Im Rahmen des Formel-1-Grand-Prix von Monaco hat Kaspersky eine Weiterentwicklung seiner bisherigen Securitiy-Software für den Mac vorgestellt. Dabei hat man für den Nachfolger von Kaspersky Security for Mac einen deutlich universaleren Ansatz gewählt, als bei den Vorgängern. Gab es bislang für jede Plattform ein eigenes Tool zum Erkennen und Entfernen von Malware, ist der neue Ansatz, eine Technologie und eine Datenbank für alle Systeme zu nutzen.
Braucht es eine dezidiertes Anti-Malware-Tool?
Richtiger müsste es eigentlich heißen: OS X ist sicherer – sicherer als beispielsweise Microsofts Windows-Bertiebssysteme. Das liegt in erster Linie daran, dass Apple Mountain Lion ab Werk recht strikte Sandboxing-Richtlinien spendiert hat. Außerdem stellen die unzähligen Windows-Schädlinge für den Mac keine Gefahr dar.
Dass es aber beispielsweise durch Sicherheitslücken in Zusatzprogrammen wie Oracles Java-Plugin für alle gängigen Browser zu ernsten Problemen kommen kann, hat der berühmte Flashback-Trojaner 2012 gezeigt – und auch Anfang 2013 mussten einige US-amerikanische Firmen – unter andrem auch Apple selbst – die Erfahrung machen, dass eine präparierte Website und ein Java-Exploit ausreichen um ein Firmennetzwerk zu kompromittieren. Doch was sollten Sie tun?
Empfehlung
Ganz klar: Nutzen Sie in Ihrem Netzwerk verschiedene Betriebssysteme, also beispielsweise Windows-Rechner und Macs nebeneinander, können Sie von einem Mac aus auch die verbundenen Windows-Rechner mit Malware „versorgen“ (beispielsweise per Mail) – hier lohnt es sich in jedem Fall über eine Anti-Malware-Lösung nachzudenken. Für Heimanwender, die nur einen Mac nutzen gilt:
Ein Malware-Schutz kann nicht schaden! Sie sollten sich allerdings auch darüber im Klaren sein, dass ein im Hintergrund laufender Prozess gerade bei etwas älteren oder nicht ganz so Leistungsstarken Macs zu Performanceproblemen führen kann. Darüber hinaus sollten Sie in jedem Fall Ihren Mac stets aktuell halten und auch Flash und Java im Blick behalten!
Safety First
Im Gespräch mit den anwesenden Sicherheitsexperten Vartan Minasyan und Vicente Diaz wird klar: Die Bedrohungslage für Mac-User ist zwar bei weitem nicht so groß wie das für Windows-Nutzer gilt. Aber: In den vergangenen Jahren konnte ein steter Anstieg der Zahl an Bedrohungen beobachtet werden. Gerade weil OS X gemeinhin als sicher gilt, konnte beispielsweise der Flashback-Trojaner , der einen Exploit in Oracles Java Runtime-Environment nutzt, sich auf tausenden Macs weltweit einnisten und ein riesiges Botnet bilden.

Oder Pintsized.A , der zu Beginn des Jahres die Firmennetzwerke großer US-amerikanischer Firmen – darunter Apple und Microsoft – kompromittierte. Das Problem, so die Experten von Kaspersky, sei in erster Linie die mangelnde Wachsamkeit der Anwender gegenüber solchen Bedrohungen, deren Zahl im Jahr 2012 um etwa 30 Prozent angestiegen ist. Um besser auf die Bedrohungslage auch für Mac-Nutzer reagieren zu können, hat Kaspersky Lab sein bisheriges Sicherheitsprogramm, Kaspersky Security for Mac weiterentwickelt und auf den Leistungsstand der bereits für den PC erhältlichen Internet Security Suite gebracht.
Echtzeitschutz
Kernstück der Kaspersky Internet Security for Mac (KIS) ist die Implementierung einer verbesserten Such-Engine, die Mac-User in Echtzeit vor Bedrohungen schützen soll. Dabei nutzt KIS für den Mac die bereits von der PC-Version bekannte Kombination aus definitionsbasierter, Cloud-basierter und heuristischer (proaktiver) Erkennung von Bedrohungen wie Viren, Trojanern, Bots, Spyware und anderen Bedrohungen – eine Kombination, die Kaspersky Lab bislang noch nicht auf den Mac bringen konnte.

Für die definitionsbasierte „Core Protection“ werden von Seiten des Herstellers stündlich die Definitionen aktualisiert, das Cloud-basierte „Kaspersky Security Network“ (KSN) sorgt für die schnelle Aufnahme neuer Bedrohungen in die Definitionsliste des russischen Herstellers. Der proaktive Schutz von KIS komplettiert das Technologiepaket: Durch Verhaltensanalyse können so auch neue Bedrohungen schnell als solche identifiziert werden. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Schutz während des Surfens im Internet. KIS scannt bereits vor dem Öffnen einer URL die Seite auf mögliche Bedrohungen und Pishing-Versuche, genauso wie alle Downloads einer Untersuchung unterzogen werden. Das sorgt dafür, dass dem Anwender beim unvorsichtigen Surfen das Nachdenken über möglicherweise schadhafte Webseiten und Inhalte abgenommen wird.

Teil dieses Konzeptes ist der „URL Advisor“, der als Browser-Plug-in die Reputation und Glaubwürdigkeit von Webseiten einstuft. Um beim Umgang mit vertraulichen Daten nicht durch das Auslesen von Tastatureingaben gefährdet zu werden, hat man für die Internet Security auch die Virtuelle Tastatur hinsichtlich Ihrer Performance verbessert. Diese läuft ebenfalls als Browser-Plug-in und lässt sich bei Eingaben in Anmeldefenstern einblenden.
Verbesserte Kindersicherung

Neben dem Schutz der eigenen digitalen Identität und der Integrität der Nutzerdaten spielt auch der Schutz von Kindern im Web eine wesentliche Rolle – gerade seit auch über soziale Netzwerke Malware und andere Bedrohungen kursieren. Die Einstellungen der Kindersicherung von KIS ergänzen dabei diejenigen der OS-X-Kindersicherung. Neben Funktionen wie der Beschränkung des Zugriffs auf bestimmte Domains, Zeitlimits für den Internetkonsum und Safe-Search lässt sich mit KIS auch das gesamte Social-Media-Verhalten per Kindersicherung reglementieren und so bestimmte Facebook-Kontakte sperren – mit Blick auf Cyber-Mobbing und andere Formen der Online-Kriminalität kann das ein praktisches Feature sein. Zumal sich von KIS auch Berichte über die Internetaktivitäten von überwachten Accounts erstellen lassen.
Endlich OS-X-like
Eines der augenfälligsten neuen Features ist eine optisch deutlich ansprechendere grafische Nutzeroberfläche der neuen Version von Kaspersky Internet Security. Neben der Oberfläche hat man aber auch weite Teile der Menüstruktur verschlankt und so deutlich zugänglicher gemacht – Kaspersky nennt das ein Design, das mehr „Mac-like“ sein soll. Ein Wunsch, der zumindest optisch erfüllt wird.

Denn KIS kommt mit einem flachen und übersichtlichen Design daher, das wie gewohnt von einer Ampel-ähnlichen Statusanzeige dominiert wird. Die einzelnen Suchoptionen wie „Schnelle Untersuchung“ oder „Virensuche“ sind so schnell zu erreichen – genauso übrigens wie die bereits erwähnten Browser-Plug-ins. Ebenfalls lobenswert: Obwohl KIS sich noch im Beta-Stadium befindet, konnte die von uns ausprobierte Version in Sachen Performance überzeugen. Auf die Leistung von KIS angesprochen, bestätigte Vartan Minasyan, dass man sich das Anti-Malware-Tool ähnlich sparsam vorstellen könne, wie beispielsweise Microsofts Skype. Und tatsächlich: Im Ruhemodus läuft der Dienst „Kaspersky Security Agent“ ziemlich ressourcenschonend (auf einem 2008er iMac mit einer CPU-Auslastung von knapp einem Prozent).

Lediglich wenn das Programm eine vollständige Überprüfung durchführt, macht sich das bei der Gesamtleistung bemerkbar, die Auslastung springt auf etwa zwölf Prozent. Wirklich störend ist das nicht. Was hingegen ziemlich stört, ist die Instabilität der Beta-Version, die sich nach Neustarts regelmäßig aufhängt, Updates nicht korrekt installiert oder nicht aus dem Ruhemodus aufwacht. Da hat Kaspersky bis zum finalen Release, der derzeit für August angepeilt ist, noch einiges zu tun.
Anti-Malware: Gratis-Alternativen im Mac App Store
Symantec iAntivirus
Die Norton-Macher von Symantec haben mit iAntivirus eine kostenlose Anti-Viren-Lösung im App Store. Diese funktioniert nach dem On-Demand-Prinzip, d.h. dass die App nicht eigenständig im Hintergrund nach Bedrohungen durch Downloads oder externe Speichermedien sucht, sondern nur durch den Anwender angestoßen bestimme Ordner durchsucht. Mit „nur“ vier Scan-Modi (Ganzes System, Home-Verzeichnis, Bestimmter Ordner oder Facebook-Pinnwand) kommt die App ziemlich aufgeräumt daher, bietet jedoch mit der Funktion „Scan your Facebook Wall for threats“ eine interessante Funktion, die die Konkurrenz im App Store nicht bietet. Die Performance ist dabei Ok, wenngleich beim Komplettscan die Macbook-Lüfter für einige Minuten ansprangen.
Hersteller: Symantec , kostenlos
Bitdefender Virus Scanner
Auch der bekannte Entwickler von Anti-Malware-Software Bitdefender hat mit dem Virus Scanner ein kostenloses Tool im Mac App Store – mit Blick auf die Zahl der Downloads und der Userbewertungen sogar ein sehr beliebtes. Denn Bitdefenders Gratis-Tool nutzt die selben Engines wie die „großen“ und damit kostenpflichtigen Versionen des Herstellers. Die Oberfläche ist im Vergleich zum Norton-Tool etwas weniger verspielt und geradliniger. Es scannt neben laufenden Anwendungen, dem kompletten System oder ausgewählten Orten auch kritische Bereiche von OS X. Aber: Auch die Bitdefender-App funktioniert nur On-Demand, der Nutzer muss also selbst tätig werden und die jeweiligen Scans starten.
Hersteller: Bitdefender , kostenlos
Intego Virus Barrier Express
Neben Symantec und Bitdefender bietet auch die im texanischen Austin beheimatete Sicherheitsfirma Intego, die sich seit ihrer Gründung 1997 auf Anti-Malware-Tools für Macs spezialisiert hat, ein Gratis-Programm an: Intego Virus Barrier Express. Wie Bei den Konkurrenten bietet auch Integos Lösung On-Demand-Scans bestimmter Systembereiche oder einzelner Dateien an. Im Vergleich zu Nortons iAntivirus bietet Integos Mac-App aber Zeitpläne für tägliche, wöchentliche oder monatliche Scans Ihres Mac an. Ein Surf-Schutz ist aber nicht enthalten.
Hersteller: Intego , kostenlos
Clamxav
Alten Mac-Hasen dürfte Clamxav ein Begriff sein: Schon 2004 kam die erste, auf der Open-Source-Engine ClamAV basierende Version heraus. Zehn Jahre später ist Clamxav die wohl beliebteste Open-Source-Anwendung gegen Malware für OS X. Neben den „üblichen“ Features wie Scans bestimmter Verzeichnisse beitet Clamxav aber einen großen gegenüber den drei anderen Apps: der Sentry (zu deutsch: Wächter). Dieser Hintergrunddienst überwacht vom User ausgewählte Ordner automatisch und bietet damit neben den On-Demand-Scans einen gelungenen und nützlichen Mehrwert. Leider ist der Sentry in der Version aus dem Mac App Store aufgrund der strikten Sandboxing-Richtlinien Apples nicht enthalten – wohl aber in der Version, die der Entwickler Mark Allan auf seiner Homepage anbietet.
Hersteller: Mark Allan , kostenlos
Fazit
Die Beta-Version von Kaspersky Internet Security , die wir uns im Rahmen einer Presseveranstaltung ansehen konnten und im Anschluss ausführlich getestet haben, macht bereits in diesem recht frühen Stadium einen guten Eindruck. Die neue Oberfläche fügt sich optisch gut in OS X ein, lässt sich flott bedienen und erfordert wenig Aufmerksamkeit seitens Nutzer. Lediglich die Tatsache, dass die Beta-Version von KIS etwas instabil daherkommt, trübt den angesichts der Hardware-schonenden Performance guten Gesamteindruck. Sollte Kaspersky Lab die kleineren Probleme bis zum (vorläufigen) Release-Termin im August in den Griff bekommen, erwartet den Mac-Nutzer ein gelungenes Sicherheitspaket.