Wer als Designer oder Kunde heute noch Websites mit Arial oder Helvetica baut, steht auf 08/15-Design oder hat den Zug verpasst. Seitdem die Webfonts in die typografische Landschaft Einzug gehalten haben, ist viel mehr machbar. Möglich wird dies durch Technologie @Fontface , mit der sich Schriften in die Website einbinden lassen . Dadurch muss der Anwender, der die Website betrachtet, die verwendete Schrift nicht auf seinem Rechner installiert haben, die Seite wird ihm aber trotzdem in der Originalschrift angezeigt.
Voraussetzung für eine korrekte Darstellung ist unter anderem die Unterstützung der Browser. Das Web Open Font Format ( WOFF ), auf das sich schließlich die meisten Browserentwickler geeinigt haben, wird in den aktuellen Versionen von Firefox, Google Chrome, Opera und Safari unterstützt – Camino 2.1 mit WOFF-Unterstützung befindet sich noch in der Alpha-Phase.
Schriftenhaus oder Service
Das technische Wissen um die @Fontface-Technologie sowie die Browserunterstützung sind aber erst die halbe Miete. Mindestens genauso relevant ist die Frage, woher man die Webfonts bezieht. Die meisten herkömmlichen Schriftenhäuser bieten mittlerweile ihre Schriften im WOFF-Format sowie als EOT Lite an. Letzteres basiert auf dem EOT -Fontformat, allerdings ohne dessen Domain-Bindung und patentierter Komprimierung. Wer seine Fonts aus den Schriftenhäusern bezieht, sollte auf die Fontlizenzen sowie die Erlaubnis achten, dass die Schriften per @font-face eingebunden werden können. Auch Regeln zu Domain- oder Besucheranzahl sind zu beachten.
Verhältnismäßig neu sind sogenannte Webfont-Services. Diese fungieren als eine Art Vermittler zwischen den Schriftenhäusern und dem Kunden und hosten die kommerziellen Schriften für den Webdesigner. Die Anbieter unterscheiden sich durch ihre Preis-Leistungs-Modelle zum Teil erheblich.
Unterschiede beachten
Während die Unterstützung der gängigen Browser sowie mobiler Geräte wie iPad oder iPhone mittlerweile überall gegeben ist, unterscheiden sich die Services stark im Preismodell und Art der Staffelung. Wichtig ist es, sich im Vorfeld über die eigenen Bedürfnisse und Anforderungen im Klaren zu sein.
Die meisten Anbieter verfügen über eine detaillierte FAQ, die die meisten Fragen beantworten kann. Viele der Services locken mit einem Test-Account, der nach 30 Tagen abläuft. So lassen sich kostenfrei eine Menge Fragen im Vorfeld klären und beispielsweise die Bedienbarkeit prüfen oder die Verfügbarkeit von Ansprechpartnern, falls man einmal Hilfe benötigt.
Preismodelle
Die Preismodelle sind teilweise sehr unterschiedlich. Zwar bieten alle Servcies verschiedene Modellgrößen an, die Beschränkungen sind allerdings verschieden. Einige arbeiten mit einer Beschränkung der Bandbreite oder der Seitenaufrufe, andere begrenzen die Anzahl der Websites oder auch beides. Preismodelle, in denen weder Bandbreite noch Anzahl der Sites, dafür nach verwendeten Schriften abgerechnet wird, sind ebenfalls möglich.
Für viele Designer spielt auch die Frage nach einem problemlosen Account-Wechsel, die Erweiterbarkeit des Accounts sowie das Angebot, die eigenen Fonts zu hosten, eine wichtige Rolle. Wer als Designer nicht nur für Online-Medien, sondern auch für den Druck produziert, ist meist darauf angewiesen, dass die Schriften auch als Desktop-Variante zur Verfügung stehen, was bei vielen Anbietern nicht der Fall ist. Allerdings sollte man auch hier prüfen, ob die beiden Schriftvarianten dann auch tatsächlich für den Monitor und für den Druck optimiert sind.
Technisch gesehen, lassen sich die Schriftdaten per Javascript oder per CSS einbinden. Die Variante per CSS hat eindeutig Vorteile, da hierüber alle Endanwender bedient werden können. Von den Anbietern aus der Übersicht ist Typekit der einzige Service, der mit Javascript arbeitet.
Letztlich entscheiden die Qualität der angebotenen Schriften inklusive eventueller Open-Type-Features bei der Wahl eines Anbieters – ein kostenloser Test-Account kann da ebenfalls zur Entscheidungsfindung beitragen.
Alle Font-Services in Übersicht
Fontdeck

Erst etwa ein Jahr ist Fontdeck in seiner finalen Version am Start. Hier zahlt man für die verwendeten Schriften – Domain-Anzahl und Bandbreite sind unbeschränkt, die Seitenaufrufe sind auf generöse eine Million pro Monat beschränkt. Für einen Schnitt der Janson bezahlt man beispielsweise 12,50 US-Dollar im Jahr, für die Bodoni Display 6 US-Dollar oder für die Felt Tip 10 US-Dollar. Während der Entwicklungs- und Testzeit sind alle Schriften kostenfrei. Die knapp 800 Schriftfamilien sind nur als Webfonts verfügbar.
Info: https://fontdeck.com/
Fontspring

Relativ neu im Geschäft ist Fontspring , geht aber ambitioniert vor. Der Anbieter will explizit den Konkurrenten Typekit in die hinteren Reihen verweisen. Auch wenn die Schriften aus wenig bekannten Federn stammen, kann sich das Angebot mit knapp 2500 Schriftfamilien sehen lassen. Fontspring hat ein einfaches Preismodell: Keine Beschränkungen in Seitenaufrufen, Schriftanzahl oder Domains; der Webfont wird hier heruntergeladen und selbst gehostet – eine Variante, die vielen willkommen ist. Zudem sind die Schriften auch als Desktop-Variante verfügbar. Die Schriften kosten ab etwa 20 Euro aufwärts, ein paar kostenlose sind ebenfalls dabei.
Info: https://www.fontspring.com/
Fonts.com

Der Dienst von Monotype Imaging bietet mehrere tausend Schriften. Das kostenlose Modell ist auf 25.000 Seitenaufrufe im Monat beschränkt, die Anzahl der Websites allerdings nicht, die Fonts auf 3000. Da wundert es nicht, dass beim kostenlosen Modell ein Banner auf der Site platziert wird. Die anderen beiden Modelle kosten ab 10 US-Dollar aufwärts und unterscheiden sich in Schriftanzahl, Seitenaufrufen und maximalen Downloads der Desktop-Variante der Schrift.
Info: https://webfonts.fonts.com/
Fonts Live
Der Service von Ascender Corporation bietet etwa 500 Schriftfamilien. Die Preise sind nicht auf den ersten Blick ersichtlich – bei Fonts Live zahlt man abhängig von den Seitenaufrufen pro Monat sowie der Anzahl der Domains für die Schriften unterschiedlich hohe Gebühren. So ist beispielsweise die kleine Website mit unter 250.000 Seitenaufrufen im Monat mit 40 US-Dollar pro Jahr angegeben, die große mit fünf Millionen Seitenaufrufen ab 800 US-Dollar pro Jahr.
Info: https://www.fontslive.com/
Google Webfonts

Auch Google bietet selbst gehostete Webfonts an – und das komplett kostenlos. Die Schriftauswahl ist auf gut 100 Schriften beschränkt, die alle unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht sind. Die Qualität ist – wie bei kostenlosen Schriften häufig der Fall – durchmischt, namhafte Schriften sind genauso wenig zu finden wie Desktop-Varianten. Die Google Font API unterstützt auch iPhone und iPad und ist eine interessante Alternative zu den kostenpflichtigen Modellen.
Info: https://www.google.com/webfonts
Typekit

Einer der bekanntesten, weil sehr früh gestarteten Services ist Typekit . Die Preise sind abhängig von der Anzahl der Seitenaufrufe sowie der verwendeten Schriften und bewegen sich zwischen 25 und 100 US-Dollar pro Jahr; zwei Schriften lassen sich auf einer Site mit bis zu 25.000 Seitenaufrufen pro Monat kostenlos einbinden. Typekit beschränkt sich auf Webfonts – die gleichen Schriften als Printvariante gibt es nicht.
Info: https://typekit.com/
Typotheque
Bei Typotheque kann der Designer zwischen Web- und Printfonts wählen. Der Preis richtet sich nach der ausgewählten Schrift. Wer also beispielsweise die Fedra Sans Std Book als Webfont erwerben möchte, zahlt 18 Euro; als Full Licence sind 90 Euro zu zahlen. Die Bandbreite ist auf 500 MB pro Font pro Monat beschränkt, was laut Typotheque etwa 27.700 Seitenzugriffen entspricht (bei einer Schrift ohne deutsche Sonderzeichen und somit einer Fontgröße von etwa 18 KB). Der übersichtliche Preiskalkulator verhindert Überraschungen.
Info: https://www.typotheque.com/
Webink

Der Webfont-Service von Extensis ist verhältnismäßig neu. Extensis hat nahezu 500 Schriftfamilien, unter anderem von Adobe, URW++ und Dalton Maag im Angebot. Das etwas komplizierte Preismodell berechnet sich nach dem Preis der Schrift, der von der Qualität abhängt sowie der Bandbreite und beginnt bei 1 US-Dollar; maximal vier Domains sind möglich. Die Schriftenverwaltung Suitcase Fusion soll laut Hersteller künftig nicht nur Desktop-Schriften, sondern auch die Webfonts verwalten können.
Info: https://www.extensis.com/de/WebINK/
Webtype
Unter den 400 Schriftfamilien sind Ascender, Monotype, Font Bureau. Um die Schriftqualität muss man sich hier also nicht sorgen. Die Preise beginnen bei 40 US-Dollar pro Jahr und sind abhängig von den gewählten Schriften sowie der Bandbreite; ein detailliertes Angebot sollte man deswegen anfordern. Druckbare Varianten werden nicht angeboten.
Info: https://www.webtype.com/