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Es ist ein Neuanstrich im Wortsinne: Kaum eine Fläche, kaum ein Icon – ja nicht mal die Systemschrift – blieb von Apples Yosemite-Rundumschlag unberührt.
Von Mark Arnold
Macwelt
Image: 2015
Vor der WWDC war lange und intensiv über den neuen Look von OS X spekuliert und diskutiert worden, auch hier auf macwelt.de. Sowohl UI-Designer und Entwickler, als auch Journalisten waren sich uneins, wie tiefgreifend Apple das Nutzerinterface umkrempeln würde. Nach der WWDC-Keynote, auf der Apples SVP of Software Engineering Craig Federighi neben OS X Yosemite auch iOS 8 und die neue Programmiersprache Swift vorgestellt hat, sind wir schlauer.
Apple hat tief eingegriffen. Sehr tief. Aber: Nicht so tief, dass Yosemite nicht mehr als echtes OS X zu erkennen wäre. Neben der Abkehr von Lucida Grande als System-Font und der Einführung einer Schrift aus der Helvetica-Neue-Familie als Standard-Schrift, hat Apple der Zehnten Version von OS X auch einen komplett neuen Satz an Standard-Icons verpasst.
Die Neuerungen von OS X Yosemite
Im Herbst ist es mit Yosemite so weit: OS X geht in die Zehtnte Runde. Wir haben uns schon mal für SIe in der Beta umgesehen und steleln die Neuerungen vor.
Mit Yosemite setzt Apple verstärkt auf den Einsatz von Transparenzeffekten, zum Beispiel bei den Menüs oder der Seitenleiste von Fenstern. Das erzeugt trotz Flat Design eine gewisse Hierarchie und sieht auch ziemlich cool aus.
Wer zum Arbeiten einen etwas sachlicheren Stil bevorzugt, kann die Transparenzeffekte über die Systemeinstellungen im Bereich Bedienungshilfen reduzieren.
So sieht der Yosemite-Finder mit reduzierter Transparenz aus. Vielleicht nicht ganz so schick, aber dafür sachlicher und aufgeräumter. Die durchsichtige Menüleiste lässt sich wie in Mavericks auch einzeln in den Schreibtisch-Einstellungen deaktivieren.
Der Finder wird flach: Mit der neuen Ampel und den vereinfachten Icons in der Symbolleiste verschwinden die letzten Spuren des 3D-Looks der ursprünglichen Aqua-Oberfläche. Die Ähnlichkeit zu iOS erleichtert das parallele Arbeiten mit beiden Systemen.
Das neue Dock ist flach und diffus durchscheinend, der Pseudo-3D-Effekt des alten Docks ist weg. Bei kontrastarmen Hintergründen (unten), wirkt das Dock allerdings fast einfarbig und dadurch etwas trist.
Die Fähigkeiten von Yosemite lassen sich in einigen Bereich durch Plug-ins von Drittanbietern erweitern. Diese Erweiterungen werden über das gleichnamige neue Modul der Systemeinstellungen verwaltet.
Über die Erweiterungseinstellungen lassen sich zum Beispiel Dienste für das Freigabemenü verwalten (Bild) oder Widgets für die neue Mitteilungszentrale. Eine klare Einladung von Apple an alle Entwickler, sich einzubringen.
Die neue Mitteilungszentrale besitzt wie unter iOS eine Übersicht des Tages. Sie zeigt Termine und zusätzliche Widgets mit Daten, zum Beispiel Aktienkurse oder Wetterbericht. Die Einstellungen der Widgets lassen sich direkt in der Zentrale anpassen.
Über die neue Systemeinstellung für Erweiterungen kann man die in der Mitteilungszentrale gezeigten Widgets auswählen und in der Reihenfolge ändern. So lassen sich zum Beispiel die Aktienkurse durch einen kleinen Taschenrechner ersetzen.
Yosemite zeigt noch das Lupensymbol rechts in der Menüleiste, öffnet das Eingabefeld der Suche aber als Fenster mitten auf dem Bildschirm. Außerdem sucht Spotlight nicht mehr nur lokal , sondern auch auf Internetdiensten wie Bing, Wikipedia oder im iTunes Store.
Während der Eingabe des Suchbegriffs fängt Spotlight wie gewohnt an zu suchen und Ergebnisse zu zeigen. Dabei unterstützt es jetzt auch die Konvertierung von Längen (Bild), Währungen und anderen Einheiten über die Taschenrechner-App.
iCloud Drive steht als zentraler Speicherplatz für Dateien direkt im Finder zur Verfügung. Hier werden auch die Cloud-Ordner der iWork-Apps angezeigt. Über iCloud Drive ist ein einfacher Datenaustausch mit Macs, iOS-Geräten und Windows-PCs möglich.
Die neue Familienfreigabe erlaubt unter anderem die gemeinsame Nutzung von Einkäufen aus den iTunes Stores durch sechs Mitglieder. Ein Verwalter führt das zentrale Konto und muss Kaufanfragen der anderen bestätigen.
Safari präsentiert sich mit einer aufgeräumten Befehlsleiste. Die Favoriten sind nun direkt über das Eingabefeld erreichbar (Bild). Bei der Suche werden nun auch Spotlight-Ergebnisse eingeblendet.
Über die neue Taste ganz rechts in der Befehlsleiste wird in Safari nun die praktsiche neue Übersicht der geöffneten Tabs aufgerufen. Die einzelnen Tabs werden dabei anhand der zugehörigen Websites zusammengefasst.
Anhänge von E-Mails können in Yosemite direkt in Mail mit diversen Markierungen versehen werden. Zu den möglichen Auszeichnungen gehören Pfeile, Rahmen, Texte und Signaturen. Freihandeingaben werden erkannt und umgewandelt.
Verschickt man eine Nachricht mit einem großen Anhang, bietet Mail an, die Datei über Mail Drop zu verschicken. Dabei wird der Anhang automatisch in iCloud geladen und in die Nachricht ein Download-Link eingefügt. So lassen sich bis zu 5 GB verschicken.
Der Empfänger der Mail-Drop-Nachricht, hier unter Mavericks, kann den Anhang 30 Tage lang herunterladen. Ein entsprechender Hinweis wird von der Mail-App von Yosemite automatisch am Anfang der Nachricht eingefügt.
Mit der Nachrichten-App von Yosemite kann man während des Chats über die Mikrofontaste rechts vom Eingabefeld eine Audiomitteilung aufnehmen und verschicken. Die älteren Clients von Mavericks und iOS 7 können diese ebenfalls empfangen.
Damit nähert Apple die Icon-Sprache von OS X den Veränderungen an, die man im Jahr zuvor mit iOS 7 auf den mobilen Geräten begonnen hatte – ohne dabei jedoch auf OS-X-spezifische Eigenheiten zu verzichten und zu viel iOS zu wagen (Apple fasst diesen Aspekt griffig mit “Completely new, yet completely Mac“ zusammen).
Des Ende von Lucida Grande ist gleichzeitig der Anfang einer Helvetica als Systemschrift – bislang haben wir auf unseren Testgeräten (ohne Retina-Bildschirm) keine Probleme mit der Lesbarkeit.
Neben neuen Icons und der neuen Systemschrift setzt Apple beim Nutzerinterface einen weiteren zentralen Designaspekt zur Abhebung Yosemites vom Vorgänger Mavericks: einen systemweiten „Frostglas”-Transparenzeffekt. Dieser kommt sowohl in der Menüleiste, als auch in der Mitteilungszentrale, dem Dock und in den Kopfleisten von Finderfenstern und den Seitenleisten aller Apps zum Einsatz. Das sorgt für einen frischen, flacheren Look.
Neben der Transparenz hat der Finder auch ein neues Icon und an iOS 7 angelehnte Schaltflächen spendiert bekommen.
Genauso übrigens, wie die neuen, an iOS 7 angelehnten Schaltflächen. Wir finden, dass Apple mit den Designentscheidungen von OS X Yosemite mutig genug ist, einen moderneren Look zu wagen, dabei aber behutsam genug vorgegengen ist, um OS X als Desktop-OS im Kern nicht zu schaden. Was denken Sie?