Was der Softwarehersteller 2004 mit dem DNG-Format im Bereich der Fotografie begonnen hat, will er nun mit CinemaDNG auch für den digitalen Film einführen: Ein offenes und Hersteller-unabhängiges Rohdatenformat soll komplexe Workflows vereinfachen und bei Investitionen in Hard- und Software mehr Zukunftssicherheit versprechen.
Je komplexer der Workflow beim Filmen und Bearbeiten des digitalen Materials ist, um so mehr verschiedene Hersteller sind an einem solchen Prozess beteiligt: eine Reihe von Softwareproduzenten und die der digitalen Filmkameras. Insbesondere die Rohdatenformate unterschiedlicher Profi-Kameras sind grundverschieden und müssen vor und während der Bearbeitung oft umgewandelt werden – der Qualitätsverlust wird in Kauf genommen. So ist immer wieder der Ruf nach einem einheitlichen Rohdatenformat zu hören, das möglichst viele Hersteller unterstützen und das Daten in bester Qualität durch den gesamten Bearbeitungsprozess bringt. Mit CinemaDNG wolle man Sackgassen vermeiden, kündigt Adobe auf der NAB 2008 an, der Konferenz des US-amerikanischen Wirtschaftsverbands “National Association of Broadcasters” und gleichzeitig der weltgrößten Messe für elektronische Medien. Sie findet noch bis zum 17. April in Las Vegas statt. Für die CinemaDNG-Initiative hat Hersteller Adobe bereits eine Reihe von Hardwareherstellern begeistern können, die die Absicht haben, das Format nach dessen Fertigstellung zu unterstützen: Panavision, Silicon Imaging, Dalsa, Weisscam und ARRI. Auch mehrere Softwarehersteller haben sich angeschlossen. Im Moment allerdings arbeitet die Gruppe zunächst an gemeinsamen Spezifikationen – wann sie diese verabschieden will, hat sie noch nicht öffentlich festgelegt. Sicher ist: CinemaDNG soll – ähnlich wie das Pendant DNG aus der Foto-Welt – offen sein, Kameraherstellern und Software-Entwicklern mit einer umfangreichen Dokumentation helfen. Kameraherstellern will die Initiative dabei insofern entgegen kommen, dass das neue Format proprietäre Metadaten unterstützen soll: Das verhindert eine völlige Gleichschaltung, belebt den Wettbewerb und erlaubt Hardwareentwicklern, sich trotz eines einheitlichen Formates von Konkurrenten absetzen zu können. Denn je mehr mitmachen, desto besser: Adobe wird sich wünschen, das Format zu einem Industriestandard zu entwickeln. Der Weg dahin aber dürfte noch weit sein. Für das CinemaDNG-Format sprechen ebenso viele Gründe wie für das Foto-Rohdatenformat DNG, das seit September 2004 die verschiedenen proprietären RAW-Formate der digitalen Spiegelreflex-Kameras ersetzen soll. Allerdings hat sich DNG bislang noch nicht so durchsetzen können, wie sich Adobe das gewünscht hätte. Zwar kann eine Menge von Softwareprodukten mit dem DNG-Format umgehen, darunter Apple Preview und Apple Aperture, Hardware-Hersteller allerdings geben sich bislang eher verhalten : Einige Kameras von Hasselblad, Leica, Ricoh und Samsung produzieren Fotos im DNG-Format, die Mehrzahl der Anbieter aber setzt weiterhin auf proprietäre Formate. Diese Entwicklung mag zeigen: Wenn es der Initiative um Adobe gelingen sollte, CinemaDNG auf dem Markt zu etablieren, so nur über eine lange Zeit hinweg – und mit viel Einsatz beim Suchen von neuen Partnern und Kooperationen.