Apple ist bekannt dafür, kompliziert wirkende Vorgänge einfach zu verpacken und dem Benutzer so die Handhabung zu erleichtern. Dies führt jedoch dazu, dass Vorgänge gleich wirken, aber völlig unterschiedlich ablaufen können. Wer das nicht weiß, kann böse auf die Nase fallen, etwa beim Umgang mit Musik, Bildern und E-Books. Das Dateisystem ist einer der kompliziertesten Bestandteile des Betriebssystems mit dem der Anwender in Berührung kommt. Daher setzt Apple wo es geht Abstraktionen ein, die die dahinter liegenden Mechanismen verschleiern. iTunes, iPhoto und iBooks sind dafür prominente Beispiele.
Serie OS X Basics
In loser Folge blickt Bastian Gruber für Macwelt hinter die Kulissen von OS X und erklärt wichtige Grundlagen. Thema dieser Folge: die Bibliotheken von iTunes, iPhoto und iBooks.
Weitere OS X Basics:
Produktives OS X – Finder, Dock und Menüleiste produktiv einrichten
Produktives OS X – Dateistruktur optimieren, Daten schneller finden
Auf den ersten Blick unterscheiden sich die drei Anwendungen nicht sonderlich. Bei allen dreien kann der Inhalt über Symbolansichten und Menüführungen bearbeitet werden. Tatsächlich speichern iTunes, iPhoto und iBooks ihre Medien an unterschiedlichen Orten und auf unterschiedliche Weise. Dies wirkt sich etwa bei der Sicherung der Daten aus.
iTunes – Automatisierte Musikverwaltung
Wenn Sie iTunes zum ersten Mal öffnen, wird eine neue Bibliothek für Sie erstellt. Konkret heißt das: In Ihrem Benutzerordner befindet sich das Verzeichnis “Musik”, in dem iTunes einen gleichnamigen Unterordner erstellt. Innerhalb dieses Ordners legt sich iTunes unter anderem Dateien an, die es für die eigene Verwaltung benötigt. Einer der Ordner trägt den Namen “iTunes Media”. Darin befinden sich alle Dateien die Sie in diesen Ordner gezogen oder per Kauf zu Ihrer Bibliothek hinzugefügt haben – aufgegliedert nach Art (Film, Musik etc.), dann nach Künstler, dann nach Album (Beispiel Musik).

Diese Ordner erstellt iTunes automatisch. Ändern Sie beispielsweise in iTunes das Genre eines bestimmtes Liedes, verschiebt iTunes dieses Lied in einen anderen Ordner und löscht gegebenenfalls den dadurch leer werdenden. Der große Vorteil dieses Vorgehens: Alles bleibt sauber, und die Navigation innerhalb der Bibliothek fällt leicht, ohne dass man iTunes öffnen muss.
Der Nachteil: Macht das Programm einen Fehler, merken Sie das in der Regel zu spät oder überhaupt nicht. Es empfiehlt sich also immer mal wieder den Ordner “iTunes Media” auf einen externen Datenträger zu kopieren.
iBooks – Von iOS auf den Mac
Die Oberfläche von Apples digitalem Bookstore erinnert an ein stark vereinfachtes iTunes. Auch hinter den Kulissen arbeiten beide Anwendungen nicht gänzlich unterschiedlich, denn iBooks regelt die Verwaltung der einzelnen Dateien selbst, speichert diese aber in folgendes Verzeichnis:
~/Library/Containers/com.apple.BKAgentService/Data/Documents/iBooks/Books
Um dorthin zu gelangen, öffnen Sie am besten ein Finder-Fenster und drücken anschließend die Tastenkombination „Befehl-Umschalt-G“ (cmd-Shift-G). In das aufspringende Fenster kopieren Sie den oben stehenden Pfad. Mit der Zeilenschaltung (Enter) bestätigen und schon befinden Sie sich bei Ihren Lieblingsbüchern.
Ganz so hübsch wie bei iTunes sieht die Bücherliste im iBooks-Ordner „Books“ nicht aus. Statt eines Titels tragen die Dateien Zahlenkombinationen als Namen und enden auf .epub. Dies ist das Dateiformat das Apple für seine Büchersammlung verwendet.

Im Test zeigt sich: Diese Ordner zu kopieren, um sie auf einer externen Festplatte zu sichern, und im “Notfall” wieder zurück zu spielen, klappt – im Gegensatz zu iTunes – nicht. Bücher erscheinen nur nach einem Kauf über den iBook Store, und bleiben dort auch über den Cloud Service von Apple erhalten. Bei wenigen Megabyte großen Dateien ist es aber auch nicht so nötig, die Bestände auf einen externen Speicher auszulagern wie bei iTunes oder iPhoto.
iPhoto – Bildverwaltung leicht gemacht
Die dritte Anwendung im Bunde ist Apples Fotoverwaltung. Auch hier gilt: Einfache Oberfläche und alle Datei-Interaktionen passieren im Hintergrund. Und auch hier gibt es einen deutlichen Unterschied: Statt eines Ordners legt iPhoto eine Datei an, die alle Dateien – also Bilder und Videos – beinhaltet. Dieses Paket ist im Grunde nichts anderes als ein komprimierter Ordner, dessen Inhalt man sich über einen Rechtsklick (Klick auf die Maus bei gedrückter Controltaste) und den Befehl “Paket anzeigen” ansehen kann.

Im Paket befindet sich der Ordner “Masters”. Aufgegliedert nach Jahr, Monat und Datum sind dort alle Bilder im Original enthalten. iPhoto ändert das Dateiformat der Bilder nicht, somit ist eine Sicherung der Originale auch jederzeit von Hand möglich.
Tipp: Mehr als eine Bibliothek anlegen
Halten Sie dazu einfach die Wahltaste (alt) gedrückt während Sie die Anwendung öffnen. Im erscheinenden Fenster können Sie entweder eine neue Bibliothek anlegen oder eine andere Bibliothek auswählen.
Das erlaubt es, große Fotosammlungen in kleinere aufzuteilen oder für jede Veranstaltung oder andere Zwecke eine eigene Bibliothek zu erstellen. Auch Urlaubsbilder und professionelle Aufnahmen lassen sich so gut trennen. Für iTunes gilt das gleiche: Große Musiksammlungen lassen sich aufteilen, um sie beispielsweise auf einer externen Festplatte für einen bestimmten Zweck wie eine Hochzeitsfeier, mitzunehmen.
iCloud Synchronisierung
Alle drei Anwendungen haben eines gemeinsam: Ihre Daten können via iCloud synchronisiert werden. Das Vorgehen ist aber wieder unterschiedlich: Bei iBooks können die Inhalte sowieso nur über Käufe oder den iTunes-Account geladen werden. iTunes ermöglicht mit iTunes Match und den gekauften Artikeln eine Art Synchronisierung für mehrere Geräte. Und bei iPhoto bietet Apple den Dienst Fotostream, der alle Aufnahmen in Apples Wolke lädt und somit von jedem Endgerät aus zugänglich ist.
Backup für Bibliotheken
iPhoto- und iTunes-Bibliothek lassen sich mit einem einfachen Kopiervorgang auf eine externe Festplatte kopieren, und können auf jedem Computer wieder genutzt werden – einen Mac und die richtige Anwendungs-Version vorausgesetzt (ist die Bibliothek von einer neueren Version, kann diese nicht von einer älteren Anwendungs-Version geladen werden).
Beide Programme besitzen eine umfangreiche Export-Funktion, sodass Musikstücke und Bilder auch für Sicherungen extern gelagert werden können. Sobald iTunes oder iPhoto auf die externen Daten Zugriff haben, tauchen die Medien wieder im Bestand auf. Dies geht bei iBooks nicht. Wenn Sie dort Bücher löschen, müssen Sie sie zum erneuten Lesen wieder neu aus dem iBook Store laden.
Fazit
Die einheitliche Oberfläche von iTunes, iPhoto und iBooks verleitet gerade Neulinge in OS X zu manchem Fehler beim Speichern und Löschen von Daten. Erst wer weiß, wie die Applikationen mit ihren Medienbibliotheken umgehen, kann Daten verschieben, ohne sie zu verlieren.