Gleich zum Jahresbeginn spendiert Adobe der Creative Cloud das größte Update seit dem Start der Kreativ-Komplettlösung vor etwa eineinhalb Jahren. Inzwischen konnte Creative Cloud laut Adobe 1,4 Millionen Abonnenten gewinnen, die dem Start rund 500 neue Funktionen dazu bekommen haben, ohne dass sich der monatliche Mietpreis geändert hat. Die mit diesem Update über 20 neu hinzukommenden Funktionen zielen speziell auf Designer. Wahrscheinlich nicht ganz zufällig, denn aus dem Lager der eher konservativ eingestellten Designer wurde Skepsis zum Umstieg auf die Creative Cloud laut. Daher konzentriert sich das Update auf die Hauptwerkzeuge der Kreativen, also Illustrator, Indesign, Photoshop und der Webeditor für Nicht-Programmierer Muse. Als Highlight startet mit diesem Update auch der Schriftendienst Typekit auf dem Desktop, der Schluss mit Schriftproblemen machen soll. Wir testen, für wen der neue Mehrwert als Argument für den Einstieg reicht.
Typekit kommt auf den Desktop
Webdesignern ist der Schriften-Dienst Typekit schon länger ein Begriff. Typekit ist eine Online-Bibliothek von Profi-Schriften, die Creative-Cloud Abonnenten ohne Aufpreis kommerziell nutzen dürfen. Schon im Web kümmerte sich Typekit um die Einbindung der Fonts in Webseiten, indem es gleich den Code für die Integration ausspuckte. Jetzt kommen Designer und andere Medien in den Genuss, indem sich künftig über 800 Schriften in Illustrator, Indesign oder jeder anderen CC-Programm nutzen lassen. Auf der Typekit-Website ist es leicht und bequem passende Schriften fürs nächste Projekt auszusuchen. Auch wer nicht besonders fit ist in Typografie, wird hier fündig, da der Dienst zum Beispiel Schriften für Headlines vorschlägt. Direkt von der Typekit Website lassen sich die gewählten Schriften mit einem Klick herunterladen und installieren und sind dann fast sofort in Indesign, Illustrator, Photoshop & Co verwenden. Ebenso leicht ist es dann Layouts, die Typekit-Schriften nutzen, auf anderen Computern zu öffnen oder an Kollegen weiterzugeben. Erscheint beim Öffnen in Indesign die Warnmeldung für fehlende Schriften, reicht ein Klick und der Online-Dienst installiert die fehlenden Zeichensätze nach. Jeder der den Ärger mit fehlenden, falschen oder sich gegenseitig blockierenden Schriften kennt, weiß, welche Erleichterung der neue Ansatz bringen kann. Weiterer Vorteil der Typekit-Fonts: Hier ist man als Designer in Sachen Nutzungsrechten auf jeden Fall auf der sicheren Seite.

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Photoshop CC: 3D-Druck, neue Perspektiven und Smartobjekte
3D-Druck klingt vielleicht für einige noch wie Zukunftsmusik, ist tatsächlich aber längst in vielen Bereichen wie Architektur, Produktdesign oder Filmproduktion angekommen, ob für Prototypen, Beleuchtungsdoubles oder einfach nur zum Spaß für den Normalanwender, der sich seine Lieblings 3D-Modelle ausdrucken und auf den Schreibtisch stellen kann. Einen 3D-Drucker muss man dafür noch nicht einmal besitzen, es gibt inzwischen genug Anbieter im Netz, die gegen erschwingliche Preise eingesendete Dateien drucken und per Post schicken. Völlig unterschätzt wird hingegen, wie aufwändig die Vorbereitung für den 3D-Druck sein kann. Wer ein 3D-Modell nicht speziell vorbereitet, bekommt oft Fehlversuche, die aussehen wie Spaghetti oder Klumpen. Photoshop CC will künftig die Vorbereitung vereinfachen und nutzt dafür seine schon vielen vertrauten 3D-Funktionen. Damit können Modelle selbst erstellt, bestehende geladen und dann für den Druck aufbereitet werden. Das gelingt einfach und mit wenigen Schritten.

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Beim Laden zeigt Photoshop zum Beispiel schon einen Dialog, der die Dimensionen des 3D-Modells in Maßeinheiten umrechnet – wichtig dafür, dass es später in der richtigen Größe aus dem Drucker kommt. Photoshop kann mit “Automated Mesh Repair” und “Support Structure Generation”, die Drahtgittermodelle so aufbereiten und mit zusätzlichen Stützstrukturen versehen, dass sie zuverlässig wie gewünscht aus dem Drucker kommen. Eine Vorschau hilft die Modelle vor dem Druckauftrag zu prüfen. Photoshop ist schon mit Treibern für gängige 3D-Drucker wie Makerbot und Dienste wie Shapeways ausgerüstet, die noch erweitert werden soll. Die aufbereiteten 3D-Modelle können dann gedruckt oder für die Übertragung exportiert werden.

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Mit der dem neuen Funktion “Perspektive Verformen” lassen sich Perspektiven in Bildern korrigieren. So kann der Blickwinkel einer Aufnahme geändert werden, zum Beispiel ein mittig aufgenommener Ausschnitt in ein von rechts oder links aufgenommenes Foto verändert werden, oder aus einer Tele- eine Weitwinkelaufnahme gemacht werden. Die Anwendung ist einfach: Durch Zeichnen von Gittern lassen sich Flächen als Hilfslinien verändern und verschieben. Im “Verformen”-Modus manipuliert Photoshop das Bildmotiv unter dem Gitter an. So lassen sich Perspektiven in Minuten verändern und Fotos retten, die sonst neu aufgenommen werden müsste. Auch für Bildmontagen kann die Funktion Gold wert sein und zum Beispiel Bildelemente, bei denen die Perspektive nicht hundert prozentig passt, perspektivisch korrekt angleichen.
Bilder lassen sich jetzt in Photoshop auch als Smartobjekte laden. Der Clou dabei: Derart in Bildmontagen platzierte Objekte behalten eine Verknüpfung zum Original. Wird dort etwas geändert, verändert sich das Smartobjekt in der Bildmontage ebenfalls. Dieses Prinzip ist schon aus Illustrator, Flash oder Fireworks bekannt, wo innerhalb einer Datei Vektorobjekte als Symbole verknüpft werden können. In Photoshop können die Smartobjekte viel Zeit sparen. Etwa wenn sich wiederholende Objekte wie Logos nicht wie gewöhnlich sondern auf die neue Art eingebunden werden, reicht eine Änderung am Original (zum Beispiel die Farbe des Logos ändern) und alle verknüpften Photoshop-Montagen sind automatisch auf dem neuesten Stand (und zeigen das neue Logo).

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Illustrator CC: Intuitiver Zeichnen
Wer schon öfter in Illustrator mit Pfaden Vektorgrafiken gezeichnet oder nachbearbeitet hat, kennt die Tücken der Beziérkurven, die zwar präzise aber oft kompliziert und wenig intuitiv zu bearbeiten sind. Das soll sich in der neuen Illustrator-Version deutlich ändern. Das spürt man schon beim freien Zeichnen mit einer Kurve, was bisher eher zu präzise ausfiel und zu viele Ankerpunkte, aber krakelige Pfade generiert. Das neue Buntstift-Werkzeug kann nach Doppelklick mit einem Schieberegler zwischen “genau” und “glatt” eingestellt werden. Damit gelingen sogar nur mit dem Trackpad und ohne Grafiktablett hübsche, glatte Kurven. Die gleichen Einstellmöglichkeiten stehen auch bei Pinsel, Tropfenpinsel und dem Glätten-Werkzeug bereit. Einfacher wird auch das Erweitern und Schließen von Pfaden, Zeichnen gerader Linien.

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Vektorelemente lassen sich mit der neuen Funktion für interaktive Ecken umgestalten. Abgerundete Ecken waren zuvor ein Effekt, jetzt können abgerundete Ecken direkt und interaktiv gestaltet werden. Dazu ruft man das Direktauswahl-Werkzeug auf und zieht einfach an den Ecken. Schon wird aus einem Rechteck ein Button oder ein Stern bekommt beim Ziehen stumpfere Spitzen. Das simple Prinzip macht sofort Spaß und ist eine große Erleichterung.

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Sehr praktisch ist auch die neue Funktion “Form für Pfadsegment ändern”. Mit dem Stift, denk Ankerpunkten oder dem Direktauswahlwerkzeug in die gewünschte Form ziehen – die Beziérkurven passen sich automatisch an. So ist es möglich Grundformen aufzuziehen und dann schnell, wie intuitiv in die gewünschte Optik zu bringen. Die Funkion erinnert ein wenig an einige Zeichenfunktionen, die es bisher nur in Flash gab, und spart viele zuvor nötige Unterbrechungen. Besonders mit Wacom-Zeichentabletts soll diese Funktion das Zeichnen in Illustrator flüssiger denn je machen.
Indesign CC: Neue Hyperlinks und mehr E Book-Funktionen
Bei InDesign CC ist die Veränderung durch Typekit besonders gut sichtbar: Fehlen beim Öffnen eines Dokuments Schriften, die bei Typekit verfügbar sind reicht ein Knopfdruck um sie zu suchen, herunterzuladen und zu installieren. Wer mit den rund 800 Fonts zum Start von Typekit auskommt wird kaum noch Stress mit Fonts haben, zudem wird es viel einfacher ein Layout auf einem anderen Rechner zu öffnen oder an Teammitglieder weiterzugeben.
Indesign kommt zudem mit einer Reihe Verbesserungen für die E-Book Produktion. Mit dem Epub 3.0 Format ist es möglich Fußnoten einzubinden, die nicht am Ende eines Dokuments, sondern direkt im Zusammenhang des Hyperlinks aufklappen. Nicht nur diese lassen sich mit InDesign jetzt für aktuelle E-Reader und Tablets erstellen, überhaupt ist das Bearbeiten von Hyperlinks jetzt viel einfacher. Statt ständig Dialoge für Änderungen öffnen und schließen zu müssen, lassen sich die Hyperlinks direkt im Dokument oder in einem immer griffbereiten Fenster überarbeiten.

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Muse CC: Social Widgets und gebrauchsfertige Objekte
Der Webeditor Muse, mit dem es möglich ist ohne eine Zeile Code schreiben zu müssen Websites in Profi-Optik und Funktionalität zu erstellen hat ebenfalls einiges dazugelernt. Mit der neuen Bibliothek können Menüs und andere Standardelemente wiederverwendbar in der Site eingesetzt und gespeichert werden. Über Muse Exchange können teils kostenlos oder gegen Gebühr Button-Sets, Menüs, Effektvolle Übergänge, Diashows und andere praktische Elemente als Widgets heruntergeladen, per Drag-and-Drop eingesetzt und angepasst werden.
Wer “Share” und “Like”-Buttons auf seine Seiten bringen möchte aber das Hantieren im Code bisher scheute, bekommt Vorlagen für Facebook, Twitter, Google Plus, Google Maps, YouTube, LinkedIn usw. ebenfalls als Social Widgets gebrauchsfertig in der neuen Version. Einfügen und konfigurieren, etwa eine Adresse in Google Maps eingeben, reicht schon um eine Karte in eine Website einzufügen.
Empfehlung zum Update für Adobe Creative Cloud
Adobe spendiert den Design-Apps der Creative Cloud durchweg sinnvolle Neuerungen, die wie beim Zeichnen in Illustrator oder dem Perspektive-Funktion in Photoshop viel Zeit und Mühe sparen können. Die Neuheiten und der Umfang des Updates bestätigt das Versprechen von Adobe seinen Abonnenten ohne Aufpreis Innovation zu liefern. Typekit für den Desktop sollte zwar schon früher kommen, jetzt ist es endlich soweit und das Warten hat sich gelohnt: Die ersten Gehversuche mit dem Schriftendienst zeigen, wie viel Ärger das Konzept in der Praxis sparen kann. Adobe vergrößert mit dem Update den Abstand zur Creative Suite und zeigt was die Anbindung von Online-Diensten an Mehrwert bringen kann.
Noch ein Tipp: Die vorgestellten Neuheiten kann jeder sofort selbst testen. Zum Start des Updates setzt Adobe alle 30-Tage-Demoversionen der Creative Cloud für die Programme Photoshop, Illustrator, Indesign und Muse wieder auf Null. Das heißt, auch wer in letzter Zeit schon mal die 30-Tage Demoversion genutzt hat, darf es jetzt noch einmal herunterladen . Die Programme wie alle Funktionen der Cloud sind dann 30 Tage lang komplett funktionsfähig. Die Neuheiten sind nur in der Creative Cloud erhältlich, die komplett mit allen Programmen 61,49 Euro kostet. Wer eine gültige CS-Lizenz besitzt, kann ab CS 3 für 36,89 Euro pro Monat einsteigen.