Schon vor gut zehn Jahren hatte Apple das Auto als den dritten wichtigen Platz ausgemacht, an dem man den iPod (!) nutzt. Dieser dient nicht nur als mobiler Player und lässt sich in die Stereoanlage im Wohnzimmer integrieren. Trotz aller Initiativen Apples, Kooperationen mit Autoherstellern und der Etablierung neuer Standards kommt die iPhone-Integration in das Auto nicht so voran, wie man sich das wünschen möchte. Der Grund ist banal: Ein neues Auto kauft man weit seltener als ein neues iPhone und dann ist nicht die Anbindung des Mobilfunkgerätes an das In-Car-System das Hauptkriterium für den Kauf. Unsere Familienkutsche etwa ist Baujahr 2008. Die Konstruktion erfolgte wohl irgendwann in den Jahren 2003 bis 2007. Immerhin gibt es Zubehör, das man sich nachträglich für viel Geld einbauen lassen kann: Im wesentlichen ein Kabel mit Dock-Anschluss (!), was iPod oder iPhone mit der integrierten Stereoanlage verbindet. Diese wartet zwar mit einem recht anständigen Radio und einem CD-Player auf, aber nicht mit USB, nicht mit Bluetooth, nicht einmal mit einem Aux-Eingang. An sich müsste dann ja ein neues Auto her oder wenigstens ein aktuelles Radio, das sprengt aber die Urlaubskasse.
Um nun aber auf langen Fahrten nicht auf das Radio angewiesen zu sein – die Hauptsender mit dem Verkehrsfunk spielen alle das gleiche Programm – bestehen Alternativen, die eigene Musik auf die Lautsprecher zu bringen. Zwei erfordern ein wenig Zubehör, die dritte ein wenig Vorbereitung. Vor- und Nachteile haben sie alle.
Methode 1: Funky Music über UKW-Funk
Lange bevor Apple Fahrzeugbauer auf die Integration in die Autostereoanlage angesprochen hatte, kamen Peripheriehersteller auf die Idee, das Musiksignal des iPod per UKW-Funk an das Autoradio zu schicken. Kleine, kompakte Geräte für den Dock-Anschluss oder Kopfhörerausgang sind schon für wenig Geld zu haben , die Tonqualität ist für eine laute Autofahrt mehr als ausreichend. Technisch bedingt sind dabei Geräte für den Dock-Ausgang oder die Lightning-Buchse in Sachen Soundqualität im Vorteil, in unserem Wagen würden wir aber keinen Unterschied hören. Aber Vorsicht: Was in der Stadt noch gut funktioniert, wenn man etwa den Sender auf eine Frequenz am Rande des vom Autoradio empfangbaren Spektrums einstellt, kann unterwegs schon bald versagen. Immer mehr Frequenzen sind von leistungsstarken Sendern belegt, die den Empfang vom iPod/iPhone stören oder sogar vollkommen unterbinden. Ständiges Nachjustieren wäre notwendig, dazu bräuchte man aber entweder einen technikaffinen Beifahrer oder alle naslang einen Boxenstop. Je stärker die Senderleistung des Gerätes, desto besser der Empfang, klar. Doch sind mehr als 50 nW Strahlungsleistung nicht erlaubt und derart starke Sender benötigen ständige Stromversorgung, der Akku von iPod oder iPhone reichen nicht aus. Ein taugliches Gerät haben wir vor einiger Zeit getestet: Der Halter des Technaxx FMT-X4000 ist an sich für das iPad gedacht. Nicht jedermanns und jedesbeifahrers Geschmack, ein derartig wuchtiges Gerät in der Windschutzscheibe kleben zu haben. Fazit: Unser Funk-Experiment ist schon kurz hinter der Stadtgrenze gescheitert.
Methode 2: Bluetooth-Lautsprecher
Für das Entertainment in der Ferienwohnung kommt ohnehin ein Akku-betriebener Bluetooth-Lautsprecher mit, in unserem Fall der Token Portable von Speedlink. In Macwelt-Test hatte er noch überzeugt , da saßen wir aber nicht im Auto. Auf dem Schreibtisch gab er einen für seine Größe erstaunlich guten Sound aus, die Gummifüße sorgten für einen stabilen Halt auf der ebenen Fläche. Von ebenen Flächen ist in unserer Reisekutsche aber nichts zu sehen und bei dem Krach in der Karre kann man seine eigene Musik nicht mehr hören. Und wenn sich dann der Verkehrsfunk aus dem ansonsten ausgeschalteten Radio meldet, haben wir die schönste Kakophonie. Wir probieren das mit einem anderen, etwas lauteren Gerät nochmals aus, aber wie bei der Methode mit iPod/iPhone und ansteckbarem FM-Adapter bleibt ein prinzipielles Problem: Irgendwann ist der Akku leer, entweder vom Telefon oder vom Lautsprecher oder von beiden. Bei voller Ladung sollte das allerdings erst nach acht bis neun Stunden der Fall sein, für recht viel längere Fahrten fehlt ohnehin die Lust. Auf eine andere nahe liegende Lösung verzichten wir natürlich: Kopfhörer während der Fahrt sind tabu.
Methode 3: MP3-CD
Bleibt noch eine Methode aus dem vorigen Jahrhundert: Die CD. Mangels CD-Wechsler müssten wir aber pro Streckenabschnitt (auf 1000 Kilometer machen wir drei Pausen und legen zusätzlich noch einen Tankstopp ein) zweimal die CD wechseln mit allen damit verbundenen Risiken. Entweder lenkt man sich beim Suchen vom Fahren ab, oder der Beifahrer legt die völlig falsche Scheibe ein. Immerhin versteht sich die Anlage unseres Gefährts auf das Format MP3-CD. Auf 700 MB passen gut acht Stunden Musik in komprimierter Form, bei den genannten Lärmverhältnissen im Fahrzeug fällt der Qualitätsunterschied zur Audio-CD nicht auf. Diese Methode hat sich in unserem Fall als die beste erwiesen, mit einem Haken: Auf der Rückfahrt streikte wegen zu hoher Innentemperaturen das Slot-in-Laufwerk, die gerade nachgelegte zweite MP3-CD konnte es weder lesen noch auswerfen. Blieb nur noch das Radio, das auf den letzten fünf Stunden der Fahrt in drei Sendegebieten nur vier unterschiedliche Songs kannte. Wie man aus seiner Musikbibliothek auf dem Mac eine MP3-CD erstellt, erklären wir im folgenden Kasten.
MP3-CDs aus der iTunes-Bibliothek erstellen
700 MB passen auf einen handelsüblichen CD-Rohling, was in etwa acht Stunden MP3-Musik bei einer Abtastrate von 192 kBit/s entspricht, genug für die meisten Urlaubsfahrten. Zunächst legen wir in iTunes eine neue Wiedergabeliste “Car Entertainment” an und fügen dieser die zuletzt im iTunes Store oder anderweitig gekauften Alben hinzu.
Damit wir die Titel in MP3s wandeln und auf diese raschen Zugriff erhalten sind noch zwei Vorbereitungen notwendig. Zunächst gilt es, die Importeinstellungen in iTunes anzupassen. Diese finden sich unter den “Einstellungen > Allgemein” hinter der Schaltfläche “Importeinstellungen”. Aber Vorsicht: Nicht nur lassen sich Titel der Bibliothek nun in das Format MP3 überführen, fortan würde auch jede neu importierte CD in MP3 gerippt. Nach dem Umwandeln also die Rückumstellung auf Apple Lossless oder AAC nicht vergessen.
Wir definieren auch gleich eine intelligente Wiedergabeliste, in der wir die MP3s finden. iTunes belässt nämlich die Orignaldateien in der Bibliothek und in unserer Wiedergabeliste “Car Entertainment” und überschreibt unsere hochwertigen Dateien nicht einfach. Für die intelligente Wiedergabeliste genügt an sich das Kriterium “zugefügt am”, wir wollen aber absolut sicher gehen und schreiben auch noch die beim MP3-Import gewählte Abtastrate als Kriterium fest – vielleicht haben wir ja gerade heute noch für unser Car Entertainment ein neues Album aus dem iTunes Store geladen, das wir sonst auch noch im Original in der Liste hätten.
Der Rest geht einfach: Alle Titel der Wiedergabeliste “Car Entertainment” auswählen und über das Kontextmenü den Befehl “MP3-Version erstellen” aufrufen. Das Konvertieren dauert ein paar Minuten. In der Zwischenzeit suchen wir nach den CD-Rohlingen, die seit Jahren irgendwo in einer Ecke gammeln…
Gefunden? Fertig konvertiert? Gut, dann einfach die intelligente Wiedergabeliste MP3 ausgewählt und erneut das Kontextmenü aufgerufen. Darüber lässt sich dann die MP3-CD brennen. Die Wiedergabeliste hatten wir schon bei ihrer Erstellung auf maximal 700 MB eingeschränkt. Anderenfalls würde iTunes bei Überkapazität meckern – und anbieten, die Inhalte gleich auf zwei MP3-CDs aufzuteilen.
Jetzt ist die iTunes-Bibliothek natürlich mit MP3s beladen, die wir auf dem Mac an sich nicht mehr brauchen. Aus der intelligenten Wiedergabeliste lassen sie sich nicht löschen, also bleibt nichts anderes übrig, in die Titelansicht von iTunes zu wechseln. Sortieren wir die Titel nach dem Kriterium “Hinzugefügt”, finden wir schnell die heute erstellten MP3s – weg damit. Erwischen wir versehentlich das heute erst erworbene Album auch noch bei unserer Löschaktion, ist das nicht so schlimm – wir können es jederzeit wieder aus dem iTunes Store laden. Nur aus der intelligenten Wiedergabeliste “Einkäufe” ist es dann verschwunden…