktes Caching nur halb so lange. Beim Testsystem, einem aktuellen iMac mit vier Gigabyte RAM und 2,66 Gigahertz Prozessor messen wir knapp zwei Sekunden, die zwischen dem Klick und den ersten Texteingaben vergehen.
Auch beim Laden der Dokumente zeigt sich im Schnitt eine knapp 30 prozentige Zeitersparnis. Noch extremer ist das Verhalten bei Excel. Dort hat sich der eigentliche Programmstart ähnlich beschleunigt wie in Word. Das Speichern und neue Berechnen unserer Testtabelle mit 100.000 Formeln vollführt Excel nach dem Update in einem Drittel der Zeit.
Verbesserte Kompatibilität
Die Daseinsberechtigung von Office 2008 für den Mac beruht zu einem großen Teil auf der Kompatibilität mit der Büro-Suite unter Windows. Dort ist insbesondere Word der klare Marktführer und als Quasi-Standard zu betrachten. Dies allein ist ein Grund für viele Mac-User, mit dem Officepaket von Microsoft zu arbeiten, in der Annahme, nur so sei die Kompatibilität zu wahren. Tatsache ist, dass sowohl iWork von Apple als auch die kostenlosen Pakete Open Office und Neo Office in großen Teilen die Kompatibilität zur Windows-Welt herstellen.

Probleme gab es aber dennoch. Bisher gingen beispielsweise Seiten-Einstellungen, die unter Excel für Windows gemacht wurden am Mac verloren. Oder Rahmen eines Word-2007-Dokuments wurden unter Mac-OS X völlig ignoriert und gingen nach erneutem Speichern ebenfalls verloren. Auch hier setzt das Service Pack 2 ein und soll laut Microsoft die Kompatibilitätsprobleme lösen. Bei sämtlichen bekannten und von uns nachgeprüften Bugs ist dies tatsächlich der Fall. Darunter sind auch einige lästige Redraw-Probleme.
Wer allerdings auf die hundertprozentige Layout-Kompatibilität zur Windows-Welt angewiesen ist, ist immer noch besser beraten, eine native Windows-Version von Office in einer virtuellen Umgebungen, wie etwa Parallels Desktop oder VM Ware Fusion zu verwenden. Bei allen anderen Varianten – egal ob von Microsoft oder den Mitbewerbern – kann und wird es immer wieder zu Problemen kommen.
Neue Funktionen Mangelware
Fairerweise muss man sagen, dass es sich schließlich nur um ein Service Pack handelt und nicht um eine neue Version. Daher ist es nicht verwunderlich, dass echte Neuerungen nur spärlich zu finden sind. Übergreifend über alle Anwendungen ist dies etwa der Zugriff auf Share-Point-Inhalte oder den kostenlosen Office Live Workspace. Auf diese Art können mehrere Benutzer über einen gemeinsamen Speicherplatz im Internet an Office-Dokumenten arbeiten. Die günstigste Möglichkeit hierfür ist der kostenlose Platz bei Live.com, dem Online-Service von Microsoft. Mitarbeiter am selben Projekt können auf diese Weise über E-Mail-Freigaben auf Word-Texte, Bilder oder Excel-Tabellen zugreifen.
Mac Office 2008 12.2.0 Update
Empfehlenswertes Update für die Mac-Office-Suite
Microsoft
Preis: kostenlos
Note: 1,7 gut
Leistung (50%) 1,2
Ausstattung (20%) 2,5
Handhabung (20%) 2,0
Ergonomie (10%) 2,0
Vorzüge: drastischer Geschwindigkeitszuwachs, Zusammenarbeit über Windows Live und Sharepoint
Nachteile: nach wie vor kein VBA
Alternativen: Apple iWork, NeoOffice, Open Office
www.microsoft.com
Die gesamte Organisation unter Mac-OS X geschieht seit dem Service Pack 2 mit dem Programm Document Connection. Brauchte man zuvor unter Mac-OS X den Mozilla-Browser Firefox, greift mittlerweile auch Safari auf Live.com zu. Grundlegende Änderungen am Dokument können so direkt im Browser vorgenommen werden.

Die zweite große Änderung betrifft die Präsentationssoftware Power Point. Von professionellen Designern eher mit einem Naserümpfen kommentiert, war die Animation von Objekten an benutzereigenen Pfaden nach Aussagen von Microsoft ein häufig gewünschtes Feature. Sehr viel nützlicher in der täglichen Praxis ist sicher, dass nun Zeichensätze, Farbschemata und Folien-Layouts als Standard-Voreinstellung gespeichert werden können.
Bedauerlich ist hingegen, dass die Makro- und Programmiersprache VBA, die insbesondere zur Weiterentwicklung von Excel immens wichtig ist, am Mac immer noch nicht unterstützt wird. Zwar hat Microsoft angedeutet, den Fehler, VBA aus dem Paket zu entfernen, wieder wettzumachen. Allerdings wird man da wohl noch bis zur Version 13 warten müssen.
Empfehlung
Alleine der Geschwindigkeitsvorteil ist Argument genug, auf das neue, kostenlose Service Pack aufzuspringen. Denn hier zeigt sich der größte Nutzen für den Anwender. Die geschlossenen Sicherheitslücken und zusätzlichen Funktionen runden das Ganze ab, sind aber in letzter Konsequenz lediglich Nachbesserungen. Peer Sonne
Feedback: Christian.moeller@macwelt.de