Günstig bei Anschaffung und Unterhalt, robust im Betrieb
Der flinke Großstadt-Flitzer Toyota Aygo hat seinen festen Platz auf den Straßen von Deutschlands Städten. Der Kleinstwagen passt in fast jede Parklücke, verbraucht wenig Kraftstoff und gilt als wenig reparaturanfällig. Es ich sicherlich kein Zufall, dass viele Pizza-Lieferanten und Pflegedienste den Aygo und seine beiden Brüder Peugeot 107/108 und Citroen C1 als zuverlässige und günstige Arbeitstiere verwenden – und vielfach vom deutlich weniger günstigen Smart umgestiegen sind.
Ausstattungsvarianten
Allerdings stattete Toyota seinen Kleinstwagen Aygo (der weitgehend baugleich mit Peugeot 108 – in der Vorgängergeneration als 107 bezeichnet – und Citroen C1 ist) bisher vergleichsweise spartanisch aus. Für die Neuauflage des Aygo im Sommer 2014 nahm Toyota nun aber erstmals auch ein modernes Infotainmentsystem mit ins Angebot auf, das sich als Alternative zum bewährten und sehr gut blindbedienbaren CD-Radio gerade für eine jüngere und Smartphone-affine Zielgruppe empfiehlt. Dieses als x-touch bezeichnete Infotainmentsystem kann man noch um das optionale Navigationsgerät x-nav erweitern.

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Preise für Infotainment- und Navigationssystem
Unser Testwagen war ein Toyota Aygo 5 Türer 1.0 mit x-play touch und x-nav (x-play bezeichnet die zu Grunde liegende Ausstattungsvariante des Aygo, die noch um das x-touch-Paket ab Werk erweitert wurde). Das Infotainmentsystem x-touch mit 7-Zoll-Touchscreen, Freisprechanlage, Radio, vier Lautsprechern, Bluetooth-3.0-Audio-Streaming, USB-und AUX-Anschluss, Lenkradtasten, Rückfahrkamera und Mirrorlink/Appincar ist bei der Ausstattungsvariante x-play touch bereits im Preis enthalten. Der Listengrundpreis für einen Aygo x-play touch als 3-Türer liegt bei 12.000 Euro, als 5-Türer kostet der Aygo x-play touch mindestens 12.350 Euro. Dazu kommen noch 450 Euro für das Navigationssystem x-nav und weitere 330 Euro für den WLAN-Hotspot im Handschuhfach. Macht also 780 Euro Aufpreis für x-nav samt Hotspot.
Benötigt der Aygo-Fahrer später einmal ein Karten-Update für das Navigationsgerät, dann schlägt dieses mit 75 Euro für die SD-Karte inklusive Kartenmaterial zu Buche.
Das x-touch-Paket allein kostet übrigens 600 Euro. Sie können sich also theoretisch einen Aygo x-play kaufen (Grundpreis 3-Türer: 11.525 Euro, als 5-Türer 11.875 Euro) und diesen für 600 Euro um x-touch, für 450 Euro um x-nav und für 330 Euro um den WLAN-Hotspot erweitern. Das wären dann 1380 Euro für das komplette Infotainment-Navigationspaket. Aus wirtschaftlicher Sicht macht das aber keinen Sinn. Falls Sie also den 7-Zoll-Touchscreen mit Freisprecheinrichtung haben wollen, dann sollten Sie sofort zur Austattungsvariante x-play touch greifen.
Preisliche Einordung – das bietet die Konkurrenz
Die im Aygo verbaute Bildschirmgröße von 7 Zoll ist in diesem Preissegment typisch und dürfte die derzeit am häufigsten verwendete Bildschirmgröße in PKWs sein (ausgenommen das Premiumsegment). So viel verlangt die Konkurrenz für vergleichbare Infotainmentsysteme:
Dacia: Etwas günstiger als das Toyota-System ist zum Beispiel Media-Nav im Dacia Logan MCV. Gerade einmal 180 Euro verlangt Renault für dieses Infotainmentsystem (und eventuell weitere 99 Euro für das Europa-komplett-Kartenmaterial).
Renault: Die Dacia-Mutter Renault verlangt für ihr Infotainmentsystem R-Link 590 Euro. Der Funktionsumfang und die Ausstattung, unter anderem 7-Zoll-Touchscreen und Lenkradtasten, erscheinen bei Renault auf den ersten Blick zwar identisch (so fehlt ein CD-Player). Doch Renault trumpft bei seiner Navigation nicht nur mit TMC-Daten, sondern gegen ein jährliches kostenpflichtiges Abo sogar mit den hochwertigen TomTom-Verkehrsinformationen auf. Und Renault bietet sogar eine Sprachsteuerung. Diese reagierte im Test zwar nicht besonders schnell, hatte aber eine gute Erkennungsquote. Dagegen sehen Toyota x-touch und x-nav ziemlich alt aus.
Opel: Opel wiederum bietet sein Infotainmentsystem Intellilink im Kleinstwagen Adam für 300 Euro zuzüglich 50 Euro für die Navigations-App an. Zwar fehlt auch bei dem Opel-System ein CD-Player, doch gibt es dort mit Siri Eyes Free eine einfache Sprachsteuerung für iPhone. Der Touchscreen ist im Opel ebenfalls 7 Zoll groß.
Echtzeitverkehrsinformationen stellt die Navi-App zur Verfügung. Das sieht nach einem klaren Punktsieg für Opel aus, einschränkend muss aber gesagt werden, dass im Opel Adam das gekoppelte Smartphone die gesamte Rechenleistung stemmen muss (was den Prozessor und den Akku des Smartphones beansprucht) während beim Toyota Aygo das Infotainmentsystem des Autos die Rechenleistung übernimmt und das Smartphone geschont wird.
Mazda: Ein sehr attraktives Angebot im unteren Preissegment bietet Mazda mit MZD Connect. Für 600 Euro Aufpreis bekommt man ein gelungenes und benutzerfreundliches System mit 7-Zoll-Bildschirm, UKW- und Webradio, Musik von Smartphone und USB-Stick, Internet-Suche, Navigation, Freisprecheinrichtung und sogar Sprachsteuerung. Sogar ein Head-Up-Display verbaut Mazda, wenn auch in der preiswerteren Ausklapp-Variante (die auch VW im Passat verwendet). Ein CD-Player ist im Mazda ebenfalls vorhanden.
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Toyota: Toyota selbst bietet mit Toyota Touch & Go Plus ebenfalls ein hochwertigeres Infotainmentsystem unter anderem mit Sprachsteuerung und Verkehrslagedaten an. Allerdings gibt es Toyota Touch & Go Plus erst ab dem Kleinwagen Yaris aufwärts; für den Aygo steht dieses Infotainmentsystem mit Navigation nicht zur Verfügung. Für Touch & Go Plus verlangt Toyota um die 950 Euro.
Soviel zur preislichen Einordnung. Wir sehen also: Ein besonders gutes Preis-Leistungsverhältnis beziehungsweise herausragende Funktionen bieten x-touch und x-nav nicht. Doch wie steht es um die Qualität?

©Toyota
Hardware von x-touch und x-nav
Die Hardware des Infotainmentsystems x-touch im Toyota Aygo x-play besteht aus einem 7-Zoll-Touchscreen (480×800 Pixel Auflösung) in der Mitte des Armaturenbretts. Dazu gibt es Lenkradtasten: Links für lauter und leiser stellen sowie für die Senderwahl fürs Radio. Rechts für Telefonie, also Anrufe annehmen und ablehnen. Dazu kommt noch der WLAN-Router im Handschuhfach, in dem eine SIM-Karte eingelegt wird, die der Kunde selbst besorgen muss. Ferner gibt es noch einen USB- und einen AUX-Eingang unter den Bedieninstrumenten für die Heizung in der vorderen Mittelkonsole.
Die rechte Lenkradtaste bildet zusammen mit dem Bildschirm und dem Mikrofon und den Lautsprechern die Freisprecheinrichtung für das via Bluetooth gekoppelte Smartphone. Eine Sprachsteuerung steht jedoch nicht zur Verfügung. Das ist gerade bei einem Auto, das besonders häufig von unerfahrenen Fahr-Anfängern gefahren wird, aus Sicherheitsgründen nachteilig. Diese laufen Gefahr bei der Bedienung des Touchscreens zu lange vom Verkehrsgeschehen ablenkt zu werden.
Der 7-Zoll-Touchscreen
Der 7-Zoll-Touchscreen reagiert zwar zuverlässig auf Fingerdruck und die Karte darauf lässt sich auch verschieben, Pinch-to-Zoom (zum Zoomen der Karte) und andere fortschrittliche Fingergesten stehen aber nicht zur Verfügung.

Der Startbildschirm zeigt Icons für Setup (Einstellungen), Phone (Freisprecheinrichtung), Audio Source (AM- und FM-Radio, Audio-Bluetooth-Streaming, USB, iPod), Connect (Navigation, Mirrorlink und Appincar) und Car Information (Bordcomputer) an.
Bei direkter Sonneneinstrahlung lässt sich der Bildschirm nicht mehr so gut ablesen und zeigt deutliche Spiegelungen.
Funktionsumfang: Ein Überblick
Neben der Navigationsfunktion x-nav ist die Freisprecheinrichtung von x-touch sicherlich das wichtigste Ausstattungsmerkmal des Infotainmentsystems im Aygo. Besonders das jüngere Publikum dürfte zudem das Audio-Streaming vom Smartphone via Bluetooth und Mirrorlink für die Spiegelung des Bildschirms von Android-Smartphone sowie Appincar mit Unterstützung für das iPhone spannend finden (Apple Carplay steht nicht zur Verfügung).
Der Bordcomputer mit den Verbrauchswerten dürfte dagegen gerade bei dem generell recht sparsamen Aygo niemanden sonderlich interessieren. Die ebenfalls vorhandene Rückfahrkamera ist für diese Fahrzeugklasse zwar bemerkenswert, aber angesichts der überschaubaren Größe des Aygo und des guten Sichtfeldes nach hinten eigentlich überflüssig. Zumal ihr hilfreiche Funktionen wie eingeblendete Fahrspuren fehlen.
Schauen wir uns nun die einzelnen Funktionen genauer an.
x-nav: Navigation ohne Verkehrslagedaten
Bei jedem Start des Navigationsgerätes muss man einen Sicherheits-Hinweis wegklicken. Das hält nicht nur unnötig auf, sondern ist während der Fahrt wegen der zusätzlichen Ablenkung sogar gefährlich.

Die Karte ist einfach gehalten ohne Gimmicks wie beispielsweise Google Earth-Ansicht, 3D-Gebäuden oder Fotos von Panoramio. Die Kartenansicht erfüllt aber ihren Zweck und lässt sich gut ablesen.
Die Karte nimmt den größten Teil des Bildschirms ein. Sie reagiert wie gesagt nicht auf Pinch-to-Zoom. Man kann aber den Finger auf die Karte setzen und diese dann verschieben. Wenn Sie kurz auf die Karte tippen, aktivieren Sie die Steuerelemente auf der Karte. Wenn Sie noch einmal auf die Karte tippen, dann platzieren Sie den Cursor auf der Karte und bekommen Informationen zum angetippten Punkt in der Leiste unten.
Steuerelemente und Informationen auf der Karte ohne gestartete Route
Links am Rand wird eine Schaltfläche namens Navigationsmenü eingeblendet, über die man Funktionen wie „Nach Hause“, Benutzereinstellungen, Karte, Fahren nach, Karteneinstellungen und Streckenübersicht erreicht. Direkt darunter kommt eine Schaltfläche mit Kompassnadel und Maßstabsymbol. Drückt man darauf, dann ändert sich die Kartendarstellung sowie die Orientierung der Karte.
Das lange Feld daneben, die so genannte „untere Leiste“ unter der Karte nennt die aktuelle Adresse. Daneben blendet das Navi ein vorhandenes Tempolimit ein – das allerdings nicht per Kamera erkannt wird, sondern via GPS-Position aus einer Datenbank ermittelt wird. Variable Geschwindigkeitsbegrenzungen, wie auf der A9 im Norden von München üblich, oder nur zeitweise Tempolimits, beispielsweise bei Baustellen, zeigt n-nav also nicht an.

Tippt man auf diese Leiste, dann öffnet sich eine weitere Infoleiste zur betreffenden Position. Hier sieht man die exakte Adresse (sofern vorhanden), Höhe über NN, Längen- und Breitengrade, die gefahrene Geschwindigkeit und die GPS-Signalstärke. Von hier aus kann man nach POIs in der Umgebung suchen oder den aktuellen Standort zu den Favoriten hinzufügen beziehungsweise als Zuhause speichern. Die POI-Suche klappte im Test problemlos, liefert aber keine Fotovorschau und keine Detailinformationen zum Zielobjekt. Bei der Tankstellensuche werden keine Kraftstoff-Preise angezeigt. Die Tiefgaragensuche zeigte im Test auch einmal eine Tiefgarage, die derzeit geschlossen ist.
Am rechten Bildrand befindet sich der Ein- und Auszoombutton. Und das Suchfeld für die Direkteingabe (Lupensymbol) von Zielen. Darunter am rechten Bildschirmrand zeigt ein Icon die Qualität des GPS-Signals an. Durch einen Druck darauf kann man die GPS-Seite öffnen.
Darunter befindet sich am unteren Rand des Bildschirms eine weitere Buttonleiste für (von links nach rechts) Musik, Telefonie, Apps und die Lautstärke-Regelung für Navigationsansagen. Hier gibt es aber Anlass zur Kritik: Klickt man nämlich aus einer laufenden Navigation mal schnell zur Telefonie und will dann sofort wieder zurück und drückt auf den Zurück-Button, so landet man auf dem Hauptmenü des Bildschirms, wo man die Navigation erst wieder auswählen und sich bis zum ursprünglichen Ausgangspunkt durchtippen muss. Das kostet nicht nur unnötig Zeit, sondern lenkt der Fahrer auch unnötig lange vom Verkehrsgeschehen ab.

Die Menü-Punkte der Navigation:
Nach Hause
Dieser Punkt macht genau das, was der Name sagt: Hier speichert man seine Heimatadresse und wird per Fingerdruck dorthin gelotst.
Benutzereinstellungen
Hier wählen Sie unter anderem die Sprache und die Maßeinheiten aus. In diesem Menü-Punkt stellen Sie das Navi auch auf die Werkseinstellungen zurück. Und hier löschen Sie alle letzten Ziele – unter Datenschutzgesichtspunkten wichtig, wenn Sie den Wagen einmal jemand anderem leihen.
Karte
Führt zurück zum Kartenbildschirm.
Fahren nach
Hier geben Sie Ziele über eine virtuelle Tastatur ein. Sie können Stadtnamen, Adressen oder Postleitzahlen eingeben, nach POIs recherchieren, hier direkt ihre gespeicherten Favoriten ansteuern oder einen Punkt auf der Karten antippen und sich dorthin navigieren lassen. Außerdem gibt es eine Schaltfläche für „Zurück fahren“ und eine weitere für „Letzte Ziele“. Ein letzter Menüpunkt schließlich ermöglicht die Eingabe von Koordinaten.
Eine erstmals eingetippte Adresse können Sie direkt als Favorit oder als Nach-Hause-Adresse abspeichern. Und sich vorab auch auf der Karte anzeigen lassen.
Gut: Wenn x-Nav die Routenberechnung abgeschlossen hat, dann zeigt es alle möglichen Routen auf der Karte übersichtlich an. Der Fahrer hat also sofort den perfekten Überblick und kann dann per Fingerdruck die ihm genehme Route auswählen. Zu jeder möglichen Route werden die voraussichtliche Fahrzeit, die Ankunftszeit und die Entfernung angezeigt.
Schlecht: x-nav berücksichtigt für alle Zeitangaben keinerlei Verkehrslagedaten, was ein echtes Manko darstellt.
Karteneinstellungen
Hier legen Sie die Kriterien fest, nach denen x-nav Routen ermitteln soll. Und Sie entscheiden sich hier für eine Kartenansicht.
Streckenübersicht
Auf einen Blick sehen Sie Ihre Route mit allen Abbiege-Punkten.
Steuerelemente und Informationen auf der Karte nach gestarteter Route
Sobald eine Route ermittelt ist, zeigt ein Abbiegesymbol links oben die nächste Abbiegung/Abfahrt samt der Entfernung bis zum nächsten Abbiegepunkt. Klickt man darauf bekommt man die vollständige Abzweigungsliste angezeigt. Rechts davon am oberen Bildschirmrand ist ein Icon, mit dem man die gewählte Route sofort löschen kann.

Darunter am linken Bildschirmrand findet man die Schaltfläche Streckenübersicht. Darunter wiederum das bereits erwähnte Navigationsmenü.
Rechts oben im Eck sieht man die Restfahrzeit beziehungsweise die geschätzte Ankunftszeit – zwischen beiden kann man per Fingertipp umschalten. In dieser Disziplin zeigte x-nav jedoch wie gesagt erhebliche Schwächen: Die prognostizierten Ankunftszeiten sind oft völlig abwegig. Dazu später mehr.

Darunter am rechten Bildschirmrand kommt die Schaltfläche zum Ein- und Auszoomen. Darunter wiederum das GPS-Signalfeld.
Der Aufbau der Leiste unter der Karte während einer Route ist identisch mit der ohne Route: Also ganz links Maßstab/Kartendarstellung, daneben in dem großen Feld unter der Karte Informationen zum Standort mit Tempolimit. Hier werden auch Hinweise zu fest installierten Blitzern angezeigt. Und daneben unter der Karte rechts am Rand sieht man die zurückgelegte Strecke oder die Entfernung zum Ziel – auch hier schaltet man per Fingertipp um.

Gut: Bei Autobahnkreuzen und -Abfahrten blendet x-nav automatisch den Fahrspurassistenten unten in der Kartenmitte ein.
Die Neuberechnung einer Route klappt ausreichend schnell. Die Lautstärke der Navigationsansagen kann man separat rechts unten auf dem Bildschirm anpassen.
Am unteren Bildschirmrand gibt es noch die Icons für Musik, Telefonie, Apps und Lautstärke.

Bewertung der Navigation
Solide Routenberechnung: Die Routenführung war okay, die Routenberechnung erfolgte ausreichend schnell, wenn das System auch ab und zu das GPS-Signal verloren hat und es danach etwas dauerte, bis die GPS-Verbindung wieder bestand.
Fehlende Sprachsteuerung: Bei der Navigation zeigen sich aber auch deutliche Schwächen. So steht keine Sprachsteuerung zur Verfügung, man kann das Navigationsgerät nur per Touchscreen bedienen. In der Praxis bedeutet das: Anhalten, um eine neue Route einzugeben.
Im Blindflug unterwegs – keine Verkehrslagedaten : Für x-nav stehen keinerlei(!) Verkehrslagedaten zur Verfügung. Nicht einmal TMC, das in fast allen Navigationsgeräten mittlerweile üblich ist. Das ist absolut nicht mehr zeitgemäß.

Schnelle und kostenlose Abhilfe würde hier zwar die Navigation über Google Maps mit Hilfe von Mirrorlink schaffen – die aber hat auf unseren Android-Smartphones nicht funktioniert (mehr dazu auf der nächsten Seite). Würde Mirrorlink so funktionieren, wie es sollte und könnte man damit dann also Google Maps Navigation nutzen (wie im VW Polo mit Discover Media) , dann könnte man sich den Aufpreis für das fest eingebaute Navigationsgerät x-nav sparen und hätte trotzdem die exaktere Navigation.
Discover Media im VW Polo im Test
So aber fährt man mit dem Aygo trotz Navigationsgerät ins Blaue. Die von x-nav berechneten Ankunftszeiten haben so gut wie nie gestimmt, teilweise berechnete x-nav die Ankunftszeit 45 Minuten zu spät. Während der Fahrt reduzierte x-nav die voraussichtliche Ankunftszeit immer mehr und erst kurz vor Ankunft stimmte die prognostizierte Zeit dann. X-nav berücksichtigt bei der Routenplanung also weder gemeldeten Staus infolge von Unfällen noch Verzögerungen wegen Baustellen. Und lotst ganz im Gegenteil den Fahrer direkt in den Stau. Für die Planung einer wichtigen, zeitkritischen Fahrt ist x-nav damit unbrauchbar.
Das ist umso ärgerlicher, weil das Radio natürlich TMC-Daten empfängt. Und diese auch akustisch ausgibt. Nur werden diese Informationen eben nicht bei der Routenplanung berücksichtigt und auch nirgends auf der Karte angezeigt.
Vor fest installierten Radarkameras soll das x-nav ebenfalls warnen. Während unseres über 2000 Kilometer laufenden Tests wurde uns keine solche Warnung angezeigt.

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Radio und Audio-Streaming
X-touch unterstützt AM- und FM-Radio, nicht jedoch DAB+. Man kann Sender manuell suchen oder aber einen kompletten Suchlauf veranlassen. Mit den Lenkradtasten links kann man blind zwischen den Sendern wechseln und die Lautstärke regeln. Das klappte alles reibungslos. Insgesamt empfanden wir die Radio-Funktion als völlig in Ordnung, zumal auf dem Bildschirm auch noch Zusatzinformationen zum gewählten Sender angezeigt wurden.

Lieder vom Smartphone können via Bluetooth gestreamt werden. Allerdings klappt das nicht mit allen Modellen: Mit dem Nexus 4 war es kein Problem, mit dem Veteranen HTC Desire stand dagegen nur die Freisprecheinrichtung zur Verfügung, nicht jedoch das Audio-Streaming. Das ist ungewöhnlich, bei den meisten unserer Testwagen konnten wir auch noch vom Desire Lieder abspielen. Andererseits ist das Desire natürlich völlig veraltet und dürfte kaum noch von jemandem verwendet werden.

Der Aygo stellt gegen Aufpreis einen WLAN-Hotspot zur Verfügung. Dieser wird im Handschuhfach verbaut. Darin legt der Fahrer seine SIM-Karte ein und kann dann die Mobil-Geräte im Auto damit koppeln. Das klappte im Test gut, wir konnten problemlos mit unserem Mobilgerät via WLAN-Hotspot im Internet surfen. Wobei natürlich klar sein muss, dass die Bandbreite pro gekoppelten Gerät immer schlechter wird, je mehr Smartphones und Tablets oder Notebooks damit verbunden sind. Der Hotspot steht nur bei eingeschalteter Zündung zur Verfügung.
Ohne diesen optionalen WLAN-Hotspot bietet der Aygo x-play touch keine Internet-Funktionen, also weder Online-Echtzeitverkehrslageinformationen für die Navigation, noch Wetterdaten oder Nachrichten. Allerdings verspricht Toyota in der Beschreibung seines Systems Mirrorlink und auch eine Schnittstellen-App für iPhones.

Mirrorlink im Aygo: Die Suche nach dem passenden Android-Oldie
Derzeit gibt es zwei Mirrorlink-Standards: 1.0 und 1.1 . Tipp: hier können Sie ermitteln, welche Android-Smartphones welchen Standard unterstützen.
Wer Mirrorlink verwenden will, um sein Android-Smartphone mit dem Bildschirm im Auto zu koppeln, macht oft die Erfahrung, dass entweder gar nichts geht (weil das Smartphone Mirrorlink nicht unterstützt oder aber das Infotainmentsystem im Auto und das Smartphone unterschiedliche Mirrorlinkstandards unterstützen), oder dass die Verbindung instabil ist und nur wenige Apps sich sinnvoll verwenden lassen. Dieses unerfreuliche Szenario erlebt man auch im Aygo.
Denn der erst im Sommer 2014 auf den Markt gekommene neue Aygo unterstützt nur das alte Mirrorlink 1.0. Moderne Smartphones wie von Samsung oder HTC unterstützen jedoch meist Mirrorlink 1.1. Und lassen sich deshalb nicht mit dem x-play touch koppeln. Das haben wir beispielsweise mit einem Samsung Galaxy Note 4 erfahren müssen: Zwar erkannte x-touch das per USB-Kabel angeschlossene Galaxy Note 4 und dessen Bildschirm wurde schwarz. Doch das war es dann auch, auf dem Bildschirm des Aygo tat sich nichts. Weder erschienen darauf Apps noch eine Meldung. Mit einem anderen modernen Samsung-Smartphone ging gleich gar nichts, x-touch erkannte es nicht einmal.
Mirrorlink bringt Android ins Auto – ein Praxistest
Dass sich Mirrorlink in ein Fahrzeug durchaus passabel integrieren lässt, beweist Volkswagen mit dem VW Polo und Discover Media. Von dieser Kompatibilität ist Toyota im Aygo noch weit entfernt.
Discover Media im VW Polo im Test
Offensichtlich kann man nur einen Smartphone-Dinosaurier wie das Samsung Galaxy S3 mit x-touch via Mirrorlink verbinden. Und selbst dafür braucht man noch eine zusätzliche App. Auch mit dem ebenfalls schon in die Jahre gekommenen Sony Experia Z soll eine Verbindung möglich sein.
Würde Mirrorlink im Aygo tatsächlich mit einer größeren Anzahl moderner Smartphones funktionieren, dann wäre das Problem mit der ungenauen Navigation von x-nav gelöst. Dann könnte man einfach Google Maps Navigation verwenden, hätte relativ genaue Verkehrslageinformationen und genaue Ankunftszeiten sowie die Möglichkeit verkehrslageabhängig Alternativrouten zu ermitteln. Dann könnten man sich den Aufpreis für das x-nav sparen und mit x-play touch Vorlieb nehmen: 450 Euro gespart und trotzdem eine genauere Navigation.
Und wie sieht es aus, wenn man ein iPhone mit x-touch verbinden will?

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iPhone-Integration mit Appincar: Ebenfalls mühsam
Künftig sollen iOS-Geräte via Apple Carplay ins Fahrzeug integriert werden. Doch derzeit gibt es noch fast keine Autos mit Carplay, geschweige denn Kleinstwagen.
Theoretisch bietet der Aygo aber durchaus eine Möglichkeit, um ein iPhone mit x-play touch zu verbinden und ausgewählte Apps des iPhones auf dem Bildschirm des Aygo darzustellen. Dafür muss man die kostenlose iPhone-App Appincar auf dem iPhone installieren.

Gesagt, getan. Danach verbanden wir unser iPhone 5C mit dem USB-Anschluss des Aygo. Und siehe da: x-play touch erkannte, dass ein iPhone angeschlossen war und forderte uns auf die App Appincar zu starten. Das machten wir, woraufhin uns auf dem iPhone-Bildschirm eine Handvoll Apps angezeigt wurde, die wir aus dem App Store installieren können und die kompatibel zu x-play touch sein sollen.

Nun handelte es sich dabei überwiegend um kostenpflichtige Apps wie eine Parkplatzsuche oder um Musik-Apps. Auch ein Browser stand zur Verfügung. Doch enttäuschend war die Auswahl schon, beispielsweise fehlte Apple Karten.

Das war aber nicht das einzige Problem. Denn als wir eine der Gratis-Apps installierten, landete sie zwar einwandfrei auf unserem iPhone und konnte dort auch bedient werden. Auf dem Bildschirm des Aygo dagegen tat sich aber nichts. Wieder klappte das Zusammenspiel zwischen Smartphone und x-play touch nicht – beim iPhone erlebten wir also das gleiche Desaster wie beim Galaxy Note 4.
Die Erfahrungen anderer Aygo-Fahrer bestätigten uns: Demnach sollen nur iPhone 4/4S kompatibel zu x-play touch sein. Auch die Kommentare im App Store bestätigen die Probleme mit Appincar. Mit unserem iPhone 5C mit iOS 8.1 ging jedenfalls nichts.

Laut Thomas Heidbrink, Pressesprecher von Toyota Deutschland, soll aber auch das iPhone 5C und 5S mit x-touch zusammenspielen können. Aber nur wenn man ein spezielles Y-USB-Kabel mit Converter und VGA-Adapter verwenden würde. Wir verwendeten für unseren Test dagegen „nur“ das standardmäßige USB-Kabel, das dem iPhone beiliegt.

Thomas Heidbrink schiebt Apple den schwarzen Peter zu: Weil Apple so strenge Anforderungen an Kabel und Adapter stellen würde, wären iPhone 5C und 5S zu x-touch nicht ohne weiteres kompatibel, sondern man benötige dafür das richtige Zubehör.
Infotainment und Mini Connected im Mini Countryman im Test
Doch das stimmt so nicht, wie der Mini beweist. Denn auch im Falle des Mini von BMW müsste für die Verbindung zwischen iPhone und Mini eigentlich ein spezielles Y-Kabel für USB und AUX verwendet werden. Doch die Apps ließen sich beim Mini problemlos auch nur mit dem normalen USB-Kabel verwenden – nur halt ohne Ton-Wiedergabe. Beim Mini klappt als etwas, was im Aygo scheitert. Ganz offensichtlich waren die BMW-Ingenieure cleverer als ihre japanischen Kollegen.
Übrigens: iPhone 6 und 6 plus sind derzeit unter keinen Umständen kompatibel zu x-touch.
Es ist geradezu absurd in ein Auto, das vor allem für jüngere Fahrer gedacht ist, ein Infotainmentsystem einzubauen, das kein einziges modernes Android-Smartphone bei Mirrorlink oder bei der iPhone-Integration unterstützt. Schließlich würde gerade Mirrorlink jungen kostenbewussten Fahrern die Möglichkeit bieten, mit Google Maps Navigation eine leistungsfähige Gratis-Navigation zu nutzen.

Man kann nur feststellen, dass x-touch zu früh und unausgereift auf den Markt geworfen wurde. Ohne Unterstützung für Mirrorlink 1.1 und für moderne iPhones fehlt x-touch ein wichtiges Feature.
Update für x-touch soll das Problem lösen
Toyota ist sich laut Thomas Heidbrink des Problems bewusst und arbeite bereits an einem Update. Damit soll x-touch dann das aktuelle Mirrorlink 1.1 unterstützen. Und auch iPhone 6 und 6 plus sollen dann kompatibel mit Appincar sein. Doch wann das Update fertig gestellt ist und an die Kunden ausgeliefert werden kann, lässt sich laut Heidbrink noch nicht sagen. Thomas Heidbrink konnte uns auf unsere Nachfrage auch nicht versprechen, dass Bestandkunden das Update auf Mirrorlink 1.1 kostenlos erhalten würden.
Aber wie kam es überhaupt zu diesem Chaos? Wieso unterstützt x-touch nur das veraltete Mirrorlink 1.0? Und wieso verbaut Toyota ein Navigationsgerät ohne Verkehrslagedaten?
Laut Heidbrink bietet nur Toyota ein festeingebautes Navigationsgerät an. Für den Peugeot 108 und den Citroen C1 gebe es keine derartige Navi-Lösung, sondern deren Fahrer können zu Navigation (theoretisch) ausschließlich Google Maps via Mirrorlink verwenden. Weil Toyota aber bemerkt habe, dass aufgrund des fehlenden Supports für Mirrorlink 1.1 kein modernes Android-Smartphone mit x-touch kompatibel sei und auch Appincar nicht mit den neuesten iPhones zusammenspiele, habe sich Toyota entschlossen im Alleingang für den Aygo optional das x-nav anzubieten. Vor allem deswegen, weil die Pflegedienste, die den robusten und unterhaltsgünstigen Aygo gerne als Dienstwagen verwenden, eine solche Navigationslösung benötigen. Toyota wollte mit x-nav, das es nur für den Aygo gibt und von PSA nicht angeboten wird, die erkannte Schwäche bei x-play touch und mirrorlink/Appincar also ausgleichen. Doch der gut gemeinte Versuch ging aufgrund der fehlenden Verkehrslagedaten ebenfalls schief.
Freisprecheinrichtung
Hierfür sind vor allem die Lenkradtasten rechts von der Hupe wichtig. Die Sprachqualität ist okay, allerdings hörten wir im Fahrzeug auf der Autobahn deutliche Neben- und Knarzgeräusche. Unsere Gesprächspartner verstanden uns aber gut.
Das Telefonbuch unseres Android-Smartphones stand uns immer zur Verfügung. Das theoretisch von x-touch unterstützte SMS-Vorlesen stand auf unserem Nexus 4 aber nicht zur Verfügung.
Die Telefonie-Koppelung klappte einwandfrei, sogar mit unserem uralten HTC Desire. Immer wenn wir das Smartphone in den Aygo legten, erkannte es das System zuverlässig und nahm sofort die Koppelung wieder auf. Automatisch.
Die Telefonnummerneingabe ist aber umständlich, weil keine Sprachsteuerung dafür zur Verfügung steht, sondern man immer die Ziffern auf dem Touchscreen eintippen muss, Das ist insbesondere während der Fahrt gefährlich.

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Auch die neue Generation des Aygo dürfte viele zufriedene Besitzer finden, die den automobilen Zwerg Tag für Tag ohne Schonung im harten Stadtverkehr beanspruchen und trotzdem wahrscheinlich vergleichsweise wenig Reparaturen in Kauf nehmen müssen. Der 3-Zylinder-1-Liter-Saugmotor ohne Turbolader ist ein seit langer Zeit bewährtes Aggregat, das durch hohe Zuverlässigkeit und geringen Durst auffällt. Motorschäden dürften Aygo-Fahrer nur von anderen Auto-Besitzern kennen.

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Auch Fahrwerksprobleme sind beim Aygo selten, allenfalls die Bremsscheiben neigen zum vorzeitigen Verschleiß – hier würden Schutzbleche an den Innenseiten der Bremsscheiben vermutlich Wunder bewirken. Doch alles in allem dürfte der Aygo beim Total-Cost-of-Ownership die Mehrzahl seiner Konkurrenten alt aussehen lassen. Nicht ohne Grund nutzen viele kostenorientierte Pflegedienste Aygo, Peugeot 107/108 und Citroen C1 als Dienstwagen.
Doch mit seinem neuen Infotainmentsystem x-touch mit der Navigation x-nav gelang Toyota noch nicht der große Wurf. Das Navigationsgerät x-nav hat eine erhebliche Schwäche: Das Fehlen von Verkehrslageinformationen ist nicht mehr zeitgemäß. Deshalb wäre die Mirrorlink-Funktion von x-touch besonders wichtig. Wenn, ja wenn man damit moderne Smartphones koppeln könnte.

Gerade die von Toyota adressierten jungen Fahrer haben sicherlich eher topaktuelle Smartphones. Dass sie diese weder über Mirrorlink noch über Appincar mit x-touch koppeln können ist mehr als nur ärgerlich. Zumal man mit dem kostenlosen Google Maps Navigation die Schwächen von x-nav kompensieren beziehungsweise das 450 Euro teure Navigationsgerät komplett überflüssig machen könnte.
Falls Sie besonderen Wert auf eine exakte Navigation legen, kaufen Sie sich den Aygo besser mit dem bewährten CD-Radio in der Ausstattungsvariante Aygo x (ab 9950 Euro für den 3-Türer und ab 10.300 Euro für den 5-Türer) oder Aygo x-play (ab 11.525 Euro für den 3-Türer und 11.875 Euro für den 5-Türer). Für das CD-Radio müssen Sie in der Ausstattungsvariante Aygo x 300 Euro Aufpreis bezahlen, bekommen damit aber auch Lenkradtasten und Bluetooth-Support. Bei der Ausstattungsvariante Aygo x-play ist das Radio mit CD-Player und Bluetooth sogar schon im Preis enthalten. Das Radio können Sie auch im dichten Verkehr und/oder nachts blind bedienen.
Und bauen Sie dann noch eine für Ihr Smartphone und den Aygo passende Halterung von Brodit ein. Darin ist Ihr Smartphone sicher verstaut und Sie können immer die modernste Navigation mit zuverlässigen Online-Echtzeitverkehrsdaten von TomTom (für iPhone und Android) oder Google (für Android) nutzen. Damit sparen sich nicht nur etwas Geld, sondern können sogar noch jederzeit Ihre alten Musik-CDs abspielen.