Anders als Microsoft – das in der Zukunft nur noch ein Betriebssystem für alle Endgeräte anbietet – hält Apple eine strikte Grenze zwischen Desktop, Smartphone und Smartwatch. Die Verbindung zwischen den einzelnen Geräteklassen stellen Continuity und Handoff her. Doch reicht das für die Zukunft?
Status Quo: Problemzone Yosemite
Was mit einfachen WLAN-Verbindungsabbrüchen anfing, zieht sich mittlerweile durch die gesamte Netzwerkschicht von OS X hindurch. Anwendungen wie Airdrop, Instant Hotspot und andere, die über das Netzwerk kommunizieren, bereiten Apple enorme Probleme . Versierte Anwender geben dem Systemdienst discoveryd die Schuld und warten vergeblich auf eine Lösung.
WWDC-Vorschau

Neben einem Nachfoger für OS X Yosemite wird die WWDC auch eine neue Fassung des Betriebssystems für iPhone und iPad bringen, iOS 9. Auch Apple Watch und Apple TV werden Updates bekommen , insbesondere dürfte das SDK für das Apple TV interessant werden.
Neben den bekannten und lange andauernden Problemen hat Apple mit dem neuen Macbook ein neues Mitglied in der Produktfamilie, welches einen weitaus schwächeren Prozessor besitzt. Das neue OS X muss also auch Ressourcen-sparender arbeiten als bisher. Durch das Wegfallen fast aller Schnittstellen trifft ein Netzwerkproblem Besitzer eines neuen Macbook besonders hart, da es zu WLAN-keine Alternative mehr gibt.
Apple und das Internet
Google Chrome ist mit großem Abstand Marktführer vor dem zweitplatzierten Firefox. Microsoft hat mit Edge einen komplett überarbeiteten Internet Explorer vorgestellt. Apples Safari wirkt solide, hinkt jedoch vor allem bei Erweiterungen hinterher. Daneben gilt es eine Vielzahl von Anwendungen zu warten und weiter zu verbessern.
Mit iCloud Drive hat man nach jahrelanger Zurückhaltung einen auf den ersten Blick ebenbürtigen Konkurrenten zu Dropbox, Google Drive und Co. etabliert. Auf den zweiten Blick jedoch fehlen Funktionen wie das Wiederherstellen gelöschter Dateien und differenziertes Synchronisieren von Ordnern.

Daneben sind Pages, Numbers und Keynote immer noch im Beta-Status. Apple Maps integriert bislang noch keine öffentlichen Verkehrsmittel. Mit Fotos sind seit dem Update auf 10.10.3 endlich auch alle Bilder in der iCloud , jedoch besteht keine Möglichkeit selektiv Alben zu synchronisieren und die restlichen Bilder, ähnlich wie bei iTunes Match, nur zu streamen, also nur bei Bedarf zu laden.
Diese Rolle spielt das iPad Pro
Gerüchte um ein baldiges iPad Pro reißen nicht ab, manche spekulieren, dass vielleicht sogar OS X darauf installiert sein könnte. Wahrscheinlich ist eine aufgebohrte iOS-Version. OS X ist wahrlich nicht für die Fingereingabe bestimmt, und halbgare Lösungen ist man vom Unternehmen aus Cupertino nicht gewohnt.
Baustelle iCloud Drive
Bei immer kleiner werdenden Computern und mit dem Zusammenarbeiten von Mobil und Stationär, ist eine serverseitige Speicherlösung ein Muss. Kaum zu glauben, dass Apple, die mit der iDisk damals Vorreiter waren, so lange auf sich hat warten lassen. iCloud Drive ist aber bei weitem noch kein Ersatz für Google Drive oder Dropbox.
Funktionen wie das Teilen von Dokumenten, Gastzugriffe oder das Wiederherstellen von gelöschten Dateien fehlen. Seit dem letzten Yosemite-Update klappt zwar das Synchronisieren besser, aber blind vertrauen will man dem Dienst immer noch nicht so recht.
Steve Jobs Bestreben, alle Anwendungen wie ein E-Mail-Programm zu behandeln und das Dateisystem vor dem Nutzer zu verstecken, klappt bislang in iCloud nicht, und wurde durch das Hinzufügen des iCloud-Drive-Symbols im Finder wohl endgültig ad acta gelegt. Bemerkbar macht sich das durch die selbst erstellten Ordner von Anwendungen, und die Möglichkeit Unterordner anlegen zu können.
Streaming-Dienst oder iTunes Match
Neben dem iCloud Drive macht sich auch innerhalb der Musik-Software ein Zwiespalt bemerkbar. Schafft Apple iTunes Match im Zuge des Beats-Deals ab, oder vermischt man die neue Funktionalität gekonnt mit der bestehenden Anwendung?
Die WWDC dürfte hier noch keine Antwort geben können. iTunes hat bereits mit dem letzten Update einen kleinen Neuanstrich verpasst bekommen, und wird wohl erst Ende dieses Jahres für den bevorstehenden Musik-Streaming-Dienst aufgefrischt.
Apple Maps
Der Konkurrent zu Google Maps hinkt bei einer Vielzahl an Funktionen hinterher. Beachtlich ist aber die Schnelligkeit, mit der Apple die eigene Kartenanwendung auf die Beine gestellt und erweitert hat. Was noch fehlt, sind die Integration von öffentlichen Nahverkehrsmitteln und eine Ansicht für den Browser.
Firmen können schon länger Details über das eigene Unternehmen direkt bei Apple hinterlegen. Das Programm Maps Connect war ein erster Schritt. Weitere müssen folgen. Dass Apple intensiv an seinem Kartendienst arbeitet, zeigt nicht zuletzt die Übernahme des GPS-Spezialisten Coherent Navigation .
Siri und Spotlight
Zwei intelligente Helfer, die Apple sukzessiv erweitert, sind Siri und die Spotlight-Suche. Beide Dienste greifen seit der letzten Aktualisierung auf mehr Dienste zurück und zeigen somit einen verbesserten und besser angepassten Inhalt für den Verbraucher an.
Ob Apple ähnlich wie schon Google Now nun Spotlight als intelligenten Assistenten platziert, ist ausgesprochen fraglich. Einzelne Verbesserungen und mehr Dienste scheinen an dieser Stelle der nächste, logische Schritt zu sein. Siri hingegen steht der Schritt zu OS X noch bevor und dürfte eine der prominentesten Neuerungen in der Zukunft sein.
Vergessene Anwendungen
Neben Pages, Numbers und Keynote, die sich online immer noch im Beta-Status befinden, hegt die Anwendung „Erinnerungen“ ein Nischendasein. Auf neue Funktionen wartet man vergebens und das wird wohl auch so bleiben. Die ToDo-Apps der Dritthersteller haben einen guten Ruf. Unnötige Feinde wird sich Apple hier wohl kaum machen wollen.

Fraglich ist auch was weiterhin mit dem Dashboard passiert. Wird es nun komplett abgeschafft und dafür das Notification Center weiter ausgebaut? Mit diesem Zug steht also die wohl schwerwiegendste Neuerung bevor.
Etiketten für Mails
In Google Mail gehören die so genannten Tags seit jeher zur Grundausstattung. E-Mails in Ordner zu verschieben, ist aber immer noch der Standard bei Apples E-Mail-Lösung
Der erste Schritt wurde im letzten Jahr im Finder gegangen. Die Etikettenfunktion wurde aufgebohrt und kann prominent im Finder platziert werden. Logisch nur, dass Apple diese Funktionalität nun auch an Mail weiterreicht und sich somit das Ordnen von E-Mails enorm vereinfacht.
Unter der Haube
Apple hat bereits im letzten Jahr nur marginale Änderungen an OS X und iOS angekündigt. Mit der Einführung der Apple Watch muss darüber hinaus ein komplett neues Betriebssystem auf die Beine gestellt und verbessert werden. Auch auf der Kernel-Ebene hat Apple mit Sicherheit einiges zu tun.
Die bereits angesprochenen Netzwerkschwächen bereiten vielen Nutzern große Probleme, und so langsam verliert man den Glauben an einen problemlosen Ablauf unter Apple-Produkten. Beim nächsten OS X geht es wohl an erster Stelle darum, auszumisten, Funktionen zu verbessern und Probleme zu beseitigen.
Der Name des Systems
Seit OS X 10.9 benennt Apple seine Mac-Betriebssysteme nicht mehr nach Großkatzen, sondern nach Sehenswürdigkeiten in Kalifornien. Der Surfstrand Mavericks bei San Francisco machte den Anfang, es folgte das Gebirge im Yosemite-Nationalpark. Schon vor einem Jahr machte der Codename Napa Valley die Runde, auch Golden Gate oder Lake Tahoe schienen möglich. Vermutlich wird Apple mit der Namensgebung überraschen wollen und Kalifornien ist groß. Nach den Bergen könnte aber wieder die Küste zu Ehren kommen, wie wäre es mit Malibu?