Weder für Geld noch gute Worte gibt es bisher das Basis-Modell des Mac Mini bei Apple mit einem Fusion Drive. Mithilfe eines Aufrüstkits für ein zweites Laufwerk (siehe Kasten) und einem SSD-Datenspeicher kann man aber selbst Hand anlegen. Hat man den Einbau der Hardware gemeistert (siehe dazu „ Highspeed-Mini im Eigenbau “), ist die Einrichtung eines Fusion Drives schnell erledigt.
Aufrüstkits
Einbaukits für ein zweites Laufwerk im Mac Mini 2011/2012 gibt es von den amerikanischen Herstellern iFixit und OWC . Da der Einkauf direkt in den USA umständlich ist, weil man sich mit Zollgebühren und Einfuhrumsatzsteuer herumschlagen muss, ist es einfacher, die Kits bei dem deutschen Anbieter Mac Speichershop ( www.mac-speicher-shop.de ) zu erwerben. Das Mac Mini Dual Hard Drive Kit von iFixit kostet dort mit Werkzeug 65 Euro und ohne Werkzeug 55 Euro, und für das OWC Data Doubler Kit bezahlt man 50 Euro mit und 45 Euro ohne Werkzeug. Dazu kommen jeweils noch die Versandkosten.
Aber auch einem Mac Mini aus dem Modelljahr 2011 lässt sich mit einem Fusion Drive auf die Sprünge helfen. Der Einbau der Hardware ist identisch, nur für die Einrichtung des Fusion Drives muss man ein paar Arbeitsschritte mehr unternehmen. Wir zeigen anhand eines Mac Mini von 2011 (Mac Mini 5,1, Core i5 2,3 GHz) und einem Basismodell von 2012, wie man zum Ziel gelangt. Auf dem Mac sollte OS X 10.8.3 installiert sein, da erst diese Systemversion mit dem Festplatten-Dienstprogramm mit der Versionsnummer „13 (444)“ ausgeliefert wird, die zum Fusion Drive kompatibel ist. Diese Version des Dienstprogramms installiert Apple auch auf allen Macs, die mit OS X 10.8.2 und einem Fusion Drive ausgeliefert werden. Wer einen älteren iMac mit einer Festplatte und einem SSD-Laufwerk hat, kann diese ebenfalls mithilfe des Terminals zu einem Fusion Drive kombinieren.
So funktioniert das Fusion Drive
Die hinter Fusion Drive stehende Technik heißt Core Storage , die auch Grundlage für die Verschlüsselung der Festplatte mit File Vault ist. Core Storage fasst beide Datenträger zu einem sogenannten „Logical Volume“ zusammen. Der kombinierte Datenspeicher erscheint für den Anwender als ein einziges Volume, das System kümmert sich automatisch darum, welche Daten auf der schnellen SSD und welche auf der Festplatte gespeichert werden. Solange Platz auf der SSD ist, landen alle Daten dort. Ist das Fassungsvermögen ausgeschöpft, werden selten benötigte Daten auf die Festplatte verschoben. Dabei werden aber nicht komplette Dateien verlagert, sondern einzelne Blöcke. Deshalb ist bei einem Fusion Drive ein Backup besonders wichtig, da beim Ausfall eines der beiden Datenträger alle Daten verloren gehen. Core Storage hält zudem immer vier Gigabyte Speicherplatz auf der SSD frei, damit neu hinzugekommene Daten zuerst dort gespeichert werden können.
Leistungswerte
Vor und nach dem Umbau des Mac Mini von 2011 nehmen wir einige Messungen vor, um die Geschwindigkeit zu vergleichen
Für den Umbau auf das Fusion Drive verwenden wir eine Adata SSD S596 Turbo mit 128 GB sowie die von Apple verbaute Toshiba-Festplatte mit 500 GB und 5400 U/min. Laut den Systeminformationen sind die beiden Laufwerke mit 3 GBit/s am SATA-Anschluss angebunden. Wir duplizieren eine Filmdatei mit 5,3 GB sowie einen Ordner mit rund 2800 Objekten und 2,53 GB. Dabei testen wir zuerst die SSD und die Festplatte separat und dann das Fusion Drive, ein Mal im noch leeren und dann im vollen Zustand. Zum Testen des Fusion Drives verwenden wir zudem noch eine Filmdatei mit 3,95 GB. Deren Größe liegt knapp unterhalb der 4 GB, die normalerweise auf einem Fusion Drive frei sind. Beim vollen Fusion Drive dauert das Duplizieren der großen Filmdatei erwartungsgemäß deutlich länger als beim noch leeren Fusion Drive, da die Datei größer ist als der verfügbare Speicherplatz. Bei der kleineren Filmdatei geht es deutlich flotter, wenn wir dem Fusion Drive jeweils Zeit lassen, zwischendurch wieder Platz auf der SSD zu schaffen. Die Werte für das Duplizieren des Ordners sind deutlich langsamer auf dem vollen Fusion Drive, obwohl die Gesamtmenge niedriger ist als 4 GB. Den Test des aktuellen Mac Mini mit Fusion Drive finden Sie hier .
Klon erstellen
Um die Daten zu sichern, erstellt man eine Kopie der Festplatte auf einem externen Laufwerk

Da beim Einrichten des Fusion Drives sämtliche Daten auf der Festplatte des Mac Mini verloren gehen, legt man zuerst einen Klon auf einer externen Festplatte an. Dazu startet man den Mac Mini von der Wiederherstellungspartition (beim Neustart „Befehlstaste-R“ („cmd-R“) gedrückt halten) und startet das Festplatten-Dienstprogramm auf. Dort markiert man das Startvolume des Mini und wechselt in die Abteilung „Wiederherstellen“. Das Startvolume erscheint nun im Feld „Quelle“. Nun zieht man das Volume der externen Festplatte in das Feld „Zielmedium“, klickt auf „Wiederherstellen“ und bestätigt, dass man das auch wirklich tun möchte und dass dabei alle Daten auf der externen Festplatte gelöscht werden. Ist die Datenübertragung abgeschlossen, startet man zur Sicherheit von der externen Festplatte und prüft, ob alles in Ordnung ist. Dann schaltet man den Mac Mini aus.
SSD einbauen
Für den Einbau der zusätzlichen SSD gibt es Aufrüstkits, die man mit etwas Geschick leicht selbst einbauen kann

Bei der Aufrüstung mit der zusätzlichen SSD geht man so vor, wie in dem PDF auf der Heft-CD beziehungsweise in der Macwelt 08/2012 beschrieben ist. Wichtig ist, dass man die original verbaute Festplatte in den Halterahmen unten im (auf dem Kopf liegenden) Gehäuse umzieht, und die SSD an die Stelle der Festplatte einbaut. Diese Konfiguration, bei der die Festplatte dann unten und die SSD oben liegt, entspricht der Konfiguration, die auch Apple verwendet. Einigen Anwenderberichten im Netz zufolge gibt es Probleme, wenn man die Datenträger anders herum einbaut. Den Mac Mini von 2011 startet man nun von der externen Festplatte und ruft das Terminal auf.
Fusion Drive im aktuellen Mac Mini

©2015
Fusion Drive mit Terminal einrichten
Um das Fusion Drive im Mac Mini von 2011 zu konfigurieren, muss man das Terminal bemühen
1. Mount Points feststellen

Im ersten Schritt ermittelt man die sogenannten Mount Points der Festplatte und der SSD, wozu man im Terminal folgenden Befehl eintippt und dann die Zeilenschaltung drückt (hochgestellte Punkte stehen für ein Leerzeichen):
diskutil.list
Nun notiert man sich diese Informationen, in unserem Beispiel sind es „/dev/disk0“ und „/dev/disk1“.

2. Logisches Volume erstellen
Im zweiten Schritt erstellt man aus diesen beiden Laufwerken ein logisches Core-Storage-Volume. Dazu tippt man diesen Befehl ein:
diskutil.coreStorage.create.myLogicalVolGroup./dev/disk0.
/dev/disk1
Haben die Laufwerke andere Mount Points, verwendet man deren Bezeichnung, in der Regel sind es aber die im Befehl verwendeten. Anstatt „myLogicalVolGroup“ kann man auch einen beliebigen anderen Namen verwenden, aber unbedingt ohne Leerzeichen. Wenn der Vorgang beendet ist, wird im Fenster eine Identifikationsnummer für das neue logische Volume angezeigt (LVG UUID). Diese Nummer kopiert man nun in die Zwischenablage.

3. Echtes Volume anlegen
Um nun das Volume mit dem Dateisystem zu erzeugen, das dann im Finder erscheint, benötigt man einen weiteren Terminal-Befehl:
diskutil.coreStorage.createVolume.lvgUUID.type.name.size
An der Stelle von „lvgUUID“ setzt man die zuvor in die Zwischenablage kopierte Identifikationsnummer ein. Mit „type“ legt man das Format für das Volume fest. In unserem Fall ist es HFS+ Journaled, was man im Befehl mit „jhfs+“ eintippt. Für „name“ kann man jede beliebige Bezeichnung nehmen. Verwendet man mehrere Wörter mit Leerzeichen dazwischen, muss man den Namen in Anführungszeichen setzen. Bei „size“ ist es am einfachsten „100%“ einzutippen. Dann wird der gesamte verfügbare Speicherplatz für das Fusion Drive verwendet. In unserem Beispiel sieht der Befehl dann so wie im Screenshot gezeigt aus. Wenn der Vorgang abgeschlossen ist, erscheint das neue Volume automatisch im Finder und die Einrichtung ist abgeschlossen.

4. Klon zurückkopieren
Nun startet man den Mac Mini von der Wiederherstellungspartition auf der externen Festplatte und ruft das Festplatten-Dienstprogramm auf, um den Klon vom externen Volume auf das Fusion Drive zurück zu kopieren. Dabei geht man wie unter „Klon erstellen“ vor, nimmt als Quelle jedoch das Volume auf der externen Festplatte und als Zielmedium das Fusion Drive. Abschließend startet man dann den Mac Mini wieder normal. Ruft man nun „Über diesen Mac“ auf, klickt auf „Weitere Informationen“ und dann auf „Festplatten“, wird das Fusion Drive als einheitliches Laufwerk angezeigt mit einer Kapazität, die derjenigen von Festplatte und SSD zusammen entspricht.
Fusion Drive auflösen
Mithilfe des Terminals lässt sich ein Fusion Drive jederzeit in einzelne, unabhängige Datenträger auflösen.
1. Logisches Volume identifizieren

Da beim Auflösen eines Fusion Drives alle Daten verloren gehen, erstellt man zuerst wie unter „Klon erstellen“ beschrieben eine Kopie auf einer externen Festplatte und startet dann den Mac Mini von dieser. Nun ruft man das Terminal auf, um die Identifikation der Logical Volume Group zu ermitteln und tippt dort diesen Befehl ein:
diskutil.coreStorage.list
Diese Identifikationsnummer kopiert man in die Zwischenablage.
2. Logisches Volume auflösen
Mit dem folgenden Befehl wird nun das Core-Storage-Volume gelöscht:
diskutil.coreStorage.delete.Identifikationsnummer
Anstelle von „Identifikationsnummer“ fügt man den zuvor kopierten Wert ein. Nachdem der Befehl abgearbeitet worden ist, erscheinen die Festplatte und die SSD als separate Datenträger im Finder.