Mobiles Bargeld, elektronischer Türschlüssel und Ortungshilfe in Innenräumen sollte der Nahfeldfunk NFC werden. Nichts davon bewahrheitet sich aktuell. Stattdessen verdrängt das scheinbar altmodische Bluetooth den neuen Konkurrenten. Der Grund dafür ist die ständige Entwicklung von Bluetooth, die dafür sorgt, dass die drahtlose Übertragung nicht veraltet, sondern immer neue Lösungen ermöglicht.
Neuer Standard: Bluetooth 4.1

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Dazu gibt es jetzt eine neue Bluetooth-Generation. Bluetooth 4.1 erweitert den Standard um neue Funktionen. Es legt die Grundlage dafür, dass Bluetooth-Geräte sich direkt mit dem Internet verbinden können. Noch ist das Zukunftsmusik, aber einer der wichtigen Pfeiler für das Konzept des “Internet of things”, also dass Haushaltsgeräte und Gadgets direkt über das Web kommunizieren. Zudem sollen sich Bluetooth-Geräte mit Version 4.1 zuverlässiger automatisch verbinden können, wenn sie in Reichweite sind. Dazu soll die Strom sparende Variante Bluetooth Smart, die von allerhand Sensoren und Gadgets genutzt wird, Daten schneller übertragen können.
Hersteller müssen ihre Geräte bei der Bluetooth-SIG für Version 4.1 zertifizieren. Mehrere Hardwarehersteller berichten gegenüber iPhoneWelt, dass es möglich sein wird, bestehende Geräte mit Bluetooth 4.0 per Softwareupdate auf Version 4.1 zu aktualisieren. Neue Hardware ist deshalb nicht nötig.
CES, Las Vegas, Anfang 2014. Von NFC ist hier kaum etwas zu sehen, stattdessen Bluetooth-Peripherie auf beinahe jedem Messestand. „Es überrascht mich nicht, dass auf der CES zu NFC nur Schweigen zu hören ist”, sagt Rosalind Craven, Senior Analystin bei IDC gegenüber iPhoneWelt. “NFC ist so weit weg davon, ‘heiß und sexy’ zu sein, wie es nur sein könnte : Es ist als Thema schon eine Weile unterwegs, die Anwendungsbeispiele verändern sich nicht und trotz des Rummels hat es bisher versagt, diesen in die Praxis umzusetzen.”

Stattdessen zeigt die CES unter anderem jede Menge Bluetooth-Fitnessgeräte, Bluetooth-Heimsteuerung und iBeacons – “Indoor-Navigation ist ein Feld, wo Bluetooth Smart vieles bietet, was NFC nicht kann”, so Craven.
Vorreiter Apple
Apple ist einer der größten Verfechter neuer Bluetooth-Technologie. Analystin Craven: ” Apple interessiert sich überhaupt nicht für NFC , deshalb geben sie Vollgas bei neuen, spannenden Anwendungen für Bluetooth Smart. Kein Wunder, dass bei der CES die hippen, coolen Dinge auf der Bluetooth-Seite passieren.” Das iPhone 4S war das erste Smartphone mit Bluetooth 4. iOS 7 hat einige innovative Funktionen für Bluetooth Smart im Quellcode verborgen, der unter anderem automatischen Datenabgleich im Hintergrund erlaubt oder Push-Benachrichtigungen auf Bluetooth-Peripherie.

NFC noch nicht tot
„Man könnte behaupten, dass Bluetooth Smart NFC überflüssig macht, aber viele würden sagen, dass NFC dennoch seine eigenen Stärken hat“ sagt Craven. Beim mobilen Bezahlen habe NFC einen Vorsprung, es sei viel Zeit und Energie in die Entwicklung von entsprechenden Produkten geflossen. Auch bei der Sicherheit bei Beispielen wie elektronischen Türschlössern und mobilem Bezahlen habe NFC derzeit noch die Nase vorn. “Dabei sollte man aber daran denken, dass die Zukunft der digitalen Geldbörse noch völlig in der Luft schwebt, NFC ist nur eine der möglichen Lösungen”, erklärt Rosalind Craven.

Falls NFC scheitern sollte, müsse das nicht an der Bluetooth-Alternative liegen, denn obwohl Bluetooth immer neue Anwendungsfelder findet, seien beide nur indirekt Konkurrenten. “NFC war immer so positioniert, dass es Bluetooth ergänzen kann, beispielsweise als Pairinghilfe bei Bluetooth-Lautsprechern.”