Auf der diesjährigen WWDC hat Apple mit Mavericks die neueste Fassung seines Desktop-Betriebssystems OS X vorgestellt. Wer bis zum anvisierten Release im Herbst (vermutlich Ende Oktober) nicht mehr auf die neuen Features von Mavericks warten möchte, kann mit einigen Tools und Programmen viele Funktionen von OS X Mavericks bereits jetzt unter OS X 10.8 Mountain Lion oder OS X 10.7 Lion nachbauen und nutzen.
iCloud-Schlüsselbund schon heute
So zum Beispiel den neuen iCloud-Schlüsselbund, der Passwörter und Login-Daten aus Safari über iCloud synchronisiert und selbstständig sichere Passwörter vorschlägt. Mit der Shareware 1Password von Entwickler Agilebits existiert bereits jetzt eine leistungsstarke und mit vielen praktischen Funktionen ausgestattete Alternative zum kommenden iCloud-Schlüsselbund. So hilft 1Password beim Verwalten von Passwörtern und beim Ausfüllen von Formularen und bietet daneben ein praktisches Browser-Plug-in, das gespeicherte Logins auf Wunsch direkt im Browser einträgt oder – wie auch das Schlüsselbund-Feature von Mavericks – sichere Passwörter vorschlägt. Dank der ebenfalls erhältlichen iOS-App und der Möglichkeit via iCloud oder Dropbox die verschlüsselte Login-Datenbank zu synchronisieren, haben Sie mit 1Password Ihre Passwörter auch am iPhone zur Hand.

Keychain2Go ermöglicht ebenfalls bereits jetzt schon den Abgleich des Schlüsselbundes zwischen mehreren Macs und iOS-Geräten. Im Schlüsselbund speichert das System Anmeldedaten und Passwörter. Das Tool greift auf den Schlüsselbund des Systems zu und kann die dort gespeicherten Anmeldedaten im Heimnetzwerk bereitstellen. Hat man auf einem anderen Mac oder iPhone eine Version von Keychain gestartet, kann man nach einer Passworteingabe die Daten abgleichen. Datenverkehr zwischen den Apps erfolgt verschlüsselt. Die iOS-Version macht die Schlüsselbunddaten über eine Browser-Oberfläche sichtbar. Eine Webseite kann das Tool allerdings nicht direkt öffnen, Anmeldedaten wie Passwörter muss man per Zwischenablage eintragen. Vor der Nutzung des Tools empfehlen wir ein Backup der Schlüsselbunddateien. Als alternative, ebenfalls plattformübergreifende Lösung bietet sich auch Splash ID an, das sowohl für PC und Mac, als auch für iOS, Android, Windows Phone und Blackberry verfügbar ist.
Besser Arbeiten mit mehreren Displays
Dank Multimon , einer knapp 9 Euro teuren App aus dem Mac App Store lassen sich diese Mankos zumindest teilweise auflösen. Zum Beispiel bietet Multimon auf angeschlossenen Monitoren eine zweite Menüleiste an, was die Navigation in OS X deutlich vereinfachen.
Außerdem werden Fenster beim Verschieben zwischen unterschiedlich großen Bildschirmen automatisch skaliert. Wollen Sie nur eine zusätzliche Menüleiste für Ihren zweiten Monitor, könnte Secondbar interessant sein. Diese Menüleisten-App fügt wie ihr Name schon verrät eine zweite Menüleiste hinzu und ist komplett gratis. Ebenfalls einen Blick wert ist das Tool Window Tidy aus dem Mac App Store: Dieser kleine Helfer hilft bei der automatischen Anordung von Fenstern auf dem Bildschirm und sorgt so für Ordnung. Was jedoch keine bekannte Lösung bieten kann, ist eine Verbesserung der Darstellung von Vollbild-Apps in einer Arbeitsumgebung mit mehreren Bildschirmen – hier muss der Release von OS X Mavericks abgewartet werden.
Musik und Lesen
Auf der WWDC stellte Apple außerdem iTunes Radio vor, einen personalisierten Internetradiodienst. Dieser startet jedoch ebenfalls erst im Herbst und steht vorerst nur in den USA zur Verfügung. Der Dienst erstellt anhand gehörter oder gekaufter Musiktitel eigene Radiosender und Playlisten. So ähnlich funktioniert auch Last.fm. Den Musikdienst gibt es als kostenlose App , sodass er sich auch auf dem iPhone nutzen lässt. Nach dem Start und der Anmeldung geben Sie Ihren Lieblingsinterpreten ein. Last.fm stellt daraus einen persönlichen Radiosender zusammen, indem er Musik zum Beispiel von den Beatles und Bands ähnlicher Stilrichtung abspielt.

Mit iBooks will Apple ein von iOS bekanntes Feature auch auf dem Mac heimisch machen – in unserem Hands-On haben wir bereits einen ersten Blick auf die neue Lese-Software und Bibliotheksverwaltung geworfen. Da iBooks aber auf das Apple-Ökosystem beschränkt ist, bietet sich mit der Freeware Calibre eine sehr gelungene Alternative für die Verwaltung Ihrer digitalen Bibliothek an. Das Tool verließ erst jüngst nach langem Testen die Betaphase und versteht sich auf alle gängigen E-Book-Formate, beispielsweise Epub, Mobi oder PDF, sowie auf alle gängigen E-Book-Reader (egal ob Kindle, Kobo oder iPad). Besonders praktisch ist die die Möglichkeit, Calibre-Ebooks an iTunes zu übertragen. Wer sich dagegen ausschließlich in Amazons Kindle-Welt bewegt, darf einen Blick auf die Kindle-Lese-App werfen. Sie synchronisiert alle beim Versandriesen gekauften digitalen Bücher und dient gleichzeitig als komfortable Lese-App.
Mehr Funktionen für den Finder

Mit Mavericks lassen sich künftig im Finder mehrere Tabs nebeneinander öffnen, wie man es auch vom Browser her kennt. Total Finder macht diese Funktion auch schon für ältere Betriebssysteme nutzbar. Nach der Installation wird der Finder neu gestartet und unterstützt ab sofort Tabs. Über ein Menüleistensymbol kann man weitere nützliche Optionen nutzen. Praktisch bei Kopieraktionen ist etwa der Dual-Mode, bei dem man zwei Ordner nebeneinander öffnen kann. Auf Wunsch zeigt Total Finder auch unsichtbare Dateien, mit der Option „Visor“ kann man eine bestimmte Finder-Ansicht per Tastenbefehl aufrufen. Einen ähnlichen Ansatz bietet das Finder-Tool Pathfinder , das voll auf erhöhten Komfort durch Finder-Tabs setzt. Ebenfalls in die Kategorie der Finder-Erweiterungen zählt das Tool Forklift . Neben der Möglichkeit, über Tabs mehr Übersicht beim Verwalten der Inhalte auf dem Mac zu erreichen, ist Forklift auch noch ein vielseitiger und leistungsstarker Client für FTP, SFTP, Amazon S3 sowie WEBDav – und damit auch weit mehr, als nur eine weitere Finder-Alternative.
Nach der Installation der Finder-Erweiterung Xtra Finder kann man aus einer Liste an achtzehn Zusatzfunktionen auswählen. Der Finder zeigt dann etwa in der Menüleiste die zusätzliche Option „Ausschneiden“ oder „Verschieben nach“, kann ausgeblendete Dateien anzeigen und einen Ordner in einem neuen Fenster öffnen. Das wahlweise per Menüleisten-Tool oder einen Eintrag in der Menüleiste konfigurierbare Tool kann einen Befehl außerdem als Root ausführen und kopiert den Pfad zu einer Datei in die Zwischenablage – wahlweise als URL, HFS-Pfad, Windows-Pfad, Terminal-Pfad, Short Path oder Short URL. Interessant ist eine Auswahlfunktion, die in einem eigenen Fenster arbeitet.

Als Alternative zum Finder ist das Organisations-Tool Leap gedacht. Das schnelle Auffinden von Dokumenten ermöglicht Leap über eine gefällige Oberfläche mit Dokumentarten, Tags, Ordnern, Verzeichnissen und Vorschaubildern, die per Lupe oder Quicklook vergrößerbar sind. Suchanfragen lassen sich speichern und mit Verweisen versehen. Leap setzt vor allem auf die Verschlagwortung (Tagging) von Dokumenten. So kann die Suche systemweit sehr viel flotter und effizienter vonstatten gehen. Die Dokumente präsentiert Leap 2.0 in einer gefälligen Oberfläche. Vom gleichen Entwickler, Ironic Software, stammt auch das Tool Yep , das PDF-Dokumente durch Verschlagwortung und Tags organisiert.
Verschlagwortung ist auch das Stichwort, unter dem Houdah Spot steht. Das Programm will dabei mit Spotlight konkurrieren und bietet einen größeren Funktionsumfang, als Apples eigene Suche. So kann das Tool beispielsweise an verschiedenen Orten suchen oder Dateien mit Tags versehen. Mit Default Folder X dagegen lässt sich der “Sichern unter”-Dialog von OS X erweitern und ebenfalls mit erweiterten Funktionen wie Tags ausstatten.
Einschätzung
Schon jetzt lassen sich einige Funktionen, die Apple mit OS X Mavericks in wenigen Wochen einführen wird, auf aktuellen Macs mit Mountain Lion oder älteren Geräten mit Lion nachbauen. Gerade Tools wie Forklift, Total Finder oder 1Password können in Sachen Funktionsumfang und Nutzerfreundlichkeit punkten – wenngleich beispielsweise Apples iCloud-Schlüsselbund oder die neuen Finder-Funktionen wie Tabs und Tags ungleich tiefer im System verankert sein werden. Wie sich die vorgestellten Tools dann im Vergleich zu den nativen Funktionen von Mavericks schlagen werden, müssen wir bis zum finalen Release von OS X Mavericks abwarten. Wer aber nicht auf Mavericks upgraden kann oder will, kann einige der nützlichen Neuerungen auf diesem Weg nachrüsten.