
Die 3D-Sculpting und Painting-Software Mudbox entstand maßgeblich aus den Anforderungen von 3D-Artists, die für das digitale Modellieren mit höchstem Detaillierungsgrad eine möglichst intuitive und schnell erlernbare Bedienung wünschten. Mit Version 2011 spendiert Autodesk auch Mudbox den modernen Look von Maya und verfolgt konsequent das Ziel, eine möglichst nahtlose Zusammenarbeit 3D-Software-Portfolios zu gewährleisten.
Modernisierung und bessere Zusammenarbeit
Im Gegensatz zu Maya war die Bedienoberfläche von Mudbox schon immer übersichtlich und aufgeräumt. Trotzdem profitiert auch Mudbox vom konsequent durchgehaltenen neuen Oberflächen-Stil des Qt-Toolkits, da sich die Augen bei einem Programmwechsel nicht lange umstellen müssen.
Auch unter der Haube wurde optimiert. Hier kann Mudbox jetzt endlich mit 64-Bit-Unterstützung für Mac-OS X aufwarten.

Hilfreich für das problemlose, programmübergreifende Arbeiten sind die global einstellbaren Hotkeys, bei denen man sich zwischen der Mudbox-, der Maya-, der Softimage- und der 3dsMax-Variante entscheidet. Nicht selten beginnt die Entstehung eines Modells in einer 3D-Software wie Maya, um anschließend mit den für die detailreiche Ausarbeitung besser geeigneten Werkzeugen von Mudbox verfeinert zu werden. Hier erleichtert Mudbox 2011 die Zusammenarbeit mit Maya , indem sich neben dem Modell nicht nur die Szeneninformationen, sondern zudem die bereits mit einem Bewegungsskelett fertig ausgestatteten und gewichteten Modelle importieren lassen. Über das FBX-Austauschformat erlaubt Mudbox die Übermittlung zu den Modellen gehöriger Displacement- und Normalen-Maps.
Aber auch außerhalb der eigenen Softwarepalette zeigt sich Mudbox flexibler. Der Import und Export mit Adobe Photoshop klappt unter Erhaltung vieler Malebenen in den PSD-Dateien.
Posing und Präsentation
Dank der neuen Flexibilität bietet Mudbox nun auch mehr Möglichkeiten für die Testung und Beurteilung des Modells in verschiedenen Posen und an kritischen, sich verformenden Stellen. Mit den neuen Pose-Werkzeugen können Gelenke (Joints) erstellt, bearbeitet und in beliebige Posen gebracht werden – sehr praktisch, wenn es um Präsentation zur Freigabe eines Modells geht.

Für die Präsentation besitzt Mudbox außerdem zwei neue Funktionen, um Filme aufzunehmen. Wer das Geschehen am Bildschirm aufzeichnen und für Schulungs- und Showcase-Zwecke weitergeben möchte, startet einfach ein Screen-Recording und fängt mit der Arbeit in Mudbox an. Der fertige Film lässt sich anschließend wahlweise im Flash-, QuickTime oder Mpeg-4-Format sowie als Einzelbildfolge speichern. Ein Rendering des sich um 360° drehenden Modells bietet Mudbox über die Turntable-Movie-Funktion an.
Neue Werkzeuge für Kreative
Neben diesen ganzen eher animationslastigen Funktionen bringt Mudbox 2011 auch neue und verbesserte Werkzeuge für die Arbeit mit Texturen und Maps. So wurden beispielsweise die Malpinsel überarbeitet und mit neuen Paint Brushes ergänzt. Weichzeichnen, Kontrast, Schwamm, Sättigung und einiges mehr funktioniert mit den zugehörigen Malpinseln direkt auf den Textur-Ebenen, wie man es von Photoshop gewohnt ist. Gleichzeitig kann man über neue Blendemodi für die Ebenen bestimmen, wie Mudbox den Pinselauftrag auf die Textur verrechnen soll. In der neuen Version stellt Mudbox die Normalen- und Bump-Maps endlich auch in Kombination, statt nur einzeln dar. Vector-Displacement-Maps erlauben es, komplexe Bereiche wie Unterschnitte oder auch Überhänge gezielt zu extrahieren und an anderer Stelle weiterzuverwenden.

Wer statt im dreidimensionalen Raum lieber auf einer 2D-Ebene arbeiten möchte, schaltet auf die UV-Ansicht um und hat eine aus dem 3D-Modell generierte UV-Malvorlage vor sich. Leider bietet Mudbox keinerlei Möglichkeiten, Hand an dieses UV-Gitter zu legen und es nach speziellen Bedürfnissen zu optimieren.
Empfehlung
Autodesk hat an den richtigen Stellen angesetzt und das 3D-Sculpting-Tool Mudbox konsequent in die modernisierte Produktpalette eingegliedert. Die außerdem im Lastenheft verzeichnete 64-Bit-Unterstützung wird mit Mudbox 2011 ebenfalls eingelöst. Mit den neuen Posing- und Präsentationsfeatures wird man als Anwender nicht ständig in andere Programme gezwungen, wenn es um das Testen eines Character-Rigs geht. Die Malwerkzeuge wurden sinnvoll ergänzt und dürften den meisten Anwendern durch die Anlehnung an Photoshop sehr vertraut vorkommen. Wir nehmen die Möglichkeit zur Arbeit in 2D erfreut auf und wünschen uns dazu in der nächsten Version ein paar UV-Editierfunktionen. Andreas Asanger