
Time Machine ist so konstruiert, dass man damit einzelne Dateien oder Ordner wiederherstellen kann. Oder – wenn man den Mac von DVD startet – das komplette Startvolume. Letzteres gewinnt an Attraktivität, seitdem Apple nur noch wenige Informationen zu “Security Updates” oder anderen wichtigen Aktualisierungen von Mac-OS X und der mitgelieferten Software veröffentlicht. Denn im Prinzip sollte es mit Time Machine (und der Betriebssystem-DVD, die jedem Mac beiliegt) möglich sein, ein solches Update rückgängig zu machen.
Der Ablauf im Prinzip
Vor Basteleien am Betriebssystem oder vor umfangreichen Updates von Apple empfehlen wir seit Mac-OS X 10.5 ein Backup mit Time Machine. Am schnellsten gelingt der Start, wenn man das Symbol von Time Machine aus dem Ordner “Programme” ins Dock zieht. Oder wenn man in den Systemeinstellungen unter “Time Machine” das Ankreuzfeld “Time-Machine-Status in der Menüleiste anzeigen” aktiviert. Denn dann steht über beiden Symbolen (Dock und Menüleiste) der Befehl “Backup jetzt erstellen” zur Verfügung – im Dock über das Kontextmenü von Time Machine, das man erhält, wenn man die Control-Taste hält und mit der Maus auf das Symbol klickt.
Läuft das Backup einwandfrei (Fehlermeldungen sind in den Systemeinstellungen unter “Time Machine” sichtbar), kann man sich an die Änderungen oder Updates des Betriebssystems machen. Geht dabei etwas katastrophal schief, startet man den Mac von DVD (beim Neustart die Taste “C” drücken und halten, bis der Rechner hörbar auf die DVD zugreift) und arbeitet sich ins Installationsprogramm von Mac-OS X 10.5 vor: Erst wählt man die Sprache, in der das Installationsprogramm arbeiten soll und direkt danach wird die Menüleiste sichtbar, in der unter “Dienstprogramme > System von der Datensicherung wiederherstellen” der rettende Befehl steht.
Vier Schritte später (siehe Bilder auf diesen beiden Seiten) beginnt die Wiederherstellung des zuvor gesicherten Backups. Da zuvor die Startfestplatte komplett gelöscht wird, hat man danach wieder den Stand vor der Änderung.
Bei uns im Test mit zwei extrem schnellen Firewire-800-Festplatten braucht der Vorgang auf einem aktuellen iMac mit 120 GB Daten auf der Startfestplatte rund eine Stunde.
Der Teufel steckt in den Details
Bei solch einem “Downgrade”, dem Sprung zurück zu einer älteren Version des Betriebssystems, gibt es einige Ärgernisse, die man in die Planung einbeziehen sollte. Das beginnt bei der Version von Mac-OS X: Der hier gezeigte Weg funktioniert nur mit Mac-OS X 10.5, wer Version 10.4 oder älter benutzt, kommt – mangels Time Machine – nicht in den Komfort dieser Lösung (auf Seite 78 dieser Ausgabe beschreiben wir einen Ausweg mit Zusatzsoftware wie Carbon Copy Cloner oder Superduper).

Die nächste Hürde ist die Beschränkung auf die Startfestplatte. Wer mit Hilfe von Time Machine den kompletten Rechner wieder auf den Stand von gestern bringen will, ist dabei auf die Festplatte beschränkt, die das Mac-Betriebssystem enthält. Ausgeschlossen sind – soweit vorhanden – eine Boot-Camp-Partition mit Windows (die von Time Machine ignoriert wird) und andere Partitionen oder externe Volumes, selbst wenn sie mit Time Machine gesichert sind.Gut in Erinnerung sollte man außerdem die Dateien und Ordner behalten, die man in den Systemeinstellungen unter “Time Machine > Optionen” vom Backup ausgeschlossen hat. Wer beispielsweise den Ordner “Download” vom Backup ausschließt, darf sich nicht wundern, wenn die Wiederherstellung dann einen leeren Ordner zu Tage bringt.

Hinzu kommt eine Reihe von Dateien und Ordnern, die Apple generell vom Backup mit Time Machine ausschließt (siehe die Datei “StdExclusions.plist”) im Ordner “/System/Library/CoreServices/backupd.bundle/Contents/Resources”.
Problem: Time Machine erkennt nach einer Rekonstruktion die alten Backups nicht mehr
Dazu zählen Zwischenspeicher (“Caches”) und Papierkorb, aber auch einige faustdicke Überraschungen, etwa der Ordner “Previous Systems”, der entsteht, wenn man auf einem Mac einmal das Betriebssystem mit der Option “Archivieren und installieren” einspielt. Denn dabei wird das vorige Betriebssystem im Ordner “Previous Systems” gespeichert. Außerdem hat Apple vom Backup mit Time Machine ausgeschlossen den Spotlight-Index, diverse Ordner mit Logbuchdateien (“/private/var/log”) sowie den Index von Mail und die Unix-Ordner “/home” und “/dev”. Stellt man die Festplatte wieder her, fehlen diese Ordner oder werden ohne Inhalt wieder angelegt.
Wackelkandidat Time Machine
Kniffligstes Problem ist bei uns im Test die weitere Arbeit mit Time Machine. Nach der Wiederherstellung muss man sich auf jeden Fall auf eine sehr lange Vorbereitungs- und Backup-Phase gefasst machen. Wenn wir einen Stand einspielen, der mehr als 10 Tage alt ist, macht Time Machine ein komplettes Backup aller Dateien und Ordner von der Startfestplatte. Anschließend ist die Software aber in allen Tests in der Lage, einzelne Dateien aus diesem Backup oder aus den Sicherungskopien von weiter zurückliegenden Terminen wiederherzustellen.
In den Diskussionsforen von Apple finden sich aber eine ganze Reihe von Beschwerden, in denen zum Beispiel von einem neuen Backup berichtet wird, der ab dem Tag der Wiederherstellung beginnt, ohne dass man auf ältere Sicherungskopien zugreifen kann. Andere berichten von vollständig gelöschten Backup-Festplatten – beides lässt sich bei uns im Test nicht reproduzieren.
Nach einer Rekonstruktion von Apples Time Capsule notieren wir aber einmal einen interessanten Fehler: Time Machine erkennt das existierende Backup nicht mehr und legt automatisch eine neue Backup-Hierarchie an (wie bei Time Capsule üblich, speichert die Software die Daten in einer Image-Datei, die sichtbar wird, wenn man Time Capsule über die Funktion “File Sharing” im Finder öffnet). Als wir diese zweite Image-Datei löschen, über Filesharing die alte Image-Datei öffnen und in Time Machine auswählen (“Backup Volume wechseln”), wird das alte Backup wieder erkannt. Der Fehler lässt sich bei späteren Tests nicht reproduzieren. Wenn alles funktioniert, ist sogar ein Trick machbar: Nach der Wiederherstellung einer fast 30 Tage alten Sicherung (um zurück zu Mac-OS X 10.5.4 zu kommen), schließen wir die Reparaturarbeiten ab (siehe unten auf dieser Seite), starten erneut Time Machine und bringen den Ordner “Dokumente” wieder auf den korrekten Stand vom Vortag. Damit steht uns ein Mac mit einem älteren Betriebssystem zur Verfügung, der aber trotzdem alle neu angelegten Dokumente enthält. Schwierig wird eine solche Aktion aber, wenn man die Dokumente der täglichen Arbeit auf mehrere Ordner verteilt, beispielsweise auf dem Schreibtisch, dem Ordner “Dokumente” und anderen. Denn dann muss jeder dieser Ordner einzeln mit Time Machine wiederhergestellt und die Dateien überprüft werden.
Fazit
Im Prinzip funktioniert der Rücksprung in vergangene Zeiten mit Time Machine. Zum Beispiel von Version 10.5.5. des Mac-Betriebssystems zurück zur Version 10.5.4. Die kleineren Fehler dabei lassen sich vergleichsweise schnell korrigieren. Wenn man aber den Fehler erst nach einigen Tagen bemerkt und dann in der Zeit zurückgeht, verliert man alle Änderungen, die man in dieser Zeit erledigt hat. Deshalb empfehlen wir, vor jeder größeren Änderung am Betriebssystem ein Backup mit Time Machine zu machen. Nur dann kommt man in den vollen Genuss der Möglichkeiten, die Time Machine in Kombination mit der Original-DVD bietet.
Mac-Festplatte nach einem Crash wieder herstellen
Schritt 1

Legt man die DVD ein, die mit jedem Mac geliefert wird, kann man den Mac von dieser DVD starten (beim Neustart die Taste “C” halten). Nach der Wahl der Sprache “Deutsch” kann man ab Mac-OS X 10.5 dann über das Menü “Dienstprogramme” die Wiederherstellung der kompletten Festplatte starten.
Schritt 2

Der zweite Schritt ist die Auswahl der Festplatte, auf der die Backups gespeichert sind. Time Machine untersucht automatisch alle Festplatten; angezeigt werden nur Festplatten, die Backups enthalten. Apples Time Capsule erreicht man über den Knopf “Mit entferntem Volume verbinden”.
Schritt 3

Findet Time Machine ein Backup, zeigt die Software dort das Erstellungsdatum der Sicherung und die dabei verwendete Version des Betriebssystems an. Wer mit Time Machine mehrere Festplatten mit Mac-OS X 10.5 gesichert hat, wechselt über das Aufklappmenü über der Liste zur korrekten Startfestplatte.
Schritt 4

Letzter Schritt vor der Wiederherstellung ist die Auswahl des Ziels (hier die Festplatte “Mon pomme”). Time Machine berechnet den benötigten Platz und die Kapazität des Ziels. Bevor die Daten wirklich zurück kopiert werden, erscheint der Hinweis, dass die hier gewählte Ziel-Festplatte vollständig gelöscht wird.
Die Reparaturarbeiten danach

Apple hat bei der Wiederherstellung einen echten Fehler eingebaut und einige kleinere Überraschungen. Das beginnt schon beim ersten Neustart nach der Wiederherstellung: Er dauert erheblich länger als normalerweise üblich, weil man bei Apple den Zwischenspeicher für die Erweiterungen des Unix-Kerns von Mac-OS X gelöscht hat. Beim ersten Neustart wird dieser Zwischenspeicher oder “Cache” neu angelegt, was in der Regel ein oder mehrere Minuten Zeit kostet.
Neuer Spotlight-Index
Nach dem Neustart melden sich Spotlight und Time Machine: Ersteres muss alle Dateien auf der Startfestplatte erneut lesen und den Inhalt in den Index übernehmen, was man am kleinen blinkenden Punkt im Symbol mit der Lupe in der Menüleiste rechts oben erkennt.
Time Machine dagegen beschwert sich fast immer, weil seit mehreren Tagen kein Backup gemacht wurde und beginnt nach einiger Zeit mit einem zeitraubenden Vorbereitungsprozess, an dessen Ende normalerweise ein Backup aller Dateien auf der Startfestplatte steht. Vor allem bei Apples Time Capsule muss man sich deshalb auf ein extrem zeitraubendes Backup gefasst machen (dazu später mehr im Abschnitt “Wackelkandidat Time Machine”).
Mail-Index
Beim ersten Start von Mail darf man dann ebenfalls ziemlich lange warten. Die E-Mail-Software von Apple muss – wie Spotlight – den Index der Nachrichten und deren Anhänge neu anlegen. Auf einem aktuellen iMac geht das vergleichsweise flott, auf einem Powerbook G4 dagegen zieht sich der Index-Neuaufbau bei 10 000 E-Mails über eine Viertelstunde.
iTunes ohne Autorisierung
Die nächste Überraschung bereitet uns iTunes: Angeblich sind wir nicht autorisiert, die zuvor Online gekaufte Musik abzuspielen. Nach Eingabe von Benutzername und Kennwort für den iTunes Store funktioniert aber alles wieder. Bei einem unserer Tests fehlen eine ganze Reihe der Bilder von CD-Cover; iTunes bietet aber freiwillig an, diese Cover erneut zu laden.
Die restliche installierte Software funktioniert bei uns im Test. Ausnahme ist Adobe Creative Suite 3; auf einem Power Mac G5 Dual streikt die Software, weil die Registrierung angeblich ungültig ist. Als wir den Test auf einem Macbook Pro wiederholen, funktioniert die Software aber nach der Wiederherstellung. Quark Xpress 8 arbeitet dagegen normal. Nicht testen konnten wir bisher die Creative Suite 4.