Das klassische Autoradio gibt es bald nicht mehr. Wo wir früher ein einfaches Unterhaltungssystem mit UKW und CD zum Neuwagen bestellt haben, sitzt heute immer häufiger ein multimediales Unterhaltungs- und Informationssystem. Autos sind online, zeigen Wetterinfos und das Radio kommt als Webstream auf die Ohren. Wer früher einen großen Bildschirm im Auto haben wollte, zahlte Tausende Euro für ein Navi, jetzt wird dies immer günstiger und gleichzeitig cleverer.
iPhone-Anbindung als Marketing-Lockmittel






Es gibt kaum einen großen Hersteller, der aktuell nicht massiv in die Vernetzung seiner Autos investiert. Die neuen Systeme im Auto selbst haben immer öfter iPad-Anmutung. Touchscreen, ein Startbildschirm mit App-Icons, das kommt Apple-Nutzern auf Anhieb sehr vertraut vor. Kein Zufall, das ist Marketing. “Die Hersteller versuchen, Kunden zu fangen durch Anbindung an die Geräte, die diese schon benutzen”, sagt Jörg Grabner, Professor für Fahrzeugtechnik an der Hochschule München. In der Oberklasse spielen solche Lösung keine Rolle. Es sind Lifestyle-Accessoires, die junge Autokäufer locken sollen. Deshalb sind diese Lösung meist bei Kleinwagen zu finden, die sich an urbane Käufer richten – wie beim Mini, Fiat 500 oder Opel Adam. “Dies ist die Klientel, die bereits mit diesen Gerätschaften lebt”, so der Autoprofessor.
Siri als Übergangslösung
Anstatt Funktionen direkt in das Auto zu integrieren, gehen Autohersteller immer mehr dazu über, die Vielfalt des iPad und iPhone zu nutzen. Denn dort gibt es bereits Medien, Webradio oder Spracherkennung. Deshalb bald immer häufiger im Auto zu finden: ein Knopf für Siri . Apples vermenschlichte Sprachsteuerung kann laut Jörg Grabner aber nur eine Zwischenlösung sein. Bei den typischen Umgebungsgeräuschen im Auto sei Siri nicht ideal. Stattdessen würden Autos in Zukunft auch selbst Sprachbefehle umsetzen. Die Klimaanlage regelt die Temperatur dann auf Ansage. Dies soll die Komplexität der Bedienung moderner Autos verringern.
Autofabrikanten stecken großen Aufwand in die Vermarktung der neuen, vernetzten Autos. Auf Technikmessen wie der CES und der Handymesse MWC sind Automarken plötzlich mit die größten Aussteller. Audi verkündet laut, dass das Auto bald zum “Mobile Device” werde. Schon jetzt können Autofahrer über das Firmen-eigene System per Google Maps navigieren, Bahn-Infos abrufen oder nach günstigen Tankstellen suchen. Die iPhone-App “Audi Music Stream” ist dabei das Webradio für das Auto. Über UPnP gelangt die Musik hierbei auf das Unterhaltungssystem des Autos. Technisch notwendig seien diese Art von Lösungen nicht, sondern eher “automobiler Schnickschnack”, so Grabner. Man könnte alle diese Funktionen auch direkt in das Audiosystem integrieren.

App Store für das Auto
Dass große Bildschirme im Auto Einzug halten, ist aber nicht alleine den Vorbildern wie dem iPad zu verdanken, sondern auch logische Folge neuer Funktionen. Kameras für Nachtsicht oder zum Einparken sind ebenso ein Grund für größere Bildschirme im Armaturenbrett.
Die Zuspitzung der iPad-Analogie im Auto: Einige Hersteller wollen in Kürze sogar eigene App-Stores für ihre Infotainment-Systeme eröffnen. Dort können Entwickler in Zukunft Info- oder Unterhaltungsanwendungen einstellen, die Autofahrer sich in ihrem Gefährt installieren können.