
Nur wenig Neues

Ein neues Format, die Mischung von Formaten in der Timeline, die Unterstützung von iMovie-Projekten, Fx-Plug-Filter: Und das war es schon. Die Aktualisierung auf Final Cut Express 4 hat leider nicht mehr zu bieten als diese wenigen Neuerungen. Keine verbesserten Funktionen, keine neuen Spielzeuge, nichts! Was anderen Herstellern gerade mal ein Minor-Update auf die Versionsnummer nach dem Punkt wert ist, gilt bei Apple schon als vollwertige, neue, und vor allem kostenpflichtige Version. Hätten wenigstens Beipackprodukte wie Soundtrack oder vielleicht Motion den Weg in das Paket gefunden, wäre das „Update“ wirklich seinem Namen gerecht geworden. So bleibt es leider bei dem wenig beliebten Live Type als Zusatzsoftware und, wie gesagt, den oben genannten Funktionen. Doch genug gestänkert. Werfen wir einen Blick auf das, was Final Cut Express 4 neuerdings wirklich kann.
Format-Mix
Die Installation von Final Cut Express 4 gestaltet sich denkbar einfach und nimmt nur 220 MB Festplattenkapazität in Anspruch. Wer optional Live Type installieren möchte, muss noch weitere 500 MB hinzurechnen. Denn die umfangreiche, mitgelieferte Vorlagenbibliothek benötigt alleine 475 MB. Unterstützte Final Cut Express einstmals nur DV, und in späteren Versionen auch HDV, ist in der Version 4 das AVCHD-Format hinzugekommen. Beliebt hauptsächlich bei günstigen Consumer-Camcordern, wird das Video bei der Aufnahme nicht mehr auf Mini-DV-Band gespeichert, sondern auf unterschiedlichen Medien in der Kamera, je nach Hersteller zum Beispiel auf Blu-Ray-Disks oder auf SDHC-Karten. Der Vorteil ist hierbei der sofortige Zugriff des Schnittprogramms auf das Material, ohne dabei zeitraubend vor- oder zurückspulen zu müssen. Bereits in Final Cut Pro Version 6 eingeführt, findet sich daher auch in Final Cut Express 4 ein neuer Befehl namens „Loggen und Übertragen“, welcher das bekannte Aufnahmefenster zwar nicht ersetzt (schließlich gibt es noch immer Bandformate), das Einspielen von Video jedoch sehr erleichtert. Angeschlossene AVCHD-Kameras werden als Volume auf dem Schreibtisch angezeigt, wobei der Anwender über das Loggen- und Übertragenfenster eine Liste mit Piktogrammen dargestellt bekommt, und direkt auswählt, welche Clips (oder Ausschnitte daraus) auf die Festplatte übertragen werden sollen. Was bei Final Cut Pro 6 hauptsächlich für P2-Karten oder andere DVCPRO-Medien Anwendung findet, wird in Final Cut Express 4 somit auf AVCHD übertragen.
Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass Final Cut Express auch in der Version 4 das HDV-Format noch immer nicht nativ unterstützt. Möchte man aus der einfachen Konfiguration HDV als Schnittformat wählen, so erscheint nur der aus iMovie bekannte Apple Intermediate-Codec, das heißt HDV wird bei der Aufnahme in dieses Format umgerechnet. Desgleichen gilt auch für HDV-Clips, die der Anwender in anderen Programmen, zum Beispiel der Pro-Version, aufgenommen hat: Das Material lässt sich zwar importieren, jedoch muss die Timeline vor der Ausgabe neu berechnet werden. Sehr nützlich ist hierbei die neue Multiformat-Timeline, welche die Mischung unterschiedlicher Videoformate vereinfacht. Je nach gewünschtem Zielformat, zum Beispiel DV, wählt der Anwender aus der Einfachen Konfiguration zunächst die entsprechende Format-Option aus. Während des Schnittes ist es dann weitestgehend egal, welches Clip-Format man in die Timeline kopiert, denn das Element wird automatisch in die neue Zielgröße umgerechnet. Dass es sich hierbei „nur“ um einen Effekt handelt, nämlich das Skalieren beispielsweise von HDV runter auf DV, erkennt der Anwender, wenn er die Bewegungseinstellungen aufruft. Andererseits hält man sich hier die Möglichkeit offen, aus dem „grossen“ HDV nur einen Ausschnitt für das wesentlich kleinere DV zu wählen, wenn man beispielsweise störende Ränder oder ungewollte Bildmotive entfernen möchte. Schlussendlich muss auch die Multiformat-Timeline vor der Ausgabe auf Band oder als Datei neu berechnet werden. Auf schnellen Rechnern lassen sich unterschiedliche Formate in einer Timeline jedoch problemlos in Echtzeit schneiden. Selbst die Mischung von nicht-kompatiblen Formaten, zum Beispiel das Hineinschneiden von Sorenson-, iPod- oder MPEG-Filmen ist möglich (kann aber zum Ruckeln während des Schnittes, also vor dem Rendering, führen).
iMovie und Fx-Plug
Zu den weiteren Neuerungen zählen die Importmöglichkeiten von iMovie 08 Projekten sowie die Kompatibilität zu Plug-ins von Drittherstellern. Wer seinen Film bereits in iMovie vorgeschnitten hat, oder sich erst später für das Upgrade auf Final Cut Express entscheidet, exportiert aus dem iMovie-Menü „Bereitstellen“ eine XML-Datei, welche sich problemlos in Final Cut Express importieren und unter Beibehaltung aller Schnitte und Effekte weiter bearbeiten lässt. Die notwendigen Medien werden hierbei natürlich automatisch in Final Cut Express neu verbunden, so dass die Nachbearbeitung sofort beginnen kann. Da iMovie und Final Cut Express dieselben Formate unterstützen, kommt es auch zu keinen Inkompatibilitäten zwischen den Programmen.
Mit Final Cut Pro 6 hat Apple auch eine neue Effektsprache namens Fx-Plug implementiert, die das alte FX-Script ersetzt. Der große Vorteil von Fx-Plug liegt in der Kompatibilität zu anderen Programmen, zum Beispiel Motion 3 und neuerdings auch Final Cut Express 4. Effekte, die in Fx-Plug von Drittherstellern angeboten werden, können somit auch problemlos in Final Cut Express 4 genutzt werden, zum Beispiel der kostenlose Generator „Towers Of Film“ von chv electronics. Dabei hat man dementsprechend alle Einstellungsmöglichkeiten innerhalb der Filter und Generatoren, die auch in Final Cut Pro zur Verfügung stehen.
Fazit
Final Cut Express 4 ist ein solides, günstiges Programm mit vielen Funktionen, die es ambitionierten Anwendern ermöglichen, durchaus professionelle Filme zu gestalten. Ob die Erweiterung um den AVCHD-Codec und die einer Multiformat-Timeline ein volles, kostenpflichtes Update Wert sind, sei einmal dahingestellt. Anwender, die auf beides verzichten können, kommen auch mit der alten Express HD-Version gut zurecht. az
Wertung
Note: 1,6 gut
Vorzüge günstig, umfangreiche Profi-Werkzeuge, stabiler Betrieb
Nachteile Formatbeschränkungen, HDV nicht nativ unterstützt, wenig Neuerungen gegenüber Vorgänger-version
Alternative iMovie 08, Final Cut Express HD, Final Cut Pro
Preis € (D, A) 199, CHF 279; Update von Final Cut Express HD: € (D, A) 99, CHF 139
Technische Anforderungen
Systemanforderungen Ab Power PC G4 mit 1,25 GHz, für AVCHD-Bearbeitung Intel-Prozessor notwendig
Info Apple