Das iPhone 3G ist, wie Apple unlängst bekannt gab, in etwa 60 Ländern der Erde erhältlich, in Kürze treten dem iPhone-Club weitere 25 Länder bei. Entsprechend ist auch der Verkaufserfolg enorm gestiegen, verglichen mit der ersten Version von Apples Handy.
Apples bevorzugtes Modell, pro Land nur einen Mobilfunkanbieter als Vertriebspartner zu wählen, ist ebenso Geschichte wie der Wunsch, nur mit Sim-Lock ausgestattete iPhones anzubieten. Derartige Geräte lassen sich nur mit einer bestimmten Sim-Karte des jeweiligen Providers betreiben. Dafür bekommt der Kunde ein subventioniertes iPhone, er spart also Geld. Bei dem Modell bekommt Apple – so Insider – von den Mobilfunkanbietern einen Teil der monatlichen Vertragsgebühren überwiesen.
Bereits bei der ersten Version des iPhone hatte das nicht überall und immer geklappt. So ist es in Frankreich, einem von Apples stärksten Märkten, nicht erlaubt, ein Mobiltelefon anzubieten, das es nur mit Sim-Lock gibt. So musste Apple in Frank-reich das iPhone in zwei Varianten anbieten, mit und – natürlich unsubventioniert – auch ohne Sim-Lock. Darüber hinaus haben französische Kunden eines iPhone mit Vertrag und Sim-Lock die Möglichkeit, den Sim-Lock gegen Gebühr zu entfernen.
Infolge eines Rechtsstreits mit Vodafone musste auch der hiesige Anbieter T-Mobile im Herbst vergangenen Jahres für eine kurze Zeit entsperrte iPhones anbieten – zu einem Preis von 999 Euro. In zwölf der Länder, in denen das iPhone 3G aktuell zu kaufen ist, erhalten die Kunden das Handy ohne Sim-Lock, auch hier schreibt die Gesetzeslage ein entsprechendes Vorgehen Apples vor.
Wer vom Entsperren profitiert
In weiteren 23 Ländern kann ein Kunde mit Vertrag bei Apples jeweiligem Mobilfunkanbieter von diesem einen autorisierten Unlock durchführen lassen. Die monatlichen Gebühren des Vertrages sind jedoch weiter zu entrichten.
Das zum Teil kostenpflichtige Entsperren der iPhones in der letztgenannten Gruppe hat auf den ersten Blick vielleicht keinen Sinn, kann sich aber durchaus lohnen.
Wer viel international unterwegs ist, für den macht sich das Entsperren schnell bezahlt. Die so genannten Roaming-Gebühren für die Handynutzung im Ausland sind sehr hoch, die für Datenverbindungen horrend. Besitzer eines entsperrten iPhone mit Vertrag können im Ausland preiswerte Prepaid-Sim-Karten nutzen und sparen so viel Geld. Zu Hause verwendet man natürlich die Sim-Karte seines Mobilfunkanbieters, hier sind immer Freiminuten für Sprache und Daten inklusive. Das Modell eines autorisierten Unlock mit Festvertrag ist nur für Menschen interessant, die in den betreffenden Ländern leben oder zumindest einen großen Teil ihrer Zeit dort verbringen.
Was ein offiziell entsperrtes iPhone 3G kostet
Wer sich für ein entsperrtes iPhone 3G interessiert, muss tief in die Tasche greifen. Für eine Version mit acht Gigabyte Speicher sind etwa 500 Euro, für die Version mit 16 Gigabyte etwa 70 Euro mehr zu bezahlen. Die Preise variieren in den einzelnen Ländern etwas.
Da es zumindest bei Redaktionsschluss keinen Hack gibt, der das Entsperren eines iPhone 3G mit Sim-Lock erlaubt, ist die teure offizielle Variante aktuell die einzig gangbare.
Das iPhone Dev-Team (http://blog.iphone-dev.org/) arbeitet am Unlock, aktuelle Fortschritte und Diskussionen zu dem Thema sind bei Hackintosh (www.hackint0sh.org) nachzulesen. Bei der Vorstellung des iPhone 3G hatte man zunächst vermutet, auf dem “freien Markt” würden keine iPhone 3G angeboten, da sie nur mit Vertrag erhältlich sind – Apple hatte hier offensichtlich vom Vorgängermodell gelernt. Dennoch finden sich die Modelle zuhauf bei den bekannten Online-Auktionshäusern, sie sind aber mit Sim-Lock ausgestattet. Der teilweise propagierte “Unlock” über Simadapter wie X-Sim, Turbosim und andere funktioniert nicht oder stellt nur einige der Funktionen zur Verfügung, hier ist abzuraten (siehe Kasten “Vorsicht Falle”).
Pro und Kontra Entsperren
Wie schon erwähnt, sind besonders für international reisende Zeitgenossen entsperrte iPhone-3G-Modelle interessant, selbst bei dem vergleichsweise hohen Preis. In fast allen Ländern kann man Prepaid-Sim-Karten mit einer lokalen Telefonnummer kaufen. Hier sollte der Benutzer darauf achten, dass der Anbieter auch die Datennutzung über 3G im Programm hat.

Gerade bei Letzterem – etwa einem schnellen Check des aktuellen Aufenthaltsortes über das iPhone-Programm Karten, bei der E-Mail-Korrespondenz unterwegs und Ähnlichem – fallen bei Nutzung der eigenen SimKarte horrende Roaming-Kosten an.

Bislang gibt es keinen Hack zum Entsperren eines iPhone mit Sim-Lock
Manch Reisender erlebt eine böse Überraschung und darf nach Ende des Urlaubs noch ein paar Hundert Euro an T-Mobile für diesen Service überweisen. Telefon- und Datennutzung im Ausland sind nämlich in keinem der Vertragstarife enthalten.
Hier könnte sich T-Mobile ein Beispiel nehmen und wie diverse Mobilfunkanbieter das iPhone 3G zwar nur mit Vertrag, aber mit einer Entsperr-option anbieten. Beobachter geben diesem Wunschdenken allerdings nur wenig Hoffnung auf Erfolg, T-Mobile kassiert hier fleißig mit.
Ebenfalls interessant kann die Anschaffung eines entsperrten iPhone für solche Anwender sein, die durch langfristige Verträge oder Unternehmenskooperationen an einen anderen Provider gebunden sind. Nur mit einem offiziell entsperrten iPhone 3G können sie ihre aktuelle Simkarte weiter benutzen.
Die letzte Gruppe der möglichen Kunden beinhaltet all solche Nutzer, deren Telefon- und Internet-Gewohnheiten nicht von einem der aktuellen Vertragsmodelle der Telekom abgedeckt werden. Dies betrifft sowohl die absoluten Vieltelefonierer als auch solche, die recht wenig telefonieren und kaum surfen. So bietet T-Mobiles kleinster Tarif “Complete S” für etwa 30 Euro pro Monat 50 Inklusivminuten und 500 Megabyte Datentransfer. Bei O2 und anderen gibt es etwa 100 Inklusivminuten plus 100 SMS für nur 10 Euro pro Monat (bei Online-Buchung). 200 Megabyte Datenvolumen sind für 10 Euro pro Monat zu haben – optional.
Extremtelefonierer erhalten bei T-Mobile im Tarif “Complete XL” 1000 Inklusivminuten und zahlen 90 Euro, O2 bietet eine echte Flatrate für 75 Euro an.
Wer in eines der Vertragsraster passt und im Ausland nicht telefonieren will, der ist sicher mit einem T-Mobile-Angebot gut bedient, andere Benutzer können nach einer Kosten- und Nutzenanalyse entscheiden, ob der Kauf nicht sinnvoll wäre.
Weltweit mit jeder geeigneten Sim-Card nutzbar
In den verschiedenen Internet-Foren zum Thema entsperrtes iPhone 3G kursieren haufenweise Halbwahrheiten, Falschmeldungen und ähnlicher Unsinn. Auch die Mitarbeiter in den Shops, die solche iPhones anbieten, sind erstaunlicherweise meist nicht gut informiert.

Tatsache ist, dass sich alle offiziell entsperrten iPhones weltweit mit jeder geeigneten Simkarte nutzen lassen. Die Karten lassen sich einfach im Betrieb wechseln, das iPhone erkennt den neuen Provider und nutzt ihn sofort. Vielerorts wird behauptet, die entsperrten iPhones arbeiten nur in ihrem Ursprungsland. Ursprung dieser Falschmeldung ist vielleicht die Tatsache, dass Apple in den jeweiligen Ländern bestimmte Teilenummern (part numbers) verwendet. Das dient Apple vermutlich nur zu einer besseren Logistik und Garantiefallabwicklung.
Ein weiteres Märchen besagt, man benötige einen Account bei dem nationalen iTunes Store, aus dessen Land das iPhone stammt. Auch das ist Unsinn, einige Länder, die entsperrte iPhones anbieten, haben nicht einmal einen iTunes Store (iTS). Der Funken Wahrheit dieser Geschichte liegt in der Vorgabe, dass vor dem ersten Einsatz des iPhone 3G das Gerät via iTunes mit dem iTunes Store zu verbinden ist. Dabei findet die eigentliche, endgültige Freischaltung statt. Dieser Vorgang ist in wenigen Minuten erledigt und kann weltweit erfolgen, ein Account in einem bestimmten iTunes Store ist nicht erforderlich. Falls vorhanden, kann bei der Erstaktivierung gleich eine Registrierung des Gerätes stattfinden, entweder über die Apple ID (iTunes Store Account) oder ohne diese.
Ebenso grotesk sind die geäußerten Befürchtungen in manchen Foren, die iPhones ließen sich bei Firmware-Updates für das iPhone nicht aktualisieren, man hätte also schnell ein iPhone mit veralteter Firmware. Auch das ist natürlich falsch. Wie der Benutzer eines iPhone mit Vertrag verbindet man das entsperrte iPhone einfach mit Mac oder PC, startet iTunes und aktualisiert die Firmware, das iPhone bleibt entsperrt.
In zahlreichen Geschäften, die offiziell entsperrte iPhones anbieten, führen die Mitarbeiter auf Wunsch die einmalige Erstaktivierung vor Ort durch. Auch das ist nicht Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit des iPhone 3G. Die Stores verfügen nicht etwa über eine spezielle Software. Den Vorgang kann man leicht zu Hause erledigen.
Einmal entsperrt – für immer
Bei der einmaligen Erstaktivierung tauschen iPhone und Apples Server Daten aus, am Ende des Austauschs wird das iPhone dauerhaft entsperrt.

Das iPhone bekommt dabei den Status “Wildcard Activated”, vielleicht am besten mit “Joker-aktiviert” übersetzt. Der Vorgang dauert nur wenige Sekunden. Apple nutzt dabei – anders als bei der Entsperrung von Konkurrenzhandys – extrem komplexe Mechanismen, nicht nur in der Firmware (Software). Schon beim iPhone der ersten Generation, das es zum Beispiel in Frankreich entsperrt gab, stellte es sich als aussichtslos heraus, diesen Vorgang zu kopieren und für einen Hack zu nutzen. Das hat sich natürlich beim iPhone 3G nicht geändert – eine Sackgasse für die Hackerteams, die das Problem deshalb schon damals anders angingen. Ist der Unlock-Status erst einmal im iPhone 3G festgeschrieben, bleibt er für immer bestehen. Das iPhone verhält sich bei Updates der Firmware genauso wie ein Vertrags-iPhone. Der Wechsel von Sim-Karten kann im Betrieb erfolgen.
Beschaffung, Zoll & Co
Am einfachsten und sichersten ist die Beschaffung eines Apple-entsperrten iPhone 3G in einem Land der EU. Der Käufer muss in den meisten Fällen ausschließlich seinen Personalausweis oder Reisepass vorlegen, bezahlen und kann mit der Neuerwerbung nach Hause fahren. Das Vorlegen eines Ausweises beim Handykauf ist in fast allen Ländern gesetzliche Pflicht, hat aber keine Auswirkungen bei einem Eigentümerwechsel.
Das iPhone 3G kann dann innerhalb der EU einfach transportiert oder verschickt werden, dank freiem Warenfluss gibt es hier auch von offizieller Seite keine Probleme. Auch ist das Einfordern von Garantieleistungen innerhalb der Gemeinschaft sicher einfacher. Wer das iPhone außerhalb der EU erwirbt und einführt, muss es beim Zoll anmelden. Dabei wird Umsatzsteuer fällig (19?%), dazu eine Zollgebühr.
TIPP Kaufen Sie ein entsperrtes iPho-ne 3G im EU-Raum.
Bei Ebay oder im Kurzurlaub kaufen
Natürlich finden sich auch bei Ebay entsprechende Angebote, allein im italienischen Ebay-Portal finden wir bei einer Blitzrecherche Mitte Oktober gut 250 Angebote, meist mit englischer oder deutscher Erläuterung. Die Verkäufer schlagen auf den Kaufpreis meist 50 bis 150 Euro, dazu kommen oftmals Versandpauschalen von noch mal 50 Euro. Vielen potenziellen Kunden mag hier ein Kurzur-laub mit iPhone-Kauf als lohnende Alternative erscheinen.
TIPP Kaufen Sie ein entsperrtes iPho-ne 3G über Ebay nur bei Powersellern im EU-Raum.
TIPP Achten Sie auf Extrakosten für den Versand.
TIPP Bezahlen Sie per Paypal, der Käuferschutz hilft, wenn Sie einem Betrüger aufsitzen.
Vorsicht Falle: Sim-Adapter und Unlocks
Gibt es für das iPhone 3G einen Software-Unlock?
Macwelt : Nein. Dem iPhone-Dev-Team ist es gelungen, mit dem Programm Quickpwn eine Software für Mac-OS X und Windows zu entwickeln, mit dessen Hilfe sich der Schreibschutz aufheben (Jailbreak) und unsignierte Software ausführen lässt (Pwnage). Ein Unlock ist noch keine Option. Apple hat offensichtlich neue Schutzmaßnahmen ergriffen, um den Unlock zu verhindern.
Helfen Sim-Adapter wie Turbosim beim Unlock?
Macwelt : Beim iPhone der ersten Generation konnte man die Geräte mithilfe von Sim-Adaptern austricksen. Die kleinen, flachen Plättchen haben Sim-Kartenform und lassen sich programmieren. Oft musste der Benutzer ein Stück aus der Sim-Karte schneiden, damit das Gespann in den Sim-Slot passte. Das alte iPhone war leicht zu überlisten. Zweimal fragte es nach der IMSI (International Mobile Subscriber Identity), einer internen, eindeutigen Teilnehmernummer. Die programmierten Sim-Adapter antworteten dann jeweils, dass es sich um einen AT-&-T-Kunden handelte, und das iPhone nahm seinen Dienst auf. Ein eigentlicher Unlock ist das übrigens auch nicht. Das iPhone 3G arbeitet weitaus komplexer. Bisherige Versuche haben keine volle Funktionsfähigkeit gebracht, von der Lösung ist dringend abzuraten.
Helfen die im Internet kostenpflichtig angebotenen 3G-Unlocks?
Macwelt : Nein, hier handelt es sich um Betrug, also Vorsicht!
iPhone 3G freischalten
Die offiziell entsperrten iPhones müssen vor der ersten Benutzung einmalig über iTunes freigeschaltet werden. Danach sind sie für immer entsperrt und sofort nutzbar. Hier die drei Schritte zur Freischaltung:
1. Begrüßung
Nach der Verbindung mit iTunes hat der Benutzer die Wahl, das iPhone gleich zu registrieren. Mit einem Klick auf “Registrieren” startet der Prozess, mit “Später registrieren” erfolgt sofort die endgültige Entsperrung des iPhone 3G.
2. Registrierung
Wer sein iPhone gleich registrieren will, gibt – falls vorhanden – seine Apple-ID (iTunes Account) an oder wählt die Option ohne Apple-ID, hier ist das Land anzugeben, in dem Sie wohnen. Die namentliche Registrierung erfolgt dann in einem weiteren Fenster, die endgültige Entsperrung kommt danach.
3. Einrichtung
Besaß der Benutzer schon vorher ein iPhone, bietet iTunes das Backup der Daten an. Ansonsten wird das neue iPhone jetzt eingerichtet und via Synchronisation mit Daten bestückt.
Fazit
Wenn die Entscheidung für ein offiziell entsperrtes iPhone gefallen ist, ist nur noch die Frage der Beschaffung zu klären. Die Preise werden bestimmt auch bei Ebay sinken. Wer bereit ist, für iPhone und Versand noch einmal 100 bis 200 Euro zu bezahlen, wählt diesen Weg. Ein Kurztrip nach Rom oder Athen inklusive iPhone-Kauf ist allerdings auch nett.
Volker Riebartsch