Vom Synthesizer und Beat-Generator bis zum Mellotron: Es gibt bekanntlich kaum Instrumente oder Effekte, die nicht als App auf dem iPhone, iPod Touch und iPad angeboten werden. Außerdem finden sich sehr gute Apps, die das iPhone in ein Aufnahmestudio oder einen Gitarren-Amp verwandeln. Bisher hatte aber alles einen großen Haken.
Das bisher fehlende Kabel
Jede App war eine Art geschlossenes System. Ein toller neuer Synthie machte zwar unglaublich gute Sounds, konnte sie aber nicht direkt an Garageband schicken. Also griff man oft doch wieder zu den Gitarren-Amps oder Tasteninstrumenten, die direkt in Garageband vorhanden sind – auch wenn sie mit externen Apps nicht mithalten können. Das Austauschen von Aufnahmen war ohne Griff in die Trickkiste nicht möglich. Audiobus ist zwar nur eine App, aber im Prinzip das Verbindungskabel, das bisher gefehlt hat.

Wie man ein Instrument, Effektgeräte und den Verstärker in der Realität zusammenstöpselt, verbindet Audiobus mehrere Apps. So kann ein Instrument in einen Looper spielen, ein Synthie und ein Drumcomputer können im Duett aufgenommen werden, ein Synthie durch einen Hall oder andere Effekte gejagt werden und vieles mehr. Einzige Voraussetzung: Die Apps müssen Audiobus unterstützen. Da immer mehr namhafte Hersteller die Unterstützung recht zügig einbauen, sieht es ganz danach aus, dass Audiobus zu einer Art breit akzeptiertem Quasistandard wird – eine Pipeline von App zu App

Audiobus ist eigentlich ein Zufallsprodukt. Der Macher, Michael Tyson von A Tasty Pixel, entdeckte eher zufällig, dass es in iOS einen Standard gibt, mit dem sich Apps gegenseitig etwas schicken können – eigentlich ist er für Firmware-Updates und Patches gedacht. Tyson entdeckte aber, dass es sich um eine Pipeline handelt, der ziemlich egal ist, was man durch sie hindurchschickt. Als er merkte, dass es auch mit Audiodaten funktioniert, kam es ihm vor, als hätte er „das immer fehlende Kabel entdeckt“.
Apps verdrahten
Eine Audiobus-Session zu starten ist weniger kompliziert als erwartet. Der Audiobus-Bildschirm enthält drei leere Container. In den linken kommt die Audioquelle, in den mittleren ein Effekt und in den rechten eine Aufnahme-App, etwa Garageband – oder man nutzt ihn einfach ohne Aufnahme der Lautsprecher als Ausgang.

Der Rest ist einfach: Die kompatiblen Apps findet Audiobus automatisch. Wenn man keine installiert hat, hilft eine Art eingebauter Mini-App-Store, der alle auflistet und eigentlich nur in den iTunes Store verlinkt – trotzdem eine Riesenhilfe. Und beim Aufnehmen bekommt man Audiobus selbst kaum noch zu Gesicht, stattdessen wechselt man mit einer kleinen Seitenleiste vom Instrument zum Rekorder und zurück. Einmal verbunden, muss man sich nicht mehr um die Kabel kümmern.
Fazit: Ein Traum wird wahr
Für alle Musiker, DJs und Performer auf dem iPhone ist Audiobus ein wahr gewordener Traum – endlich sind mehrere Instrumente, Effekte und mehr kombinierbar, bilden Apps ein Orchester, ein Aufnahmegerät, ein Effekt-Rack. Da sprudeln sofort neue Ideen, wo man die besten Sounds herbekommt oder wer schon immer mal zusammenspielen musste. Wenn Apple clever ist kauft es Audiobus und macht daraus einen iOS-Standard. Mit Jack ist zwar schon ein Konkurrent da, der mehr kann, etwa Sync und MIDI-Datentransport, aber bei weitem nicht so simpel und intuitiv bedienbar ist.