

Bei der Suche nach der passenden Schrift für eine Einladung oder einen Flyer wird man bei einer Apple-Software schneller fündig als über das Schriftenmenü des jeweiligen Grafikprogramms. Schriftsammlung im Ordner „Programme“ bietet drei verschiedene Vorschaumodi (siehe rechte Seite): In der Beispielansicht sieht man das Alphabet in Klein- und Großbuchstaben sowie die Ziffern. Die Größe der Darstellung kann man stufenlos verändern; mit der manuellen Angabe einer Größe wie „400“ sieht man den Font in Plakatgröße. Umlaute und Sonderzeichen sieht man hier allerdings nicht – wahrscheinlich ein Tribut an die amerikanische Herkunft des Programms.

Die zweite Ansicht, Repertoire genannt, zeigt den kompletten Zeichensatz. Hier stellt man schnell fest, ob der schicke Freeware-Font, der auf den ersten Blick so eindrucksvoll wirkte, auch Buchstaben wie „ä“ oder „ö“ darstellen kann. Sonderzeichen wie das Euro- oder das Apple-Symbol findet man hier ebenfalls. Besonders bei Fonts aus dem englischsprachigen Raum sind diese Zeichen oft nicht enthalten, was zu ärgerlichen Überraschungen führen kann. Um ein Sonderzeichen wie das englische Symbol für ein geschütztes Warenzeichen „Trademark“ in einen Text einzusetzen, muss man allerdings auf die Zeichenpalette zurückgreifen. Schriftsammlung kann Zeichen nur darstellen, ein Zeichenexport ist nicht möglich.

Im dritten Vorschaumodus „Eigene“ erlaubt Schriftsammlung eigene Texte im Vorschaufenster. Dazu kopiert man den gewünschten Text per Zwischenablage in das freie Fenster und wählt dann in der Mitte eine Schriftart. Ein direkter Ausdruck der Vorschautexte ist nicht möglich, man kann aber mit dem Applescript „Creat Font Sample“, das sich im Ordner „Applescript“ befindet, einen Beispieltext erstellen lassen.
Integrierte Suche

Leicht zu übersehen sind die Optionen der integrierten Suche. Klickt man auf das Lupensymbol, hat man die Wahl nach Name, Postscript-Name, Familie, Stil, Art, Sprache und Copyright zu suchen. Gezielt kann man hier etwa nach einem Postscript-Font oder Schriften mit einem bestimmten Autor suchen. Hilfreich ist die Suche bei der Erstellung eigener Sammlungen. Ähnlich wie bei den Alben in iTunes oder iPhoto kann man in Schriftsammlung eigene Sammlungen seiner Lieblingsfonts anlegen. Dazu genügt es, eine Auswahl per Drag-and-drop in die Seitenleiste zieht – fertig ist die Sammlung. Interessant ist dies vor allem, wenn man Cocoa-Programme wie Textedit oder Pages nutzt, die die Systempalette für die Schriftauswahl verwenden. Sie zeigen Sammlungen an, die man zuvor in Schriftsammlung angelegt hat. Nicht mehr benötigte Sammlungen kann man problemlos löschen, die Schriften bleiben davon unberührt.
Informationen wie Copyright zeigt Schriftsammlung mit der Funktion „Schriftinformationen einblenden“ oder der Kombination Befehlstaste-I an. Abgesehen von Angaben zu Stil und Art sieht man hier auch Sprache und Version aufgelistet. Ausführliche Nutzungsbestimmungen sind meist nicht enthalten.
Schriftsammlung kann übrigens auch Schriften anzeigen, die noch nicht installiert wurden. Nach einem Doppelklick auf eine Schrift im Finder öffnet Schriftsammlung ein Vorschaufenster und zeigt die Beispielansicht der Schrift. Mit einem Klick auf „Installieren“ installiert man die-se Schrift – in einem von zwei möglichen Plätzen.
Installation leicht gemacht

Eine neue Schrift installiert man am besten über die Funktion „Schriften hinzufügen“. Die Auswahl des Ordners, in dem die Schriften liegen, genügt. In der Voreinstellung kopiert das Programm alle Schriftdateien in den Ordner „Library/Fonts“ im Privatordner des gerade aktiven Benutzers. In dieser Standardeinstellung wird die Schrift dadurch für den jeweiligen Benutzer installiert. Sollen auch andere Nutzer auf diese Schrift zugreifen, kann man in der Voreinstellung der Schriftsammlung den Zielort ändern. Wählt man als neuen Zielort „Computer“, stehen die Schriften automatisch auch anderen Benutzern zur Verfügung. Die Schriften wandern dann in den Ordner „/Library/Fonts“ auf der obersten Ebene der Festplatte. Das macht etwa dann Sinn, wenn man sich mit mehreren Benutzern einen Mac teilt.
Schriftsammlung unterstützt die Installation mit der Maus, sprich: mit Ziehen und Loslassen (Drag-and-drop). Man sollte dabei aber aufpassen, wohin man die Schriften zieht. Bewegt man die Schriften auf das Hauptfenster, landen sie im Standardordner. Zieht man sie aber auf die Bibliothek „Computer“, landen sie im Font-Ordner für alle Benutzer. Eine Besonderheit sollte man beachten, wenn man eigene Bibliotheken erstellen willVorgegeben sind die Bibliotheken „Alle Schriften“, „Computer“ und „Benutzer“. Zieht man Schriften auf eine der Bibliotheken, werden sie importiert und in die Font-Ordner des Benutzers oder des Rechners kopiert.
Legt man jedoch eine eigene Bibliothek an, läuft der Installationsvorgang anders ab: Schiebt man die Schrift auf die neu angelegte Bibliothek, kopiert das Programm die Schrift nicht in einen der Library-Ordner, sondern merkt sich nur den Quellordner. Man kann auf diese Weise externe Schriftenordner nutzen, darf diese später aber nicht verschieben oder löschen.
Man kann mit Mac-OS X Server einzelne Zeichensätze oder ganze Ordner in einem Netz als „Shared Library“ bereitstellen. Voraussetzung ist eine Serverversion von Mac-OS X ab Version Mac-OS X 10.3, mit einer Client-Version funktioniert dies nicht. Laut einigen Nutzerberichten arbeitet diese Funktion aber leider nicht immer zuverlässig.
Wie bei früheren Mac-OS-X-Versionen kann man Schriften ohne Apples Programm installieren und sie direkt in den jeweiligen Ordner kopieren. Schriftsammlung listet sie augenblicklich auf, außerdem sollten sie in allen Programmen sofort nutzbar sein. Ein Vorteil bei der manuellen Installation ist, dass man Ordner mit zusätzlichen Dateien in den Font-Ordner kopieren kann. Hat man eine Schrift zusammen mit einem beschreibenden Text erhalten, werden diese Dateien bei der Installation über Schriftsammlung nicht mit übernommen. Bei einer Installation importiert Schriftsammlung nur die Schriftdateien selbst.
Schriften deaktivieren

Bei sehr vielen installierten Schriften wird es schnell unübersichtlich, vor allem wenn man mit vielen verschieden Sprachversionen von Schriften arbeitet. Auch die Performance leidet unter sehr vielen aktivierten Schriften. Nicht benötigte Schriften muss man keinesfalls löschen oder verschieben, Schriftsammlung kann diese Schriften gezielt deaktivieren. Eine deaktivierte Schrift bleibt weiterhin im jeweiligen Ordner, das System merkt sich aber, dass ein Programm sie nicht mehr anzeigen soll. Auch die Palette „Schrift“ listet sie nicht mehr auf. Das Deaktivieren ist bei Cocoa-Programmen sofort wirksam, bei anderen Programmen beim nächsten Programmstart. Für einen ärgerlichen Nebeneffekt sorgt dies bei Word: Hat man nur eine einzige Schrift deaktiviert, legt die Textverarbeitung den Schriftcache neu an, was den Programmstart etwas verzögert.
Schriften, die das System benutzt, kann man mit Schriftsammlung nicht deaktivieren. Die für das System wichtigen Schriften LastResort und Keyboard zeigt Schriftsammlung gar nicht erst an. Wer bestimmte Schriftsätze aktivieren oder deaktivieren will, sollte sich probehalber die entsprechenden Aktionen im Programm Automator ansehen.
Die Deaktivierung hat eine weitere Besonderheit: Die Auswahl gilt nur für den jeweiligen Benutzer. Deaktiviert man etwa bei einem bestimmten Benutzer eine Schrift, gilt diese Deaktivierung nicht für andere Benutzer. Gespeichert wird die Liste der deaktivierten Fonts in einer Cache-Datei.
Schriften prüfen
Defekte Schriften sind manchmal die Ursache für einen Programmabsturz. So liest etwa Microsoft Office während eines Programmstarts die auf dem Rechner installierten Schriften ein. War eine der Schriften beschädigt, kann dies das Programm beim Start abstürzen lassen. Schriftsammlung überprüft eine Schrift vor dem Installieren automatisch. Erkennt sie einen Defekt, warnt das Programm mit einer roten Markierung, bei weniger schwer wiegenden Fehlern zeigt es ein gelbes Warnsignal.
Beim Prüfvorgang berücksichtigt Schriftsammlung eine Reihe an Kriterien wie die Tabelle der Laufweiten oder die Tabelle der Glyphen, mit einem Klick auf das Ergebnis der Überprüfung kann man sich den vollständigen Bericht anzeigen lassen. Ohne Fachkenntnisse helfen diese Angaben allerdings wenig weiter, eine Reparatur ist in der Regel nicht möglich. Wir empfehlen dringend, beschädigte Schriften durch einwandfreie Kopien aus einer Sicherheitskopie zu ersetzen.
Praktischerweise überprüft Schriftsammlung auch Schriften, die noch nicht installiert sind. Dazu kann man einen beliebigen Ordner mit Schriften auswählen. Das Programm geht aber offensichtlich weniger sorgfältig vor als die kommerzielle Software Font Doctor von Extensis. In einigen Stichproben kann das einhundert US-Dollar teure Font Doctor Fehler bei Schriften finden, die Apples Schriftsammlung als völlig fehlerfrei einstuft.
Spezialfunktionen

Hat man mit Pages oder Textedit ein Dokument erstellt, das seltene Schriften enthält, bleiben diese Schriften nur beim Export als PDF in der Datei erhalten. Soll jemand das Dokument überarbeiten, sollte man es zusammen mit diesen Schriften weitergeben. Es wird sonst ohne jede Fehlermeldung mit Standardschriften geöffnet. Schriftsammlung bietet für diesen Fall eine Exportfunktion, mit der man einzelne Schriften oder eine komplette Schriftsammlung in einem Ordner sammeln kann. Ob die Weitergabe der Schriften rechtlich erlaubt ist, bleibt allerdings unberücksichtigt.
Auf einem Rechner mit Classic-Umgebung zeigt Schriftsammlung eine weitere Bibliothek an. Die Schriften des Mac-OS 9-Systems stehen nämlich auch Mac-OS X zur Verfügung – selbst ohne laufende Classic-Umgebung. Umgekehrt steht der Classic-Umgebung dagegen nur die Schriftsammlung des eigenen Systems zur Verfügung. Um unter Classic Schriften der Mac-OS-X-Nutzer zu verwenden, kann man diese aber mit Schriftsammlung ins-tallieren. Manchmal blendet Schriftsammlung neben dem Schriftnamen einen kleinen schwarzen Punkt ein. Das steht nicht für einen Defekt, sondern bedeutet nur, dass der Font doppelt vorhanden ist. Das passiert etwa dann, wenn man versehentlich eine Schriftdatei dupliziert hat oder sich gleiche Schriften in der Classic-Umgebung und im Mac-OS-X-Ordner befinden. Mit der Funktion „Duplikate auflösen” entfernt man diese Duplikate. Allerdings löscht das Programm die Duplikate nicht, sondern deaktiviert sie nur. Andere Benutzer sehen die Duplikate weiterhin.
Schrift-Caches

Damit das System oder ein Programm schnell auf Schriften zugreifen kann, legt Mac-OS X eine ganze Reihe an Dateien („Cache“) an, in denen das Betriebssystem bestimmte Werte dieser Schriften speichert. Diese Cache-Dateien verursachen in einigen Fällen Probleme. Typische Symp-tome sind Verzögerungen beim Start der grafischen Oberfläche, Fehldarstellungen bei Schriften oder die Anzeige einer deaktivierten Schrift. Neben dem System legen aber auch andere Programme Cache-Dateien an. Zu ihnen gehört etwa Microsoft Word, dessen Cache-Datei öfter Probleme zu verursachen scheint. Mittlerweile gibt es deshalb eine Reihe an Free- und Sharewareprogrammen, die sich auf das Löschen dieser Cache-Dateien spezialisiert hat (siehe dazu auch E-Paper in Macwelt 9/2007, ab Seite 57). Kostenlos ist etwa die Software Font Nuke, gut bewährt hat sich auch die Shareware Tinker Tool. Das Löschen dieser Dateien ist aber nur erfahrenen Anwendern zu empfehlen.
Defekte Schriften oder Cache-Dateien werden zum Teil bei einem sicheren Systemstart deaktiviert beziehungsweise gelöscht – allerdings nur zum Teil. Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte den Ordner „/Library/Caches“ öffnen und die Cache-Dateien im Unterordner „com.apple.ATS“ in den Papierkorb ziehen.
Fazit
Apples Schriftsammlung bietet dem Heim-anwender alle Funktionen, um Schriften ohne Probleme zu installieren und die Schriften zu verwalten. Hilfreich ist die Möglichkeit, Schriften vor der Installation zu prüfen und sich Sammlungen zu erstellen, die man aber leider nur in einigen Mac-Programmen sieht. Nebenbei schützt das Tool wichtige Schriften vor dem Löschen oder Verschieben. Die Möglichkeit, Schriften gezielt zu deaktivieren, hilft beim Umgang mit vielen Schriften, als Ersatz für Profi-Tools wie Suitcase oder Font Agent taugt das Programm aber dennoch nicht.
Info: Ordner
Mac-OS X verwaltet die Schriften in verschiedenen Ordnern. Die Systemschriften wie etwa Lucida Grande oder Geneva findet man im Library-Ordner des Systemordners. Für alle Benutzer verfügbare Schriften befinden sich im Ordner Fonts des Ordners Library, direkt auf der Festplatte. Diese beiden Schriftenordner entsprechen in der Schriftsammlung der Bibliothek „Computer“. Im Library-Ordner eines Benutzers befinden sich weitere Schriften, auf die nur der jeweilige Benutzer zugreifen kann. In der Schriftsammlung entspricht dieser Ordner der Bibliothek „Benutzer“. Auf einem Mac mit Classic-Umgebung gibt es einen weiteren Ordner namens „Zeichensätze“, der sich im Ordner „Systemordner“ befindet.
Tipp Was bieten professionelle Schriftentools?
Privatanwender oder Grafiker, die mit Word oder Pages arbeiten, sind mit Apples Schriften-Organisator gut versorgt. Das Programm ist leicht bedienbar und bietet grundlegende Verwaltungsfunktionen. Die meisten Sharewareprogramme haben auch nicht mehr zu bieten.
Für den professionellen Layouter, der über tausend Schriften verwendet, ist Apples Schriftsammlung aber zu funktionsarm und auch zu langsam. So lässt bei Apples Tool die Performance zu wünschen übrig, soll es mehrere hundert Schriften verwalten. Es fehlt auch eine Anbindung an Programme wie Indesign oder Xpress. Der Profi-Fontverwalter Font Explorer kann etwa beim Starten eines der beiden DTP-Programme automatisch bestimmte Schriftensammlungen aktivieren. Font Agent von Insider Software und Suitcase von Extensis gibt es zudem auch als Serverversion, was die gemeinsame Nutzung von Fonts in einem Firmennetz möglich macht. Im Unterschied zu Apples Schriftverwalter kann man mit den Programmen problemlos externe Font-Ordner nutzen.
Besonderheiten
Die Vorschau von Schriftsammlung hat einen Haken: Eine Schrift wie die Times bietet die Stile Bold, Italic und Regular. Klickt man aber in Schriftsammlung auf die Schrift „Times“, zeigt sie nicht den Stil „Regular“, wie jeder annehmen würde, sondern den Stil „Bold“ also Fettdruck. Schriftsammlung sortiert die Schriften nämlich intern alphabetisch. Wer die Normaldarstellung auswählen und sehen will, muss die Schrift auswählen und die rechte Pfeiltaste drücken.
Achtung!
Anders als gelegentlich behauptet, löscht das Betriebssystem beim sicheren Systemstart nicht alle Cache-Dateien für Schriften (sprich: den gesamten Inhalt des Ordners „/Library/Caches/com.apple.ATS“). Durch einen Fehler im Betriebssystem wird nur der Unterordner „501“ gelöscht, die Ordner mit einer höheren Nummer und der Ordner „System“ bleiben erhalten. Übersetzt heißt das, dass nur die Cache-Dateien des Benutzers gelöscht werden, der bei der Installation des Betriebssystems definiert wurde. Alle nachträglich angelegten Benutzer müssen mit den – möglicherweise beschädigten – Cache-Dateien weiter arbeiten, auch wenn der Rechner im sicheren Systemstart hochgefahren wurde.