Bei Macs ohne SSD ist die Festplatte meist die langsamste Systemkomponente – CPU und Arbeitsspeicher haben wenig zu tun, da die Festplatte zu langsam für die zügige Anlieferung von Daten ist. Eine schnelle SSD kann eine lahme CPU und einen Mangel an Arbeitsspeicher kompensieren und weitaus mehr gleichzeitige Programmzugriffe abarbeiten. Bei alten Festplatten bremsen dagegen oft Programme durch ihre Festplattenzugriffe den Mac aus, obwohl sie kaum CPU und nur sehr wenig Arbeitsspeicher belegen: Läuft nämlich eine Indizierung durch Spotlight, eine Synchronisierung durch Dropbox oder sichert Time Machine mehrere Gigabyte an Daten auf eine externe Festplatte, geht herkömmlichen Festplatten schnell die Puste aus. Bei Notebooks wird der Effekt besonders deutlich, da die hier verwendeten 2,5-Zoll-Platten eher auf stromsparenden Betrieb getrimmt sind und beim Zugriff erheblich zäher reagieren als die größeren 3,5-Zoll-Modelle.

Auf den Zahn gefühlt
Das lässt sich leicht nachprüfen. In der Aktivitätsanzeige sieht man alle Aktivitäten der Festplatte unter der Rubrik „Festplatte“. Auch hier genügt ein schneller Blick auf die Grafik, ob gerade eine Aktion bremst. Bei alten Festplatten sollte man außerdem auf die gerade anfallenden Lese- und Schreibzugriffe achten, ältere Laufwerke mit großen Zugriffszeiten sind hier nämlich ganz schnell überfordert.
Für einen schnellen Test der Performance eignen sich Tools wie Black Magic Disk Speed Test und AJA System Test – leider kann man damit nur die Transferleistung, nicht die Zugriffszeit testen. Sie bieten aber einen guten ersten Anhaltspunkt. Der Hauptgrund für die Überlegenheit einer SSD sind nämlich die schnellen Zugriffszeiten, da keine Mechanik bewegt werden muss. Besonders deutlich spürt man dies beim Systemstart und Öffnen von Programmen. So muss man beispielsweise beim Programmstart von Microsoft Word mehrere Tausend Daten in den Arbeitsspeicher einlesen – das erledigt eine SSD innerhalb eines Atemzuges, eine alte Notebookfestplatte ist damit schon mal zehn oder zwanzig Sekunden voll beschäftigt. Hat man ein Programm aber erst einmal gestartet, gibt es oft kaum noch Unterschiede bei der Programmnutzung – vorausgesetzt, der Rechner verfügt über genügend Arbeitsspeicher.
Der SSD-Verwöhneffekt

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Anmerken sollte man, dass hier das subjektive Gefühl des Benutzers eine starke Rolle spielt – Geschwindigkeit ist eine relative Größe. So beschweren sich in der Redaktion der Macwelt
auffallenderweise nur Redakteure über ihre immer langsamer werdenden Festplatten-iMacs, die privat Macs mit SSD benutzen. Schon nach kurzer Arbeit mit einem Mac mit SSD möchte man die gesteigerte Performance nicht mehr missen: iPhoto lädt Bibliotheken in Sekunden, und ein Rechner bootet in zehn Sekunden – unter Umständen ist der alte Mac beim Arbeiten nicht langsamer, er wirkt nur so. Man startet einen Rechner schließlich nur einmal am Tag, und man kann mit einem Mac mit herkömmlicher Festplatte immer noch produktiv arbeiten.
Deutlich wird der Unterschied beim Vergleich der iMac-Modelle mit 21,5- und 27-Zoll-Bildschirm: Beim kleineren Modell verbaut Apple recht langsame Notebook-Festplatten, die deutlich weniger Leistung bieten als die sonst in iMacs üblichen 3,5-Zoll-Desktop-Festplatten. So schreibt unser kritischer Testredakteur im Bericht der Macwelt: „Besonders der 21,5-Zoll-iMac fühlt sich zäh an, nicht nur beim Starten des Systems, auch in der täglichen Arbeit wartet man immer ein paar Sekundenbruchteile nach einem Mausklick, bis etwas passiert, das nervt! Wer ein Fusion Drive oder ein reines Flash-Laufwerk gewohnt ist, wird hier oftmals die Augen verdrehen.“
SSD oder Fusion Drive
Mit einer neuen herkömmlichen Festplatte kann man seinen Mac kaum beschleunigen. Selbst die schnellsten Festplatten mit 7200 rpm und SSD-Cache wie Seagates Momentus XT bringen nur moderate Performance-Verbesserungen. Mit den empfehlenswerten Alternativen SSD und Fusion Drive können die alten Festplatten einfach nicht mithalten. Ist die Aufrüstung beim eigenen Mac problemlos möglich, sollte man nach unserer Meinung lieber gleich zu einer SSD oder einem Fusion Drive greifen. Beim Fusion Drive kombiniert man eine SSD mit einer herkömmlichen Festplatte. Das Fusion Drive kombiniert gute Performance mit viel Speicherplatz. Bei der Leistung sind aber einige Besonderheiten zu beachten: Das Fusion Drive beschleunigt nämlich vor allem Lesevorgänge auf SSD-Tempo. Für Schreibvorgänge steht ein Cache von nur 4 GB Größe bereit, bei größeren Dateien muss das System dann auf die langsame herkömmliche Festplatte zugreifen. Für die tägliche Arbeit ist dies kaum eine Einschränkung, schließlich finden vor allem Lesevorgänge wie das Starten eines Programms oder Öffnen einer Bilddatei statt. Subjektiv wirkt ein System mit Fusion Drive sehr performant, bei der Arbeit mit sehr großen Dateien ist aber eine „echte“ SSD überlegen – etwa beim Videoschnitt. Tipp für Sparer: Einige Mac-Händler wie Alternate bieten von ihnen selbst aufgerüstete Macs mit SSD oder Fusion Drive an – die sind viel günstiger als bei Apple.

Bremser aufspüren
Vor allem bei Rechnern mit Notebook-Festplatte kann die Suche nach bremsenden Hintergrundprogrammen nützlich sein. Auch hier hilft ein Blick in die Aktivitätsanzeige unter der Rubrik „Festplatte“. Bei einem Klick auf „Geschriebene Bytes“ und „Gelesene Bytes“ sieht man schnell, was den Datenträger gerade belastet. Wohl häufigster Schuldiger ist das stündlich laufende Time-Machine-Backup. Unter Mavericks sieht man nicht mal mehr im Menüleistensymbol, ob gerade ein Backup läuft. Man wundert sich nur, dass plötzlich Programme nur noch zögerlich reagieren. Ein großes Datenbackup, etwa nach dem Import einer Fotospeicherkarte oder umfangreichen Updates, dauert einige Zeit und kann die Leistung einer alten Festplatte stark vermindern. Word oder iTunes starten dann nur sehr langsam, einzelne Programmaktionen sind nur noch verzögert möglich. Backups sind aber zu wichtig, um deshalb Time Machine zu deaktivieren. Ein Kompromiss ist das Ändern der Backup-Zeiten. Mit Hilfsprogrammen wie Time Machine Backup Scheduler kann man die Abstände zwischen den Backups erhöhen oder auch in günstigere Zeiten verlegen – zum Beispiel auf die Mittagspause, was OS X von Haus aus nicht erlaubt.
Mythos Fragmentierung

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Defragmentierungssoftware gilt unter Mac-Profis als unnötig und sogar gefährlich. Das ist im Prinzip richtig, das Mac-System beherrscht Techniken wie „ Hot File Clustering “, um die sogenannte Fragmentierung von Dateien und Programmen zu minimieren. Nach langer Nutzung kann eine Mac-Festplatte trotzdem an Performance verlieren: So werden der freie Platz auf der Festplatte und die sogenannte Katalogdatei im Laufe der Zeit immer stärker fragmentiert. Spürbar ist der Effekt vor allem bei
Videoschnittanwendern oder starker Nutzung von TV-Software wie Eye TV, da hier häufig große Dateien geschrieben und wieder gelöscht werden. Dadurch besteht der freie Platz der Festplatte aus immer mehr kleinen Lücken. Irgendwann können größere Dateien dann nicht mehr in einem Stück gespeichert werden. Generell nimmt die Fragmentierung bei der Arbeit umso schneller zu, je weniger Platz noch auf dem Laufwerk frei ist. Eine Defragmentierung mit Apps wie iDefrag und Tech Tool ist aber riskant, so führten beim Autor zwei „Optimierungen“ mit Tech Tool zum kompletten Datenverlust – durch einen Fehler bei der Dateiübertragung. Einfacher und deutlich schneller ist das Löschen der Festplatte und eine Wiederherstellung des Systems mit Time Machine. Dabei muss man allerdings aufpassen, ob in den Time-Machine-Einstellungen Ausnahmen vom Backup definiert wurden. Oder man klont das Startvolume auf eine externe Platte, löscht es und kopiert die Daten dann wieder zurück. Auf SSDs ist Defragmentierung grundsätzlich sinnlos und schädlich für die Lebensdauer, da der SSD-Controller die Daten automatisch verteilt, um eine gleichmäßige Nutzung aller Speicherzellen zu erreichen („Wear Leveling“).
Spotlight ist ebenfalls schädlich für die Performance – zu unpassenden Zeiten startet der Indizierungsdienst und erfasst alle neuen Dokumente und Dateien. Auch diese Funktion ist zu nützlich, um sie zu deaktivieren. Allerdings kann man die Arbeit von Spotlight über die gleichnamigen Systemeinstellungen optimieren: etwa im Reiter „Privatsphäre“ die Indizierung externer Festplatten oder bestimmter Ordner deaktivieren und auf das Anzeigen gewisser Dateiarten wie E-Mails, PDFs oder Fotos verzichten.

Noch mehr Ärger können aber Hintergrundprogramme von Drittherstellern machen, die man im Laufe der Zeit installiert und dann nie wieder deinstalliert hat. Um diese Programme aufzuspüren, genügt meist ein Blick in die Systemeinstellung Benutzer & Gruppen. Unter „Anmeldeobjekte“ sehen Sie hier, welche Programme bei der Anmeldung eines Benutzers automatisch gestartet werden.
Sonderheft Macwelt Hacks

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Ärger mit Optimierungstools
Herkömmliche Festplatten werden träge, wenn sie fast voll sind. Vor allem bei alten Notebook-Festplatten ist der Effekt spürbar, als Faustregel sollten deshalb 20 Prozent der Festplatte frei bleiben. Etwas anders verhalten sich SSDs. Die meisten Modelle bieten selbst bei hohem Füllgrad die gleiche Leistung wie bei leerer Platte. Allerdings sollte man sie ebenfalls nie komplett füllen, zehn Prozent sollten immer frei sein. Das bei kleinen SSDs regelmäßige Löschen nicht benötigter Dateien ist lästig, aber unumgänglich. Bei der Nutzung von Aufräumtools sollte man aber Vorsicht walten lassen. Nicht selten beschwert sich ein Leser der Macwelt, nach Benutzung eines Systemtuning-Tools wie Mackeeper hätte er Daten verloren, oder sein System wäre jetzt defekt oder instabil. Das Problem mit Programmen dieser Art: Sie führen automatisch Lösch- und Aufräumaktionen durch, die sich nicht für jeden Nutzer eignen. So entfernt beispielsweise Mackeeper bei einer Standardaufräumaktion Sprachdateien aus Programmen. Das spart Speicherplatz, doch einige Apps wie Word sind danach defekt und müssen neu installiert werden. Auch das Löschen von Cache-Dateien ist eher Kosmetik. Für den Moment kann man zwar stattliche Speichermengen auf der Festplatte freigeben, doch legen System und Programme beim nächsten Start sofort wieder neue Cache-Dateien an. Wir empfehlen deshalb, Tools zu verwenden, die beim Aufräumen nur helfen: beispielsweise Grand Perspective oder Supa View. Cache-Dateien kann man bei Systemproblemen einfacher löschen: Beim nächsten Systemstart hält man einfach die Umschalttaste („shift“) gedrückt. Automatisch startet das System dann ohne Erweiterungen und löscht alle Cache-Dateien.
