Viel Augenmerk setzt die Spiegelreflexkamera (auch DSLR genannt) Nikon D3200 auf Anfänger und auf Fotografen, die nur wenig, dafür in guter Qualität fotografieren möchten. Dazu bietet die Kamera auf dem Wahlrad bereits acht Programmautomatiken, darunter beispielsweise „Auto“, Fotografieren ohne Blitz, Landschaft, Sport, Gegenlicht-Portrait bis Makro.

Bisher nichts Ungewöhnliches, denn mit dieser Ausstattung kommen alle digitalen Spiegelreflexkameras der Einsteigerklasse. Nikon möchte jedoch den unerfahrenen Fotografen mit dem sogenannten „Guide“-Modus an die Hand nehmen. Hier hat man zunächst drei Wahlmöglichkeiten: Fotografieren, Anzeigen/Löschen und System. Unter „Fotografieren“ stehen unter „Einsteiger“ und „Fortgeschrittene“ weitere Programmautomatiken bereit. „Einsteiger“ bietet die Wahl zwischen neun Programmautomatiken, die sich teilweise mit den Programmautomatiken auf dem Wahlrad überschneiden. Fortgeschrittene können zwischen Programmautomatiken wählen, die mehr technische Aspekte statt Aufnahmesituationen beschreiben. So lässt sich hier beispielsweise „Unscharfer Hintergrund“ wählen. Analog zum Einsteigermenü entspricht dies der Portrait-Programmautomatik, die dafür sorgen soll, dass – bei möglichst offener Blende – der zu Portraitierende optisch vom Hintergrund freigestellt werden soll.
Da man sich nach kurzer Zeit ohnehin recht schnell in die Fotografiegrundlagen einarbeitet und einige Einstellungen nur mit anderer Bezeichnung doppelt vorhanden sind, finden wir die Aufteilung störend. Dadurch ist ein weiterer Klick erforderlich, um an die gewünschten Programmautomatiken zu gelangen.
Nikon D3200
Nikon
Preise: Gehäuse € 550, CHF 735; mit Testobjektiv 18-55 mm VR: € 630, CHF 840
Note: 1,9 gut
Leistung (50%) 1,9
Ausstattung (20%) 2,0
Handhabung (20%) 1,8
Stromverbrauch (10%) 2,0
Vorzüge: Sehr leicht zu bedienen, sehr gute Bildqualität bis ISO 400, ordentliches Kit-Objektiv (VR-Version!)
Nachteile: Autofokus während Video-Aufnahme nicht empfehlenswert, langsamer Autofokus im Liveview-Modus
Alternative: Canon EOS 1100D , diverse Systemkameras
Bildsensor: APS-C-Größe, CMOS, 24,2 MP; Bajonett: Nikon F; Speicher: SDHC/SDHX-Steckplatz; ISO: 100 bis 16 000 und Hi 1 (entspricht ISO 12 800); Verschluss: 1/4000 bis 30 s, Bulb (Langzeit); Display: 3,0 Zoll, 921 000 Pixel; Videoformat max: 1920 x 1080 Pixel (25p)
Doch auch großes Lob erhält die Nikon D3200 von uns: In den Menüs und der Benutzerführung findet man sich sehr schnell und intuitiv zurecht. Auch Aufnahmefunktionen für Fortgeschrittene fehlen nicht, so sind Halbautomatiken und der manuelle Betrieb möglich. Diese Einstellungen werden oft „PSAM“ (Program, Shutter, Aperture, Manuel) genannt, und so steht das auch auf dem Wahlrad der Nikon D3200. Das Display der Kamera stellt grafisch sehr anschaulich die Blendenöffnung (Aperture) dar wie auch die Verschlusszeit (Shutter) und eine Warnung bei Über- sowie Unterbelichtung. Dies ist übrigens bei anderen Nikon-Kameras der Einsteiger- und Amateurklasse, beispielsweise der Nikon D5100, ebenfalls üblich.
Fortgeschrittene Anwender können über das Menü aufgenommene Fotos mit Effekten versehen, darunter der derzeit so beliebte Miniatur-Effekt (oft auch als Tilt-Shift-Effekt bezeichnet) oder eine Perspektivkorrektur. Wie es sich für eine Spiegelreflexkamera gehört, kann man auch mit der Nikon D3200 Fotos im RAW-Format aufnehmen. Mit dabei ist, wie seit Jahren selbst bei Nikons Kompaktkameras üblich, die D-Lightning-Technik. Mit dieser Funktion ist es möglich, bei sehr kontrastreichen Fotos etwas mehr Zeichnung in die hellsten und dunkelsten Bildelemente zu bekommen. Dies lässt sich indes auch nachträglich mit den Lichter- und Schatten-Korrekturen in iPhoto , Aperture oder Adobe Photoshop Lightroom korregieren.
Liveview
Wie mittlerweile alle aktuellen Spiegelreflexkameras verfügt auch die Nikon D3200 über einen sogenannten Liveview-Modus, der Anfang 2006 erstmalig in der Olympus E-330 zum Einsatz kam. Dabei klappt der Spiegel der Kamera nach oben und gibt den Weg auf den Bildsensor frei. Auf diese Art kann die Kamera das aufzunehmende Bild digital auf dem rückwärtigen Display anzeigen, auch sind so erst Videoaufnahmen mit einer Spiegelreflexkamera möglich. Der Nachteil ist allerdings der deutlich langsamere Autofokus, denn im Liveview-Modus muss statt des viel schnelleren Phasen-Autofokus der Bildsensor über eine Kontrastmessung die Schärfe bestimmen. Einen Kompromiss hat Sony mit einigen Kameras der Alpha-Serie eingeführt, deren fest verbauter Spiegel einen Teil des einfallenden Lichts zum Phasen-Sensor umleitet.
Auch die Nikon D3200 braucht im Liveview-Modus merklich länger zum Scharfstellen auf das Motiv als im herkömmlichen Sucher-Betrieb, weshalb sich die Kamera im Liveview-Modus nicht für Spontan-Aufnahmen eignet. Dafür arbeitet der Autofokus technisch bedingt im Liveview exakter als der Phasen-Autofokus und ist somit für Makro-Fotografen die erste Wahl.
Video
Spiegelreflexkameras sind in aller Regel nur für Videoaufnahmen geeignet, wenn man manuell fokussiert und Zoomfahrten vermeidet. So auch bei der Nikon D3200: Hier machen sich die Zoomgeräusche während einer Aufnahme sehr störend bemerkbar, zudem braucht der Autofokus vor allem bei etwas weniger Licht recht lange, um den Schärfepunkt zu treffen. Bis der Schärfepunkt gefunden wird, muss man oft mit einem pumpenden Fokus leben. Die Kamera verwendet zudem lediglich ein eingebautes Mono-Mikrofon mit ausreichender Tonqualität. Wer eine bessere Tonqualität möchte, kann ein Stereo-Mikrofon mit 3,5-mm-Mini-Klinkenstecker verwenden. Videos lassen sich zudem direkt per HDMI an einem HD-fähigen Fernseher betrachten.
Die Videoauflösung liegt bei maximal 1920 x 1080 Pixel mit 25 Vollbildern pro Sekunde. Videos speichert die Nikon D3200 im platzsparenden H.264-Format als Quicktime-Film (.mov). In iMovie lassen sich die Filme problemlos importieren und bearbeiten.
Test Bildqualität der Nikon D3200
Auf den ersten Blick spektakulär ist die hohe Auflösung des APS-C-Bildsensors, die satte 24 Megapixel beträgt. Damit ist die Nikon D3200 die Spiegelreflexkamera mit der höchsten Auflösung ihrer Klasse. Doch bei einer solch hohen Auflösung steigt das Bildrauschen bei höherer Empfindlichkeit stärker an als bei einer moderaten Auflösung von beispielsweise zwölf Megapixel. Im Test spiegelt sich dies bei den Labormessungen wider: Bis ISO 400 fällt das Farbrauschen nicht auf, ab ISO 800 macht es sich zunehmend negativ bemerkbar.

Dafür ist die Bildqualität bei niedrigen ISO-Stufen ausgezeichnet: Die Eingangsdynamik, also die Fähigkeit, die dunkelsten und hellsten Bereiche eines Bildes in hohem Umfang darzustellen, ist bis ISO 200 sehr gut, lässt dann aber etwas nach und erreicht spätestens ab ISO 800 nur noch befriedigende Werte. Die Ausgangsdynamik, also die Fähigkeit, Farbnuancen fein darzustellen, ist sehr gut. Besonders dunkle Bildbereiche kann die Nikon D3200 detailliert wiedergeben beziehungsweise sie hat noch genügend Tiefenzeichnung für eine spätere Bildkorrektur. Die Scharfzeichnung ist angenehm moderat. So wirken die Bilder vielleicht nicht so knackscharf wie bei anderen Kameras, die hier kräftiger nachschärfen, dafür lassen sich die JPEG-Bilder besser am Mac nachschärfen.
Insgesamt legt die Nikon D3200 eine sehr ordentliche Bildqualität bei niedrigen Empfindlichkeitsstufen bis ISO 400 hin. Dann lässt die Bildqualität allerdings sichtbar nach, ist jedoch auf mindestens dem gleichen Niveau wie vergleichbare Spiegelreflexkameras.
Objektiv
Kit-Objektive von Einstiegskameras taugen in der Regel nicht viel. Aber das getestete 18-55-mm-VR-Objektiv der Nikon D3200 macht eine vergleichsweise gute Figur, auch wenn es nur eine Lichtleistung ab 1:3,5 im Weitwinkel beziehungsweise gerade mal ab 1:5,6 im Tele-Bereich aufweist. Die Verzeichnung tritt wie üblich nur im Weitwinkel auf, doch wird dies ja oft als Stilmittel verwendet. Einzig die Randabdunkelung ist bei der Objektivqualität etwas zu bemängeln. Diese tritt besonders im Weitwinkel bei offener Blende schon mal sichtbar auf und erzeugt in unseren Labormessungen einen Abfall von einer Blendenstufe. Das Auflösungsvermögen der Kamera ist recht ordentlich und mit knapp 65 Prozent im Weitwinkel am höchsten. Zudem verteilt sich die Auflösung sehr gleichmäßig über alle Bildbereiche. An der linken Seite des Objektivs befindet sich neben dem Umschalter auf manuellen Fokus der Ein-/Ausschalter für den Bildstabilisator, da die Kamera selbst keinen besitzt.
Übrigens gibt es ein weiteres 18-55-mm-Kit-Objektiv mit der Bezeichnung AF-S DX-Nikkor 18-55 mm II, das ohne Bildstabilisator auskommen muss. Wir empfehlen hier dringend, das Objektiv mit der Bezeichnung „VR“ zu wählen, denn in der Praxis leistet der Bildstabilisator gute Arbeit. Doch wie bei allen Einstiegskameras gilt auch hier, dass ein hochwertigeres Objektiv deutlich mehr Bildqualität aus der Kamera kitzeln kann.

Nikon-Software
Kaum beachtet wird oft die den Kameras beigelegte Software. Und tatsächlich verursachen viele der mitgelieferten Programme mehr Pein als Freude. Doch die Software View NX 2 ist einen Blick wert: Ihre Stärke liegt in der sehr schnellen und unkomplizierten Möglichkeit, Fotos zu sichten. So eignet sie sich tatsächlich gut für eine schnelle Vorauslese unbrauchbarer Fotos. Die Bildbearbeitungsoptionen sind zwar nicht üppig, doch immerhin kann man seinen RAW-Bildern mit dem Tool Picture Control einen eigenen Look verpassen, hier lassen sich auch eigene Voreinstellungen speichern.

Test Nikon D3200: Empfehlung
Für den recht niedrigen Preis erhält man mit der Nikon D3200 eine sehr leicht bedienbare Kamera, die bei guten Lichtverhältnissen ausgezeichnete Bilder macht. Die Videofunktion ist nur bei manuellem Fokus interessant, die Bildqualität ist auch hier gut. Ungeübte Anwender, die zudem öfter Videos erstellen wollen, sollten eher eine Systemkamera oder die Sony Alpha 35 wählen.