
Mina allein unterwegs
Mit der jungen Mina sind wir nach dem Kentern während einer Weltumseglung auf einer einsamen Südpazifikinsel gestrandet. Telefon, News-Empfang und GPS per Satellitenübertragung, die sie am Handgelenk trägt, funktionieren nicht mehr, weil der Akku leer ist. Gleich zu Anfang fällt ein seltsames, offenbar energetisches Gitternetz am Inselhimmel auf. Aus den Ressourcen der Insel, auf der wir zu Beginn ohne konkretes Ziel, aber neugierig herumwandern, müssen wir uns zunächst um etwas Essbares kümmern. Dabei sammeln wir Eier, Kokosnüsse oder Krabben. Später finden wir den Affen Jep, der nach unserer Heilpflege und Fütterung eine große Hilfe ist, wenn er etwa auf höher liegende Plateaus klettert und die selbstgebastelte Strickleiter herunterlässt, damit auch wir diese Ebenen erreichen. Überhaupt gibt es auf dem Eiland eine Menge zu sammeln: Feuersteine beispielsweise, Messerklingen oder Stofftücher, später auch Hammer, Flinten und explosive Chemikalien. Immer wieder vibriert und bebt es aus unersichtlichem Grund auf der ganzen Insel. Nachdem wir uns notdürftig eine Batterie hergestellt haben, funktionieren zum Glück GPS und Telefon wieder.






















Mama ruft an – leider können nur wir sie hören, nicht umgekehrt, sodass es unmöglich bleibt, unsere Position durchzugeben. Bald bemerken wir zudem, dass die Insel – auch abgesehen von der reichen Tierwelt von Affen über Spinnen bis zu Schlangen – nicht völlig unbewohnt ist. Der Geist von Jules Vernes Kapitän Nemo vom legendären Schiff der Nautilus sucht uns heim und verlangt, dass wir seinen Leichnam begraben. Diesen finden wir schließlich in einer Höhle, die jede Menge Geheimnisse und Hilfsgeräte bietet. Sogar ein Diaprojektor lässt sich dort in Gang setzen, der in wenigen Bildern die Geschichte der auf der Insel Gestrandeten erzählt. Richtig aufregend wird es, als wir eine Leiter zu einem unterirdischen See hinunterklettern. Nach der Überwindung eines Seemonsters legen wir den inzwischen aufgefundenen und instand gesetzten Taucheranzug mit Glockenhelm an und kommen an der guten, alten Nautilus heraus. Deren Zugang wird leider, wie inzwischen auch andere Stellen der Insel, von einem schießenden Schweberoboter bewacht. Wie es am Ende doch gelingt, in das Boot einzudringen und die Schutzhülle um die Insel zu deaktivieren, so dass ein Hubschrauber uns abholen und retten kann, sei hier nicht verraten.
Inventar overloaded
Deutlich machen sollte diese Schilderung, dass es für Freunde des klassischen Adventures eine helle Freude ist, sich durch die Insel zu rätseln, zudem es dabei recht anspruchsvoll zugeht. Allerdings kann die Vielfalt der Inventargegenstände und ihre zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten auch Frust hervorrufen. Immerhin bietet das multiple Inventar, das man per Rechtsklick respektive Control-Maus aufruft, 28 Felder, und das in jeweils 7 Tabs oder Registerreitern, in summa also 28 x 7 = 196 zuzüglich “Papierkorb” für überflüssig gewordenes Material, die jedoch, das sei eingeräumt, nie wirklich “voll” wurden. Praktisch ist an den Tabs, dass die Items sich dort individuell nach Themen und Typen anlegen lassen und so schneller zugänglich sind. Sie sind so auch leichter kombinierbar. Im Verlauf des Spiels helfen kurze lexikalische Angaben dabei, Zuordnungen rascher zu bewältigen. Sind mehrere Items miteinander zu verknüpfen, nehmen diese eine eigene Leiste ein, fehlende Items zur Herstellung eines Produkts wie der Batterie oder von Sprengstoff sind mit einem Fragezeichen markiert. Eine Besonderheit ist der Affe Jep, den man fast wie ein beliebiges Item mit anderen passenden Gegenständen, etwa dem Messer oder einer Frucht, kombinieren und auf die Umwelt anwenden kann. Im Inventar findet sich auch der Zugang zu GPS und Handy sowie das Notiz- und Aufgabenbuch Minas.
Alt, aber gut
Die im Myst-Stil gerenderte Grafik des schon etwas älteren Spiels – das Windows-Original stammt von 2004! – ist immer noch hübsch anzusehen. Gern würde man sich frei in der überzeugenden Inseldarstellung bewegen, doch das geht, wie in den meisten Adventures immer noch üblich, nur von Bild zu Bild per Mausklick. Immerhin steht eine freie 360-Grad-Umsicht zur Verfügung. Wohin der Weg weiter geht, deutet der klein geratene Mauszeiger durch dezentes Blinken an. Das hätte gern etwas deutlicher ausfallen dürfen. Überall sind zudem kleinere Items oder interaktive Flächen anzutreffen, die aber teils so klein oder unauffällig sind, dass man sich eine optionale Anzeige aller Hotspots in einer Szene wünscht, wie inzwischen bei vielen Rätselspielen üblich. So knabbert man an manchem Rätsel nur deswegen so lange, weil man erst beim fünften Durchgang im Bild findet, was dringend gebraucht wird, um weiterzukommen.
Überzeugende Atmosphäre
Die Geschichte von Mina auf der geheimnisvollen Insel einschließlich ihrer Begegnungen mit dem Geist von Kapitän Nemo sind in einem expressiven, schwarz-weißen Comicstil erzählt, die atmosphärisch überzeugen und “richtige” Zwischensequenzen wie zu Beginn oder am Ende des Spiels nicht vermissen lassen. Diese kann man jederzeit in der Bildergalerie erneut betrachten. Eine weitere Besonderheit für ein Adventure ist die Möglichkeit, in bestimmten Szenen “sterben” zu können. Erfreulicherweise bringt uns ein Mausklick sofort wieder in das Spielgeschehen hinein, genau dort, wo wir es gerade unsanft verlassen hatten. Auch die gelungene Mischung aus Natur, altertümlichen Gegenständen und Science-Fiction-artigen, im passenden Retro-Stil gehaltenen Objekten wie die schießwütigen Schweberoboter oder Laserschranken und elektronisch verriegelten Türen wissen zu gefallen. Letztere überwindet man durch fordernde Schalterrätsel. Ebenfalls positiv zu vermerken: Speichern ist jederzeit und mit beliebig vielen Sicherungsständen (Slots) möglich.
Systemanforderungen und Preis
Zum Betrieb des Abenteuerspiels ist mindestens Mac-OS X 10.4 auf einem Intel- oder PPC-Mac (ab G5) erforderlich. Der Anbieter empfiehlt einen Prozessor ab 2 GHz. Auf unserem Testgerät, einem Macbook Pro mit 2,16 GHz, 128 MB VRAM, 3 GB RAM und Mac-OS X 10.5.7 gab es nur selten, bei stärkeren Animationen im Bild, ein Ruckeln sowie einen nicht reproduzierbaren Absturz bei heftigem Klicken in und außerhalb des Inventars. Die Vollversion kostet bei Download (300 MB) 30 Euro, eine Demoversion ist verfügbar.
Empfehlung
“Die Rückkehr zur geheimnisvollen Insel” ist kurz und bereits älteren Datums. Dennoch können wir die gelungene Mac-Portierung jedem Adventure-Fan empfehlen. Inzwischen ist bereits ein Sequel für Windows-PCs mit deutlich verbesserter Grafik erschienen. Wir hoffen, dass auch der zweite Teil des Insel-Abenteuers um die junge Mina den Weg auf den Mac schafft.
Info: Coladia