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Wir haben uns angesehen, wie der neue Stromsparmodus funktioniert und warum iOS 9 so viel Speicherplatz einspart.
Von Karl Gauss
Macwelt
Image: Fotolia / Warren Goldswain
Die vielleicht beste Nachricht der Keynote für iPad- und iPhone-Nutzer: iOS 9 sorgt für mehr Platz auf unseren Geräten! Apple hat sich einige Techniken einfallen lassen, die für weniger Speicherbedarf der Apps auf unseren iPhones und iPads sorgen.
Nur das Nötigste
Apple will mit iOS an gleich mehreren Stellen Platz schaffen und effizienter vorgehen. So sollen für das Update auf iOS 9 nur 1,9 Gigabyte freier Speicherplatz nötig sein. Statt 4,9 GB, die noch nötig waren, um auf iOS 8 zu aktualisieren. Während der Keynote wurde diese Angabe oft so interpretiert, dass die gesamte Systeminstallation von iOS 9 nur 1,9 GB Platz benötigt. Das ist nicht bestätigt, auch wenn iOS 9 möglicherweise tatsächlich deutlich schlanker wird als iOS 8.
Mit Slicing landen auf iOS-Geräten mit unterschiedlicher Speicher-Kapazität unterschiedlich große App-Varianten.
Stattdessen will Apple den Installationsprozess einfacher machen, so dass deutlich weniger Speicher frei sein muss, um überhaupt aktualisieren zu können. Dies will Apple dadurch erreichen, dass die Installation anders funktioniert. Bisher hat iOS (wie auch bei App-Updates) zunächst eine Installationsdatei heruntergeladen, diese dann entpackt und installiert, die Installationsdatei anschließend gelöscht. Dies hat dazu geführt, dass mindestens der doppelte Speicherplatz der eigentlichen Updategröße frei sein musste. Das Update auf iOS 9 soll dagegen eher als “Stream” heruntergeladen werden, wie Apple es nennt.
Passbook wird zu Wallet
Die Android-Gemeinde wird wohl gleich meckern, Apple habe den Namen bei Google geklaut. Doch die neue Apps auf dem iPhone und iPad ist eine Erweiterung von Passbook. Neben den Kredit- und EC-Katen lassen sich hier die Kunden-Karten der einzelnen Anbieter speichern. So lassen sich die Ermäßigungsaktionen direkt vor Ort aktivieren. Apple Pay darf natürlich auch nicht fehlen. Passbook mit iOS 6
Auch Notizen erhalten mit iOS 9 den frischen Anstrich. Wie auch in OS X El Capitan kann der Nutzer hier die Texte formatieren, Listen einfügen, Bilder bringen.
Die Formatierungsmöglichkeiten in neuen Notizen erinnern etwas an die Pages-Apps. Sie sind jedoch an die wichtigsten wie Kursiv, Fett-Formatierung, Listen etc. beschränkt. Mit iOS 9 wird Notizen zu Pages Lite. Man kann sich nur fragen, warum Apple die gleichen Funktionen in unterschiedlichen Apps anbietet.
Nach einem desaströsen Start von Apple Maps mit iOS 6 hat Apple hier kontinuierlich nachgebessert und den Dienst ausgebaut. Mit iOS 9 kommt eine der lang erwarteten Funktionen. Google Maps lässt Apple Karten noch schlechter aussehen
Die Anbieter der ÖVM-Apps werden wohl nun hart gegen Apple kämpfen müssen. Die neue Karten-Apps bringt alle essentiellen Funktionen für einen Pendler: An einem Standort werden die nächsten Haltestellen ermittelt; die möglichen Verbindungen mit Bus, U-Bahn, S-Bahn zeigt die App auch an; Apple berechnet auch die Gehzeiten bis zu der nächsten Haltestelle.
Eine coole Neuerung und bisher in keiner herkömmlichen ÖVM-App gesehen ist die eingebaute Untergrundssystem als eine zusätzliche Schicht in den Karten. Der Gedanke dahinter ist dem Nutzer von seinem Standort den schellstmöglichen Weg zu der Station anzubieten. Dies funktioniert nur, wenn der Dienst weiß, wo die nächste Fahrtreppe, wo der nächste Eingang ist. Der nächste logische Schritt hier wäre, für die behinderten Menschen die passende Route auf Maps anzuzeigen und ihnen nur rollstuhlgerechte Wege zum Bus oder zur U-Bahn anzubieten.
Verbindungen in Apple Katen kommen auch nach Berlin
Unter den deutschen Städten darf Berlin als erstes die Verbindungen mit Apple Karten ausprobieren. Noch vor zwei Wochen hat die Pressesprecherin der Berliner Verkehrsbetrieben Petra Reez gegenüber der Kollegen von iFun die Kooperation mit Apple dementiert. Laut der IT-Abteilung des Unternehmens gäbe es keine Integration der BVG-Daten mit Apples Diensten. BVG dementiert Kooperation mit Apple
Waren die bisher vorgestellten Apps eine Weiterentwicklung, mit der News-App kommt eine komplett Unbekannte auf das iPhone. Die News soll einen von Nutzer zusammengestellten News-Feed darstellen und anhand dessen Interessen neue Inhalte vorschlagen.
Der Name sagt eigentlich schon allen: Die News-App bringt aktuelle Nachrichten, im angepassten Layout auf das iPhone oder das iPad. Derzeit sind einige große Magazine wie The Economist, Wired, Time, Vogue, The Verge verfügbar.
Die Flipboard-Entwickler sind heute nicht sonderlich glücklich: Die neue App von Apple wiederholt alle wichtigen Features des digitalen Magazins. Es ist auch sicher, dass Apple mit den großen und kleinen Verlagen ganz andere Verhandlungschancen als ein selbstständiger Entwickler hat. Erfahrungsgemäß werden die eigenen Apple Apps mit der iOS vorinstalliert und lassen sich nicht löschen, so hat die News-Apps von Anfang an eine riesige Installationsbasis aller iPhone- und iPad-Nutzer.
Apple wird mit der News-Apps nicht nur Flipboard, sondern auch Google zum Konkurrenz: Denn bevor ein Nutzer nach Neuigkeiten sucht, lässt er gleich einen smarten Feed anlegen und die Nachrichten empfehlen lassen. Bei dem Empfehlungsalgorythmus muss auch eine andere Neuerung von Apple mitspielen: Applebot. Der Crawler von Apple wurde vor genau einem Monat vorgestellt und soll ähnlich wie Googlebot das Internet nach Inhalten durchforsten. Applebot durchforstet das Internet
Diese App hat Apple auf der Keynote nicht gezeigt, sie wird mit iOS 9 mit installiert: iCloud Drive ist nun auf dem iPhone und wird wohl die Funktionen ihres Desktop-Counterparts wiederholen. iCloud Drive als App versteckt sich in iOS 9.
Besonders interessant in Sachen Speicherdiät: Mit iOS 9 will Apple weg von der klassischen App-Binary, die alle Dateien für alle iOS-Geräte enthält. Bisher haben App-Entwickler eine einzige Datei in den iTunes Store hochgeladen: eine von Xcode kompilierte .ipa-Datei. Diese enthielt alle Dateien und Assets, die für alle iOS-Geräte nötig sind: die Oberflächen für verschiedene iPhone- und iPad-Modelle, bei Spielen oft auch Texturen in unterschiedlichen Auflösungen und inzwischen gibt es sogar 32- und 64-Bit Versionen der App in einem. Dies alles hat in den vergangen Jahren dazu geführt, dass Apps immer größer wurden.
Dies alles will Apple in Zukunft ändern : Geräte sollen nur noch die Dateien installieren, die für dieses Gerät passen und nötig sind. Das bedeutet, ein 32-Bit-iPad lädt sich nur die Bestandteile des Pakets herunter, die dafür nötig sind und ignoriert alles weitere. “App Slicing” nennt Apple dies. Die Entwickler laden stattdessen ein Archiv in den App Store, das dort automatisch kompiliert wird. Der App Store kümmert sich darum, die passende Unterversion der App an das Gerät auszuliefern (siehe Bild oben).
Inhalte on demand: Eine App kann Dateien und App-Funktionen erst bei Bedarf herunterladen. Das hält App-Installationen klein.
Dazu gibt es eine neue Technik , mit der Apps sogar noch weiter zerhäckselt werden können. Über “On-demand Ressourcen”. Dies bedeutet, dass Entwickler ihre App segmentieren können. Inhalte werden erst dann aus dem App Store geladen, wenn der Nutzer sie benötigt. Dies können spätere Level in einem Spiel sein oder auch Bilder einer bisher nicht genutzten Unterkategorie in einer App. Ein weiteres Beispiel sind In-App-Käufe. Der Entwickler kann seine App so einrichten, dass die Inhalte eines In-App-Kaufes erst dann geladen werden, wenn der Nutzer diesen freischaltet.
Die On-demand-Ressourcen erlauben gleichzeitig mehr Komplexität, eine App kann potenziell mehr Inhalt bieten und dennoch ein schlanker Erstdownload bleiben. Einziger möglicher Haken: Die bei der Installation noch schlanke App wächst mit der Zeit immer mehr an und belegt mehr Speicher und benötigt immer wieder eine Internetverbindung. Nutzer werden sich an dieses Verhalten gewöhnen müssen. Dies alles funktioniert unter iOS 9 nicht automatisch, sondern der App-Entwickler muss diese entsprechenden Inhalte manuell markieren und gruppieren.
Fazit
Die neuen App-Wege, die Apple ab iOS 9 gehen will, klingen sehr viel versprechend. Updates, die nicht für Nutzer unverständlich viel freien Speicherplatz benötigen und Apps, die nicht mehr alle Ressourcen für alle Apple-Geräte enthalten, sind ein großer Fortschritt. Das lässt uns mehr von unserem teuer erkauften Speicherplatz für die Inhalte, die wir wirklich haben wollen. Auch das Herunterladen von benötigten Inhalten “On demand” klingt in der Theorie gut. Ob man damit aber nicht doch immer wieder mal vor eine virtuelle Wand läuft, weil man im Urlaub feststellt, dass beispielsweise der Großteil eines Spieles noch gar nicht installiert, muss er die Praxis zeigen.