
iWork ist kein Programm, sondern eine Programmsammlung. Momentan besteht sie aus Pages 1.0 für die Seitengestaltung und Keynote 2 für Präsentationen sowie einer Reihe von Schriften. Bei der Installation landet alles automatisch auf dem Rechner, da die Option, nur Teile zu installieren, im Installationsprogramm deaktiviert ist. Außerdem hat Apple lobenswerterweise für jedes Programm ein kleines Handbuch in gedruckter Form sowie als PDF beigelegt.
Pages für Präsentation auf Papier
Bei genauem Hinsehen entpuppt sich Pages weder als ausgewachsene Textverarbeitung noch als Ersatz für eine Office-Anwendung. Am ehesten ist das Programm als eine Art Keynote für die Ausgabe auf Papier anzusehen. Dank der Vorlagen lassen sich schnell und ohne großen Aufwand gut gestaltete Dokumente erstellen und ausdrucken. Dummerweise kann Pages bei deutschen Texten keine Silbentrennung, bei englischen funktioniert es. Zudem vermissen wir die Möglichkeit, manuell ein weiches Trennzeichen einzugeben, sowie ein Trennwörterbuch.
Auch wenn die Vorlagen von Pages eher nach einem Layoutprogramm aussehen, ist die Basis des Programms eine Textverarbeitung. Die Gestaltung der Seiten nimmt man mit Hilfe von Spalten, Kopf- und Fußzeilen vor, wobei Layoutumbrüche es ermöglichen, die Zahl der Spalten beliebig zu wechseln, auch auf derselben Seite. Durch Abschnittswechsel lassen sich Kopf- und Fußzeilen variieren, doppelseitige Dokumente gibt es ebenfalls. Dieses Grundgerüst lässt sich durch unabhängig positionierbare Textobjekte, grafische Objekte, Bilder, Tabellen und Charts anreichern. Die Tabellen nehmen außer Text auch Bilder auf. Man kann alle Objekte sowohl mitfließend in den Text einbinden als auch fest auf der Seite positionieren, der übrige Text läuft um sie herum und passt sich sofort an, wenn man ein Objekt verschiebt. Sehr hilfreich sind beim Positionieren die an den Objekten eingeblendeten Hilfslinien, die helfen, Objekte an anderen Elementen auszurichten oder auf der Seite zu zentrieren. Normale Hilfslinien lassen sich aus den Linealen herausziehen. Um sie zu sehen, blendet man das Layout ein, dann sind auch die Grenzen der Textspalten sowie von Kopf- und Fußzeilen sichtbar.
Als weitere Gestaltungselemente gibt es Farben für Text, Hintergründe und Linien sowie Schatten und Transparenzen. Während sich Text direkt über die Farbpalette einfärben lässt, funktioniert dies bei Objekten auf dem Umweg über die Informationspalette. Ausgenommen, man zieht die Farbe per Drag-and-drop aus dem großen Farbfeld der Farbpalette in das Dokument.
Keine Schatten
Die Schatten sollte man nicht benutzen, wenn das Dokument als PDF exportiert wird. Im Programm Vorschau sind sie zwar zu sehen, nicht jedoch in Adobe Reader oder in Acrobat.
Bildschirmfüllende Fenster und Paletten
Pages bietet die wesentlichen Funktionen einer Textverarbeitung. Von der Rechtschreibkontrolle über Fußnote (Endnoten beherrscht Pages nicht) bis hin zu Stilvorlagen für Zeichen, Absätze und Listen und Inhaltsverzeichnis verfügt das Programm über Optionen, die man von Apple Works oder Word gewohnt ist. Das Inhaltsverzeichnis muss aber vor dem Text, auf den es sich bezieht, in das Dokument eingefügt werden, sonst ist es leer. Angenehm ist, dass Pages wie Word beim Ausschneiden, Kopieren und Einfügen von Text die Leerzeichen ausgleicht. Und im Vergleich zu Apple Works ist die Bildschirmdarstellung des Textes um Klassen besser.
Wir vermissen ein editierbares Benutzerwörterbuch für die Rechtschreibkontrolle, eine automatische Tippfehlerkorrektur, die Möglichkeit, nur ausgewählten Text der Rechtschreibkontrolle und Zeichenzählung zu unterziehen und eine Übersicht aller Einstellungen einer Absatzstilvorlage. Zur Kontrolle benötigt man die Palette „Schrift“ – es ist dieselbe, die auch Textedit und Mail verwenden – sowie mehrere Ansichten der Informationspalette. Überhaupt benötigt Pages viel Raum, da zusätzlich zur Schrift- und Informationspalette noch die Farb- und die Medienpalette sowie die Schublade mit den Stilvorlagen am Bildschirm stehen. Öffnet man mehrere Ansichten der Informationspalette, wird es richtig eng. Die konfigurierbare Formatierungspalette von Word und die ebenfalls konfigurierbare Schublade von Nisus Writer sind elegantere Lösungen.
Leider hat Apple dem Programm keine Verbindung zum Adressbuch spendiert. Wie in jedem anderen Textprogramm gelangen die Anschriften nur über Kopieren und Einsetzen in das Dokument. Wer seine Rechnungen mit Pages schreibt, benötigt einen Taschenrechner, denn es gibt in den Tabellen keine Formeln, nicht einmal so rudimentär wie in Word. Ganz zu schweigen von der eleganten Möglichkeit, in Apple Works einfach eine Tabellenkalkulation in den Text einzufügen, die dann Summen und Mehrwertsteuer automatisch berechnet.
Texte im Word-Format und als PDF
Pages öffnet Textdokumente aus Word und Apple Works mit gutem Ergebnis, die fehlende Silbentrennung führt aber zu Unterschieden im Umbruch. Gestaltungselemente, die Pages selbst nicht anbietet wie in Word umrahmte Absätze oder in Apple Works platzierte Tabellenkalkulationen überleben den Import nicht, worauf ein Dialogfenster hinweist, das auch fehlende Schriften auflistet. Das Öffnen und Bearbeiten eines Word-Dokuments mit 259 Seiten in Pages klappt ohne Probleme.
Der Export in Richtung Word funktioniert ebenfalls gut, sofern man auf stark strukturierte Layouts mit übereinander liegenden Objekten, in Tabellen platzierte Bilder und Schatteneffekte für Texte verzichtet. Transparenzen und Objektschatten gibt es in Pages dagegen ebenfalls. Anders sieht es beim Speichern als HTML-Dokument aus. Von mehrspaltigen Layouts und umflossenen Objekten bleibt nicht viel übrig. Wer Pages unbedingt für die Webseitengestaltung einsetzen möchte, muss für das exakte Positionieren auf Tabellen zurückgreifen und dort Texte und Bilder einfügen. Bis auf das schon erwähnte Problem mit schattierten Elementen lässt sich am PDF-Export (PDF-Version 1.4) nichts ausetzen. Interessant ist das von Pages verwendete Dateiformat. Das Programm legt seine Dokumente als Dateipaket ab. In diesem findet man unter anderem eine komprimierte XML-Datei, die die Strukturinformationen und die Texte enthält sowie die platzierten Bilder und eine Bilddatei, die als Dokumentvoransicht dient.
Keynote für die Fünf-Minuten-Präsentation
Auch Menschen mit zwei linken Daumen an jeder Hand werden es schaffen, mit Keynote eine Präsentation zu erstellen: Thema auswählen, die automatisch angelegte erste Folie beschriften, nächste Folie anlegen, für dieses die Vorlage festlegen, mit Text und Bildern füllen, und so weiter. Zwischendurch ab und zu sichern und abschließend noch die Übergänge bestimmen. Fertig ist die erste Präsentation. Gefällt das Resultat nicht, so lässt sich den Folien ein neues Thema zuweisen. Hier und da ist noch etwas Handarbeit gefragt, etwa bei der Positionierung der Bilder in den dafür vorgesehenen Rahmen, ansonsten ist der Wechsel des Erscheinungsbildes problemlos. Nicht versuchen sollte man die Neuzuweisung eines Themas jedoch mit importierten Powerpoint-Präsentationen. Da diese andere Vorlagen verwenden, kann Keynote die Elemente nicht ersetzen und kommt völlig durcheinander. Man kann jedoch immer die aus Powerpoint importierten Vorlagen bearbeiten und dadurch das Erscheinungsbild der Präsentation ändern.
Austausch mit Powerpoint
Der Import und Export von und zu Powerpoint funktioniert in unserem Test weitgehend problemlos. Auch Textanimationen kommen von Keynote bei Powerpoint an, nicht jedoch animierte Charts. Beide Programme verstehen sich zwar auf dieses Gestaltungselement, können es aber nicht korrekt aus der anderen Anwendung übernehmen und man muss jeweils manuell nachbessern. Kein Eingriff ist dagegen bei Übergängen nötig, die Powerpoint nicht versteht wie beispielsweise das Umblättern. In diesem Fall ersetzt Keynote beim Export den Übergang durch einen anderen.
Software-Switch
Wer bei Effekten nicht zu sehr aus dem Vollen schöpft, kann seine Präsentationen in Keynote auf der Basis von Powerpoint-Vorlagen bauen und dann wieder im Powerpoint-Format für die Kollegen exportieren.
Eine Präsentation lässt sich auch ganz ohne Powerpoint und Keynote abspielen, indem man sie im Quicktime-Format exportiert. Das dauert zwar etliche Zeit, wenn die Präsentation viele Effekte und Multimedia-Elemente enthält, aber das Ergebnis ist sehr gut. Es gibt sowohl die Möglichkeit, die Quicktime-Datei als interaktive Präsentation anzulegen, man bedient sie dann genauso wie in Keynote, oder als selbstablaufenden Film. Selbstablaufende Präsentationen sind auch im Keynote-Format möglich. Beim Export ins Format Flash gehen einige Gestaltungsmittel verloren. Wenn man sich aber bei der Gestaltung zurückhält, erhält man im Browser-Fenster abspielbare Präsentationen.
Zahlen übersichtlich aufbereitet
Keynote eignet sich auch, um Zahlen in Tabellenform und als Geschäftsgrafiken zu präsentieren. Beide Werkzeuge sind identisch mit denen, die Pages anbietet. Für die Charts gibt es ein separates Fenster zum Eingeben der Basisdaten. Sowohl Tabellen als auch Charts lassen sich animieren. Dann erscheinen beispielsweise Tabellenspalten oder die Balken eines Diagramms erst nach und nach auf der Seite. Die Tabellenanimation geht beim Export zu Powerpoint verloren, da das Programm nur ganze Tabellen animiert.
Bilder, Musik und Filme importiert Keynote über die Medienpalette direkt aus iPhoto, iTunes und iMovie. Damit keine Elemente einer Präsentation verloren gehen, verwendet Keynote wie Pages Dateipakete und packt dort alle verwendeten Bilder, Filme und Musikdateien hinein, sofern man dies in den Voreinstellungen aktiviert. Die Dokumentstruktur und Texte sind in einer komprimierten XML-Datei gespeichert. Wünschenswert wäre es, wenn das Programm auch die Schriften aufnehmen könnte. Sind die für die Präsentation verwendeten nämlich nicht auf dem Rechner verfügbar, gibt es beim Öffnen eine Fehlermeldung und Keynote nimmt eine Ersatzschrift.
Während einer Keynote-Präsentation kann man sich auf einem Bildschirm zur aktuellen Folie auch die nächste anzeigen lassen sowie Kommentare, eine Uhr und einen Timer. Über die Vorgaben lässt sich die Moderatorendarstellung einblenden, die Größe und Position der einzelnen Fenster festlegt. Einen Schönheitsfehler hat diese Darstellung jedoch: Werden auf der nachfolgenden Folie die Objekte erst nach und nach eingeblendet, sieht man nur ein leeres Blatt oder nur die anfangs dargestellten Elemente.
Fazit
Die Stärken beider iWork-Programme sind gestaltete Dokumente, einmal auf Papier und einmal auf dem Bildschirm. Pages kümmert sich um die Optik der Seiten, und das mit ansprechendem Erfolg. Die Silbentrennung sollte aber auch für deutschsprachige Texte funktionieren. Ein vollständiger Ersatz für ein Office-Programm wie Apple Works oder eine Textverarbeitung mit Versions- und Änderungskontrolle wie Word ist es nicht. Keynote glänzt durch seine im Vergleich zu Powerpoint einfachere Bedienung, ohne aber nur rudimentäre Arbeitsmöglichkeiten zu bieten. Durch die neue Moderatorenansicht ist das Programm auch vorstandstauglich geworden und die Zusammenarbeit mit Powerpoint klappt im Großen und Ganzen problemlos. Thomas Armbrüster/mbi
Pages 1.0
Note: 2,6 befriedigend
Vorzüge: gut gestaltete Vorlagen, Bilder, Grafiken, Charts und Tabellen einfach zu platzieren, guter Import und Export im Word-Format
Nachteile: utomatische Silbentrennung funktioniert nicht, keine manuelle Trennung, keine editierbaren Wörterbücher, kein Import aus dem Adressbuch
Alternativen: Apple Works, Word, Ragtime, Nisus Writer Express, Mellel, Mariner Write
Keynote 2
Note: 1,4 sehr gut
Vorzüge: einfach zu bedienen, gute Integration mit iLife-Programmen, ansprechende Vorlagen, guter Import und Export im Powerpoint-Format, Export als interaktiver Quicktime-Film
Nachteile: keine Möglichkeit, Schriften in der Präsentation zu speichern, leere Folien in der Moderatorendarstellung bei animierten Objekten
Alternative: Powerpoint
Preis iWork 05: € (D) 79, € (A) 79, CHF 109
Technische Angaben
Systemanforderungen: ab G3-Prozessor mit 500 MHz (G4 oder G5 empfohlen), Mac-OS X 10.3.6, ab Quicktime 6.5
Info: Apple