Am Mittwoch Abend hat Apple die seit Wochen spekulierte Übernahme von Beats Electronics bestätigt und einen Kaufpreis von drei Milliarden US-Dollar genannt. Beats stellt stylische (und hochpreisige) Kopfhörer und Lautsprecher her und bietet den Musikstreamingservice Beats Music an, auf den Apple ein besonderes Augenmerk gerichtet haben dürfte. Die Gründer des Unternehmens Jimmy Iovine und Dr. Dre werden bei Apple bislang noch nicht spezifizierte Posten einnehmen. Apple zahlt für Beats 2,6 Milliarden US-Dollar in Bar und legt nach und nach 400 Millionen US-Dollar darauf. Beats ist der bisher größte Brocken, den Apple schluckt, den bisherigen Rekord hielt die Akquise von Next Computer im Jahr 1997, die zur Rückkehr von Steve Jobs führte und dem damals schwer angeschlagenen Konzern 400 Millionen US-Dollar kostete. Die Beats-Übernahme muss noch von den Kartellbehörden genehmigt werden, im vierten Quartal 2014 sollte sie abgeschlossen sein.
“Musik ist ein so wichtiger Teil unser aller Leben und nimmt in unseren Herzen bei Apple einen besonderen Platz ein,” erklärt Apple-CEO Tim Cook in der Pressemitteilung. Deshalb werde man weiter in Musik investieren und freue sich, so “außergewöhnliche Teams” zusammenzubringen. Noch mehr Interesse als an den Kopfhörern und dem Streamingdienst hat Apple also augenscheinlich an der Musikexpertise und den Kontakten zur Industrie von Dr. Dre und Jimmy Iovine. Beats Music sieht Apples Chef für iTunes Eddy Cue als Ergänzung zum bestehenden Geschäft. Man habe nun ein “Weltklasse-Angebot”, das über den kostenlosen Streaming-Dienst iTunes Radio über das Abo-Modell von Beats Music und zurück zu den Kaufdownloads des iTunes Store führe. Inwiefern Apple das Angebot weiter ausbauen wolle und iTunes Radio etwa nach Europa exportiere, verriet das Unternehmen bisher nicht.
Die Marke Beats werde weiter bestehen, Apple verspricht, die Kopfhörer und Lautsprecher “in weit mehr Ländern” im Apple Store und online anzubieten. Beats kooperiert mit zahlreichen prominenten Musikern oder Sportlern, die auf diese Weise nun auch Markenbotschafter für Apple werden.
“Ich habe tief in meinem Herzen immer gewusst, dass Beats zu Apple gehört,” schwärmt Jimmy Iovine in der Pressemitteilung. Die Gründung von Beats sei von Apples “unvergleichlichem Geschick, Kultur und Technologie zusammenzubringen” inspiriert gewesen. Apples Bekenntnis zu Musik und Künstlern sei etwas “sehr spezielles”.
Mit Iovine und Dr. Dre hat Apple nun mehr als einen Fuß in der Tür der Musikindustrie, iTunes und Beats Music könnten von den Beziehungen der beiden profitieren und etwa angesagte neue Alben exklusiv erhalten. Das würde Apple/Beats einen deutlichen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz verschaffen. Ein Beats-Abo, das für ein Jahr oder länger jedem neuen Gerät beigefügt wäre, könnte zudem ein weiteres Kaufargument für Mac, iPad und iPhone sein. Man darf gespannt sein, wie Apple den Streamingdienst in die anstehenden Neufassung von OS X und iOS integrieren wird.