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Der Verdacht, dass Microsoft im Herbst 2010 mit Windows Phone 7 ein nicht ganz ausgereiftes System auf den Markt gebracht hat, wird durch das nun präsentierte “Mango”-Update weitgehend bestätigt – im positiven Sinne: Mit dem Release erhält die Plattform nun über 500 neue Funktionen von denen ein großer Teil bei der Konkurrenz längst Standard sind. Dazu zählen etwa die Unterstützung von Multitasking, die Erweiterung der Suche innerhalb und über das Smartphone oder das Zusammenfassen oder Auftrennen verschiedener Kommunikations- und Informationskanäle.
Hervorzuheben ist dagegen die Weiterentwicklung der einzelnen Themen-Hubs. Diese Bereiche, mit denen Microsoft ein echtes Alleinstellungsmerkmal besitzt, werden aufgebohrt und mit zusätzlichen Funktionen versehen. Im Detail erhält etwa der Office Hub eine Anbindung an Windows Live SkyDrive und Office 365 , um Word-, Excel- oder One-Note-Dokumente aktuell zu halten und bequem mit anderen zu teilen. Im Kalender kann man künftig mehrere Unterkalender führen, als weiteres Novum werden Aufgaben über To-Dos zusammengefasst, auch eine Erinnerung an anstehende Termine ist möglich.
Außerdem plant Microsoft eine Unterhaltungsansicht (“conversation view”) im E-Mail-Client, spezielle Mail-Ordner – etwa für private und geschäftliche Kommunikation – können nun direkt auf der Startseite als Live-Kachel platziert werden und ermöglichen so einen schnellen Zugriff auf die Informationen.

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Auch der Browser erfährt ein dringend erforderliches Update – hier kommt eine mobile Version des neuen Internet Explorer 9 zum Zug, mit voller HTML5-Funktionalität, allerdings beraubt um Active-X- und Flash-Elemente. Mit Mango schielt Microsoft aber auch langsam wieder in Richtung Business-IT, neue Features in diesem Bereich sind die Unterstützung von komplexen alphanumerischen Passwörtern, IRM-Schutz (IRM = Information Rights Management) für Mails und Dokumente. Zusätzlich können Nutzer künftig auch nativ auf versteckte WLAN-Netze zugreifen – bislang hatten findige Entwickler dieses Manko mit einer speziellen App behoben.
Blackberry World bereits überholt
Apropos Anwendungen: Sieben Monate nach dem Start von Windows Phone zählt Microsofts AppStore-Pendant, der Windows Marketplace for Mobile, rund 17.000 Apps. Wie Jens Garberding, Senior Marketing Manager Mobile Division bei Microsoft Deutschland auf einer Preview-Veranstaltung in München betont, habe der Marktplatz damit bereits die Blackberry World von Research in Motion überholt, jeden Tag kämen hundert neue Anwendungen hinzu. Ketzerisch könnte man hier jedoch anmerken, dass Windows Phone bei gleichbleibender Entwicklungsgeschwindigkeit noch mindestens acht Jahre benötigen würde, um in Sachen Apps auf den Stand von Android Market oder iTunes AppStore zu kommen – vorausgesetzt, die Entwicklung für Android oder iOS wird eingestellt.
Auch sonst bemühen sich die Microsoft-Offiziellen, den Blick auf die positiven Seiten zu richten und schlechte Nachrichten zu ignorieren. Zu diesen zählen etwa die jüngsten Marktzahlen von Gartner, wonach im ersten Quartal 2011 nur 1,6 Millionen Geräte mit Windows Phone 7 verkauft wurden. Die Plattform liegt damit nicht nur deutlich hinter Android (36,3 Millionen) oder iOS (16,9 Millionen), selbst von dem Vorgängersystem Windows Mobile 6.x wurden mehr, nämlich über zwei Millionen Geräte verkauft.
Besser klingen da die Ergebnisse einer von Microsoft an- und vermutlich auch durchgeführten Zufriedenheitsstudie. Dieser zufolge würden 93 Prozent der WP7-Nutzer mit der Plattform zufrieden sein, 90 Prozent würden das System weiterempfehlen. Hier will Microsoft offenbar anknüpfen: Um im Markt weiter zu wachsen, so kündigte Deutschland-Chef Ralph Haupter an, werde Microsoft nicht nur die Partnerbeziehungen ausbauen, sondern auch das Produkt noch attraktiver machen.
Immerhin: Anwender, die bereits heute ein Windows-Phone-Gerät nutzen, können kostenfrei auf Mango updaten. Wie der Softwareriese betonte, hätten sich die kooperierenden Gerätehersteller und Carrier sich verpflichtet, das Update auf die bestehenden Devices auszuliefern. Windows-Phone-Nutzer wissen allerdings, dass mitunter nicht so schnell vonstatten gehen kann – derzeit wird immer noch das erste NoDo-Update für das Samsung Omnia 7 mit Telekom-Branding ausgerollt. ( Computerwoche /mje)