Apple hatte im Vorfeld der WWDC mit hohen Erwartungen zu kämpfen – und hat zu Beginn der Entwicklerkonferenz mehr als nur ein Pflichtprogramm abgehalten. Die Design-Änderungen von iOS 7 sind teils spektakulär, auch beim Mac-Betriebssystem nimmt Apple einen neuen Ansatz. Das Hardwareupgrade für die Macbook Air ist logisch und der erste Blick auf den neuen mac Pro lässt für den Herbst einiges erwarten. Die Highlights der Keynote im Überblick.
WWDC-Keynote im Live-Ticker
Den kompletten Verlauf der Keynote können Sie hier nachlesen: ticker.macwelt.de
Die 24ste Ausgabe der WWDC war laut Apple-CEO Tim Cook innerhalb von 71 Sekunden ausverkauft, Entwickler aus 66 Ländern haben sich nach San Francisco aufgemacht, 64 Prozent davon sind das erste Mal auf einer Apple-Entwicklerkonferenz. Um den zu kurz gekommenen Interessenten entgegen zu kommen, will Apple täglich alle Sessions in seiner App zur WWDC übertragen. 100 Sessions und 120 Workshops hat Tim Cook für die Woche der WWDC versprochen, 1000 Apple-Ingenieure halten sich im Moscone Center auf und stellen sich den Fragen der Entwickler.
Fünf Jahre alt ist nun der App Store, 50 Milliarden Downlaods hat der erst kürzlich erreicht. 900.000 Apps stehen zur Verfügung, 93 Prozent werden mindestens einmal im Monat geladen. 375.000 Apps sind speziell an das iPad angepasst. 575 Millionen Konten hat Apple mittlerweile registriert “Mehr als jeder Online-Shop, den wir kennen”. In den letzten fünf Jahren hat Apple nun 10 Milliarden US-Dollar an Entwickler ausgezahlt. Drei Viertel aller Umsätze mit Apps werden mit der iOS-Plattform gemacht, gibt Cook bekannt.
72 Millionen Macs sind nun in Betrieb, freut sich Tim Cook, doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren. Der im Oktober vorgestellte iMac ist in den USA mittlerweile der am besten verkaufte Desktop-Rechner. Der gesamte PC-Markt ist in den letzten fünf Jahren nur um 18 Prozent gewachsen, der Mac um 100 Prozent. Vor einem Jahr hatte Apple mit der Einführung von OS X 10.8 Mountain Lionn angekündigt, auch für den Mac alljährlich ein neues Betriebssystem herauszubringen, der Mountain-Lion-Nachfolger hat dann doch länger als gedacht auf sich warten lassen.
OS X Mavericks – Das Ende der Großkatzen
Das nächste OS X wird nicht mehr nach einer Raubkatze benannt – “wir haben das erste Betriebssystem, das wegen eines Mangels an Katzen verzögert wurde,” scherzt der Software-Chef Craig Federighi. Der Name des neuen Systems lautet nun OS X Mavericks, inspiriert von der kalifornischen Heimat des Konzerns – auch künftige OS-X-Versionen werde man unter diesem Gesichtspunkt benennen. Der neue Ansatz der Nomenklatur müsse nun ebenso mindestens zehn Jahre halten, erklärt Federighi. Bis auf den Nebelparder (Clouded Leopard) hat Apple in der Tat schon alle Großkatzen durch und den Puma sogar doppelt verwendet, zuletzt als Mountain Lion.
OS X ist laut Apple das “fortschrittlichste Desktop-Betriebssystem” und an sich ausgereift. Apple hat es dennoch geschafft, neue sinnvolle Funktionen zu integrieren, die teils auf langjährige Wünsche der Benutzer zurück zu führen sind.
Tabs im Finder sollen etwa die Arbeit mit mehreren Fenstern erleichtern, mit Tags können Anwender ihre Daten auszeichnen – die Tags bleiben am Dokument und werden über iCloud synchronisiert. Apps im Vollbildmodus kann man nun auch auf mehreren Monitoren verwenden, auch auf jedem eine andere.
Mavericks bekommt auch unter der neuen Oberfläche Verbesserungen, die auf eine höhere Effizienz des Systems zielen. Federighi nennt komprimierten Speicher, App Nap und Timer Coalescing. Apps setzt OS X nun ähnlich wie in iOS in eine Art Ruhezustand, Speicher komprimiert das System, anstatt ihn auf die Festplatte auszulagern. Damit will Apple die Last der CPU um bis zu 72 Prozent reduzieren. Der Mac wird dadurch schneller und die Batterie soll länger halten. App Nap stellt fest, welche Programme im Vordergrund laufen und welche im Hintergrund und schickt letztere quasi schlafen. Die CPU-Last sinkt sofort, wie Federighi demonstriert.
Neben einem verbesserten Leseerlebnis in Safari bringt Apple nun in Mavericks nun auch eine iCloud-Keychain, die Passworte über alle angeschlossenen Geräte synchronisieren soll und die mit 256 AES verschlüsselt ist. Safari schlägt gar neue sichere Passworte vor und sichert sie in der iCloud-Keychain.
Erweitert hat Apple auch die Benachrichtigungen, man kann in ihnen etwa direkt Chat-Telegramme, Mails oder Facetime-Anfragen beantworten, ohne in die entsprechende App zu wechseln. Benachrichtigungen über Updates führen nun auch automatisch zur Aktualisierung der App im Hintergrund.
Kalender bekommt wie andere Apple-Apps nun ein deutlich flacheres Design, Apple verabschiedet sich von der Nachahmung von Ledereinbänden und dergleichen. Wie erwartet kommt die im letzten Herbst viel gescholtene App Maps nun auch auf den Mac, was etwa Routenplanung erleichtern soll. Hat man sich etwa auf dem Mac orientiert, kann man die Route aus Maps direkt an sein iPhone übertragen. Und noch eine iOS-App kommt auf den Mac: iBooks. Endlich kann man E-Books aus dem App Store nicht nur auf dem Mac kaufen, sondern auch dort lesen und in Schulbüchern mit Notizen und Lernkarten arbeiten. Kalender arbeitet mit Maps zusammen, plant man etwa einen Pizzaabend, schlägt der Mac Restaurants in der Umgebung vor und weist den Weg dorthin. Entwickler erhalten schon heute eine Beta-Version von Mavericks, im Herbst soll die finale Veröffentlichung erfolgen. Mehr zu OS X Mavericks lesen Sie in Kürze hier.
Neue Macbook Air
Das Macbook Air zeige im Zeitalter des iPad, wie die Zukunft des Mac aussehe, jubelt Phil Schiller in seiner Vorstellung der neuen Modelle. Das Macbook Air kommt mit Intels neuester Prozessorgeneration Haswell, die besonderen Wert auf Energieeffizienz legt. Die Batterielaufzeiten der Macbook Air sollen sich daher deutlich verlängern. Der neue Funkstandard 802.11ac ist nun verbaut, Apple bringt natürlich auch neue Basisstationen für Airport. Die Preise beginnen bei 999 US-Dollar (11 Zoll, 128 GB Flash-Speicher) und enden bei 1299 US-Dollar (13 Zoll, 256 GB Flash). Apple verkauft die Macbook Air ab sofort. Mehr zu den Macbook Air hier.
Vorschau auf Mac Pro
iWork will iCloud besser nutzen
Eine neue Version von iWork, bestehend aus Pages, Numbers und Keynote, will Apples Cloud-Service iCloud besser nutzen. Mittlerweile haben sich 300 Millionen Anwender für iCloud registriert. Während iCloud bisher für iWork als Hintergrunddienst arbeitete, werden die iWork-Apps nun auch über den Browser bedienbar, neue Dokumente lassen sich nun direkt in iCloud erstellen. Damit lässt sich auch von Windows-8-Rechnern aus auf die Apps von iWork zugreifen, Texte schreiben, Tabellen berechnen und Präsentationen erstellen. Apple stellt auch in iCloud Templates bereit. Die iCloud-Version verspricht Kompatibilität zu Browsern wie dem Internet Explorer oder Googles Chrome und natürlich Apples Safari. iWork für iCloud wird die Versionen für OS X und iOS jedoch nicht ersetzen, sondern ergänzen. Updates stellt Apple jedoch erst im Laufe des Jahres bereit, Entwickler stattet Apple ab sofort mit Beta-Versionen aus.
iOS 7 – Flaches Design und neue Funktionen
Apple hat bisher 600 Millionen iOS-Geräte verkauft: iPhone, iPod Touch und iPad. “Das Team hat hart an der neuen Version von iOS 7 gearbeitet, ich bin begeistert, heute iOS 7 vorstellen zu dürfen”: freut sich Tim Cook. iOS 7 sei gepackt mit vielen neuen Features und ringe die bisher meisten Änderungen im mobilen OS. In der Tat wird das Design deutlich flacher als bisher, OS X Mavericks hatte ja schon darauf schließen lassen. In einem Video führt Apple das neue Design vor, die Stimme von Johnny Ive erklärt das neue Aussehen. Craig Federighi geht auf der Bühne noch weiter ins Detail. Apps wie Messages, Kalender und Telefon kommen deutlich aufgeräumter und mit schlankeren Fonts daher, App-Icons wirken leichter. Imitate von Holz und Leder haben ausgedient.
Apple belässt es bei den Neuerungen aber nicht beim Aussehen, zehn neue Funktionen stellt Federighi besonders heraus. Etwa das von vielen gewünschte Control Center, über das man einfach etwa den Flugzeugmodus einschalten kann oder Komponenten wie Bluetooth aus, ebenso lässt sich die Musik-App daraus steuern. Das Control Center ist von überall, selbst vom Lockscreen aus, erreichbar. Überarbeitet hat Apple zudem das Multitasking. Das System soll nun selbst erkennen, wie oft man eine App nutzt und ihr entsprechend Prozessor zuteilen. Die Batterie werde damit geschont. Updates lädt iOS nun, wenn das iOS-Gerät am Strom hängt und erkennt Netzwerkbedingungen von selbst. Der Updateprozess werde unterbrochen, starte man eine App. Der Wechsel zwischen den laufenden Apps geht nun über eine Wischbewegung nach Doppelklick auf den Home-Button.
Safari kommt mit einer neuen Vollbildabsicht, der iCloud-Keychain und einer Kindersicherung sowie den von Mavericks bekannten Lesefunktionen. Durch Tabs hangelt man sich nun auf andere Weise, die ein wenig an Coverflow erinnert. Die Tabs liegen nun nicht nebeneinander, sondern wie in einem Karteikartenkasten aufgerollt. Wie in Safari auf dem Mac hat der neue Browser nur noch ein Eingabefeld, das automatisch Suchen von URLs unterscheiden soll.
Airdrop kommt wie zuletzt spekuliert auf iOS-Geräte, die Funktion ist in das Sharing-Menü integriert. Sharing soll auch mit mehreren Nutzern möglich sein, Das Sharing benötigt jedoch die jüngste Wi-Fi-Hardware und funktioniert erst ab dem iPhone 5 oder iPad 4, iPad Minin und iPod Touch 5.Gen.

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Fotos in iOS 7 sind nun in “Moments” organisiert, basierend auf den Aufnahmezeitpunkt und den Aufnahmeort. Das erleichtert den Überblick. Erweitert wird auch der Fotostream zu einem “Shared Photostream”, auch Videos lassen sich über iCloud-Fotosharing teilen. Mehr zu iOS 7 hier: Optischer Neustart für das iPhone .
Siri bekommt eine neue Oberfläche im Stil von iOS 7 und neue Stimmen. Zur Auswahl stehen in den unterstützten Sprachen jeweils eine männliche und eine weibliche Stimme. Die Sprachsteuerung versteht nun deutlich mehr Befehle, verspricht Apples Eddy Cue in seiner Präsentation, etwa auch zur Systemsteuerung. Integriert sind nun auch Twitter, Wikipedia und Microsofts Suchmaschine Bing.
Eine Erweiterung von Siri ist “iPhone in the Car”, iOS 7 blendet Informationen auf Sprachbefehl auf die Bildschirme kompatibler Fahrzeugmarken ein. Mehr zu Siri und iPhone in the Car hier .
Weitere Neuheiten: Automatische Updates, App-Empfehlungen nach Standort. Die Musik-App kommt mit einer neuen Oberfläche, etwa mit Ansicht der Cover im Landschaftsmodus.
iTunes Radio
Wie erwartet stellt Apple heute einen Streamingdienst für Musik vor: i Tunes Radio . Wie etwa in Pandora kann man sich eigene “Radiostationen” zusammenstellen, Apple bringt in den Grundeinstellungen bereits etliche Musikprogramme in iTunes Radio ein. Die App merkt sich die abgespielten Songs, aus iTunes Radio lassen sich direkt die Songs kaufen. iTunes Radio ist für Abonnenten von iTunes Radio kostenlos und nicht nur auf dem iPhone, iPod Touch und iPad verfügbar, sondern auch auf dem Mac und PC über iTunes und dem Apple TV. Für Anwender ohne iTunes Match ist iTunes Radio mit Werbung versehen. Apple startet mit dem Service in den USA und wird andere Länder nachziehen.
Weitere Neuheiten in iOS 7 sind etwa: Facetime Audio und eine neue Diebstahlsicherung: Per “Find my iPhone” gesicherte iPhones lassen sich nach Fernlöschung nicht mehr aktivieren.
iOS 7 steht Entwicklern ab sofort in einer Beta-Version zur Verfügung und kommt wie OS X Mavericks im Herbst auf den Markt.