
Er ist kleiner als ein Finger, wiegt nur wenige Gramm – und kann doch im Fall der Fälle einen ganzen Mac ersetzen: ein USB-Stick mit Mac-OS X. Wer mit seinem mobilen Mac viel unterwegs ist, sollte sich einen solchen Stick für Notfälle einrichten. Denn nichts ist ärgerlicher, als im Hotel im Ausland beim Auspacken festzustellen, dass die Festplatte die Reise nicht überlebt hat. Ein startfähiger USB-Stick mit den wichtigsten Programmen und Daten kann als Rettungsanker in solchen Notsituationen Wunder wirken: einstecken, Mac vom Stick starten und schon ist alles in bester Ordnung.
Um es gleich am Anfang zu sagen: Mac-OS X auf einem USB-Stick ist ein Kompromiss, ein Notnagel für schwere Momente. Denn damit gelingt zwar der Start eines Mac, doch die Einrichtung und auch jeder Startvorgang dauern erheblich länger als von einer Festplatte. Unser erster Versuch zum Beispiel mit einem 8 GB fassenden Stick scheitert komplett – es ist schlicht zu wenig Platz. Erst der zweite Anlauf mit einem 16-GB-Stick funktioniert. Selbst auf diesen “großen” USB-Stick passen nur ein Zehntel der Daten, die auf der internen Festplatte des Macbook Platz finden. Doch 16 GB reichen zumindest für das Betriebssystem, einige Daten und vielleicht ein oder zwei wichtige Programme. Bei 8 GB dagegen ist schon das erste Update des Betriebssystems eine Übung, die sich nur mit einigen Tricks bewältigen lässt.
Keine Vorsicht beim Kauf
Im einschlägigen Handel finden wir (fast) ausnahmslos USB-Sticks, die laut Packungsaufschrift am Mac funktionieren. Ausnahme ist ein Gerät, das verspricht, die Daten mit einer speziellen Hardware zu verschlüsseln. Die nötige Software zum Entschlüsseln funktioniert nur unter Windows. Auf einigen USB-Sticks ist Windows-Software vorinstalliert. Diese soll unter Windows einen gewissen Schutz der gespeicherten Daten bieten, ist aber unter Mac-OS X nicht nutzbar. Da für unseren Einsatz als Notfall-Stick diese Software überflüssig ist, verzichten wir auf eine Sicherung der Software und löschen den Stick bei der notwendigen Neuformatierung komplett.
Auspacken und anschließen

Nach Öffnen der Verpackung, sollte man kurz einen Test machen: USB-Stick am Mac anschließen und warten, ob ein kleines Symbol im Finder auf dem Schreibtisch sichtbar wird. Der Name der Sticks überrascht immer wieder: Von “Untitled” über “No Name” bis zu “Store N Go”. Wer das Symbol im Finder auswählt und das Info-Fenster öffnet (Befehlstaste-I), sieht dort unter dem Punkt “Allgemeines” eine kurze Beschreibung und die echte Kapazität des Speichermediums: Meistens schummeln die Hersteller und berechnen die 16 GB als 16 Milliarden Bytes (= 16 * 10 hoch 9). Finder rechnet aber (korrekterweise) mit der Basis 1024, so dass von den versprochenen 16 GB nur 14,9 GB übrig bleiben – manchmal sogar weniger, weil einige dieser Sticks bestimmte Speicherbereiche reservieren, um sie bei einem Defekt als Ersatz zu verwenden. Mit diesem Mechanismus lassen sich zwar nur kleinere Defekte (wenige MB groß) reparieren, trotzdem gilt das in Expertenkreisen als sinnvoll.
Ist der USB-Stick im Finder nicht sichtbar, sollte man noch nicht verzweifeln: Zweite Prüfinstanz ist das Festplatten-Dienstprogramm. Dort sollte links in der Spalte ein Eintrag mit einem weißen Symbol sichtbar sein. Der Name beginnt mit einer Größenangabe: “14,9 GB” oder ähnlich für einen Stick mit 16 GB beziehungsweise “7,8 GB” für einen 8-GB-Stick. Wenn ein solcher Eintrag vorhanden ist, sollte der nächste Schritt (und alle folgenden) machbar sein. Wenn nicht, sollte man sich über einen Umtausch Gedanken machen.
Neu formatieren ist Pflicht

Die von uns getesteten USB-Sticks sind alle vorformatiert für Windows (für Techniker: mit dem Partitionsformat “Master Boot Record” und einer FAT-32-Partition). So formatiert lässt sich der Stick als Speichermedium für Mac-Dateien nutzen, zum Start des Mac ist er unbrauchbar. Deshalb steht in der Regel eine Neuformatierung an, bei der alle Daten auf dem USB-Stick gelöscht werden. Wer bereits Daten auf dem Stick gespeichert hat, muss diese vorher sichern, zum Beispiel auf die eingebaute Festplatte des Mac oder auf CD/DVD. Um den Stick zu formatieren, startet man das Festplatten-Dienstprogramm und wählt dort in der linken Spalte den Eintrag mit dem weißen Symbol aus. Sind dort mehrere solcher Einträge, orientiert man sich an der Kapazität: 14,9 GB für einen Stick mit 16 GB Kapazität; 7,8 GB für einen mit 8 GB Speicherplatz. Ist das nicht eindeutig, sollte man vorsichtig weiterarbeiten und sich an unseren Bildern orientieren – probehalber kann man eines der Symbole auswählen und den Knopf “Auswerfen” klicken. Handelt es sich um den Stick, wird das Symbol klaglos im Festplatten-Dienstprogramm und im Finder ausgeblendet und der Stick lässt sich ohne Fehlermeldung vom Mac abziehen.
Wer sich sicher ist, den USB-Stick ausgewählt zu haben, sollte rechts daneben ein mehrteiliges Fenster sehen; die weiteren Befehle stehen im Bereich “Partitionieren”. Dort wählt man das Schema “1 Partition” und trägt rechts daneben einen Namen für den USB-Stick ein (keine Sonderzeichen, keine Umlaute und keine Leerzeichen). Das Festplatten-Dienstprogramm sollte bereits automatisch das Format “Mac OS Extended (Journaled)” ausgewählt haben – wenn nicht, wählt man das im Aufklappmenü unter dem Namen aus.
TIPP Wichtig ist der Klick auf den Knopf “Optionen” – dort muss man das Partitionsformat “GUID-Partitionstabelle” auswählen. Ohne diese Änderung kann man den Mac nicht mit Mac-OS X vom USB-Stick starten
Letzte Aktion ist deshalb ein Klick auf den Knopf “Anwenden”. Nach einer Sicherheitsrückfrage startet die Neuformatierung des Sticks, die in der Regel nach wenigen Minuten fertig sein sollte.
Die Installation von Mac-OS X

Im Test verwenden wir zwei verschiedene DVDs, um Mac-OS X zu installieren (eine DVD, die mit einem Macbook Pro ausgeliefert wird und eine handelsübliche DVD mit Mac-OS X 10.5). Von einer Installation mit Hilfe einer Software wie Carbon Copy Cloner oder Super Duper raten wir ab, weil im Test beide keine zuverlässige Kopie auf dem Stick erzeugen konnten. Bei der Installation von DVD arbeitet man wie gewohnt: Zuerst “Deutsch” als Sprache für die Installation wählen, dann die einführenden Hinweise und die Lizenzbedingungen lesen. Danach wählt man den USB-Stick als Ziel für die Installation aus (der Name des Volumes wurde bei der Neuformatierung vergeben) und klickt danach auf den Knopf “Anpassen” (siehe Bild auf dieser Seite). Da wir eine möglichst platzsparende Version von Mac-OS X auf dem Stick erreichen wollen ist dieser Schritt unbedingt notwendig – die Differenz sind satte 7 GB (oder mehr).
In der Liste der Installationspakete deaktiviert man alle Ankreuzfelder; bei “Sprachen” steht danach ein Minuszeichen, weil “Deutsch” und “Englisch” immer installiert werden müssen. Wer für die Installation auf dem Stick die DVDs verwendet, die Apple mit dem Mac ausliefert, sollte sicherstellen, dass in den Optionen auch der Punkt “Mitgelieferte Applikationen” (oder ähnlich) zu deaktivieren ist. Denn unter diesem Begriff fasst Apple alle Zusatzprogramme wie Testversionen von iWork oder Microsoft Office zusammen, die schnell 10 GB (oder mehr) auf dem Stick belegen.
Damit reduziert man die Grundinstallation von Mac-OS X auf eine Datenmenge zwischen 6 und 7 GB. Mit der Prüfung der Installations-DVD dauert der folgende Installationsprozess rund zwei Stunden, ohne diese Prüfung sollte man nach etwa einer Stunde das große grüne Symbol für den erfolgreichen Abschluss sehen. Jetzt ist ein Neustart des Rechners fällig – und der Mac startet zum ersten Mal vom USB-Stick.
Erste Schritte im Betrieb des USB-Sticks

Beim Start darf man sich nicht wundern. Unsere Stoppuhr kommt auf allen getesteten Rechnern (iMac 24 Zoll, Mac Mini und Macbook Pro) ungefähr nach der zwei- bis dreifachen Dauer zum stehen, die sonst für den Neustart des Mac üblich ist. Wer zum ersten Mal vom USB-Stick startet, wird vom Einrichtungs-Assistenten begrüßt. Dort empfehlen wir, nicht alle Daten erneut einzugeben, sondern bei der Frage nach der “Apple-ID” (dem Benutzernamen für den kostenpflichtigen Dienst “Mobile Me”; früher “.Mac”) die Einrichtung mit “Befehlstaste-Q” abzubrechen. Bei der Einrichtung des ersten Benutzers auf dem USB-Stick raten wir, andere Daten einzutragen als auf dem Mac und der Standardfestplatte. Denn für die spätere Übertragung der Daten empfehlen wir das Dienstprogramm “Migrations-Assistent”, das aber nur funktioniert, wenn die Benutzerdaten auf dem Stick nicht identisch sind mit jenen auf der Startfestplatte.
Hat man die Einrichtung geschafft, steht sofort ein Besuch in den Systemeinstellungen an – andernfalls darf man den Mac erst mal mehrere Stunden in Ruhe lassen, weil Spotlight alle Dateien auf dem Stick liest und den Suchindex erzeugt. Parallel dazu lädt das Programm Software-Aktualisierung alle Updates für das gerade installierte Mac-OS X aus dem Internet. Beide Aufgaben bremsen enorm, weil bei beiden Daten auf dem Stick gespeichert werden müssen, was ungefähr zehnmal länger dauert als auf einer Festplatte.
Wir empfehlen deshalb in den Systemeinstellungen unter “Spotlight > Privatsphäre” den USB-Stick von der Suche mit Spotlight auszuschließen. Dazu klickt man unterhalb der Liste auf das Symbol “+” und wählt den USB-Stick aus. Danach wechselt man in den Systemeinstellungen zurück in die Übersicht (“Befehlstaste-L”) und öffnet dann die Einstellungen für die Software-Aktualisierung. Dort deaktiviert man das Ankreuzfeld bei “Nach Updates suchen”.
Übertragung der wichtigsten Einstellungen

Im Prinzip genügt der MigrationsAssistent, um Einstellungen und Dokumente von der internen Festplatte auf den Stick zu kopieren. Allerdings scheitert man dort oft an den Datenmengen: Benutzerordner mit 30 GB (oder mehr) sind keine Seltenheit.Deshalb ist meistens doch Handarbeit bei der Übertragung der wichtigen Dateien nötig. Für Mail braucht man den kompletten Ordner “Library/Mail” im Benutzerordner plus die Voreinstellungsdatei “com.apple.mail.plist” aus dem Ordner “Library/Preferences”. Da die Kennwörter im Schlüsselbund gespeichert werden, sollte man entweder die Datei “login.keychain” auf dem Ordner “Library/Keychains” mitkopieren (sie öffnet sich mit dem Benutzerkennwort des Accounts auf der Festplatte) oder die Kennwörter für die E-Mail-Server heraussuchen und neu eintippen, wenn man Mail vom USB-Stick startet. Bei uns im Test aber funktioniert Mail damit auf allen Macs im Test.
Für das Adressbuch auf dem Stick ist es der komplette Ordner “Library/Application Support/AddressBook” plus die Dateien mit den Voreinstellungen “com.apple.AddressBook.plist” (siehe Absatz vorher).
Weitere Einstellungen hängen davon ab, was man mit dem USB-Stick erreichen will. Mit etwas Zurückhaltung ist dort sogar die Installation von Microsoft Office möglich. Wir empfehlen aber, eine solche Installation mit den Original-CDs zu erledigen statt das Programm von der Festplatte auf den Stick zu kopieren.
TIPP Nicht vergessen sollte man am Schluss zwei Dinge: Wer wirklich mit dem Stick arbeiten will, sollte wenigstens 1 oder 2 GB freien Platz lassen, damit das Betriebssystem einwandfrei arbeiten kann. Notwendige Dokumente (Texte, Präsentationen oder Bilder) speichert man im Ordner “Dokumente” auf dem Stick. Und ab dann gilt: Nicht verlieren! Da die Dateien und Programme auf dem Stick nicht geschützt sind, kann jeder der einen solchen Notfall-Stick findet, die Daten an einem beliebigen anderen Mac lesen und kopieren.
Fazit und Schritt-für-Schritt-Anleitung

Mac-OS X auf einem USB-Stick ist ein Stück Arbeit, das sich dann auszahlt, wenn man zum Beispiel von einem Festplattendefekt erwischt wird. Nach dem Neustart von Stick kann man mit dem Festplatten-Dienstprogramm den Versuch machen, die interne Festplatte zu prüfen und zu reparieren. Unterwegs auf Reisen taugt ein solcher Stick leider nur bedingt als Ersatz für ein Mac-Notebook – im Prinzip kann man damit zwar jeden Mac starten, doch im Ausland kann es mitunter schwer fallen, einen Mac-Besitzer zu finden, der einem seinen Mac zum Arbeiten überlässt.
Schritt 1

Zuerst wählt man im Festplatten-Dienstprogramm links den Stick aus (hier ein Modell mit 8 GB; bei einem 16-GB-Stick müsste der Name mit “14,9 GB” beginnen).
Schritt 2
Dann wechselt man rechts in den Bereich “Partitionieren”.
Schritt 3
Der Name ist frei wählbar, sollte aber weder Leerzeichen, Sonderzeichen noch Umlaute enthalten.
Schritt 4
Das Schema besteht aus 1 Partition.
Schritt 5
Vorletzte Aufgabe ist ein Klick auf den Knopf “Optionen” – dort legt man eine “GUID-Partitionstabelle” fest.
Schritt 6

Nach dem Klick auf den Knopf “Anwenden” kommt noch eine Sicherheitsrückfrage und dann werden alle Daten auf dem Stick gelöscht.