
Viele Schriften auf dem Rechner zu haben, ist eine feine Sache. Sie ermöglichen das Gestalten von Texten, das Formatieren von Mails oder das Lesen internationaler Webseiten. Für Profis aus dem Bereich Medienproduktion ist der Umgang mit vielen Schriften essentiell. Werbeagenturen, Freischaffende, Grafiker und sonstige Kreative sind darauf angewiesen, mit einem vergleichsweise großen Satz an Designer- und Satzschriften zu jonglieren. Druckvorstufen-Dienstleister und Druckereien müssen wechselnde Kundenschriften verwalten. Verlage und andere große Unternehmen benötigen ein Management für Server oder sonstige Netzwerkstrukturen. Schriften – auch das gehört dazu – können manchmal ganz schön kompliziert sein.
Doch es gibt Abhilfe. Mit ein paar Handgriffen lassen sich gute Voraussetzungen für eine flexible, effiziente Schriftverwaltung schaffen. Generell gilt: Wer vorzugsweise mit den von System und Programmen vorinstallierten Schriftpaketen arbeitet und wenig eigene, zusätzliche Schriften sein eigen nennt, muss sich wenig Gedanken machen. Für den Hausgebrauch reicht das von Apple mitgelieferte Programm Schriftsammlung.
Schriftsammlung: Für den Hausgebrauch
Apples Standard-Tool, zu finden im Ordner “Programme”, wirkt spartanisch, enthält aber alle wesentlichen Funktionen einer Schriftverwaltung. Das Hauptfenster gliedert sich in drei Bereiche: Unter “Sammlung” offeriert Schriftsammlung einige vorinstallierte Sammlungen, in die es die im System vorinstallierten Schriften einsortiert.
Wie bei kommerziellen Lösungen lassen sich eigene Schriftensets durch das Anlegen einer neuen Schriftsammlung erstellen, indem man auf das Plussymbol in der Fensterfußleiste ganz links klickt und über den zweiten Plus-Button weiter rechts dem neuen Set einzelne Schriften hinzufügt. Schriftsammlung unterstützt jedoch auch Drag-and-Drop: Man kann in einem Finder-Fenster einen Ordner mit Schriften auswählen und diesen in das Arbeitsfenster von Schriftsammlung hineinziehen.
Im mittleren Arbeitsfenster listet Schriftsammlung die aktuell verwalteten Schriften auf. Die rechte Fensterhälfte offeriert eine Vorschau, die neben einem ABC-Muster auch eine Zeichenpalettendarstellung oder eigene Vorschaumuster liefert. Darüber hinaus zeigt sie die in einer Schrift enthaltenen Meta-Informationen.
Hierzu aktiviert man im Menü “Vorschau” den Punkt “Schriftinformationen einblenden” (oder betätigt einfach den Shortcut Befehlstaste-I). Schriftsammlung organisiert auch die Systemschriften. Über den kleinen Button mit dem Haken rechts neben dem zweiten Pluszeichen lassen sich die Schriften im Ordner “System/Library/Fonts” deaktivieren – mit Ausnahme der fünf unabkömmlichen Fonts Geneva, Helvetica, Neue Helvetica, Lucida Grande und Monaco.
Auch der von Schriftsammlung verwendete interne Ablageort für die Verwaltung lässt sich über die Voreinstellungen genauer bestimmen. Alternativen sind der Font-Ordner der allgemeinen Library oder der im Library-Ordner des Benutzers.
EMPFEHLUNG Die letzten Einstellungsmöglichkeiten zeigen, dass Schriftsammlung zwar Verwaltungsmöglichkeiten an die Hand gibt, in Sachen Flexibilität allerdings nicht unbedingt der Weltmeister ist. Das Tool erlaubt es zwar, mit selbst angelegten Schriftordnern und Zusatzschriften zu jonglieren und Schriften auf potenzielle Defekte zu prüfen – sofern man diese Option in den Voreinstellungen einstellt. Hat man nicht zu viele Fonts auf dem Rechner, lässt sich mit dem einfachen Tool eine zufrieden stellende und effiziente Schriftverwaltung etablieren. Daher ist Schriftsammlung ideal für alle, die mit einem möglichst schlanken Software-Equipment arbeiten wollen.
Gratissoftware mit Shop: Font Explorer X

Das Programm Font Explorer X nimmt im schmalen Segment der Schriftverwaltungen eine Sonderstellung ein. Vom Funktionsumfang her ist es eindeutig auf der Profi-Seite positioniert. Im Detail fallen die Unterschiede zu der konkurrierenden Lösung Suitcase Fusion kaum ins Gewicht. Suitcase bietet zwar noch ein paar Finessen mehr, in der Summe reichen diese Unterschiede allerdings nicht aus, um den hohen Aufpreis für Suitcase zu rechtfertigen. Denn die erste Besonderheit von Font Explorer X ist: Das Programm gibt es kostenlos. Auf der Webseite des Schriftherstellers Linotype steht es zum Download bereit. Eine weitere Besonderheit: Ähnlich dem iTunes Music Store in iTunes enthält auch Font Explorer eine Funktion für das Einkaufen von Schriften auf dem Linotype-Portal. Diese Funktion kann man in Anspruch nehmen, man muss aber nicht. Was man von einer Gratissoftware nicht unbedingt erwartet: Font Explorer erfüllt alle wesentlichen Anforderungen an eine professionelle Schriftverwaltung. Das Hauptfenster gliedert sich ähnlich wie das von Schriftsammlung. Der Vorschaubereich ist bei Font Explorer rechts unten angesiedelt. Die Ordnerstruktur im Bereich “Quelle” links oben offeriert die auch von Schriftsammlung bekannte Grundstruktur. Wesentlich detaillierter als in Schriftsammlung fallen vor allem die Anzeigemöglichkeiten im Schriftenverzeichnisfenster rechts sowie die Info-Angaben aus. Die in den einzelnen Ordnern enthaltenen Schriften lassen sich auf unterschiedliche Weisen anzeigen: ohne weitere Struktur oder als vorgruppierte Font-Familien mit ein- und ausklappbaren Schnitten. Noch stärker ins Detail gehen die Info-Anzeigen. Die wichtigsten Infos – Schriftname, Font-Format und Schriftstil – zeigt bereits das Hauptfenster.
Dazu kommen Angaben im Info-Fenster links unten. Klickt man auf den Button “Informationen”, erscheint ein zusätzliches Fenster mit Zeicheninformationen. Diese mit unterschiedlichen Reitern aufwartende Info-Einheit ist eines der Highlights des Programms. Zur Schriftverwaltung offeriert Font Explorer – wie Suitcase Fusion – zwei grundsätzliche Lösungsstrategien. In den Voreinstellungen entscheidet man, ob Font Explorer Schriften in ein eigenes Verzeichnis kopiert oder sogar verschiebt, oder ob die Schriften am ursprünglichen Ablageort verbleiben sollen. Professionelle Check-Ins-trumente enthält das Programm zur Überprüfung von Dubletten oder defekten Schriften.
EMPFEHLUNG Mit Zusatzmodulen zur automatischen Font-Aktivierung für die gängigen Layoutprogramme eignet sich Font Explorer X für freischaffende Publisher, Verlage, Vorstufenbetriebe, Agenturen oder freischaffende Grafikdesigner. Für sie ist es eine kompakte, vielseitige und dabei professionellen Ansprüchen genügende Lösung.
Suitcase Fusion

Suitcase Fusion ist zwar nicht kostenlos, mit einem Endverkaufspreis von rund hundert Euro bewegt sich das Tool jedoch im erschwinglichen Bereich. Grundsätzlich ist die Bedienweise dieses Programms ähnlich der von Font Explorer. Suitcase Fusion zeigt die Zeichensätze in zwei unterschiedlichen Fenstern: Im oberen befindet sich die vom Anwender angelegte Ordnerstruktur. Das untere zeigt sämtliche Zeichensätze, die aktuell mit Suitcase Fusion verwaltet werden. Beide Bereiche lassen sich auf unterschiedliche Weise konfigurieren und darstellen. Operative Unterstützung bieten diverse Menüs sowie zahlreiche Shortcuts zum schnellen Aufruf einzelner Befehle. Das Hinüberkopieren bereits vorhandener Schriftensets via Drag-and-Drop funktioniert wie in Schriftsammlung und Font Explorer. Zum Aktivieren und Deaktivieren, dem Anlegen von Gruppen und dem Aufrufen zusätzlicher Informationen präsentiert die Kopfleiste des Hauptfensters ein halbes Dutzend Buttons. Suitcase Fusion unterstützt auch das Verschachteln von Ordnern – etwa das Anlegen eines Unterverzeichnisses von kundenspezifischen Schriften, die wiederum untergliedert sind in einzelne Kunden sowie Projekte.
Auch bei der Anzeige von Dubletten und dem Filtern defekter Fonts erfüllt das Programm professionelle Anforderungen. Eine Spezialität von Suitcase Fusion ist die so genannte Font-Sense-Technologie. Dahinter steckt die Vergabe einer programmeigenen, unverwechselbaren Font-ID, die sicherstellen soll, dass das Programm auch unterschiedliche Versionen einer Schrift (Beispiel: ältere Helvetica ohne und neuere Helvetica mit Euro-Zeichen) erkennt und zielsicher auseinander hält. In eine ähnliche Richtung gehen die ausführlichen Anzeigeparameter in der Gruppen- und Suitcase-Auflistung. Spaltenbreite, Reihenfolge und Umfang der Anzeigepunkte lassen sich verändern wie man es aus Finder-Fenstern gewohnt ist.
Vielfältig konfigurierbar ist schließlich auch der Vorschaubereich auf der rechten Seite. Zusätzlich offeriert Suitcase Fusion Funktionen für die Anzeige von Metadaten wie Klassifizierungsstil, Hersteller oder Schriftschnitt. Diese Angaben lassen sich verwenden, um nach bestimmten Schriftmerkmalen zu suchen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Rubriken mit eigenen Begriffen aufzustocken.

Zur Verwaltung liefert Suitcase Fusion dieselben Alternativen wie Font Explorer: Kopieren oder Verschieben der verwalteteten Schriften in einen so genannten Vault (Tresor), oder eben Verwaltung an der ursprünglichen Stelle. Insgesamt erweist sich das Programm als runde Angelegenheit mit zahlreichen Detaileinstellungen und Anzeigemöglichkeiten. Wie Font Explorer bietet Suitcase Fusion Zusatzmodule für die Auto-Schriftaktivierung. Zu dem insgesamt runden Eindruck trägt auch das rund 100-seitige, deutschsprachige Handbuch bei, das eine brauchbare Einführung liefert. Auf den in Suitcase Fusion präsenten Technologien basiert die speziell für größere Firmennetzwerke gestrickte Serverlösung Universal Type Server. Für einzelne Anwender und kleine Gruppen ist der Server zu mächtig, Netzwerken hingegen, die eine zentrale Schriftverwaltung benötigen, stellt der US-amerikanische Anbieter hier einen Spezialisten zur Verfügung. Allerdings bewegen sich auch die Kos-ten in einem entsprechenden Bereich.
EMPFEHLUNG Suitcase Fusion eignet sich für Schriften-Profis in Druckindustrie, Verlagen und Agenturen ebenso wie für Freelancer, Grafiker oder sonstige Kreative. Die Font-Sense-Technologie macht es vor allem zu einer Empfehlung für Dienstleister und große Organisationen, die mit besonders vielen Schriften und Schnitten jonglieren. Wer auf eine zentrale Verwaltung von Schriften angewiesen ist, findet mit dem Client-Server-Gespann eine praxistaugliche Lösung.
Fazit
Schriftfonts auf dem Mac lassen sich durchaus in den Griff kriegen – nicht nur im Office- und Homebereich, sondern auch dort, wo jeden Tag mit hunderten unterschiedlicher Exponate jongliert wird. Grundlegend strukturieren lassen sich Schriftsammlungen bereits mit dem Apple-eigenen Tool Schriftsammlung. Für professionelle Ansprüche bieten sowohl Font Explorer X als auch Suitcase Fusion alles Nötige. Komplexen Netzwerken schließlich greift Extensis mit seiner Speziallösung Universal Type Server unter die Arme.
Auch wenn das Softwareangebot mit vier Alternativen klein ist, reicht die Auswahl für dieses Marktsegment. Selbst in der PC-basierenden Medienproduktion haben sich Suitcase Fusion und Font Explorer als feste Größen etabliert. In Sachen Font-Verwaltung ist auf dem Mac alles verfügbar – und das zum Nulltarif oder einem geringen Preis. Nur die Tools einsetzen – das muss jeder noch selbst. Die erste Mühe macht sich aber durch einen schnelleren Mac und weniger Probleme schnell bezahlt.
Die richtige Fontverwaltung auswählen
Wer Ordnung in seine Schriften bringen will, sollte drei Dinge beachten: Aufgeräumte Fonts-Ordner im allgemeinen Library-Verzeichnis oder den einzelnen Benutzerverzeichnissen helfen deutlich, die aufgesetzte Schriftverwaltung effizienter zu gestalten.
Ordnerstruktur festlegen Zu beachten sind zwei grundsätzliche Dinge: Zum einen die Frage, ob die gewählte Software die aktuellen Ablageorte für Schriften beibehalten und durch eine eigene Ablageorganisation ersetzen soll.
Bei einer Lösung bleibenDer dritte wichtige Punkt ist die Entscheidung für eine Lösung. Wer heute Suitcase Fusion, morgen Schriftsammlung und übermorgen Font Explorer X einsetzt, hat einen idealen Weg gefunden, das Schriftenchaos nachhaltig zu vergrößern.
Der erste Schritt: Anforderungen prüfen
Schriftverwaltung im privaten Einsatz
Wer an seinem heimischen Mac zehn, zwanzig oder fünfzig Schriften verwaltet, kommt mit dem System-Tool Schriftverwaltung gut zurecht. Sinnvoll ist es, die zahlreichen Zeichensätze für System und Anwendungen bei Bedarf ab- oder zuzuschalten. Das verringert die Ladezeit von Programmen.
Schriften im Pofi-EinsatzHier kommen weitere Anforderungen hinzu wie das Herausfiltern defekter Font-Dateien oder von Dubletten, die kunden- oder jobbezogene Verwaltung unterschiedlicher Schriftfont-Garnituren sowie eine besondere Handhabung der drei Systemschriften Helvetica, Times und Zapf Dingbats.
Universal Type Server
Mit der Client-Server-Lösung Universal Type Server hat Extensis eine Schriftverwaltung speziell für Firmen- und Verlagsnetzwerke auf den Markt gebracht.
Hintergrund der Type-Server-Lösung ist, dass das Aktivieren, Deaktivieren und Verwalten von Schriften in Netzwerken weitaus komplexere Anforderungen stellt als das auf herkömmlichen Einzelrechner-Arbeitsplätzen. Neben den üblichen Schriftverwaltungsfunktionen sind hier auch Softwarefunktionen für das Konfigurieren von Netzwerk und Zugriffsberechtigungen wichtig.
Vielfältige Möglichkeiten
Die eigentliche Konfiguration erfolgt dabei auf der Serverseite. Die zentrale Einheit ermöglicht das Festlegen unterschiedlicher Zugriffsrechte. Die ausgiebigen Check-Funktionen beinhalten umfangreiche Reportanzeigen, unter anderem auch zu den Schriftlizenzen. Die Kontrollfunktionen erlauben darüber hinaus, Zugriffsrechte gestaffelt zu vergeben und so unerwünschte Schriften aus dem Workflow herauszuhalten. Weiterer Vorteil: Da Universal Type Server auf modernen Webtechnologien aufbaut, lassen sich viele Verwaltungsfunktionen sowohl online als auch offline nutzen.
Anlehnung an Suitcase Fusion
Die Benutzeroberfläche orientiert sich stark an derjenigen von Suitcase Fusion. Neben der automatischen oder manuellen Aktivierung und Deaktivierung von Zeichensätzen zählen hierzu auch unterschiedlich konfigurierbare Schriftvorschauen. Preise und Lizenzen dieser Serverlösung sind gestaffelt. Universal Type Server Lite ermöglicht das Installieren von bis zu zehn Clients und kostet inklusive zehn Client-Lizenzen rund 1.400 Euro. Der Preis für die Pro-Variante beläuft sich auf 1.800 Euro.