Überraschung auf Adobes Konferenz Adobe Max in Los Angeles: Die Creative Suite 6 ist die letzte ihrer Art, in Zukunft bietet der Hersteller Neuheiten für Indesign, Photoshop, Dreamweaver und Co. nur noch den Abonnenten der Creative Cloud. Einzig für Lightroom verbleibt noch eine permanente Lizenz im Angebot, ansonsten heißt es mieten statt kaufen. Dafür bieten ab Sommer Photoshop CC (so der neue Name) und die anderen Programme der Creative Cloud zahlreiche Neuerungen. Für Macwelt hat sich Stefan von Gagern vor Ort im Staples Center umgesehen.

©Stefan von Gagern
Adobe CEO Shantanu Narayen beginnt seine Keynote mit einem Blick zurück , auf die Meilensteine der langen Adobe-Geschichte, von Postscript über Photoshop, bis zu dem damals als “Xpress-Killer” angekündigtem Indesign, zur ersten Creative Suite im Jahr 2003 – die mit der letzten Version CS 6 erstmals als Creative-Cloud-Abo erhältlich war. “Der Launch der Creative Cloud war erst der Anfang,” resümiert Narayen, “aber bei allem was wir all den Jahren gemacht haben, waren wir von einem Gedanken motiviert. Den Leuten das Gestalten zu erleichtern.” So unterscheidet sich die wichtigste Konferenz des Publishing-Softwareherstellers von allen seinen Vorgängern. Während die früheren Max-Ausgaben sich eher an Entwickler richteten, sind dieses Jahr über die Hälfte der 5000 Teilnehmer Gestalter – was durch den neuen Fokus von Adobe bei der Konferenz auch beabsichtigt ist.
Installation und Update mit Creative Cloud
Die Desktop-App Adobe Creative Cloud zeigt in ihrem Fenster alle abonnierten Apps, alle Dateien an denen man arbeitet und alle Fonts an und gewährt Zugang zum Behance-Netzwerk. Die Installation von Programmen auf Mac und PC klappt laut Adobe mit nur einem Klick. Genauso reiche ein Klick auf “Update” und alle Programme werden auf die neueste Version aktualisiert. Neu und sehr wichtig für viele ist die Möglichkeit, auch mit älteren Versionen zu arbeiten. Adobe behält die Versionen aller Programme seit CS6 in der Cloud – falls zum Beispiel ein Kunde oder Partner noch mit einer älteren Version arbeitet – und der Cloud-Abonnent kann jederzeit dazu zurückkehren. Die Einstellungen jedes Programms, etwa die Arbeitsbereiche, letzte Dokumente und die Anordnung der Werkzeuge, kann nach der Neuinstallation auf einem neuen Rechner einfach aus der Cloud übernommen werden – in wenigen Minuten sitzt der Kreative in seiner gewohnten Umgebung, egal ob an einem Mac oder Windows- Creative Cloud unterstützt beide Plattformen.svg
Die neue Art zu arbeiten
David Wadwani, Adobes Senior Vice President Adobe stellt zu Beginn seiner Produktpräsentation fest, dass soziale Netzwerke nicht nur ein Teil unserer Kultur geworden sind, sondern auch die Zusammenarbeit zwischen Kreativen und die Art, wie sie ihre fertige Arbeit veröffentlichen verändern. Der zweite große Einfluss sind mobile Geräte, die kreative Arbeit überall und jederzeit möglich machen. Drittens seien die Zeiten vorbei, in denen Kreative nur mit Leuten zusammenarbeiten, die sie persönlich kennen – und Dateien ohne Verbindung nur auf der eigenen Festlatte schlummern. Mit der nächsten Generation der Creative Cloud sollen sich Kreative weltweit vernetzen und ihre Arbeit auf eine neue Weise veröffentlichen.

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Ein klares Zeichen für die Veränderung der Adobe Programme zeigt sich schon im Namen. Die neue Generation wird nicht CS 7 heißen, sondern alle Apps tragen das Versionskürzel “CC”, das für “Creative Cloud” steht. Alle Programme werden zum 17. Juni ein großes Update bekommen und jedes Programm soll jede Menge neue Funktionen enthalten. Neu ist dabei, dass die nächste Generation nur noch per Creative Cloud erhältlich sein wird. CS 6 ist also definitiv die letzte “Creative Suite”-Boxversion, die es geben wird. “Das ist für uns eine natürliche Entwicklung, da wir heute und in der Zukunft Programme sehen, die mit Diensten und dem Netz verbunden sind,” kommentiert CEO Narayen in der Pressekonferenz.

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Auch die Preise hat Adobe schon genannt: Standard wird eine Monatsgebühr von 49,99 Dollar sein, CS6-Umsteiger zahlen 19,99 Dollar pro Monat und lizenzierte Nutzer der Creative Suite 3 bis 5 können für 29,99 Dollar monatlich upgraden. Die Creative Suite 6 wird übrigens von Adobe weiterhin mit Wartungsupdates unterstützt, wird aber keine neuen Features mehr bekommen. Die Programme der Creative Cloud werden Anwender weiterhin auf ihre Rechner installieren, über ihr Abonnement erhalten sie regelmäßig Updates.
Eine Frage des Preises
In der Creative Cloud sind nur einzelne Programme oder das Komplettpaket zu haben. Die Creative Suite hatte Adobe für die unterschiedlichsten Bedürfnisse gepackt.
Eine einzelne App kostet 25 Euro im Monat, entscheidet man sich für einen jahresvertrag. Eine stets kündbare App kostet 37 Euro im Monat, wer eine Lizenz der Creative Suite 3 oder höher vorzuweisen hat, zahlt 12 Euro im Monat. Inklusive sind 20 GB Online-Speicher. Die Vollversion der Suite kostet 61,50 Euro (Jahresvertrag) oder 92 Euro. Bestandskunden bietet Adobe derzeit die Vollversion für 25 Euro (von CS 6) oder 37 Euro (von CS 3- 5) an. Die Sonderangebote laufen jedoch nur für ein Jahr, danach ist der volle Preis fällig.
Gruppen zahlen 86 Euro pro Person und Monat, bekommen jedoch auch jeweils 100 GB Speicherplatz sowie erweiterten Support. Bestandskunden können für ihre Gruppen Jahresabos für 49 Euro pro Person und Monat beziehen. Dieser Preis gilt jedoch nur für das erste Jahr. Für größere Unternehmen schnürt Adobe individuelle Lizenzpakete. Bildungseinrichtungen bekommen in der Gruppe die Vollversion für 43 Euro pro Person, Schüler, Studenten und Lehrer zahlen im ersten Jahr 20 Euro pro Monat.
Die Creative Suite ist bisher in den unterschiedlichsten Pakten erhältlich gewesen. Die Creative Suite Design Standard (Photoshop, Illustrator, Indesign, Acrobat und Bridge) kostet etwa 1.635 Euro, was etwas mehr als zwei Jahresmieten für die Creative Cloud Vollversion bedeutet. Die Master Collection mit allen Programmen der Creative Suite hat Adobe bisher für etwa 3.300 Euro angeboten – das Abo der Creative Cloud kostet in rund viereinhalb Jahren so viel. pm
Neues in Photoshop CC: Mehr Non-destruktiv
Terry White , Creative Suite Design Evangelist, gewährt einen ersten Einblick in Photoshop CC. Die Software werde nicht mehr Camera RAW als Filter enthalten, sondern RAW-Daten könnten direkt im Programm und umfangreicher als zuvor bearbeitet werden. Ein neuer “Radial Filter” zaubert Lichtkegel in unterbelichtete Aufnahmen, ähnlich einer virtuellen Taschenlampe. Eine neue “Shake Reduction” reduziert die von Verwacklungen erzeugten Unschärfen. Nach einer Bildanalyse lässt sich die Weichheit in bestimmten Bildpartien, zum Beispiel einem Wasserfall erhalten, während andere Regionen geschärft werden, verspricht der Hersteller mit Photoshop CC.

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Das Grafikprogramm Illustrator CC bringt neue Pinsel, die erstmals Bitmaps enthalten können. Zuvor war das nur nach einer Vektorisierung der Pixelbilder möglich. Logos lassen sich mit einem “Touch Type Tool” verändern, das einzelne Lettern bewegen und skalieren kann – auf entsprechenden Notebooks oder Touchscreens per Multitouch-Gesten. Auf Terry White´s Blog finden sich mehrere Demo-Videos mit den wichtigsten Neuheiten in Illustrator, Photoshop und Indesign CC.
Videoneuheiten: Weniger neu rendern
After Effects gab es schon als Vorschau auf der NAB zu sehen, auf der Max folgt ein richtiges Demo mit dem Enhanced 3D Camera Tracker. Damit lässt sich in Szenen zum Beispiel ein Objekt und der Boden im 2D-Bild definieren. Die Tracking-Daten lassen sich dann ins 3D-Programm Cinema 4D transportieren, mit dem After Effects CC direkt verbunden ist. 3D-Objekte können direkt in Cinema 4D mit dem Video-Composite im Hintergrund bearbeitet und in Perspektive, Größe und weiteren Parametern optimiert werden. So spart man das bisher nötige Wechseln der Programme, Bearbeiten und Neurendern, das bisher sehr mühsam und zeitaufwändig ist. Cinema 4D Lite ist jetzt offiziell im Paket mit After Effects und bietet so viel 3D wie die meisten brauchen – wer mehr möchte, kann auf die Studio-Version upgraden.

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Bei Freistellungen in Videos an Bildmotiven mit weichen Kanten, zum Beispiel Haaren oder Baumwipfeln, kann das aus Photoshop bekannte “Refine Edge”-Werkzeug beim Rotoscoping helfen – und massig Arbeit sparen. Man definiert, was erhalten und gelöscht werden soll und schon gibt es eine schöne Bildkante in jedem einzelnen Frame des Videos.
Web-Tools komplett überdacht
Jeff Veen, ehemaliger Gründer von Adaptive Path und seit der Übernahme von Typekit bei Adobe, zeigt die nächste Generation der Webdesign-Werkzeuge von Adobe . Photoshop CC kann Bilder aus einem Tablet oder Weblayout entweder in Web-Assets exportieren und intelligent in eine Ordnerstruktur verpacken oder daraus ein Projekt für das neue Tool Reflow generieren. Edge Reflow ist der neue Spezialist für das Gestalten von Responsive Websites, die sich intelligent an verschiedene Geräte und Bildschirmgrößen anpassen.

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Mit visuellen Werkzeugen lassen sich in Edge Reflow Regeln festlegen wie sich ein Layout bei bestimmten “Breakpoints”, also Dimensionen für die Bildschirmbreiten, verhält und den Inhalt neu arrangiert. Edge Animate CC ist das Pendant für HTML-5-Animationen, mit dem sich ohne Programmierung schnell HTML5-Diashows kreieren lassen. Edge Code CC ist ein Code-Editor der die Stärke von Coding und visuellen Werkzeugen zusammenbringen soll. Klickt man auf eine Stelle mit einem Farbwert, öffnet sich ein Farbwähler. Edge Inspect CC hilft beim Testen, wenn es darum geht eine Website auf allen Geräten, also Desktop, Smartphone und Tablet abzustimmen und Probleme schnell zu finden. Ein Video auf YouTube zeigt die Neuheiten der CC-Webtools .
Soziales Netzwerk direkt in der Creative Cloud
Das erst vor wenigen Monaten aufgekaufte Kreativnetzwerk Behance hat Adobe komplett in die neue Version der Creative Cloud integriert. Mit Behance kann jeder Designer ein persönliches Portfolio zusammenstellen und präsentieren. Das klappt jetzt mit der komplett überarbeiteten Desktop App für die Adobe Creative Cloud, die nativ unter Mac und Windows läuft.
Das Designwerkzeug Kuler gibt es schon länger , bekommt aber einen komplett neuen Anstrich sowie eine iPhone-App. Damit ist es möglich, Farbmuster aus der Natur oder der Umgebung mit Hilfe der Kamera zu erzeugen und sofort in seine Designumgebung zu übernehmen. Der Schriftendienst Typekit ist bisher Webdesignern ein Begriff, da er die Gestaltungsmöglichkeiten mit Webtypographie enorm erweitert hat. Jetzt kommt der Dienst auch auf den Desktop. Damit sollen Creative-Cloud-Abonennten aus 175 professionellen Schriftfamilien zugreifen können – eine Sammlung die normalerweise laut Adobe 20.000 Dollar kosten würde. Die Installation soll einfach sein – ein Klick reicht, und die Schrift ist in jedem Programm verfügbar.
Datei-Sync in der Cloud
20 GB Cloud-Speicher gibt es schon jetzt zu einem Creative-Cloud-Abo dazu, doch mit der nächsten Version soll das Synchronisieren von Dateien deutlich raffinierter klappen. Hochgeladene Dateien können mit ausführlichen Metadaten wie Ebenen, Farbpaletten, verwendeten Programmen, Status des Projekts und vielem mehr ausgestattet werden. Zudem werden verschiedene Versionen jeder Datei gespeichert, so ist es leicht möglich zu einem bestimmten Stand zurück zu kehren.

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Die Behance-Anbindung bringt einen Mix aus sozialem Netzwerk und Online-Portfolio mit in die Creative Cloud. Designer können sich vernetzen und erhalten zum Beispiel Einladungen zu Projekten erhalten, schnell Feedback aus der Community einholen, benachrichtigt werden wenn neue Grafiken für eine Website bereit stehen und vieles mehr. Projekte lassen sich in Kategorien wie “Webdesign” einordnen, mit Copyright-Infos ausstatten, Links zu anderen Websites einbinden und vieles mehr. Wenn eine Änderung in Behance hochgeladen wird, werden ähnlich wie bei Twitter oder Pinterest alle “Follower” automatisch benachrichtigt. Adobe betont, dass die gezeigten Features nur ein kleiner Ausschnitt der neuen Version sei.
Hardware mit Anbindung zur Creative Cloud
Adobe zeigt zum Schluss der Veranstaltung auch noch zwei Prototypen für Hardware. Bei den Projekten Mighty & Napoleon handelt es sich um Geräte mit Cloud-Anbindung. Mighty ist ein elektronischer Stift, mit dem sich das Zeichnen so gut wie auf Papier anfühlen soll. Er arbeitet mit Apps auf dem Tablet zusammen, bringt aber Drucksensitivität mit ins Spiel. Beim Zeichnen kann man mit der anderen Hand radieren, während der Stift zeichnet. Napoleon ist ein kleines Lineal: Der Designer wählt eine Form, zum Beispiel Linien, die der Stift dann zeichnen kann, ebenso wie Kreise oder Dreiecke. Mehr über die neue Hardware, Termin der Veröffentlichung und Preise hat Adobe noch nicht genannt, aber alles Wissenwerte zu den neuen Produkten auf der Project-Mighty-Website veröffentlicht.

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Als eine Zukunftsvision sieht Adobe das Project Context, das die oft immer noch “sehr analoge” Arbeit in Verlagen revolutionieren will. Selbst in Zeitschriften, die schon mit Digital Publishing für Tablets produzieren, hingen noch ausgedruckte Seiten an der Wand. Project Context ist eine digitale Multitouch-Wand, die mit der Creative Cloud verbunden ist. Damit sei es zum Beispiel möglich, die Tablet und Print-Version parallel im Prozess zu zeigen – man tippt einfach die Wand an und das DPS-Layout erscheint. Layouts können von dem iPad auf die Wand “geschoben” werden. Die Wand ist tatsächlich schon bei Wired seit über einem Jahr im Einsatz – und ein weiteres Beispiel wie die Creative Cloud sich mit Hardware verbinden kann.