Doch wie gut funktionieren diese unter dem Begriff Connected Drive zusammen gefassten Dienste wirklich? Wir machten den Praxistest in einem BMW 740d xDrive mit Connected Drive. Und waren fasziniert von der gelungenen Umsetzung. Einige Schwächen hat das BMW-System aber durchaus noch.

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Aus Freude am Surfen – mit dieser abgewandelten Version des bekannten Werbeslogans der Bayerischen Motorenwerke nahmen wir die Internet- und Multimedia-Funktionen von BMW unter die Lupe. Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit, Kofferraumvolumen, Beinfreiheit auf den Rücksitzen und die von manchen Auto-Testern fast schon religiös überhöhten Spalt- und Fugenmaße interessierten uns bei unserem Test nicht. Stattdessen dreht sich alles darum, wie gut man von einem BMW mit Connected Drive die verschiedenen Ressourcen des Internets nutzen kann und wie gut diese in die Fahrzeugbedienung integriert sind.

Denn Internet, Navigation und Multimedia im Auto sind an und für sich nichts besonderes – das klappt mit jedem Smartphone. Der Vorteil einer fertigen Lösung ab Werk besteht aber darin, dass alles perfekt und übersichtlich in das Fahrzeug integriert ist und sich die Daten aus den unterschiedlichen Quellen miteinander austauschen und bequem nutzen lassen. Zudem kann man einen großen Bildschirm nutzen und belegt die Steckdose nicht mit dem Ladegerät für den Smartphone-Akku. Im Fall von BMW Connected Drive kommt außerdem noch der Vorteil hinzu, dass man für die Internetnutzung im Ausland keine Roamingkosten bezahlen muss.

Die Testbasis: Ein 7er mit Connected Drive
Unser Testfahrzeug war ein 740d xDrive, weil im Flaggschiff der Bayerischen Motorenwerke alle Funktionen integriert sind, die BMW im Rahmen von Connected Drive anbietet. Unter dem Begriff Connected Drive fasst BMW allerdings nicht nur Internet- und Multimedia-Funktionen, sondern auch diverse Sicherheits-Assistenten zusammen.
Connected Drive steht je nach Fahrzeugklasse mit deutlich unterschiedlichem Leistungsumfang zur Verfügung. Das muss man wissen, wenn man Auffahrschutz mit Anbremsfunktion, Head-Up-Display oder Night Vision haben möchte, sich aber einen kleineren BMW wie beispielsweise den 1er kaufen will. Für dieses Modell sind nämlich nur wenige der Sicherheitsassistenten erhältlich. Zudem verkauft BMW besonders die sinnvollen Fahrerassistenzsysteme teilweise gegen hohe Aufpreise.

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Der wesentliche Zweck von Connected Drive ist aber die Kontaktaufnahme, sei es mit diversen Internetdiensten oder mit dem Smartphone. Wobei man bei letzterem darauf achten muss, dass BMW derzeit nur das iPhone unterstützt. Android-Besitzer schauen also erst einmal in die Röhre. Das soll sich laut BMW aber bald ändern: Ab Juli 2013 soll die Smartphone-App-Plattform von BMW und Mini auch Android-basierte Endgeräte unterstützen. Eine BMW-Connected-App für Android wird ebenfalls ab Juli verfügbar sein, weitere 3rd-Party-Applikationen soll zu einem späteren Zeitpunkt folgen.
Komfort, Infotainment und Sicherheit
BMW gliedert Connected Drive in drei Bereiche: Komfort, Infotainment und Sicherheit. Gerade bei letzterem gibt es die oben erwähnten Unterschiede je nach Fahrzeug-Modell. In unserem Test gehen wir nicht weiter auf das Thema Radio und CD-Player ein – beide sind vorhanden und arbeiten einwandfrei. Stattdessen konzentrieren wir uns auf die spannenden Themen Konnektivität (also alles was mit Internet und Smartphone-Anschluss zu tun hat) und Sicherheit. Mit einer Ausnahme: Die Hotspot-Funktion des BMW. Diese war in unser Testfahrzeug nicht eingebaut. Sofern man dieses Feature beim Fahrzeugkauf miterwirbt, kann man den BMW als WLAN-Hotspot für bis zu acht angeschlossene Fahrzeuge verwenden. Die für die Internetverbindung nötige SIM-Karte (auch LTE wird unterstützt) muss sich der Kunde selbst besorgen. Nicht ausprobiert haben wir außerdem die automatische Notruf-Funktion im Falle eines Unfalles…

Funktioniert auch ohne iPhone
Zwar ist Connected Drive dafür ausgelegt, dass man es mit einem iPhone verbindet (das in der Mittelablage zwischen den Vordersitzen zur Stromversorgung an eine USB-Buchse angeschlossen und via Bluetooth mit dem Wagen verbunden wird). Doch viele Funktionen von Connected Drive lassen sich auch ohne angeschlossenes iPhone nutzen. Denn im BMW ist eine SIM-Karte fest verbaut! Diese bekommt der Fahrer aber nicht zu Gesicht, wie uns BMW erklärte: “Diese SIM Karte ist Crash-sicher im Fahrzeug verbaut, da BMW darüber auch den Intelligenten Notruf anbieten. Die genaue Verortung der SIM-Karte kann je Fahrzeugmodell leicht variieren. Aktuell bieten wir je nach Modell eine Vodafone- oder Telekom-SIM-Karte an.”
Über diese SIM-Karte laufen BMW Assist, BMW Online und die Internetnutzung. Voraussetzung für die Nutzung von BMW Assist und BMW Online ist die Sonderausstattung „Handyvorbereitung Business mit Bluetooth-Schnittstelle“, die für alle aktuellen BMW-Fahrzeuge erhältlich ist. Wenn Sie sich für das Navigationssystem Professional entscheiden, dann ist die Nutzung der eingebauten SIM-Karte in den ersten drei Jahren kostenlos, mit dem Navigationssystem Business gibt es Connected Drive nur sechs Monate lang gratis. Im Anschluss daran beträgt die jährliche länderübergreifende Flatrate 250 Euro. Unabhängig davon wird für die uneingeschränkte Internetnutzung in Ihrem BMW eine jährliche Flatrate in Höhe von 150 Euro ab Erstzulassung erhoben. Roaminggebühren entstehen nicht, wie BMW betont.
App-Unterstützung und Fernfunktionen
Es gibt einige sogenannten Fahrzeug-Apps, die mit Hilfe des BMW ConnectedDrive Dienstes „BMW Online“ durch die fest verbaute SIM-Karte genutzt werden können. Beispielsweise My BMW Remote . Die My BMW Remote App ist für die Kunden entwickelt worden, die mit Hilfe des Connected-Drive-Dienstes „Remote Services“ (vormals BMW Assist) jederzeit und überall mit dem Smartphone auf ihr Fahrzeug zugreifen wollen. Mit BMW Remote kann man zum Beispiel das Fahrzeug auf einer Google Maps-Karte lokalisieren – das klappte bei uns reibungslos. Weniger gut klappten dagegen Fernfunktionen wie Heizung und Klimaanlage vom Smartphone aus einschalten oder das Auto aufsperren und schließen, weil wir die dafür erforderliche Freischaltung im Webfrontend von Connected Drive nicht vornehmen konnten. Der Dienst stand während unseres gesamten Testzeitraums nicht zur Verfügung.
Darüber hinaus gibt es die Smartphone-App-Plattform, die es BMW und Mini erlaubt, bestimmte Smartphone-Applikationen in das Bedienkonzept des Fahrzeugs zu integrieren. Dazu gehören die von BMW selbst entwickelte App BMW Connected und die verschiedenen 3rd-Party-Applikationen, die in enger Zusammenarbeit mit den Partnern für die Nutzung im BMW und Mini angepasst wurden, wie uns BMW erklärte. Die App Connected Drive liefert unter anderem Informationen zum Fahrzeugzustand wie zum Tankinhalt aufs Smartphone.
Ebenfalls über das Webfrontend von Connected Drive können Sie bequem zu Hause am PC eine Fahrtroute anlegen und speichern und diese dann auf Ihr Fahrzeug übertragen lassen. BMW verwendet für die Routenplanung wie auch für alle anderen Karten Google Maps. Geben Sie der Route einen Namen, damit Sie diese im Fahrzeug wiedererkennen. Dann starten die die Übertragung ins Auto. Im Test funktionierte das Übertragen einer zu Hause am PC erstellten Route einwandfrei, wir konnten damit sofort los fahren.

Connected Drive bedienen: per iDrive oder per Sprachsteuerung
Connected Drive können Sie nutzen, sobald Sie den Start-Stop-Knopf am Armaturenbrett gedrückt haben, die Zündung also eingeschaltet ist. Der Motor muss dafür nicht laufen. Um Connected Drive zu bedienen, nutzt man hauptsächlich den Bildschirm, das so genannte Control Display, zusammen mit dem iDrive. Alternativ kann man das Control Panel samt Connected Drive auch über die Sprachsteuerung und gegebenenfalls über diverse Ein- und Ausschalter am Armaturenbrett bedienen.

Control Display als zentrales Anzeigeinstrument
In der Mitte des Armaturenbretts ist ein Farbdisplay verbaut, das so genannte Control Display. Es zeigte alle für die Themenbereiche Unterhaltung, Internet, Fahrzeugüberwachung und Sicherheit zur Verfügung stehenden Menüpunkte an, darunter auch unser eigentliches Thema Connected Drive. Auf Wunsch kann man das Control Display in den Splitscreen-Modus mit zwei Bildschirmbereichen schalten, wodurch mehr Informationen zeitgleich zur Verfügung stehen.
In der Basis haben die verbauten Bildschirme eine Diagonale von 6,5 Zoll. Über die Navigation Professional wird ein größerer Bildschirm verbaut: 8,8 Zoll bei 1er, X1, 3er sowie X3. Sogar 10,25 Zoll Bildschirmdiagonale sind es bei X5, X6, 5er, 6er und beim 7er. Zudem kann über die SA6WB „Multifunktionales Instrumentendisplay“ auch ein 10,25-Zoll-Instrumenten-Kombi bestellt werden, wie Silke Brigl, BMW-Pressesprecherin für Connected Drive, erläutert.

Kein Touchscreen
Außerdem zeigt der Bildschirm alle Daten wie Bordcomputereinträge, Multimediaquellen und TV-Kanäle sowie den Browser an. Und er dient als Navigationsgerät. Sie bedienen den Bildschirm aber nicht etwa mit ihren Fingern – BMW hat nämlich keinen Touchscreen verbaut. Stattdessen bedienen Sie den Bildschirm über das bereits vor vielen Jahren eingeführte und kontinuierlich weiter entwickelte iDrive, ein Dreh-, Drück- und Kippsteuerinstrument auf der Mittelkonsole rechts neben dem Automatik-Wahlhebel (Mercedes setzt übrigens ebenfalls auf einen vergleichbaren Drück-/Dreh-Controller zur Bedienung seines Bildschirms im Wagen – hier macht auch die neue S-Klasse keine Ausnahme. Und auch die VW-Tochter Audi verwendet noch einen Dreh-Drücksteller). An dieser Stelle muss man zum ersten Mal Kritik üben: Im Jahr 2013 erwartet man einen Touchscreen als Bedienelement – zumindest als Ergänzung zum iDrive. Sogar im vergleichsweise günstigen VW Golf VII ist ein Touchscreen eingebaut (gegen Aufpreis auch in Farbe). Doch selbst im teuersten BMW, dem 7er, gibt es auf dem Bildschirm keine intuitiven Finger- und Wischgesten. Darüber tröstet auch die wirklich gute Bild- und Farbqualität des Bildschirms nicht hinweg.
Besonders die Texteingabe mit dem iDrive ist eine Zeit- und Nerven-aufreibende Angelegenheit. Man dreht dazu mit dem iDrive an einer virtuellen Wahlscheibe, die alle verfügbaren Buchstaben und Ziffern anzeigt. Nicht benötigte Buchstaben werden zwar automatisch ausgeblendet, trotzdem dauert es lange, bis eine Adresse oder ein Suchbegriff eingegeben ist. Vertippt man sich, kann man zwar das letzte Zeichen wieder löschen. Doch falls man den Vertipper erst nach einigen Zeichen entdeckt, muss man bis zur fehlerhafte Stelle zurück alles wieder löschen. Das bestätigte uns Silke Brigl: “Es ist im Moment leider nicht möglich, auf eine andere Textstelle zu wechseln, ohne den Text dazwischen zu löschen. Es wird in Zukunft aber bessere Möglichkeiten dazu geben”.
Wir fragten bei BMW nach, weshalb kein Touchscreen verbaut wird. Silke Brigl erklärte uns hierzu: “Mit iDrive bieten wir die aus BMW-Sicht sicherste Modalität speziell für Bedienungen während der Fahrt an: Blindbedienbarkeit, d.h. ich kann auf die Straße schauen und habe keine aufwändige Auge-Hand-Koordination wie beim Touch-Screen.”
Intuitiv
Auch wenn ein Touchscreen unserer Meinung nach die bessere Lösung wäre, so hat BMW das iDrive zur Menüsteuerung gut hinbekommen. Seine Bedienung hat man bald heraus. Die Menüführung auf dem Bildschirm ist zudem sehr intuitiv, da kann man nicht meckern. Im Großen und Ganzen muss man kein Handbuch konsultieren, um den Bildschirm bedienen und Connected Drive nutzen zu können. Bevor man damit loslegen kann, muss man sich aber mit seinen Connected-Drive-Zugangsdaten am Fahrzeug anmelden. Zudem müssen beispielsweise die Mail-Zugangdaten, also beispielsweise für Googlemail oder web.de, eingegeben werden, wenn man diese vom iPhone aus via Connect Drive im Wagen lesen und schreiben möchte. Im Webfrontend von Connected Drive muss man zudem die oben bereits erwähnten Fernfunktionen frei schalten. Dann kann man das Fahrzeug im Winter vorheizen und im Sommer vorkühlen lassen.

Alternative zu iDrive: Die Sprachsteuerung
Bei Texteingaben ist das iDrive wie gesagt nicht die erste Wahl. Stattdessen empfiehlt sich die Nutzung der Sprachsteuerung. In unserem Test funktionierte die Sprachsteuerung sehr gut, so lange keine Störgeräusche (durch offene Fenster oder sprechende Mitfahrer) auftraten. Sie drücken einfach nur die kleine Taste rechts auf dem Lenkrad, um die Sprachsteuerung einzuschalten. Danach können Sie in der Regel alle Kommandos, die Sie auf dem Bildschirm finden, verwenden. Sie können sich zudem jederzeit alle zur Verfügung stehenden Sprachbefehle vorlesen lassen.
Zwei Beispiele für die Nutzung der Sprachsteuerung: Sie steigen ein, drücken den Start-Stop-Knopf und danach den Knopf für die Sprachsteuerung. Sagen Sie dann „Navigation“. Sie werden nun von einer Frauenstimme aufgefordert, die Stadt und danach die Straße und die Hausnummer zu nennen. Danach starten Sie die Zielanfahrt und fahren sofort los. Das klappte immer dann reibungslos, so lange niemand im Wagen dazwischen plapperte oder das Fahrerfenster geschlossen war (was BMW in seinem Handbuch auch ausdrücklich verlangt). Unterhalten sich dagegen auf dem Hintersitz mehrere Menschen, kommt die Sprachführung durcheinander.
Ein anderes Beispiel: Sie steigen wieder ein, drücken den Start-Stop-Knopf, starten dann die Sprachsteuerung und sagen „Telefon“. Sie werden aufgefordert die Telefonnummer aufzusprechen. Dann befehlen Sie noch, dass die Nummer gewählt wird. Und schon klingelt es bei dem Angerufenen. Das Telefonat läuft über das angeschlossene iPhone. Im Test klappte das Telefonieren via Sprachsteuerung perfekt.
Das kann Connected Drive
Wenn Sie auf dem Bildschirm via iDrive oder Sprachsteuerung den Menüpunkt „Connected Drive“ wählen, dann bekommen Sie dieses Untermenü zu sehen: Auskunftsdienst, Nachrichten, Pannenhilfe, BMW Online, Internet, Hotline.
Der Auskunftsdienst ist ihr persönlicher Concierge. Damit rufen Sie ein Callcenter an, das Ihnen im Telefongespräch hilft. Beispielsweise bei der Suche nach einem Hotel am Zielort. Die nötigen Navigationsdaten liefert Ihnen der Auskunftsdienst dann auf Ihr Fahrzeug. Mit der eigentlichen Internetnutzung hat das aber nichts zu tun, ebenso wenig wie die Punkte Pannenhilfe und Hotline (das alles läuft bei BMW unter BMW Assist). Deshalb gehen wir darauf nicht weiter ein. Und unter „Nachrichten“ empfangen Sie Ihre persönlichen Nachrichten, deren Quellen Sie zuvor konfigurieren müssen.
Die Verknüpfung macht den Unterschied
Man benötigt natürlich keinesfalls BMW Connected Drive, um auf Reisen seine Aktienkurse checken zu können oder Google Lokale Suche zu starten. Alle diese Informationen finden Sie auch auf Ihrem Smartphone. Aber der Vorteil von ConnectedDrive besteht eben darin, dass alle diese Suchdienste auf einem großen, gut ablesbaren Display im Auto stattfinden und dass man sie rund um die Uhr nutzen kann ohne einen leeren Smartphone-Akku fürchten zu müssen.
Zudem ist die Verknüpfung der Suchergebnisse mit dem eingebauten Navigationsgerät unschlagbar: Sie können sich zu jeder Adresse, die Google Lokale Suche, die Apothekensuche oder die Geldautomaten oder die Briefkastensuche liefert, sofort hinlotsen lassen. Oder Sie rufen dort direkt via iPhone an. Dazu wählen Sie einfach mit dem iDrive den entsprechenden Eintrag zu dem Treffer aus. Alle Treffer werden auf einer Google-Maps-Karte angezeigt. Sie können mit dem iDrive bequem zwischen den Treffern wechseln und sehen so sofort auf der Karte, welcher Eintrag Ihnen am nächsten liegt.
Wirklich praktisch ist in diesem Zusammenhang die bereits erwähnte Möglichkeit, sich zu Hause am PC in aller Ruhe eine Route zusammenzustellen und diese dann aufs Fahrzeug zu schicken. Das klappte im Test mehrmals einwandfrei. BMW stellt nämlich im Webfrontend von Connected Drive einen Routenplaner bereit (der auf Google Maps basiert). Die abgeschickten Routen können Sie dann auf dem Fahrzeug unter „Navigation“ aufrufen und starten.
Unter BMW Online können Sie auch Daten auf Ihr iPhone senden, beispielsweise die Fahrzeugposition, um es später leichter wieder zu finden. Allerdings können Sie „send to Phone“ nur für iPhone, Nokia und Blackberry nutzen, auf Androiden können Sie keine Daten senden.
Flash, Youtube, Facebook, Twitter
Für Youtube steht übrigens keine Anwendung unter BMW Online bereit. Und der ebenfalls vorhandene Browser (siehe weiter unten) spielt keine Youtube- beziehungsweise Flash-Videos ab.
Im Zeitalter von Social Media fragt man sich natürlich unwillkürlich, wie man Facebook, Twitter und eventuell noch Google Plus im BMW abfragen kann. Die Antwort: Sie können Facebook und Twitter im Rahmen der Sonderausstattung “App” nutzen. Diese unterstützt derzeit das iPhone 3GS, das iPhone 4 und das iPhone 5. Zusätzlich muss das iPhone mit dem SnapIn Adapter im Wagen verbunden sein. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, dann können Sie Facebook und Twitter auf dem Control Display verwenden.
Zudem hat BMW mit Wiki Local eine Schnittstelle zur Online-Enzyklopädie Wikipedia integriert. Sozusagen als „Brockhaus-Ersatz“ auf Rädern. Für die schnelle Recherche unterwegs sicher praktisch.

Internet
Wir haben zwar bereits viel über diverse Internetdienste gesprochen, doch wie steht es bei Connected Drive mit dem eigentlichen Surfen auf Webseiten? Den Browser finden Sie nicht unter BMW Online, sondern unter dem separaten Menüpunkt „Internet“. Er spielt wie bereits erwähnt kein Flash ab, unterstützt aber Tabs und Favoriten. Insgesamt erweist sich die Bedienung des Browsers aber als etwas zähes Unterfangen, hier rächt sich wieder der fehlende Touchscreen. Mit dem iDrive bewegt man den Cursor, scrollt die Seite und klickt Links an. Je nach Qualität der Mobilfunkverbindung geht der Seitenaufbau einigermaßen flott voran (BMW Online und Internet laufen über die separat im BMW verbaute SIM-Karte. Die Qualität der Verbindungen, also beispielsweise 3G, zeigt das Display links oben an). Aber das Navigieren auf der Seite ist wie gesagt kein so großer Spaß. Zumal der Browser deutsche Umlaute falsch darstellt.
Den Browser im BMW kann man als Notlösung bezeichnen. Wenn man unterwegs schnell etwas recherchieren muss oder noch kurz die Webseite des Kunden, den man als Außendienstler gleich besuchen wird, checken will, dann reicht er aus. Aber für längere Surfsessions greift man lieber zum Touchscreen-Tablet mit 3G.
Sonderfall: Sicherheitsassistenten
Was haben ACC (bei BMW als Auffahrwarnung mit Anbremsassistent bezeichnet), Spurwechselwarnung (Spurwechselassistent) und Spurverlassenswarnung (Spurhalteassistent) mit der Internetnutzung zu tun? Bis heute relativ wenig, insofern rätselt man schon etwas, weshalb BMW diese – in der Tat wichtigen – potenziellen Lebensretter unter ConnectedDrive aufführt. Vermutlich liegt das daran begründet, dass künftig die Sicherheitsassistenten eng mit der Konnektivität und der Internetnutzung verbunden sein werden. Wenn sich zum Beispiel Autos gegenseitig warnen – weil ein defektes Fahrzeug hinter einer nicht einsehbaren Kurve liegt oder wenn ein voraus fahrendes Fahrzeug wegen einer nassen Fahrbahn ins Schleudern kommt. BMW spricht in diesem Zusammenhang von der „Vernetzung von Fahrer, Fahrzeug und Außenwelt“ und nennt dafür die Notruffunktion als Beispiel. Weil BMW aber seine Sicherheitsassistenten nun einmal unter ConnectedDrive mitzählt und diese in der Tat faszinierend funktionieren, stellen wir sie hier ebenfalls vor.

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Sensoren in Hülle und Fülle
Die Sicherheitsassistenten erhalten ihre Informationen von mehreren Kameras und einem Laser. Letzterer ist vorne im Kühlergrill eingebaut und misst die Entfernung und Relativgeschwindigkeit zum vorausfahrenden Fahrzeug. Die Frontkamera (für den Spurverlassenswarner und andere Funktionen wie z.B. SLI) befindet sich an der Vorderseite des Innen-Rückspiegels, außerdem sind (allerdings nicht für Sicherheits- sondern für Komfortfunktionen) in den vorderen Kotflügeln/Stoßfänger seitliche Kameras verbaut (für die Side View). Für die Einparkhilfe alias Surround View sind in den Außenspiegeln und in der Heckklappe weitere Kameras verbaut, letztere bedient auch Rear View. Der Spurwechselassistent nutzt darüber hinaus weitere Radarsensoren, die in den hinteren Stoßfängern verbaut sind (unsichtbar dahinter). Für PDC werden darüber hinaus Ultraschallsensoren vorne und hinten genutzt.

Spurwechselwarner
Der Spurwechselwarner warnt vor Fahrzeugen, die sich in Ihrem Toten Winkel befinden, wenn Sie mit Ihrem PKW zum Überholen ansetzen beziehungsweise die Fahrspur wechseln wollen. Dann blinkt ein kleines oranges Warndreieck, das sich bei beiden Außenspiegeln innen Richtung Fensterscheibe befindet. Zusätzlich rüttelt leicht das Lenkrad.
Spurverlassenswarner
Der Spurverlassenswarner hält das Fahrzeug in der Fahrspur. Dazu muss er natürlich erst einmal eine Fahrspur erkennen. Auf der Autobahn ist das kein Problem, sofern die Fahrbahnmarkierung nicht wegen Teerarbeiten verschwunden ist. Auch hier rüttelt das Lenkrad, wenn der Wagen von der Fahrbahn abzukommen oder in eine andere Fahrbahn zu wechseln droht, sofern der Fahrer keinen Blinker gesetzt hat.
Auffahrwarnung mit Anbremsfunktion
Vor Auffahrunfällen soll die Auffahrwarnung mit Anbremsfunktion schützen. Sie misst ständig den Abstand zum vorausfahrenden Wagen und blendet in zwei Stufen Warnungen in das Head-Up-Display ein. Reagiert der Fahrer nicht, dann bremst der Wagen selbstständig etwas ab, allerdings kommt es nicht zu einer völlig autonomen Bremsung – BMW will offensichtlich seine Kunden nicht völlig entmündigen.
Eine Stop-and-Go-Funktion für Staus gibt es derzeit noch nicht. Damit ist gemeint, dass das Auto ohne Lenk- und Bremseingriff des Fahrers bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten im Kolonnenverkehr zum Beispiel im Stau fährt. So einen Stauassistenten für die Längs- und Querführung auf Autobahnen von 0-40 km/h will BMW aber im November 2013 bringen. ACC stop & go („Aktive Geschwindigkeitsregelegung“) funktioniert aber bereits jetzt so ähnlich wie der Stauassistent, allerdings ohne Lenken.

Alles im Blick: Headup-Display
Ein Highlight ist sicherlich das Head-Up-Display, das BMW ab dem 5er und dem X1 anbietet. Alle relevanten Informationen blendet das Fahrzeug ins Sichtfeld des Fahrers direkt vor ihm auf die Windschutzscheibe (BMW verbaut dafür eine Windschutzscheibe mit einer speziellen Folie darauf). Der Fahrer muss also nicht mehr den Blick weg von der Fahrtstrecke wenden, um sich zu vergewissern, wie schnell er fährt und wie schnell er fahren darf: Eventuell bestehende Geschwindigkeitsbegrenzungen werden links unten im Head-Up-Display angezeigt, rechts davon ziemlich in der Mitte des Head-Up-Displays erscheint die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit. Auch der Auffahrwarner schlägt im Head-Up-Display sofort Alarm, wenn der Sicherheitsabstand nach vorne zu gering wird (durch Einblenden eines orangefarbenen Achtung-Schildes). Clever: Die Navigationsanweisungen sind hier ebenfalls integriert (rechts im Head-Up-Display), der Fahrer sieht also direkt vor sich die Abbiegepfeile und bei Autobahnausfahrten den Kreuzungsassistenten. Und zu guter Letzt wird hier auch die Fußgängerwarnung von Night Vision (siehe unten) eingeblendet. Bequemer und vor allem sicherer geht es nicht. Perfekt.

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Verkehrszeichenerkennung
Damit das Head-Up-Display Tempolimits einblenden kann, muss es Verkehrszeichen und Geschwindigkeitsregelanlagen erkennen können. Dafür hat BMW die Verkehrszeichenerkennung integriert. Das klappte im Test sehr zuverlässig. Geschwindigkeitsbegrenzungen wurden mit zirka einer Sekunde Verzögerung auf dem Head-Up-Display eingeblendet. Als wir mit unserem Testfahrzeug losfuhren, konnten wir das Head-Up-Display im obersten Bereich nicht einsehen, weil es nicht optimal in unserem Gesichtsfeld lag. Wir mussten den Kopf also kurz nach unten bewegen, um alles sehen zu können. Im Einstellungsmenü für das Headup-Display gibt es dafür aber die Möglichkeit, die Höhe des Displays zu verändern. Das machten wir und schon passte die Höhe.

Night Vision mit Personenerkennung
Wärmebildkameras sind ein Feature aus der Wehrtechnik. Mit ihnen kann man die Wärmeabstrahlung von Lebewesen und Gegenständen sichtbar machen. Das klappt ohne Infrarotscheinwerfer und ohne Restlichtverstärkung mit Night Vision im BMW. Hauptsächlicher Zweck: Mit Night Vision soll man bei schlechter Sicht Fußgänger und Fahrradfahrer besser/früher erkennen können, insbesondere wenn man auf schlecht oder gar nicht beleuchteten Landstraßen unterwegs ist. Das Bild der Wärmebildkamera ergänzt also das durch die Scheinwerfer ausgeleuchtete Sichtfeld des Fahrers. Zudem richtet das System den Scheinwerfer auf einen Menschen, wenn es ihn als solchen identifiziert. Dadurch erkennt der Auto-Fahrer schneller die potenzielle Gefahr. Bei Regen, Nebel oder Schnee funktionieren Wärmebildkameras aber kaum oder gar nicht.

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Night Vision funktionierte im Test bei Dunkelheit ohne Nebel und Niederschlag zwar gut. Menschen konnten wir schon auf weite Entfernungen erkennen, auch wenn sie in anderen Fahrzeugen saßen – zum Beispiel auf Parkplätzen. Doch der Blick auf den Bildschirm lenkt auch etwas ab. Immerhin werden Warnungen vor Fußgängern auf dem Head-Up-Display eingeblendet, so dass man nicht auf den Monitor starren muss. Dessen Bild wird übrigens nicht im Head-Up-Display eingeblendet.

Parkhilfe
Gerade in unserem Testfahrzeug, einem rund fünf Meter langen 7er, sind Einparkhilfen nützlich. BMW bietet im Rahmen von Connected Drive gleich mehrere an. So gibt es eine Rückfahrkamera, deren Bild auf dem Control Display sogar mit Hilfslinien einblendet wird.

Richtig clever ist aber die „Draufsicht“ auf das Auto (die so genannte Surround View, die ihre Bilder von den Kameras in den Außenspiegeln und in der Heckklappe bezieht) – hier sieht man auf dem Bildschirm das gesamte Fahrzeug quasi von oben, wobei farblich die Stellen hervorgehoben sind, bei denen sich Hindernisse in der Nähe des PKWs befinden. Tote Winkel, gerade nach vorne oder neben den Kotflügeln gibt es also keine mehr. P.S.: Ein klassisches PDC und einen automatischen Parkassistenten bietet BMW natürlich zusätzlich auch noch an.

Um die Ecke schauen
Ebenfalls clever ist der Blick zur Seite (BMW nennt das Side View), wenn man sich in eine schlecht einsehbare Straße hineintasten muss. Hier blicken nach links und rechts je eine Kamera, die an den Rändern der vorderen Radkästen respektive im vorderen Stoßfänger eingebaut sind, um die Ecke. Beide Bilder werden gleichzeitigt auf dem Control Display eingeblendet. So erkennt man beispielsweise Kinder, die sich verdeckt durch eine Mauer von der Seite nähern. Genial.
Datenschutz bei Connected Drive
Connected Drive sammelt eine Menge Daten über den oder die Benutzer. Beispielsweise die Suchanfragen, den Browserverkauf, Telefonnummern, Navigationsziele, Vorlieben bei TV und Musik und so weiter. Den Browserverkauf kann der Anwender selbst im Fahrzeug löschen, doch wie sieht es mit den übrigen von Connected Drive gesammelten Daten aus? Dazu wieder Silke Brigl: “Die Daten werden ausschließlich zur jeweiligen Leistungserbringung verwendet und bis zur ordnungsgemäßen Bearbeitung der Vorgänge vorgehalten. Anschließend werden die Daten gelöscht. Eine Weitergabe der Daten an Dritte findet darüber hinaus nicht statt.”