Nach der ersten Ankündigung von Real Racing 3 ( App Store-Link ) habe ich mich gefreut wie ein kleines Kind, denn sowohl der erste als auch der zweite Teil konnten nahezu rundum überzeugen. Trailer, Screenshots und Ankündigungen neuer Modi trugen ebenfalls dazu bei, innerhalb der mobilen Gamer-Gemeinde einen regelrechten Hype aufzubauen – hier hat das EA-Marketing gute Arbeit geleistet.
Als jedoch bekannt gemacht wurde, dass Real Racing 3 gratis durch den App Store rasen würde, kamen schnell Fragen nach In-App-Käufen und Freemium auf – und ja, Real Racing 3 besitzt ein Bezahlsystem, das stellenweise ziemlich dreist den Spielfluss unterbricht. Doch dazu später mehr.
Die ersten Runden – Wow!
Nach dem Download von Real Racing 3 und dem Start der App fällt auf, dass die Entwickler von Firemonkeys ihr erstmal ziemlich vollmundig erscheinendes Versprechen, volle Konsolenqualität liefern zu wollen, erfüllen. Denn: Real Racing 3 sieht phantastisch aus!

Die Autos sind allesamt ihren realen Vorbildern detailgetreu nachempfunden und fahren sich auch so – man merkt zum Beispiel deutlich den Unterschied zwischen einem kleinen Ford Focus und einem fetten Dodge Challenger – sehr gut. Neben dem Detailreichtum der Autos überzeugt Real Racing 3 durch feine Reflexions- und Partikeleffekte. Richtig rund wird das gelungene optische Gesamtpaket dann durch das realistische Schadensmodell – hier reißen beispielsweise durch Kollisionen die Frontscheiben der Autos, und es fliegt schon mal ein Teil der Karosserie weg.

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys

©Firemonkeys
Lediglich einen negativen Aspekt gibt es bei der Präsentation von Real Racing 3 : Abseits der Strecken passiert zu wenig. Im Vergleich zu Titeln wie Forza Horizon für die Xbox 360 oder Need for Speed: Most Wanted wirken die Kurse teils sehr steril – so gibt es etwa keine Zuschauer am Streckenrand und keine Wetterwechsel. Klar: Ein eher simulationslastiger Titel wie Real Racing braucht nicht unbedingt den Festivalcharakter eines Forza Horizon , aber ein bisschen mehr Leben abseits der Posten wäre wünschenswert gewesen.
In Sachen Sound hat Entwickler Firemonkeys ebenfalls ordentliche Arbeit abgeliefert: Der Soundtrack ist gut, ohne dabei mit einer tollen und großen Setliste wie derjenigen von Forza Horizon zu punkten. Dafür klingen die Motoren- und Fahrzeug-Sounds umso besser.

Beim Umfang gibt es indes nichts zu meckern. Neben den im Spiel enthaltenen 22 Strecken (darunter lizenzierte Rennstrecken wie Laguna Seca, Silverstone, Hockenheim oder Brands Hatch) und den insgesamt 46 lizenzierten und detailgetreu modellierten Fahrzeugen (in drei Fahrzeugklassen) überzeugt Real Racing 3 mit einer großen Zahl (derzeit 961!) von unterschiedlichen Renn-Events und Herausforderungen. Ob “normales” Rundstreckenrennen, Drag-Race (gerade Strecke, nur Starten und Schalten), Head-to-Head-Duell, Geschwindigkeitstest oder Elimination – für Abwechslung und Langzeitmotivation ist gesorgt, prima.
Durch den sogenannten Time-Shift-Multiplayer-Modus (TSM, zeitversetzter Mehrspielermodus) fährt man (sofern man online ist) jedes Rennen gegen die realen Abbilder anderer Fahrer. Deren Skills richten sich nach den realen Leistungen in den jeweiligen Events. Natürlich kann man auch über das Gamecenter und seit neuestem ebenfalls über die Facebook-Integration von Real Racing 3 mit seinen Freunden in Kontakt bleiben. Das aus dem Vorgänger bekannte und beliebte Airplay-Mirroring ist jedoch in Teil Drei nicht mit dabei – genauso wie direkte Mehrspieler-Duelle über das Netzwerk.

Dafür sorgt nicht zuletzt die hervorragend an das iPhone angepasste Steuerung von Real Racing 3 , die sich an die Bedürfnisse fast eines jeden iPhone-Schumi anpassen und durch Fahr- und Bremshilfen ergänzen lässt. Als persönlicher Favorit hat sich bei den Testfahrten die Steuerung per Neigungssensorik herausgestellt. So kann man seinen Flitzer beinahe perfekt über die Kurse manövrieren. Haben die Entwickler also mit Real Racing 3 alles richtig gemacht? Nicht ganz.
Boxenstopp – Schlag mit der Freemium-Keule?
Als wir von EA erfahren haben, dass Real Racing 3 kostenlos im App Store vorfahren wird, wuchs die Skepsis. Wie kann eines der teuersten Mobile-Games aller Zeiten gratis angeboten werden, ohne dass ein Bezahlsystem mit In-App-Käufen dahintersteckt? Richtig – gar nicht. Denn auch Real Racing reiht sich mit Teil Drei in die Reihe der Freemium-Spiele im App Store ein.
Freemium erklärt
Ein Anbieter oder Dienstleister (beispielsweise Dropbox) bietet einen kostenloses Service mit einigen Einschränkungen an, um eine Vielzahl von Anwendern (und damit potentielle Kunden) anzuziehen. Neben dem eingeschränkten Gratis-Angebot wird dann ein kostenpflichtiger und deutlich aufgewerteter Premium-Dienst (oder gegen Geld zubuchbare Premiumoptionen) angeboten.
Neben Dropbox oder diversen iOS- und Android-Apps nutzen auch Dienste wie Skype oder Microsofts Xbox Live dieses Modell. Gerade in der Gaming-Branche, wo man Freemium-Modelle auch als Free2Play bezeichnet, ist diese Ausrichtung voll im Trend (vor allem im Bereich der MMOG‘s).
Zu Beginn unseres Tests nutzen wir die in Neuseeland, Australien und Kanada bereits erhältliche Version von Real Racing 3 (man hat sich bei EA für einen stufenweisen Release von Region zu Region entschieden, um die Server des Spiels nicht zu überlasten). Nach ein paar Runden und den ersten Dellen an unserem Auto sind wir ob der Reparaturzeit überrascht: Soll ich etwa wirklich ein paar Stunden warten, bis die Karre wieder ausgebeult ist? Ziemlich uncool.
Klar, ein Freemium-Titel braucht seine In-Game-Währung, sonst rechnet sich das Spiel nicht; zumal das Verkürzen der Wartezeit nicht exorbitant “teuer” ist. Ob das aber der Weisheit letzter Schluss ist, wage ich zu bezweifeln.
In Real Racing 3 sind im Wesentlichen drei Arten von In-App-Käufen zu unterscheiden: Gegen bares Geld lassen sich entweder Goldmünzen (mit denen die Reparaturarbeiten beschleunigt oder zusätzliche Wettbewerbe freigeschaltet werden können), In-Game-Dollar (zum Kauf neuer Autos oder Upgrades) und ganze Content-Pakete (zum Beispiel neue Autos) kaufen.

Man kann das Spiel grundsätzlich auch abschließen, ohne einen realen Cent zu löhnen – das dauert dann aber eine gefühlte Ewigkeit. Schon wenige Stunden nach dem Erscheinen in Neuseeland, Australien und Kanada haben sich derartig viele Spieler bei EA beschwert, dass man die Reparaturzeiten drastisch verkürzt hat – stillschweigend zwar, aber immerhin. Damit hat das sonst eher als beratungsresistent geltende EA schnell und im Sinne der Spieler (und Kunden) reagiert.
Update 08. März 2012: Ähnlich hat man es im Übrigen bei EA auch nach dem Release im Rest der Welt gemacht: Ebenfalls stillschweigend sind die Wartezeiten für das Reparieren der Fahrzeuge nach den Rennen komplett entfallen – auf die Lieferung von Neuwägen oder den Abschluss von Wartungsarbeiten (wie beispielsweise einen Ölwechsel) warten wir aber noch immer ein paar Minuten.
Empfehlung und Fazit zu Real Racing 3
Was soll man mit Real Racing 3 anfangen? Als reines Rennspiel ist es gemessen an den Limitierungen des iPhone ein phantastisches Rennspiel – es sieht großartig aus, hört sich gut an und hat einen riesigen Umfang. Also hat Real Racing 3 eigentlich alles, was ein Rennspiel auf dem iPhone braucht. Es bleibt aber angesichts des unbeliebten Freemium-Modells ein etwas fader Beigeschmack.
Real Racing 3
Hersteller: Firemonkeys, Electronic Arts
Preis: gratis, In-Game-Währung kann per In-App-Kauf erworben werden
Altersfreigabe:
Note: 1,5 gut
Vorzüge: hervorragende Optik, große Zahl an originalgetreu nachgebauten Fahrzeugen und Strecken, gelungene Soundkulisse, stimmiger Soundtrack, anpassbare Steuerung
Nachteile: Wenig Leben Abseits der Strecken, Wartezeiten bei Upgrades oder Fahrzeugkäufen
Alternative: Real Racing 2 , Need for Speed: Most Wanted
Bezugsquellen: App Store