
Tastaturgesteuerte Arbeitsroutinen sparen Aufwand, Zeit und Nerven. Daher stellen die meisten Programme ein umfangreiches Set an Tastenkombinationen zur Verfügung. Längst beschränkt sich das Set der Tastengriffe nicht allein auf wichtige Menübefehle. Wer das Set an voreingestellten Tastenkombinationen erweitern möchte, kann sich also austoben – sollte jedoch einige Regeln beachten, damit es nicht zu Überschneidungen mit Shortcuts von Mac-OS X oder schon vorhandenen Tastenkombinationen kommt.

Sogar für Creative-Suite-Verhältnisse ist Photoshop im Bereich Tastensteuerung überdurchschnittlich gut aufgestellt. Der Bildbearbeitungsklassiker enthält nicht nur das in allen CS-Kernanwendungen enthaltene Feature “Tastaturbefehle”, sondern zusätzlich eine zweite Schnittstelle, die sich ebenfalls mit Shortcuts aufrüsten lässt: die Aktionen. Mac-Anwender profitieren darüber hinaus auch von den Mac-OS-X-eigenen Navigationsmöglichkeiten. Summa summarum ergänzen sich die unterschiedlichen Tastenbefehls-Sektoren hervorragend. Der Haken an der Sache: Gerade wegen der vielfältigen Möglichkeiten sollte man sich im Vorfeld einige Gedanken machen. Etwa: Welche (zusätzlichen) Befehle sind mir wichtig? Und: Welche lege ich auf welche Schnittstelle?
Überschneidungen zwischen Mac-OS und Photoshop

Mac-OS-X-Steuerungshilfen wie das Navigieren zwischen Fenstern oder das Ansteuern von Menüpunkten über die Tastatur funktionieren auch in Photohop. Dazu zählt beispielsweise das Navigieren zwischen unterschiedlichen Bildfenstern (Befehl-
Für die harmonische Nachbarschaft zwischen Mac-OS-X-Shortcurts und Photoshop-Shortcuts gelten einige Spielregeln. So ist etwa das Anlegen programmspezifischer Mac-OS-X-Tastenbefehle für die Creative-Suite-Anwendungen nicht möglich. Das macht Sinn, denn wie die anderen CS-Kernanwendungen verfügt auch Photoshop über eine eigene Schnittstelle für das Anlegen anwenderdefinierter Tastenbefehle – den im Menü “Bearbeiten” verankerten Befehl “Tastaturbefehle”. Hier könnte es leicht zu Doppelbelegungen kommen. Konfliktbehafteter sind identisch belegte Tastenkombinationen. Dabei überschreiben Mac-OS-X-Shortcuts bestehende oder selbst angelegte Photoshop-Shortcuts. Paradebeispiel ist der Tastenkurzbefehl für das Ein- und Ausblenden des Docks. Da der Standard-Shortcut Befehl-Wahl-D mit dem Photoshop-Standard-Shortcut für die Funktion “Weiche Kante” kollidiert, gibt es nur drei Möglichkeiten der Abhilfe: sich mit dem Missstand abfinden, den System-Shortcut ändern oder dem Photoshop-Befehl eine andere Tastenkombination zuweisen.
Konfliktträchtig sind für Photoshop-Tastenkünstler auch die Kürzel für den Bereich “Exposé & Spaces”. Da das Mac-OS für die Exposé-Services gleich mehrere F-Tasten in Beschlag nimmt, stellt sich für Power-Bildbearbeiter die Frage, ob man die Belegung nicht zu Gunsten zusätzlicher Programm-Shortcuts in Photoshop ändert. Wie beim Dock lassen sich auch hier alternative Tastenkombinationen bestimmen. Als bockiger Kandidat erweist sich nur die Kombination Umschalttaste-F12, die auch dann Widges einblenden kann, wenn man in der Systemerweiterung “Exposé & Spaces” deaktiviert hat.
Den Befehl “Tastaturbefehle” nutzen
Der in allen Kernanwendungen der Creative Suite 4 enthaltene Befehl “Tastaturbefehle” (in Photoshop erreichbar über den Shortcut Befehl-Wahl-Umschalt-K) ist die Zentrale für das Verändern oder das Anlegen neuer Tastaturkombinationen. Die zur Verfügung stehenden Befehle gliedern sich in drei Gruppen: “Anwendungsmenüs”, “Bedienfeldmenüs” und “Werkzeuge”. Die Liste im Hauptfenster ist in zwei Spalten unterteilt. Auf der linken Seite befinden sich die Befehle. Bei den Anwendungsmenüs orientiert sich die Auflistung an der Abfolge der Hauptmenüs in der Menüzeile; durch Aufklappen der entsprechenden Punkte gelangt man zu den diversen Einzelmenüpunkten. Die rechte Spalte enthält – sofern vorhanden – die werkseingestellten Shortcuts.
Aktiviert man das Eingabefeld zu einem bestimmten Befehl via Doppelklick, kann man die vorgesehene Tastenkombination dort direkt eintippen. Ist diese nicht mehr frei, erscheint im unteren Bereich des Fensters eine Warnmeldung.
Eigene Tastenkombinationen definieren
Obwohl die Standardbelegung von Photoshop ein sorgfältig ausdifferenziertes Set beinhaltet, sind weite Befehlsstrecken nicht mit Shortcuts hinterlegt. Dies gilt keinesfalls nur für Exoten oder Neuheiten wie die Erweiterung Kuler. Selbst Filter wie “Unscharf maskieren” oder der Gaußsche Weichzeichner müssen in der Standardeinstellung über das Menü aufgerufen werden. Ähnliches gilt für die Bildmodi, einen Teil der Bildkorrekturbefehle, Einstellungsebenen, das Zuweisen von Ebenenstilen oder das Ein- und Ausblenden von Paletten.
Um unbedachten Veränderungen vorzubeugen, enthält die Funktion “Tastaturbefehle” eingebaute Sicherheitsmechanismen. Das voreingestellte Set “Photoshop-Standards” in der Aufklappliste der Sets ermöglicht es, jederzeit wieder zur Standardkonfiguration zurückzukehren. Profis können selbst erstellte Tastenkonfigurationen über den mittleren der drei Knöpfe rechts als eigenes Set abspeichern. Solche Sets legt Photoshop im Unterordner “Presets” ab und stellt sie künftig in der Set-Aufklappliste zur Wahl. Veränderungen an einem vorhandenen Set lassen sich durch Klicken auf den linken Knopf abspeichern.
Tastenkombinationen über Aktionen anlegen

Photoshop-Aktionen sind nichts weiter als aufgezeichnete Befehlsabfolgen, die sich über die Palette “Aktionen” anlegen, aufrufen und verwalten lassen. Diese effiziente Skript-Möglichkeit gehört seit Version 4 zum Funktionsumfang. Da sich Aktionen mit Tastaturbefehlen kombinieren lassen, stellen sie in älteren Versionen die einzige Möglichkeit, Photoshop-Funktionen mit Shortcuts aufzurüsten. Dafür gilt allerdings die Einschränkung: nur mit den F-Tasten sowie den drei F-Tasten-Kombinationen plus Befehlstaste, plus Umschalttaste sowie plus Befehls- und Umschalttaste.

Die Aktionen-Schnittstelle bietet einen zusätzlichen Vorteil: Die Möglichkeit, die belegten Tastengriffe via Schaltflächenmodus auf dem Monitor präsent zu halten. Da Tastengriffe nur dann hilfreich sind, wenn man sie sich auch merken kann, lässt sich die Palette “Aktionen” als Lernstütze verwenden. Allerdings dürfen sich Shortcuts für Aktionen und Tastatur-befehle nicht in die Quere kommen. Spielregel Nummer eins lautet: Für Aktionen sind insgesamt 48 F-Tastenkombinationen möglich. Weist man einer Aktion eine bestimmte F-Tastenkombination zu, genießt diese im Fall eines identisch belegten Tastaturbefehls Priorität. Darüber hinaus gelten auch beim Anlegen einer Ein-Befehls-Aktion (etwa zum Aufrufen des Filters “Unscharf maskieren”) bestimmte Bedingungen. So ruft das Aktionsskript stets die Filterkonfiguration auf, die beim Anlegen der Aktion eingestellt wurde. Möchte man etwa, dass die Aktion die Werkseinstellungen aufruft, muss der Inhalt der Aktion über den Befehl “Menübefehl einfügen” im Palettenmenü der Palette “Aktionen” angelegt werden.
Fazit
Mit vorgefertigten und anwenderdefinierbaren Tastenkombinationen ist Photoshop bestens ausgestattet. Mac-Anwender profitieren zusätzlich vom Know-how ihres Betriebssystems.