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Mit dem Surface und dem Surface Pro macht Microsoft seinen Hardware-Partnern bereits Konkurrenz auf dem Windows-8-Tablet-Markt. Bei den Windows Phone-Smartphones hält sich Microsoft bisher aber mit einem eigenen Gerät zurück und setzt stattdessen vor allem auf den angeschlagenen finnischen Handy-Hersteller Nokia als wichtigstem Kooperationspartner. Doch das könnte sich bald ändern, falls die Gerüchte zutreffen, von denen The Verge berichtet.
Zum Start von Windows Phone 8, der jüngsten Version von Microsofts Smartphone-Betriebssystem, hatte sich Nokias CEO Stephen Elop noch zuversichtlich gezeigt, dass Microsoft kein eigenes Smartphone, also quasi ein Surface-Smartphone, zeigen könnte. Doch mittlerweile scheint Nokia seine Ansicht geändert zu haben, wie aus einer Pflichtmeldung an die amerikanische Börsenaufsicht SEC hervorgehen soll. Darin kann man unter anderem diesen Satz lesen: „Microsoft könnte strategische Entscheidungen treffen oder Änderungen machen, die nachteilig für Nokia sind. Zum Beispiel könnte Microsoft als Ergänzung zum Surface-Tablet…andere mobile Geräte unter seinem eigenen Markennamen verkaufen, darunter auch Smartphones.“ Nokia könnte dadurch für Microsoft an Bedeutung verlieren, die Zusammenarbeit könnte weniger eng werden und Nokia dadurch Marktanteile auf dem derzeit ohnehin nicht besonders großen Windows-Phone-Markt verlieren. Das Gerücht, dass Microsoft ein eigenes Windows Phone vorstellen könnte, geistert schon seit 2012 durch das Internet. Konkrete Informationen hierzu gibt es aber nicht.
Zudem bestehe dem Papier zufolge die Gefahr, dass Microsoft sich vollständig aus dem Smartphone-Sektor zurückziehen könnte, wenn es dort keine nennenswerten Marktanteile gewinnen kann. Das würde sich ebenfalls sehr nachteilig für Nokia auswirken. Die Finnen müssten sich dann ein neues mobiles Betriebssystem suchen. Fairerweise muss jedoch betont werden, dass Nokia in seiner Mitteilung an die Börsenaufsicht alle theoretisch denkbaren Möglichkeiten nennen muss, die das Geschäft der Finnen negativ beeinflussen können. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass Nokia diese Möglichkeiten auch für realistisch hält.
Update 11:50 Uhr: Stellungnahme von Nokia
Benjamin Lampe, Leitung der Unternehmenskommunikation von Nokia in Deutschland, antwortete auf unsere Nachfrage folgendermaßen: “Der Zweck unseres 20-F-Dokuments (gemeint ist die Mitteilung an die US-Börsenaufsicht, Anm. der Redaktion) liegt darin, Anlegern Informationen zur Verfügung zu stellen, die bei der Planung ihrer Anlagestrategie hilfreich sind. Hier sind sowohl mögliche Chancen für Nokia (Artikel 4 und 5 der 20-F) als auch potenzielle Risiken, die Nokia beeinträchtigen könnten aufgeführt. In diesem Rahmen haben wir die rechtliche Anforderung, unser operatives Geschäft zu beschreiben sowie typische Sektorrisiken, Unsicherheiten und andere Themen, die potenziell Auswirkungen auf das Unternehmen haben könnten, festzustellen, unabhängig von deren Wahrscheinlichkeit.”
Update 13:00 Uhr: Das sagt Microsoft (nicht)
Irene Nadler, Communications Manager Consumer bei Microsoft Deutschland, antwortete auf unsere Nachfrage deutlich einsilbiger als Nokia: “Wir äußern uns zu den Gerüchten nicht, deshalb kein Kommentar”.
Nokias vorsichtige Äußerungen klingen keineswegs absurd. Wie das Beispiel Surface zeigt, kann Microsoft durchaus der Kragen platzen, wenn die Produkte der Hardware-Partner nicht schnell genug Erfolg zeigen. Auf dem Smartphone-Markt spielt Microsoft mit Windows Phone keine nennenswerte Rolle, auf der kürzlich zu Ende gegangenen CeBIT drehte sich alles um iOS und Android, sofern es mobile OS anbelangte. Microsoft dürfte das kaum gefallen – und die Redmonder werden sich sicherlich Gedanken darüber machen, wie sie den großen Rückstand auf Apples iOS und Googles Android verkürzen können.