Apple, wie ist es so in der Sackgasse? Den Mac Pro habt Ihr ja schon selbst zu einer solchen erklärt, nächstes Jahr soll der Neustart erfolgen. Das iPad steckt seit geraumer Zeit fest, das Modell vom Frühjahr 2017 ist zwar hinsichtlich seines Preis/Leistungsverhältnisses ein feines Angebot, aber bringt nichts wirklich Neues und beim iPhone warten alle auf das spektakuläre Jubiläumsmodell im Herbst . Zugegeben, das iPhone 7 (Plus) verkauft sich besser als erwartet und bringt gegenüber den Vorgängermodellen sichtlichen Fortschritt und das Sondermodell in Rot sieht lecker aus. Aber die Entwicklungssprünge waren auch schon mal weiter. Da muss diesen Herbst was Großes kommen!
Android wird immer interessanter
Denn die Android-Fraktion hat inzwischen auch außerordentlich schicke und leistungsstarke Smartphones im Angebot. Zum Beispiel das neue Samsung Galaxy S8 , das Huawei Mate 9 und Sonys Xperia-Modelle . Der Einstieg in die Android-Welt ist dabei zunächst deutlich preiswerter als beim iPhone: Das günstigste iPhone auf dem Markt ist derzeit das iPhone SE für 479 Euro – einige Android-Smartphones sind hingegen bereits ab 99 Euro zu haben, im Preisbereich bis 250 Eur o tummeln sich viele interessante Modelle.
Sicher: Der Vergleich hinkt, denn wer ein Smartphone wirklich mit dem iPhone vergleichen will, muss natürlich ein Gerät mit ähnlichen technischen Daten wählen. Aber auch hier schneidet das iPhone relativ schlecht ab: Ein HTC 10 mit 32 GB Speicher ist technisch durchaus mit dem iPhone 7 vergleichbar – kostet aber gerade einmal die Hälfte! Insofern kann ein Android-Smartphone für Mac-Nutzer in vielen Fällen durchaus eine interessante Alternative sein.
Ist der Mac eine Smartphone-Einbahnstraße?
Dummerweise hat Apple zwischen den Mac und Android-Phones iTunes und die iCloud gepackt: Apples Mediaplayer und die zugehörige Cloud sind optimiert auf Apple-Produkte wie das iPhone oder iPad – für Android ist hier leider kein Platz. Ein Phänomen übrigens, das älter ist als das iPhone selbst: Schon zu iPod-Zeiten unterstützte Apple keine MP3-Player von Drittanbietern und auch die Synchronisation mit klassischen Handys war alles andere als ein Kinderspiel.
Dabei wäre es technisch grundsätzlich einfach, eine Android-Synchronisation in macOS zu ermöglichen. Microsoft bekommt das mit Windows ja auch hin. Das würde aber mit Sicherheit mehr Mac-Nutzer zum Android-Smartphone bringen, als der Marketing-Abteilung von Apple lieb ist. Und so müssen Mac-Nutzer, die alles wirklich reibungslos verwenden wollen, nach wie vor zähneknirschend zum iPhone greifen. Hinzu kommt, dass der Mac als Desktop-Plattform nach wie vor relativ unbedeutend ist: Zwar könnten die Android-Hersteller Sync-Software für die Mac-Plattform liefern, doch durch die kurzen Produktzyklen scheint sich das nicht zu lohnen – genauso wenig wie übrigens auch für Linux. Und so scheint es auf den ersten Blick fast so, als wäre der Mac eine Smartphone-Einbahnstraße und als könnten nur Windows-Nutzer die volle Bandbreite des Smartphone-Angebots nutzen. Doch das stimmt nicht: Mit passenden Desktop-Tools oder der Google-Cloud ist der Sync in aller Regel ein Kinderspiel.
Möglichkeit 1: Gibt es vielleicht einen Mac-Client des Herstellers?
Die einfachste Lösung ist natürlich in vielen Fällen die Beste: Manche Hersteller von Android-Smartphones zeigen gegenüber Mac-Nutzern dann doch Gnade – und liefern eine Synchronisations-Software mit Ihrem Gerät mit. Wie die installiert werden muss und welche Funktionen sie bietet, hängt dabei stark vom Android-Smartphone ab.

Wir entdeckten bei unserem Test-HTC eher zufällig im USB-Dialog die Möglichkeit, den HTC-Sync-Manager für Mac herunterzuladen, der die Synchronisation von Medien und Inhalten mit dem Smartphone massiv erleichtert: Das Tool synchronisiert Kontakte, Kalender, Musik und Bilder zwischen Mac und Android und greift dabei sogar auf die iTunes-Mediathek und die entsprechenden Playlisten zu.

Bei Videos und Fotos ist der Sync aber nicht in die iApps integriert: Die Fotos-App des Ma c wird zum Beispiel nicht unterstützt, stattdessen muss der Umweg über den Bilder-Ordner in OS X genommen werden. Auch andere Hersteller wie Samsung mit seiner KIES-Software oder Sony mit seinem Xperia-Companion bieten entsprechende Software. Die ist allerdings nicht immer sonderlich sauber programmiert – und wie gesagt auch längst nicht für jedes Android-Smartphone geeignet: Gerade günstigere Geräte mit Standard-Android kommen nämlich in aller Regel ohne solche Synchronisationsprogramme. Doch keine Sorge: Auch dafür gibt es Lösungen.

Möglichkeit 2: Den Mac per Android File Transfer mit Android synchronisieren
Wenn Sie ein Smartphone haben, das ohne Sync-Software ausgeliefert wurde, müssen Sie für die Android-Synchronisation ein wenig um die Ecke denken: Neben der einfachen Dateiübertragung – etwa für Fotos, Dokumente, Musik und Videos – gibt es nämlich auch die Übertragung datenbankbasierter Inhalte wie etwa dem Kalender, den Kontakten, Browser-Lesezeichen oder Playlists.

Für diese Funktion, die innerhalb der Apple-Infrastruktur iTunes und iCloud reibungslos durchführen, muss beim Sync mit Android-Geräten ein wenig mehr Aufwand getrieben: Finanziell oder technisch. So gibt es zum Beispiel mit dem Tool Android File Transfer von Google eine ebenso einfache wie effektive Methode, um mit dem Mac auf das Dateisystem eines Android-Smartphones zuzugreifen: Dazu muss die App einfach auf dem Mac installiert werden.


Nach Anschließen des Smartphones per USB können Sie damit dann auf das Dateisystem eines beliebigen Android-Gerätes zugreifen, ähnlich wie im Finder. So spielen Sie elegant Dateien und Dokumente vom Mac auf das Smartphone oder holen Fotos und Videos auf Ihren Mac. Richtig elegant ist das aber nicht: Alles muss manuell erledigt werden und ist rein dateibasiert, sprich: Die Synchronisation von Kalendern und Kontakten ist nicht möglich.
Möglichkeit 3: Daten automatisch wie mit iTunes per SyncMate übertragen
Die Alternative ist das Tool SyncMate von Eltima: Das Programm ist sozusagen das „iTunes für Android“, dabei allerdings um einiges flexibler: Nach der Installation des Clients auf dem Mac und dem Android-Gerät muss man nur noch eine Verbindung per USB, WiFi oder Bluetooth mit dem Android-Device hergestellen. Anschließend synchronisiert das Tool in der Gratis-Version Kalender und Kontakte mit dem Android-Device.

Das Problem dabei: Die Software ist mit knapp 40 Euro relativ teuer. Dafür gleicht SyncMate in der kostenpflichten „Expert“-Version nicht nur die Basis-Infos ab, sondern auch Ordner, SMS, Fotos, Erinnerungen, Lesezeichen und sogar Musik von iTunes – auf Wunsch sogar vollautomatisch. Im Grunde eine Rundum-Sorglos-Lösung, wenn der hohe Preis und die massive Systemauslastung unter Android nicht wären: In der Tat reduziert der ständig im Hintergrund arbeitende SyncMate-Client in der aktuellen Version (Stand 04.08.2016) massiv Leistung und Akkulaufzeit.

Wer das Programm also interessant findet, sollte es vor dem Kauf zunächst mit der Gratis-Version ausprobieren. Trotz dieses Mangels ist es jedoch die wohl eleganteste Lösung für Geräte ohne eigene Sync-Software. Zumal die App auch die Synchronisation mit anderen Geräten und Diensten erlaubt, etwa zwischen Macs, mit Google- und Outlook-Konten oder mit NASen oder USB-Sticks (etwa für den Einsatz am Autoradio).

Möglichkeit 4: Den totalen Cloud-Sync per Google-Services einrichten
Zuguterletzt gibt es natürlich noch die Option, einfach Google als Cloud-Synchronisationslösung zu verwenden. Das ist die wohl einfachste und reibungsloseste Methode für den Android-Sync, auch wenn Sie dabei natürlich ein wenig umdenken müssen, da Apples iTunes und die iCloud damit nur noch zweitrangig an der Synchronisation beteiligt sind. Zunächst sollten Sie sich ein Google-Konto einrichten, das Sie aber vermutlich wegen des Android-Smartphones schon besitzen:

1. Aktivieren Sie dieses auch auf dem Mac (und gegebenenfalls vorhandenen Windows- und iOS-Geräten). Auf dem Mac ist das ganz einfach, indem Sie das Konto unter Systemeinstellungen -> Internet-Accounts mit dem Mac verknüpfen.

2. Aktivieren Sie anschließend die Synchronisation von Mail, Kontakten, Kalender, Nachrichten und Notizen mit dem Google-Konto.
3. Weisen Sie jetzt die Kalender- und Kontakte-App an, neue Kontakte und Kalendereinträge automatisch in Google-Konto abzuspeichern: Öffnen Sie dazu jeweils die Einstellungen der App und wählen Sie unter „Allgemein“ „Standardkalender“ bzw. „Standardaccount“ Ihr Google-Konto aus.

4. Nun ist nicht mehr Apples iCloud, sondern Google die Cloud für Ihre Kalender und Kontakte , gegebenenfalls können Sie alte Einträge noch in der App in das Google-Konto übertragen. Auch unter iOS können Sie Google einrichten, die Daten werden automatisch synchron gehalten.

5. Danach sollten Sie noch dafür sorgen, dass auch iTunes-Inhalte in der Google-Cloud landen: Diese können Sie ganz einfach mit dem Google Play Music-Service synchronisieren, indem Sie den Google Music Manager auf Ihrem Mac installieren: Musik von iTunes wird so automatisch mit der Google-Cloud ähnlich iTunes Match abgeglichen, bis zu 50.000 Titel sind gratis.

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6. Natürlich können Sie auch Fotos und selbst erstellte Videos vom Mac und Android-Gerät mit Google abgleichen: Dazu benötigen Sie den Google Photos Desktop Uploader. Der Dienst entspricht grob der iCloud-Fotomediathek von Apple und ermöglicht den Abgleich der gesamten Fotos-Mediathek mit Google-Diensten, allerdings nicht zurück: Der Uploader funktioniert nur in eine Richtung , nämlich vom Mac und vom Android-Smartphone zu Google, trotzdem können Sie die Bilder natürlich jederzeit wieder aus dem Google-Fotos-Dienst herunterladen und auf dem Mac in der Fotos-App speichern. Unter Android werden sie ohnehin in der Google-Photos-App angezeigt.




7. Zuguterletzt sollten Sie noch für den Dateiaustausch per Cloud sorgen: Auf dem Android-Smartphone sollten Sie deshalb alle Cloud-Uploadfunktionen für Google-Dienste aktivieren. Mit der Google-Drive-App für Mac können Sie jetzt Dokumente beliebiger Art – auch Fotos und Videos, Songs, Office-Daten oder beliebige andere Dateien – mit dem Android-Smartphone austauschen.

Fazit: Der Sync ist kein Problem mehr – allerdings oft unnötig komplex
Insgesamt ist die Synchronisation von Android-Smartphones mit dem Mac inzwischen kein Problem mehr. Insbesondere die Synchronisation über die Google-Cloud ist mit dem Mac inzwischen erstaunlich effizient und nahe an dem, was auch Apple mit der iCloud leistet. Allerdings gibt es von Google keine „All-in-One“-Lösung für den Android-Sync mit dem Mac wie Apple das mit iTunes/iCloud liefert. Vielmehr ist die Synchronisation mit Android-Devices nur ein Nebeneffekt der guten Integration der Google-Dienste unter MacOS. Allerdings einer, der durchaus sinnvoll ist – sofern man sich mit den vielen verschiedenen Tools für die einzelnen Google-Dienste herumschlagen will.
Doch es geht natürlich auch ohne: Wer der Google-Cloud nicht über den Weg traut, findet mit dem kostenpflichtigen Programm SyncMate einen guten Partner, um alle Daten umstandslos mit seinem Androiden synchron zu halten. Für die Basisfunktionen reicht natürlich auch Googles offizielles Android-File-Transfer-Tool, das einfach nur Zugriff auf die Ordner des Android-Smartphones erlaubt. Am elegantesten ist natürlich die Lösung mit Hilfe von Hersteller-Sync-Apps – die liegen aber längst nicht für alle Android-Smartphones vor. Google hingegen ist integraler Bestandteil aller Android-Geräte – und damit die wohl beste Lösung für den Alltag. Apple-Nutzer, die ihren Mac lieben, müssen also inzwischen keine Angst mehr haben, dass die nächste iPhone-Generation ebenso langweilig wie teuer wird: Das Ausweichen auf Android-Geräte ist kein Problem mehr.