Macworld Expo: Macbook Air

Ungewöhnlich spät nimmt 2008 das Mac-Jahr an Fahrt auf, die Macworld Expo eröffnet erst am 14. Januar den Konferenzteil, am 15. Januar betritt schließlich Apple-CEO Steve Jobs in der üblichen Uniform, bestehend aus schwarzem Rollkragenpulli, Jeans und Turnschuhen die Bühne des Moscone Centers. Zu diesem Zeitpunkt weiß noch niemand, dass dies Steve Jobs’ letzter Auftritt auf einer Macworld Expo sein wird. Eine Woche vor Weihnachten gibt Apple bekannt, nur noch 2009 als Aussteller aufzutreten. Die Keynote wird dann freilich Phil Schiller halten.

Überraschungen präsentiert Steve Jobs im Januar 2008 nur wenige, die Vorhersagen der Gerüchteküchen erweisen sich als ungewohnt präzise. Wobei Apple selbst in der Woche vor der weltweit letzten Mac-Messe, auf der der Konzern selbst ausstellt, die Erwartungen anheizt. Es liege etwas in der Luft, verspricht eine Grafik auf Apple-Website. Was das genau sein könnte, ließ sich aus Domains schließen, die Apple im Vorfeld der Macworld Expo reserviert hatte: Macbook Air hieß das Buzzword, das die Fan-Gemeinde in ersten Januarhälfte gespannt warten ließ.





























Das von Apple als “dünnstes Notebook der Welt” vorgestellte Macbook Air macht seinen Namen alle Ehre: Zwischen vier Millimetern und zwei Zentimetern dick, kommt das nur spärlich mit Schnittstellen ausgerüstete Notebook in der Grundausstattung für 1.700 Euro mit einer 80 GB fassenden 1,8-Zoll-Festplatte in den Handel. Die Ausstattung mit einer gewöhnlichen Festplatte ist eine Konzession an den Markt, die Zukunft des Massenspeichers heißt jedoch Solid State Drive (SSD). Die Flash-Speicher sind aber noch recht teuer, das Macbook Air mit 64 GB Kapazität kostet stolze 2870 Euro. Zusätzlich müsste sich ein Anwender auch ein externes DVD-Laufwerk für 100 Euro leisten, denn das neue Macbook Air setzt völlig auf die drahtlose Schnittstellen Bluetooth EDR+ 2.1 und IEEE 802.11n. Wer sich seine Updates auf Mac-OS 10.5.x und demnächst auf Mac-OS X 10.6 aber nicht aus dem Internet saugen will, kann die optischen Laufwerke anderer Rechner im drahtlosen Netz nutzen: “Remote Disk” nennt Apple die Technik. Es liegt buchstäblich etwas in der Luft, wenn das Macbook Air mit der Außenwelt kommuniziert, Kabel und optische Medien sieht Apple als gestrige Technologien an. Hingegen soll das Macbook Air besonders umweltfreundlich sein, Apple verzichtet auf bromhaltige Flammenhemmer, setzt LEDs zur Hintergrundbeleuchtung des Bildschirms ein und spart auch Material bei der Verpackung. Greenpeace, das sich seit Beginn seiner Kampagne “Guide to greener Electronics” Apple gegenüber besonders kritisch verhält, ist voll des Lobes für das Macbook Air . Apple sei auf dem richtigen Weg, wenngleich der Mac-Hersteller der Industrie ein wenig hinterherhinke. Trotz der wohlwollenderen Betrachtung wird Apple auch im Laufe des Jahres nicht von seinem Platz im Mittelfeld des Rankings wegkommen.

Das Macbook Air kommt dennoch nicht in dem Briefumschlag, in den es passen würde, zur Auslieferung. An Schneckenpost erinnert aber die Markteinführung: Erst im März erreicht es das Macwelt-Testcenter . Ähnlich “flott” kommt das im Oktober angekündigte erste Update des Macbook Air zu Kunden und in die Hände von Journalisten: Bis Jahresende liegt Macwelt kein Macbook Air Revision B vor.
Leopard, Backup und Time Capsule

Den Einstieg in die Keynote zur Macworld Expo 2008 gestaltet Jobs jedoch mit Neuigkeiten zu Mac-OS X 10.5 Leopard . Seit dessen Verkaufsstart Ende Oktober 2007 habe Apple schon fünf Millionen Kopien davon verkauft, ein Fünftel aller Macs weltweit laufe schon mit dem neuen System. Für eine der wichtigsten Neuerungen des Leoparden stellt Apple dann auf der Macworld Expo auch die passende Hardware vor: Time Capsule sieht so ähnlich aus wie eine Airport-Basisstation und dient Notebooks oder Desktops als drahtlose Backupmöglichkeit via Time Machine. Via WiFi-Verbindung gemäß des Standards IEEE802.11n empfängt die Station Daten über Time Machine und legt diese auf ihrer Festplatte ab. Time Capsule ist in zwei Ausführungen erhältlich, mit 500 GB oder 1 TB Kapazität für 300 respektive 500 Euro. Im Test kann die Time Capsule jedoch nur teilweise überzeugen, insbesondere da das uns vorliegende Testgerät öfter die Verbindung ins Internet verliert.
Neue Firmware für das iPhone

Apple nähert sich nach Angaben von Steve Jobs seinem Ziel, zehn Millionen iPhones pro Jahr zu verkaufen. In den ersten 200 Tagen nach dem US-Verkaufsstart sind schon über vier Millionen Apple-Handys über den Ladentisch gegangen. Genauere Zahlen nennt Apple nicht. Mit dem Anfang 2008 erhältlichen Gerät wird Apple das Ziel auch nicht erreichen, bis in den Juli verkauft das Unternehmen weltweit 6,2 Millionen Geräte. Erst das iPhone 3G wird Apple an sein Ziel bringen – und sogar weit darüber hinaus. Zur macworld Expo ist das ein Jahr zuvor an gleicher Stelle vorgestellte iPhone zwar ein “iPod, ein Telefon mit Touchscreen und ein revolutionäres Internetgerät”, wie Apple stets betont, arbeitet aber nur mit der Software, die Apple beilegt – sofern es nicht geknackt wird. Das soll sich ändern, Jobs nennt in San Francisco den Termin: Ende Februar soll das im Herbst zuvor versprochene iPhone-SDK endlich verfügbar sein. Schon im Januar erhält da s iPhone die neue Firmware der Version 1.1.3 . Neu dabei sind Applikationen wie eine Lokalisierung anhand von Google-Maps: Nicht so präzise wie GPS aber für das Grobe sollte das reichen. Den Home-Screen des iPhone kann der Anwender nun gemäß seiner Wünsche gestalten, die erwartete Flut von iPhone-Applikationen kann schnell zu Unübersichtlichkeiten führen. Applikationen lassen sich auf mehreren Seiten ablegen, bis zu 148 Programme gleichzeitig kann der Anwender später auf sein Telefon installieren. Auch der iPod Touch profitiert von den Ergebnissen des SDK profitieren, von Apple erhält er zwei Wochen nach der Expo fünf neue Anwendungen wie Karten, Wetter, Mail oder Aktienkurse. Aus buchhalterischen Gründen ist das Update für iPod-Touch-Anwender jedoch kostenpflichtig, 20 US-Dollar müssen sie dafür auf den Tisch legen, während iPhone-Besitzer das Update kostenfrei erhalten.
Filme zum Verleihen – nicht in Deutschland

An Weihnachten 2007 registrierte Apple den viermilliardsten Songdownload aus dem iTunes Store , an einem der Feiertage allein gingen 20 Millionen Songs über den Ladentisch. Im Film- und Fernsehgeschäft ist Apple bisher weniger erfolgreich, sieben Millionen Filmdownloads und 125 Millionen Downloads von Fernsehsendungen zählt der Anbieter nach 16 Monaten erst. Mit dem Filmverleih iTunes Movie Rentals soll sich das ändern. Anstatt nur mit den üblichen Verdächtigen wie Disney, Paramount und Lions Gate zu starten, hat Apple Verträge mit allen großen Studios geschlossen. Der Verleih unterscheidet sich vom bisherigen Kaufangebot deutlich. Die Filme sind nun erst 30 Tage nach der Veröffentlichung auf DVD verfügbar, innerhalb von 24 Stunden nach dem Download müssen sie angesehen werden. Lädt man die Streifen über eine einigermaßen flotte Leitung, startet das Filmvergnügen schon nach etwa 30 Sekunden starten. Die Preise sind gestaffelt, ältere Filme kosten 2,99 US-Dollar, neuere 3,99 US-Dollar. In HD-Ausführung – zum Start stehen 100 Filme bereit – wird jeweils ein US-Dollar mehr fällig. Apple legt Ende Januar mit dem Filmverleih los, der internationale Starttermin ist zu Jahresbeginn nicht bekannt. Noch 2008 soll es soweit sein, doch (Kauf-)Filme und TV-Shows waren auch schon für 2007 versprochen: Bis auf Ausnahmen (Fernseh-Shows in UK und Kanada) konnte Apple das nicht halten. Immerhin sieht das Ende 2008 besser aus, Filme sind nun immerhin schon Großbritannien verfügbar. Die deutsche Niederlassug des Apple Store glänzt zwar mit einer großen Auswahl aktueller und klassischer Fernsehserien, Filme sucht man aber nach wie vor vergebens. Wir warten also auf die nächste Macworld Expo: Schließlich ist 2009 auch ein Jahr.
Apple TV wird eigenständig

Die Zukunft der Settopbox Apple TV war lange ungewiss, mit einer Version 2.0 versucht Apple den Befreiungsschlag. Steve Jobs räumt ein, dass Apple-TV als Synchronisationsgerät für iTunes nicht funktioniert habe, in Folge dessen räumt der Hersteller dem Gerät eine größere Eigenständigkeit ein. Die komplett neue Software erlaubt es, Filme, Podcast, Bilder, Youtube-Videos und Musik direkt über den angeschlossenen Fernseher zu beziehen, der zentrale Mac muss nun nicht mehr laufen. Gleichwohl synchronisiert sich Apple TV Take 2 mit dem Mac oder PC und spielt gekaufte Musik oder Videos auf den Rechner. Um aber in den Genuss des digitalen Filmverleihs zu kommen, muss man nicht erst den Rechner starten, den Film auswählen und laden und dann auf Apple TV überspielen. In den USA fällt der Preis auf 229 US-Dollar, in Deutschland bleibt er unverändert bei 270 Euro. Verkaufszahlen für das Apple TV nennt der Hersteller bis heute nicht, stets betonen Steve Jobs und seine Kollegen in der Firmenleitung, bei dem Gerät handele es sich um ein “Hobby”, das keine Profite abwerfen muss. Da das Jahr 2008 Apple erneut Rekordgewinne beschert, kann sich Cupertino mit dem Apple TV in der Tat einen langen Atem leisten.
Apple bilanziert Rekordquartal

Apple hat im ersten Quartal seines Geschäftsjahres 2007/2008 Umsatz und Gewinn auf neue Rekordwerte gesteigert. Der mit Spannung erwartete Ausblick auf das laufende Geschäft bleibt jedoch hinter den Erwartungen der Experten zurück.
Apple erzielt einen Quartalsgewinn von 1,6 Milliarden US-Dollar (1,76 US-Dollar pro Aktie), gegenüber dem Vorjahr liegt dieser um fast 60 Prozent höher. Der Umsatz klettert um gut ein Drittel auf 9,6 Milliarden US-Dollar (6,6 Mrd Dollar im Vorjahr). Apple kann zum dritten Mal in Folge Rekordverkäufe bei seinen Rechnern melden, im Berichtszeitraum gingen 2,32 Millionen Macs an die Kunden, 44 Prozent mehr Geräte als im Vorjahr, die für einen Umsatzzuwachs von 47 Prozent führten. Insbesondere das Desktop-Geschäft bringt mit einem Plus von 53 Prozent gegenüber 2006 Geld in die Kassen. Die optimistischen Prognosen der Wall Street konnte Apple jedoch nicht erfüllen. Finanzexperten hatten etwa mit bis zu 25 Millionen verkauften iPods gerechnet, 22,1 Millionen Mediaplayer setzt Apple in Wirklichkeit ab. Gegenüber dem Vorjahr sind das nur fünf Prozent mehr Geräte, die iPod-Umsätze steigen aber um 17 Prozent gegenüber 2006. Daraus lässt sich schließen, dass der verhältnismäßig teure iPod Touch sich überdurchschnittlich gut verkauft.
Mit Mac-OS X 10.5 Leopard , das seit Ende Oktober auf dem Markt ist, setzt Apple 170 Millionen US-Dollar um. Eine “interessante Zahl”, meinte Oppenheimer, Mac-OS X 10.4 Tiger hatte zweieinhalb Jahre zuvor in seinem ersten Quartal 100 Millionen US-Dollar in die Kassen Cupertinos gespült.
Neues iPod-Nano-Modell in Pink

Als nur eine Woche nach der Jobs-Keynote am frühen Nachmittag die US-Niederlassung von Apples Online-Store ihre Pforten schließt, spekulierte die Mac-Szene über Prozessorupgrades bestehender Apple-Rechner. Doch bekommen nicht die auf der Macworld Expo nicht aktualisierten Macbook , Macbook Pro und iMacs neue Chips, sondern der iPod Nano eine neue Farbe: Pink. Das 8 GB fassende Modell erweitert lediglich das Farbspektrum und ist technisch identisch mit den 8-GB-Nanos in silber, schwarz, grün, blau und rot. Dennoch ist Apple laut seines iPod-Marketing-Chefs Greg Joswiak optimistisch: “Unsere Kunden werden den neuen iPod Nano in pink lieben.” Dieser setze eine neue Trendfarbe für den Frühling und sei das ideale Geschenk für den bevorstehenden Valentinstag am 14. Februar. Das Gehäuse ist wie das der eingeführten Modelle aus eloxiertem Aluminium und poliertem Stahl gestaltet, der Bildschirm hat eine Diagonale von zwei Zoll und eine Auflösung von 204 dpi. Nur eben die Farbe ist eine andere. Schon in der Modellreihe der zweiten Nano-Generation stand ein pinkes Modell zur Auswahl, auch der iPod Mini kam 2004 unter anderem in hellrosa auf den Markt. Wie die anderen 8-GB-Modelle kostet auch der pinke Nano 199 Euro. Von der Farbe will Apple später im Jahr auch nicht lassen, als die vierte Generation des iPod Nano auf den Markt kommt. Nur findet eine nicht repräsentative Umfrage auf Macwelt.de heraus, dass die Kunden den pinken Nano gar nicht lieben. Unter den neun Farben des iPod Nano 4G schneidet Pink am schlechtesten ab.
Apple Store in München: Fertigstellung “bis Oktober”
In der Münchner Mitte tut sich was: Nach einem Bericht der Wirtschaftswoche soll der erwartete Apple Store am Marienplatz vor dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft fertig werden und zitiert den beauftragten Architekten Georg Nenadovic aus Nürnberg mit der Zeitangabe “zwischen August und Oktober”. Seit März vergangenen Jahres sind diese Pläne bekannt, das alte Geschäftshaus in der Rosenstraße 1 ist mittlerweile abgerissen. Die Webseite des Architektenbüros nennt zwar keinen Auftraggeber, verlinkt aber auf die Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung, die den Store seit März als “klare Sache” für die bayerische Landeshauptstadt sieht. Die Anfang Januar lancierten Berichte erweisen sich nur in einem Punkt als nicht korrekt: Bis zur Eröffnung des ersten Apple Stores in Deutschland dauert es noch etwas länger, erst am 6 . Dezember stürmen Menschenmassen den Laden in der Rosenstraße .
Apple gleicht iTunes-Preise in Europa an

Apple kündigt Anfang Januar an, die Preise für britische Kunden innerhalb der nächsten sechs Monate senken, um in Europa ein einheitliches Preisniveau zu erreichen. In Großbritannien müsse Apple den Musikunternehmen mehr zahlen als im Rest Europas, rechtfertigt sich das Unternehmen. In Großbritannien kosten einzelne Song 79 Pence, Anfang 2008 weit mehr als die Europa weit üblichen 99 Cent. Sollten die Musiklabels ihre Preise nicht senken, prüfe man die weitere Zusammenarbeit, droht Apple in einer Pressemeldung. In dieser schreibt Apple-CEO Steve Jobs weiter: “Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem gesamteuropäischen Marktplatz für Musik. Wir hoffen, dass jedes große Label einen Europa-übergreifenden Preisansatz in Betracht zieht.”
Apple reagiert mit der Ankündigung auf ein Kartellverfahren der Europäischen Union . Die EU-Kommission hatte im April 2007 ein Verfahren gegen den Konzern eingeleitet. Die Kommission kritisierte die Preisdifferenzen zwischen den nationalen Online-Shops sowie das von Apple verwendete Digital-Rights-Management. Das Verfahren ist stellt die EU nach Apples Versprechen ein, das der iTunes-Betreiber nicht einmal einlösen muss. Denn bis Mitte des Jahres verliert die britische Währung gegenüber dem Euro so stark an Wert, dass die Preise sich angleichen. Zu Jahresende 2008 entsprechen 79 Pence 92 Cent.
Der Januar kompakt
Das war die Woche: Macworld Expo
Das war die Woche: Bilanzen, Turbulenzen und ein Ostergruß
Das war die Woche: Wo ist das Telefon?
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